Akupunktur: feine Nadeln, starke Wirkung

Akupunktur – Artikelübersicht:
- Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkung
- Methoden der Akupunktur
- Schmerzempfinden und Behandlung bei Kindern
- Hilfreich bei Kopfschmerzen
- Muskel-, Gelenk- und Rückenschmerzen
- Nadeln gegen Übelkeit und Erbrechen
- Zahnschmerzen
- Kostenübernahme durch gesetzliche bzw. private Versicherungen
- Risiken, Nebenwirkungen und Kontraindikationen
- Fazit
Akupunktur ist weit mehr als ein alternativer Trend: Studien belegen ihre Wirkung bei Migräne, Rückenschmerzen und Übelkeit. Wie Nadeln gezielt helfen.
Akupunktur ist die bekannteste Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Immer mehr Arztpraxen bieten das “Nadelsetzen” an. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die Akupunktur inzwischen für 40 verschiedene Krankheitszustände.
Die Reizung von Akupunkturpunkten ist wohl die älteste und am weitesten verbreitete Heilmethode der Welt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf Akupunkturpunkte einzuwirken.
Sticht man Nadeln in sie ein, so bezeichnet man dies als Akupunktur, außerdem kann man sie auch durch Wärme (Moxibustion), Ultraschall, Strom (Elektroakupunktur), Laserstrahlen (Laserakupunktur) oder auch durch Druck mit dem Finger oder mit einem Stift ( Akupressur) reizen.
Manche Menschen erschrecken bei dem Gedanken, dass Nadeln in ihre Haut eingestochen werden sollen. Üblicherweise verwenden die meisten Akupunkturärzte aber sehr feine Nadeln, daher ist eine Akupunkturbehandlung gut zu ertragen.
Der geringe Schmerz beim Einstich einer Akupunkturnadel ist vergleichsweise viel schwächer als derjenige, wenn der Arzt eine Spritze gibt. Auch Kinder ab ca. 8 Jahren können mit Akupunktur behandelt werden. Dafür verwendet man spezielle, ganz besonders dünne Nadeln. Bei noch jüngeren Kindern kommt der völlig schmerzfreie Akupunkturlaser zum Einsatz.
Wissenschaftliche Grundlagen und Wirkung
Wissenschaftliche Studien bestätigen erneut die praktische Erfahrung: Die kleinen Stiche wirken bei Migräne ähnlich gut wie Medikamente, sie lindern Rücken- und Zahnschmerzen und helfen gegen Übelkeit.
Keine andere alternative Heilmethode ist so gut wissenschaftlich untersucht wie die Akupunktur. Vor allem gegen viele Arten von Schmerz ist ihr Nutzen belegt: In manchen Bereichen wirkt Akupunktur gleichwertig oder sogar besser als gängige Medikamente und hat dabei deutlich weniger Nebenwirkungen.
Vor allem gegen viele Arten von Schmerz ist ihr Nutzen belegt: In einigen Bereichen wirkt die Klassische Akupunktur sogar besser als die gängigen Medikamente und hat dabei weniger Nebenwirkungen.
Allerdings weisen moderne Metaanalysen auch auf methodische Schwierigkeiten hin: Der sogenannte Placeboeffekt spielt bei Nadeln eine wichtige Rolle. Dennoch sehen viele Leitlinien Akupunktur als sinnvolle Ergänzung zu konventionellen Therapien.
Methoden der Akupunktur
Die Reizung von Akupunkturpunkten ist eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Heilmöglichkeiten weltweit. Neben klassischer Nadelakupunktur gibt es weitere Verfahren:
- Moxibustion (Wärmebehandlung mit glimmendem Beifußkraut)
- Elektroakupunktur (Stimulation durch Strom)
- Laserakupunktur (schmerzfreie Lichtimpulse)
- Akupressur (Druck mit Finger oder Stift)
Welche Methode gewählt wird, hängt von der Indikation und den individuellen Bedürfnissen ab. Für viele Patienten ist die klassische Nadelakupunktur jedoch weiterhin die Standardanwendung.
Schmerzempfinden und Behandlung bei Kindern
Manche Menschen erschrecken bei dem Gedanken, dass Nadeln in ihre Haut eingestochen werden. Doch die meisten Akupunkturärzte verwenden extrem feine Nadeln. Der Einstichschmerz ist gering und deutlich schwächer als bei einer Spritze.
Auch Kinder ab etwa 8 Jahren können behandelt werden – hier kommen besonders dünne Nadeln zum Einsatz. Für kleinere Kinder eignet sich die völlig schmerzfreie Laserakupunktur.
Hilfreich bei Kopfschmerzen
Akupunktur wirkt sowohl bei Migräne als auch bei chronischen Spannungskopfschmerzen. In klinischen Studien zeigte sich, dass die Behandlung die Zahl der Kopfschmerztage deutlich reduziert.
