Medizinisches Cannabis: Anbau & Pflege von Hanfpflanzen
Der anhaltende Boom um die Cannabispflanze bietet den Cannabis Züchtern weltweit ein Riesengeschäft. Auch in Österreich boomt der private Cannabis-Anbau im eigenen Garten, im Gewächshaus oder im Keller. Legal ist das, solange die Pflanzen als Zierpflanzen ohne Blüten gezogen werden. Strafbar ist nur die Gewinnung (und natürlich der Verkauf) der berauschenden Blüten. Für medizinisches Cannabis gelten wiederum ganz eigene rechtliche Regeln.
Anbau & Pflege von Hanfpflanzen – Artikelübersicht:
- Medizinisches Cannabis: Situation in Deutschland
- Medizinisches Cannabis: Situation in Österreich
- Anbau & Pflegetipps für Hanfpflanzen
- Cannabis Samen
- Linktipps
Medizinisches Cannabis: Situation beim Vorreiter Deutschland
In Deutschland werden den Patienten nach der Zulassung von Cannabis als Arzneimittel im Jahr 2017 jährlich mehr Blüten und Cannabis enthaltende Arzneimittel verschrieben.
Bis 2017 konnten nur rund 1.000 Patienten mit einer Ausnahmeregelung Cannabis auf Rezept aus der Apotheke bekommen. Ab 2017 hat sich das deutlich geändert. So wurden 2018 rund 145.000 Einheiten Cannabis enthaltender Zubereitungen von den Apotheken herausgegeben und von den unverarbeiteten Blüten wurden auf Kosten der Krankenkassen 95.000 Rezepte verschrieben.
Für Privatpersonen ist in Deutschland der Cannabis Anbau nach wie vor verboten. Um die Nachfrage der Apotheken abzudecken, hat das Deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte den Anbau von 10,4 Tonnen medizinischem Cannabis an Firmen ausgeschrieben.
Bis die erforderlichen Mengen von deutschen Firmen abgedeckt werden können, wird der Bedarf wie in der Vergangenheit auch über Importe abgedeckt.
Zurzeit entschließen sich viele Start Ups dazu, als Importeur aufzutreten und eine Lizenz für den Cannabis Import zu erlangen, denn Experten gehen davon aus, dass man bereits in 1-2 Jahren mit einer Steigerung der Patientenzahlen auf 100.000-200.000 rechnen kann.
Medizinisches Cannabis: Situation in Österreich
An den geltenden Regeln in Österreich bezüglich der Cannabis Pflanze hat sich deshalb aber nichts geändert. Seit 2015 gab es in Österreich bereits das Cannabis-Arzneimittel Dronabinol für Patienten auf Rezept. Cannabisblüten und Fruchtstände waren verboten und bleiben es vorerst auch.
Auch in Österreich ist Cannabis anbauen im großen Stil zu medizinischen Zwecken für Privatpersonen verboten. Laut Suchtmittelgesetz „ist der Anbau von Pflanzen der Gattung Cannabis zwecks Gewinnung von Suchtgift für die Herstellung von Arzneimitteln sowie damit verbundene wissenschaftliche Zwecke nur der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH oder einer zu diesem Zweck gegründeten Tochtergesellschaft gestattet“.
Obwohl Cannabis (Hanfpflanze bzw. Cannabis sativa) 2018 in Österreich von der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) – einem Expertennetzwerk der Universitäten Graz, Innsbruck und Wien – zur Arzneipflanze des Jahres gekürt wurde, ist die rechtliche Lage zur Verwendung von THC und CBD als Arzneimittel bzw. Medikament eher unbefriedigend.
Trotz der Vielfalt an medizinisch interessanten Inhaltsstoffen wie v.a. Tetrahydrocannabiol (THC) und Cannabidiol (CBD), können aktuell nur die folgenden THC-haltigen Medikamente von einem Arzt verschrieben werden:
- Dronabinol in verschiedenen Zubereitungen aus der Apotheke (Kapseln, Tropfen, alkoholische-Lösungen)
- Nabiximols (THC und CBD)
- Nabilon (ein dem THC verwandter, rein chemischer Wirkstoff)
In Österreich gibt es in den Apotheken auf Rezept derzeit ein Arzneimittel und THC als Reinsubstanz (Dronabinol). Bei der Verschreibung ist den Ärzten keine streng definierte Indikation vorgegeben. In Betracht kommt die Verschreibung am ehesten für Patienten mit Multipler Sklerose und anderen Nervenkrankheiten, zur Linderung starker chronischer Schmerzen und Erbrechen und Übelkeit bei Krebs- und AIDS-Patienten.
Seit einigen Jahren ist auch in Österreich (nach einem Spruch des Verfassungsgerichtshofs) ein Trend erkennbar, bei dem Medikamente aus Cannabis zunehmend gestattet werden. Konkret wird derzeit einzelnen Patienten erlaubt, unter bestimmten Umständen sogar selbst Medizinalhanf anzubauen.
Weil CBD (Cannabidiol) im Gegensatz zu THC keine psychoaktive Wirkung hat, unterliegt es nicht dem Suchtmittelgesetz, auch sonst gelten eigene gesetzliche Regelungen.
