Worin unterscheiden sich CBG und CBD?
Cannabigerol (CBG) ist ein weiteres nicht-psychoaktives Cannabinoid, das in der Cannabispflanze natürlich vorkommt. Es weist allerdings eine andere gesundheitlicher Wirkung auf als CBD.
Bis heute konnten Wissenschaftler mehr als 120 Cannabinoide in der Hanfpflanze nachweisen. Während Cannabidiol (CBD) – und natürlich das psychoaktive THC – sehr bekannt sind, ist CBG noch kaum jemandem ein Begriff. Dabei hat offenbar auch Cannabigerol Potenzial für gesundheitliche Vorteile.
Im folgenden Artikel erklären wir Ihnen die Unterschiede zwischen CBD und CBG. Außerdem erfahren Sie, für welche medizinische Zwecke sich CBG einsetzen lässt.
CBG und CBD – Artikelübersicht:
- Worin sich die beiden Cannabinoide unterscheiden
- Welche Gemeinsamkeiten haben CBD und CBG?
- Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
- Rechtliche Lage in Österreich
- Linktipps
CBG wird oft als “Mutter-Cannabinoid” bezeichnet, da es als Vorläufer für andere Cannabinoide wie CBD und THC dient.
CBG (Cannabigerol) und CBD (Cannabidiol) haben beide potenzielle gesundheitliche Vorteile, aber sie unterscheiden sich in ihren spezifischen Wirkungen.
Worin sich die beiden Cannabinoide unterscheiden
Ebenso wie CBD handelt es sich bei CBG um ein Cannabinoid, das aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen wird. Beide Cannabinoide bringen einige Unterschiede mit sich.
Vorkommen:
Cannabigerol ist ebenso wie Cannabidiol im landwirtschaftlichen Nutzhanf zu finden.
Hanf (Cannabis sativa) ist die Pflanze, aus der sowohl Cannabidiol (CBD) als auch Cannabigerol (CBG) extrahiert werden können. Allerdings gewinnt man CBG im Gegensatz zu CBD eher aus jungen, (noch) nicht vollständig ausgereiften Hanfpflanzen.
Je weiter diese in ihrem Wachstum voranschreiten, desto weniger CBG bilden sie. Dafür steigt der Anteil an CBD, das sich durch die Sonneneinstrahlung bildet. Nicht umsonst sehen deshalb viele Experten CBG als die Vorstufe von CBD an.
In einigen Fällen wird spezieller Nutzhanf gezüchtet, um höhere Konzentrationen von CBG zu erhalten. CBG ist oft in frühen Entwicklungsstadien der Hanfpflanze vorhanden und wandelt sich im Laufe des Wachstums in andere Cannabinoide wie CBD oder THC um.
Daher werden einige Hanfsorten so gezüchtet, dass sie einen höheren CBG-Gehalt haben, indem sie auf eine spätere Erntezeit oder andere Anbaumethoden abzielen.
Die Extraktion von CBG aus Nutzhanf erfolgt normalerweise mit speziellen Extraktionsmethoden wie Lösungsmittel- oder überkritische CO2-Extraktion.
Das gewonnene CBG-Extrakt kann dann zur Herstellung von CBG-haltigen Produkten wie Ölen, Kapseln, Tinkturen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.
Hinsichtlich der Konzentration unterscheiden sich beide Cannabinoide ebenfalls voneinander.
CBG gilt als schwieriger isolierbar und macht lediglich ein Prozent des Hanfgewichts aus. Hingegen kommen bis zu zehn Prozent CBD in der reinen Hanfpflanze vor.
Rezeptoren:
Sowohl CBD als auch CBG docken am körpereigenen Endocannabinoidsystem an. Beide Cannabinoide sprechen hierbei jedoch unterschiedliche Rezeptoren an.
Während sich das CBG hauptsächlich an den CB1-Rezeptor heftet, dockt CBD vor allem an den CB2-Rezeptor an.