Üblicherweise umfasst eine Serie 10 bis 15 Sitzungen, ein- bis zweimal pro Woche. Medikamente können dadurch reduziert oder ganz abgesetzt werden. Die Wirkung hält oft Wochen bis Monate nach Abschluss der Therapie an.
Muskel-, Gelenk- und Rückenschmerzen
Besonders bei Arthrose des Kniegelenks und chronischen Rückenschmerzen liegen robuste Studienergebnisse vor. So zeigte eine Untersuchung der Charité Berlin und der TU München, dass echte Akupunktur der sogenannten Minimal-Akupunktur klar überlegen ist.
Auch bei Lendenwirbelsäulenbeschwerden ist Akupunktur teilweise wirksamer als Medikamente. Bei Nackenschmerzen sind die Daten widersprüchlich. Bei Tennisellenbogen oder Fibromyalgie kann Akupunktur jedoch spürbare Linderung verschaffen. Bei rheumatischen Erkrankungen sind die bisherigen Daten dagegen unzureichend.
Nadeln gegen Übelkeit und Erbrechen
Das gezielte Setzen von Akupunkturnadeln, insbesondere am Punkt Perikard 6 am Handgelenk, reduziert nachweislich Übelkeit und Erbrechen – z. B. nach Operationen oder Chemotherapien. Studien und klinische Erfahrungen bestätigen diese Wirkung. Bei Kindern konnte dieser Effekt bisher jedoch nicht zuverlässig nachgewiesen werden.
Zahnschmerzen
Akupunktur lindert akute Zahnschmerzen und reduziert Beschwerden nach Eingriffen im Kieferbereich. Nach einer Weisheitszahnextraktion blieben Patienten mit Akupunktur im Schnitt drei Stunden schmerzfrei – gegenüber knapp einer Stunde in der Placebogruppe.
Kostenübernahme durch gesetzliche bzw. private Versicherungen
In Österreich ist die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen nicht einheitlich geregelt. Meistens werden Akupunkturbehandlungen nicht vollständig übernommen, es können jedoch Teilrefundierungen möglich sein, wenn die Behandlung von einem Arzt mit ÖÄK-Diplom für Akupunktur durchgeführt wird.
Die Höhe der Rückerstattung variiert je nach Krankenkasse und Bundesland. Es empfiehlt sich, vor Beginn der Behandlung bei der eigenen Kasse nachzufragen.
Private Kranken- und Zusatzversicherungen übernehmen Akupunktur in vielen Fällen vollständig oder anteilig. Entscheidend ist hier der gewählte Tarif. Manche Versicherer verlangen eine ärztliche Verordnung oder die Behandlung durch einen Facharzt.
Wenn Sie eine Zusatzversicherung in Form einer privaten Krankenversicherung haben, Fragen Sie diesbezüglich Ihre Versicherungsanstalt.
In Deutschland gibt es klare Vorgaben: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen Akupunktur ausschließlich bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und des Kniegelenks – und nur, wenn ein zertifizierter Arzt die Therapie im Rahmen eines multimodalen Schmerzprogramms durchführt. Für andere Beschwerden zahlen Patienten die Behandlung selbst.
Risiken, Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Akupunktur gilt insgesamt als sehr sichere Behandlungsmethode. Nebenwirkungen treten selten auf und sind meist harmlos – etwa kleine Blutergüsse, leichte Schmerzen an der Einstichstelle oder kurzfristige Kreislaufreaktionen.
Schwerwiegende Komplikationen wie Infektionen sind extrem selten und lassen sich durch fachgerechte, sterile Technik weitgehend vermeiden.
Kontraindikationen bestehen unter anderem bei akuten Infektionen, bestimmten Hauterkrankungen an den Einstichstellen sowie bei Patienten mit ausgeprägten Blutgerinnungsstörungen.
Fazit
Akupunktur ist eine der am besten erforschten Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin und bietet bei bestimmten Krankheitsbildern – vor allem Schmerzen – eine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit.
Sie kann Medikamente ergänzen oder deren Dosis reduzieren und überzeugt durch ein günstiges Nebenwirkungsprofil. Die Kostenübernahme ist in Österreich uneinheitlich geregelt, private Zusatzversicherungen zeigen sich oft großzügiger.
Patientinnen und Patienten sollten die Möglichkeiten mit ihrem behandelnden Arzt und ihrer Versicherung abklären, bevor sie mit einer Serie beginnen.
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Linktipps
– Was Akupunktur wirklich kann
– Alternativmedizin-Corner
– Migräne: Neue Medikamente mit weniger Nebenwirkungen und Kontraindikationen
– Wenn Kinder unter Migräne leiden
– Fußreflexzonenmassage
– Medizinische Fachgesellschaften und Verbände
– Adressen der ausgebildeten Akupunkturärzte
[Verfasst 08/2018, Update: 09/2025]


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