Rheuma | Krankheitslexikon

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (31 Bewertungen, Durchschnitt: 4,03 Sterne von 5)
Rheuma | Krankheitslexikon

Fotocredit: contrastwerkstatt + Patrick Hermans | Fotolia

Die Bezeichnung Rheuma stammt aus dem Griechischen und bedeutet “fließender” oder “ziehender Schmerz”. Heute versteht man unter Rheuma alle Krankheiten des Bewegungsapparates, die nicht durch eine Verletzung oder durch tumoröse Veränderungen hervorgerufen werden.


Eine einheitlich definierbare Krankheit Rheuma gibt es also nicht. Unter den Oberbegriff Rheuma fallen rund 400 Erkrankungen, die teilweise sehr ähnlich, in Ursache, Symptome und Verlauf aber auch sehr unterschiedlich sein können.

Wichtigste Formen von rheumatischen Beschwerden

  • Gelenkerkrankungen durch Verschleiß (Arthrosen): z.B. Kniegelenkverschleiß
  • Gelenkerkrankungen durch Entzündungen (Arthritis): z.B. chronische Polyarthritis, Morbus Becherow
  • Erkrankungen der Weichteile: damit sind u. a. Sehnen, Unterhautgewebe und Muskeln gemeint
  • rheumatische Beschwerden als Begleiterscheinungen anderer Krankheiten: z.B. Gicht

Rheumatische Beschwerden, die auf den Verschleiß von Gelenken oder Erkrankungen der Weichteile zurückzuführen sind, treten am häufigsten auf.

Seltener sind chronische Entzündungserkrankungen, wie z. B. die chronische Polyarthritis: Darunter versteht man eine lang anhaltende Entzündung mehrerer Gelenke. Rheumatische Erkrankungen beschränken sich jedoch nicht nur auf den Bewegungsapparat. Rheumatische Bindegewebsentzündungen können in allen Organen auftreten, so zum Beispiel als

  • Augenentzündungen (u. a. in der Regenbogenhaut oder der Lederhaut)
  • Rippenfellentzündungen
  • Herzbeutel-, Herzklappen- oder Herzmuskelentzündungen
  • Nierenentzündungen
  • Darmentzündungen
  • Gefäßentzündungen
  • Nervenentzündungen
  • Gehirnentzündungen

Rheumatische Beschwerden, an denen Organe beteiligt sind, sind zum Teil lebensgefährlich und müssen sofort richtig erkannt und therapiert werden. Dazu stehen moderne Medikamente und Therapieverfahren zur Verfügung. Die Krankheit tritt jedoch nicht nur bei alten Menschen auf. Oft erkranken bereits Kleinkinder an der gefährlichen Form, bei der innere Organe befallen sind.

Ursachen

So unterschiedlich die Formen von Rheumatismus, so unterschiedlich sind auch die Ursachen der Beschwerden.

  • Verschleißerscheinungen von Gelenken sind vielfach eine natürliche Begleiterscheinung des Alterungsprozesses. Bei zusätzlichen Schädigungen können Schmerzen entstehen und Entzündungen ausgelöst werden. Dadurch wird aus der natürlichen Abnützungserscheinung eine Krankheit (Arthrose).
  • Die Ursache von Gelenkentzündungen (Arthritiden) ist weitgehend unklar. Fest steht lediglich, dass dabei Störungen in der Kontrolle des körpereigenen Immunsystems und in der Entzündungsreaktion eine Rolle spielen. Die Krankheit kann auch schon bei jungen Menschen auftreten. Chronische Arthritiden scheinen genetisch bedingt zu sein: Denn es gibt Familien, in denen die Krankheit im Verlauf der Generationen gehäuft vorkommt.

Symptome

Charakteristisch für viele rheumatische Erkrankungen ist der typische Schmerz, der vor allem in Ruhe auftritt und so die Nachtruhe erheblich stören kann. Durch Bewegung bessert er sich. Typisch ist auch eine ausgeprägte und länger anhaltende Morgensteifigkeit.

Sind Gelenke betroffen, kommt es oft zu Schwellungen bis hin zum Gelenkerguss. Oft werden diese Symptome anfangs fehlgedeutet, zum Beispiel als Miniskusproblem, unbemerkte Verletzungen, Überlastung oder als Folge des Liegens auf einer schlechten Bettmatratze.