Anbau & Pflegetipps für Hanfpflanzen
Wer privat eine oder mehrere Cannabispflanzen sein Eigen nennen möchte macht in Österreich erst einmal nichts Illegales. Die Stecklinge können zum einen als Zierpflanze gehalten werden und andererseits sind auch die Pflanzenteile wie die Blätter und Stängel zur Verarbeitung geeignet, um daraus Gewürzmischungen, Tee oder auch kosmetische Pflegeprodukte herzustellen. Erst wenn die Cannabis Blüte sich entwickelt und der Hanf in „Blüte steht“, kommt man in den illegalen Bereich.
Allerdings ist es ratsam das beabsichtigte Anlegen von Hanffeldern zu gewerblichen Zwecken bei der Bezirksverwaltungsbehörde anzumelden um keinen ungebetenen Besuch von der Polizei zu bekommen.
Hanfpflanzen sind ja enorm vielseitig verwendbar, so ist denn auch der Anbau zur Herstellung von Baumaterialien (Dämmstoffe), Textilien, Papier, Nahrungsmittel (Samen, Öl, Tee, Mehl usw.) und Kosmetika nach dem Suchtmittelgesetz gerichtlich nicht strafbar, sogar unabhängig von der Höhe des THC-Gehalts der Pflanzen.
Üblicherweise wird für derlei Zwecke allerdings Industriehanf mit einem sehr niedrigen THC-Gehalt verwendet. Ab einem 5 bis 6 prozentigen THC-Gehalt der Trockenmasse, wird es trotz fehlender expliziter gesetzlicher Regelung hinsichtlich der Wirkstoffmenge, wohl nicht möglich sein, den Behörden die Verwertung zu legalen gewerblichen Zwecken glaubhaft zu machen.
Da die Konzentration in den Stängeln und Blättern geringer ist, als der vorgeschriebene Grenzwert von 0,2 THC, ist es nicht verboten die Pflanzen aufzuziehen und sich daraus eigene Produkte herzustellen.
Hanf kann man sowohl Indoor als auch Outdoor anbauen. Wichtig ist, dass die Pflanzen mindestens 18 Stunden am Tag (sonnen)licht bekommen, damit sie richtig gedeihen können.
Vor allem im Innenbereich sollte man sich aber der enormen Geruchsentwicklung bewusst sein.
Cannabis Samen
Bei Samen und Stecklingen für den privaten Anbau ist die Auswahl mittlerweile groß. Über 200 Unternehmen sorgen bei uns in diesem Bereich für ein beinhahe unübersichtliches Angebot. Um die wirtschaftliche Dimension richtig einschätzen zu können: Nach Angaben des Branchensprachrohrs Wirtschaftsverband Cannabis Austria, werden in Österreich monatlich an die 250.000 Hanf-Stecklinge verkauft (Stand: 2018) – eine im wahrsten Sinne des Worte “blühende” Branche.
Grundsätzlich ist bei der Saat zu entscheiden, ob Cannabis mittels Samen oder Stecklinge angebaut wird. Beide Methoden haben Vor- & Nachteile, denen wir unsin einem eigenen Artikel widmen werden. Wir beschreiben an dieser Stelle den Anbau von Cannabis mittels Samen.
Worauf ist also beim Bezug von Hanfsamen für den Privatanbau zu achten?
Es gibt verschiedene Arten von Samen, deren Charakteristika für den Anbau von Bedeutung sind.
Autoflowering Samen
• Selbstblühende Samen von Indica- der Sativa-Pflanzen
• gekreuzt mit Ruderalis
• erblühen innerhalb von 2-3 Woche
• schnell blühende Variante mit hohem THC Gehalt
• kräftige Blüten
Feminisierte Samen
• genetisch verändert – 95 % der Pflanzen sind weiblich
• getestet, um genetische Stabilität zu gewährleisten
Reguläre Samen
• gewöhnliche unbehandelte Hanfsamen
• bringen sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen hervor
• unter guten Bedingungen mehr weibliche Pflanzen
Pflegetipps für Cannabispflanzen
In unterschiedlichen Phasen benötigt die Pflanze angepasste Pflege.
In der Wachstumsphase benötigt die Cannabispflanze feuchte, aber keine nasse Erde. Gießen muss man, wenn die Erde 1 cm unter der Oberfläche auch trocken ist. Es ist wichtig, dass das Erdreich nicht permanent nass ist, da die Wurzel Sauerstoff benötigt. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden.
An heißen und trockenen Tagen kann man die Blätter zusätzlich mit Wasser besprühen, jedoch immer am Abend, damit die Blätter nicht verbrennen.
Hat die Erde genügend Nährstoffgehalt, muss nicht gedüngt werden. Allerdings sollte sie nach ein paar Wochen je nach Größe in einen größeren Topf mit mehr Erde umgepflanzt werden. Einen weiterführenden Link zu einer spezialisierten Fachseite zum Cannabis Anbau, finden Sie unten bei den Quellenangaben.
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Quellen:
¹ Cannabis: Rechtliche Situation in Österreich
² Cannabis – Infos für junge Leute – WIENXTRA
³ Cannabis anbauen: detallierte Anbauanleitung für Einsteiger und Fortgeschrittene
Bildrechte: Bild von M. Maggs auf Pixabay.com & Fotolia.com | Montage: Herz As Media
Linktipps
– Cannabis als Medizin
– Cannabis und Gesundheit
– Cannabis gegen Schmerzen
– Rechtliche Lage beim Bezug von Cannabidiol in Österreich
– Was ist der Unterschied zwischen THC und CBD?
– Wirtschaftsverband Cannabis Austria