Somit erklären sich, ebenso wie beim Unterschied zwischen CBD und THC, die verschiedenen Wirkungsweisen. Typ-1-Cannabinoid-Rezeptoren finden sich beim Menschen vor allem im zentralen Nervensystem.
Typ-2-Cannabinoid-Rezeptoren lassen sich wiederum verstärkt im Verdauungstrakt, im Fortpflanzungssystem oder den Augen nachweisen.
Wirkungsweise:
Aufgrund der unterschiedlichen Arten entfalten die beiden Cannabinoide teilweise andere Wirkungsweisen. CBD kommt als natürliches Medikament vor allem bei der Schmerzlinderung zum Einsatz.
Somit ist das Cannabidiol vor allem bei chronischen Erkrankungen, die mit starken Schmerzen einhergehen, von Nutzen. Im Medizin- und Gesundheitsbereich setzt man CBD-Öl beispielsweise bei Erkrankungen wie Depressionen, Epilepsie, Multiple Sklerose, Schizophrenie oder Rheuma ein.
CBG wiederum soll überwiegend antibakteriell und desinfizierend wirken.
Daher liegt es nahe, dass Experten das Cannabigerol vor allem bei entzündlichen Prozessen oder Infektionen empfehlen. Neuere Studien legen zudem einen positiven Effekt bei Augenproblemen nahe. Es gibt Vermutungen darüber, dass CBG den Tränenabfluss verbessert und die Durchblutung anregt.
Somit könnte reines CBG Öl in Bio-Qualität Patientinnen und Patienten mit (akutem) Glaukom helfen.
Anders als CBD soll Cannabigerol, ähnlich wie THC, eine appetitanregende Wirkung entfalten.
In einer aktuellen Studie aus dem Frühjahr 2023 haben kalifornische Wissenschafter der University of Los Angeles die analgetischen, appetitanregenden und subjektiven Wirkungen von Cannabigerol (CBG) allein und in Kombination mit THC bewertet.
Sie schlussfolgerten anhand von Versuchen, dass das Cannabigerol den Appetit steigert. In Tierversuchen nahmen die Versuchstiere häufiger Mahlzeit zu sich, ohne dass neuromotorische Nebenwirkungen auftraten.
Welche Gemeinsamkeiten haben CBD und CBG?
Obwohl CBD und CBG teilweise sehr unterschiedlich sind, haben sie auch etliche Gemeinsamkeiten. Zunächst teilen sie einen gemeinsamen Ursprung. Sie entstammen der chemischen Verbindung der sogenannten Cannabigerolsäure (CBGA).
Während sich die Hanfpflanze im Reifeprozess befindet, zerfällt diese Cannabigerolsäure in unterschiedliche Bestandteile. Nach dem Decarboxylierungsprozess entstehen schlussendlich Canabidiole wie THC, CBD und CBG.
Eine weitere Gemeinsamkeit, die beide Bestandteile verbindet, ist ihre nicht-berauschende Wirkungsweise. Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt psychoaktiv und wird daher von Konsumenten als Rauschmittel genutzt. Für CBD und CBG gilt dies nicht.
Obwohl sie am Endocannabinoidsystem andocken, lösen sie keine „berauschenden” Zustände aus. Anders als THC können Produkte, die CBD oder CBG enthalten, also nicht „high” machen.
Eine weitere Gemeinsamkeit der Cannabinoide ist der sogenannte „Entourage-Effekt”. Dieser Effekt gilt für Pflanzenstoffgemische, die gemeinsam eine bessere Bioverfügbarkeit entfalten. Dazu tragen maßgeblich die Terpene, die als biosynthetische Zellbotenstoffe fungieren, bei.
Dank ihrer freigesetzten sekundären Pflanzenstoffe optimiert sich die Wirkungsweise der Cannabinoide.
So verbessern Terpene nicht nur die Aufnahmefähigkeit von CBD bzw. CBG, sie dämmen zugleich auch mögliche Nebenwirkungen ein.