Weiters weisen manche rheumatische Erkrankungen Symptome auf, die sie nur schwer auch als eine solche erkennen lassen. Dazu zählen anfängliche Beschwerden wie Fieber, unklare Erkrankungen innerer Organe, ein allgemeines Krankheitsgefühl mit grippeähnlichen Symptomen (Kopfschmerzen, Sehstörungen).

Im Extremfall beginnt die Krankheit mit gefährlichen Beschwerden, wie zum Beispiel Herz-, Lungen- oder Darminfarkten, Schlaganfällen oder schweren Durchblutungsstörungen.

Diagnose von Rheuma

Die Diagnose von Rheuma kann schwierig sein, da es viele verschiedene Arten von Rheuma gibt und die Symptome oft unspezifisch sind und auch andere Erkrankungen verursachen können. Es gibt jedoch verschiedene Tests und Verfahren, die ein Arzt verwenden kann, um eine Diagnose zu stellen. Einige der häufigsten Diagnosetests sind:

  • Körperliche Untersuchung: Ein Arzt wird eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen, um Anzeichen von Entzündungen, Schwellungen, Steifheit und Schmerzen in den betroffenen Gelenken und Muskeln zu erkennen.
  • Bluttests: Bluttests können verwendet werden, um Anzeichen von Entzündungen, Autoimmunreaktionen und anderen Erkrankungen im Körper zu erkennen, die mit Rheuma in Verbindung stehen können.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, CT-Scans, MRTs und Ultraschall können verwendet werden, um Anzeichen von Gelenkschäden oder Entzündungen zu erkennen.
  • Gelenkpunktion: Eine Gelenkpunktion kann durchgeführt werden, um Flüssigkeit aus einem betroffenen Gelenk zu entnehmen und auf Anzeichen von Entzündungen oder anderen Problemen zu testen.
  • Biopsie: Eine Biopsie kann durchgeführt werden, um eine Gewebeprobe aus einem betroffenen Bereich zu entnehmen und auf Anzeichen von Entzündungen oder anderen Problemen zu testen.

Die Diagnose von Rheuma erfordert oft eine enge Zusammenarbeit zwischen einem Rheumatologen und anderen Fachärzten, um eine genaue Diagnose zu stellen und eine wirksame Behandlung zu planen.

Verlauf von Rheuma

Es gibt keinen typischen Verlauf von Rheuma, da es viele verschiedene Arten von Rheuma gibt und jeder Patient unterschiedliche Symptome und Schweregrade erfahren kann. Die Symptome von Rheuma können von mild bis schwer variieren und können sich im Laufe der Zeit ändern oder sich sogar verbessern.

Bei einigen Arten von Rheuma, wie zum Beispiel rheumatoider Arthritis, können die Symptome schleichend beginnen und allmählich schlimmer werden. In anderen Fällen, wie zum Beispiel bei der juvenilen idiopathischen Arthritis, können die Symptome plötzlich und schwerwiegend auftreten.

Der Verlauf von Rheuma kann auch durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, einschließlich der Art des Rheumas, des Alters des Patienten, des Schweregrads der Erkrankung, des Ansprechens auf Behandlungen und des Lebensstils des Patienten.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Rheuma kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Es ist wichtig, regelmäßige Untersuchungen durchzuführen, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und die Behandlung anzupassen, wenn nötig.

Therapie

Bei der modernen Rheumabehandlung werden verschiedene Methoden miteinander kombiniert. Dabei muss für die unterschiedlichen Krankheitsbilder die jeweils richtige Mischung von Therapiemöglickeiten gefunden werden. Die wichtigsten Elemente der Rheumatherapie:

  • Medikamentöse Behandlung: Zu unterscheiden sind mehrere Arzneigruppen: Cortison, cortisonfreie Entzündungshemmer, langwirksame Antirheumatika (sog. “Basismedikamente”), Schmerzmittel. Daneben werden in letzter Zeit verstärkt biologische Medikamente eingesetzt. Diese Substanzen zielen darauf ab, die chronischen Entzündungsprozesse durch einen gezielten Eingriff in Prozesse des Immunsystems zu bekämpfen. Dabei handelt es sich um gentechnisch hergestellte High-Tech-Präparate, die nichts mit naturheilkundlichen Therapieformen zu tun haben.
  • Die Wahl der Medikamente und Behandlungen für Rheuma hängt von der Art des Rheumas und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Es gibt jedoch bestimmte Medikamente und Behandlungen, die häufig zur Behandlung von Rheuma eingesetzt werden:

    Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs): Diese Medikamente können Schmerzen und Entzündungen lindern, indem sie die Produktion von Prostaglandinen hemmen. Beispiele sind Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac.
    Steroide: Steroide wie Prednison können Entzündungen und Schmerzen lindern, indem sie das Immunsystem unterdrücken. Sie werden normalerweise kurzfristig eingesetzt, um Schübe von Rheuma zu behandeln.
    Disease-Modifying Antirheumatic Drugs (DMARDs): DMARDs wie Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid können das Fortschreiten von Rheuma verlangsamen und Schmerzen und Entzündungen lindern, indem sie das Immunsystem modulieren.
    Biologika: Biologika wie TNF-alpha-Hemmer, Interleukin-Inhibitoren und B-Zell-Inhibitoren können das Immunsystem gezielt modulieren, um Entzündungen und Schmerzen bei Rheuma zu lindern.

  • Krankengymnastik: Sie kann auch in Gruppen durchgeführt werden. Oft werden Erfolge auch durch Bewegungsbäder erzielt.
  • Physikalische Therapie: Dabei kommen u. a. Behandlungen mit Wärme oder Kälte, Massagen oder elektotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz. Zweck ist es, die Beweglichkeit und Kraft der betroffenen Gelenke und Muskeln zu verbessern und die Schmerzen zu lindern.
  • Ergotherapie bzw. funktionelle Therapie: Dazu zählt z. B. Gelenkschutztraining. Bei dieser Therapieform geht es um die Anpassung des Patienten an die Anforderungen in der alltäglichen Lebensführung.
  • Psychologische Maßnahmen: psychologische Schmerzbewältigung, Entspannungstraining, seelische Unterstützung und Betreuung
  • Operative Therapie: Dazu zählen Korrekturoperationen bei Gelenkfehlstellungen. Oft müssen dabei auch Ersatzgelenke zum Einsatz gebracht werden.
  • Rehabilitation: Durch sie soll eine Wiedereingliederung des Patienten in ein möglichst normales Leben trotz Beschwerden erreicht werden.

Rheuma und Arthritis

Rheuma und Arthritis sind nicht dasselbe, obwohl sie oft miteinander in Verbindung gebracht werden.

Rheuma ist ein Begriff, der eine Vielzahl von Erkrankungen umfasst, die mit Entzündungen und Schmerzen in den Gelenken, Muskeln und Knochen einhergehen können. Es ist eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen, wie beispielsweise rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Sklerodermie und Psoriasis-Arthritis.

Arthritis bezieht sich speziell auf eine Entzündung der Gelenke, die Schmerzen, Steifheit und Schwellungen verursachen kann. Es gibt verschiedene Arten von Arthritis, darunter rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, Gicht und reaktive Arthritis.

Obwohl Arthritis ein Symptom von Rheuma sein kann, ist nicht jeder Fall von Arthritis mit Rheuma assoziiert. Umgekehrt kann Rheuma auch andere Symptome als Arthritis haben, wie zum Beispiel Muskelschmerzen oder Entzündungen der Organe.

Es ist wichtig zu beachten, dass sowohl Rheuma als auch Arthritis komplexe Erkrankungen sind, die von vielen Faktoren beeinflusst werden können, einschließlich Genetik, Umwelt und Lebensstil.

Informationsstellen:

Rheumaring – Kärntner SHG:
Kontaktperson: Helga Flaggl
Tel.: 0660/12 74 715

SHG – für Eltern rheumakranker Kinder:
A-1100 Wien, Schrankenberggasse 31
Tel.: 01/601 13-242

SHG für Eltern rheumakranker Kinder:
c/o LKA Salzburg, Kinderspital/Rheuma-Ambulanz
A-5020 Salzburg, Müllner Hauptstraße 48
Tel.: 0662/4482-0

——

Quellen:

¹ Was ist Rheuma (Deutsche Rheuma Liga)
² Rheumatoid Arthritis Treatment Options (Johns Hopkins Arthritis Center)

[Verfasst 10/2009, Update: 02/2023]

--------------------------

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Was ist Rheumatologie?
– Rheuma hat viele (erstaunliche) Auslöser
– Gesundheitspolitik ignoriert rheumatische Erkrankungen
– Rheumatische Erkrankungen
– Sjörgren Syndrom | Krankheitslexikon
– Blutegeltherapie als alternative Heilmethode bei Rheuma
– Thermalwasser Heilwirkung bei Rheuma
– Arthritis: neue Medikamente zur Behandlung
– umfangreiche Linksammlung zum Thema Rheuma

Das könnte Sie auch interessieren …