Demnach wirken CBD und CBG kombiniert besser als einzeln. In gewissen Punkten gleichen sich beide Cannabinoide gegenseitig aus.
Während CBD vor allem bei körperlichen Leiden Linderung verschafft, soll CBG bei mentalen und neurologischen Problemen helfen. Bisher gilt der „Entourage-Effekt” jedoch als unzulänglich erforscht.
Viele Fragen bleiben offen, sodass weitere Studien folgen müssen, um die Komplexität dieses Phänomens ergründen zu können. Hinzu kommt, dass die Aufnahme und die biologische Verwertbarkeit der beiden Cannabinoide individuell unterschiedlich ausfällt.
Manche Menschen sprechen auf CBG weitaus besser an als auf CBD – und umgekehrt. Insgesamt könnte die kombinierte Einnahme eine positive Wirkungsweise verstärken.
Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?
Ganz gleich, ob Sie CBD oder CBG einnehmen: Beide Cannabinoide können auch unerwünschte Begleiterscheinungen mit sich bringen. Bei regelmäßiger Anwendung können sowohl CBD als auch CBG schläfrig machen.
Deshalb nehmen viele Konsumenten diese Cannabinoide ein, um besser einzuschlafen. Mitunter haben einige Anwender und Anwenderinnen nach der Einnahme allerdings Probleme damit, wach zu bleiben. Wer eines der Cannabinoide tagsüber einnimmt, sollte in diesem Fall die Dosierung reduzieren.
Darüber hinaus kann es nach der Einnahme zu vorübergehenden Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall kommen. Mitunter lösen CBD oder CBG Produkte auch trockene Schleimhäute aus. Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind ebenfalls nicht gänzlich auszuschließen.
Hier sollten Sie die aktuelle Datenlage im Blick behalten und bei Bedarf Rücksprache mit Ihrem Apotheker oder Arzt halten.
Es ist insgesamt wichtig zu beachten, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die spezifischen Auswirkungen von CBG und CBD auf die Gesundheit zu verstehen.
Daher wird auch empfohlen, vor der Einnahme von CBG oder CBD mit einem Arzt zu sprechen, insbesondere wenn Sie bereits Medikamente einnehmen oder an einer Erkrankung leiden.
Wie sieht die rechtliche Lage in Österreich aus?
Gemäß den Bestimmungen des Bundesministeriums für Gesundheit und Konsumentenschutz werden reines CBD und CBG nicht als Suchtmittel definiert.
Deshalb sind Produkte, die CBD und CBG enthalten, legal im Handel erhältlich. Dies gilt allerdings nur für Produkte, deren THC-Gehalt unter 0,3 Prozent liegt.
Als Grundlage für die Beurteilung beruft sich die österreichische Regierung auf eine EU-Richtlinie. Diese stuft CBD und CBG-Produkte als „neuartige” Lebensmittel ein. Deshalb dürfen Händler und Händlerinnen solche Produkte nicht als Lebensmittel bezeichnen, sondern nur als Aromaprodukte verkaufen.
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Quellen:
¹ https://www.cbd-vital.at/cbg-oel-naturextrakt-5
² Analgetische und appetitanregende Wirkung von Cannabigerol und THC – Klinische Studie NCT04859296
³ Cannabigerol is a novel, well-tolerated appetite stimulant in pre-satiated rats (Brierley D. et al.in Psychopharmacology; 2016 Oct;233(19-20):3603-13) PMID: 27503475
Außerdem: A. Wanitschek & S. Vigl (2018) Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden. Wirkungsweisen und Behandlungsmethoden verständlich erklärt. Humboldt Verlag: Hannover
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Medizinisches Cannabis: Anbau & Pflege von Hanfpflanzen
– Was ist der Unterschied zwischen THC und CBD?
– Cannabis gegen Schmerzen
– Cannabis und Gesundheit
– CBD-Öl: Was steckt eigentlich in dem Wundermittel?