Refluxkrankheit

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Refluxkrankheit

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Unter der Refluxkrankheit fasst man die krankhaften Veränderungen der Speiseröhre zusammen, die dadurch entstehen, dass der saure Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt.


Falsche Ernährung, Stress und Bewegungsmangel werden dafür verantwortlich gemacht, dass Reflux inzwischen die häufigste Magen-Darmerkrankung ist.

Refluxkrankheit – Artikelübersicht:

Der Mageninhalt entleert sich normalerweise in den Zwölffingerdarm; beim gastrooesophagealen Reflux, allgemein als Sodbrennen bekannt, werden jedoch große Teile des Mageninhaltes wieder in die Speiseröhre zurückgepresst. Magensaft ist saurer als der übliche Speisebrei, der vom Mund aus durch die Speiseröhre transportiert wird.

Ein geringfügiger Rückfluss findet bei jedem Menschen statt und ist bedeutungslos. Für vermehrten Rückfluss sauren Mageninhalts ist die Speiseröhrenschleimhaut aber nicht eingerichtet, sie wird dadurch regelrecht verätzt.

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist eine chronische Erkrankung, bei der Magensäure und/oder Gallensäure aus dem Magen zurück in die Speiseröhre fließen.

Die Säure des Mageninhalts ist für die Schleimhaut der Speiseröhre auch deshalb besonders gefährlich, weil sie keine Möglichkeit zur Neutralisierung hat. Die schlimmste Folge eines Reflux ist eine Entzündung der Speiseröhre (sog. Ösophagitis). Die Refluxkrankheit hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen und gilt heute als die häufigste Erkrankung des Magendarmtrakts.

Ursachen

Die genauen Ursachen der GERD sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass mehrere Faktoren dazu beitragen können, einschließlich anatomischer Störungen des Magen-Darm-Trakts, einer Schwäche des unteren Ösophagussphinkters (ein Muskel, der den Magen und die Speiseröhre trennt), einer erhöhten Produktion von Magensäure und bestimmten Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Rauchen und bestimmte Nahrungsmittel.

Als häufigste Ursachen gelten:

  • Schwächung oder Zerstörung des (normalerweise kräftigen) Ringmuskels, der den Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen bildet. Dies kann durch Medikamente, Operationen oder durch hohen Druck im Bauchraum, bedingt durch starkes Übergewicht, Schwangerschaft oder chronische Verstopfung bedingt sein.
  • Stress
  • Magenausgangsverengung usw.

Symptome

  • Sodbrennen
  • saures Aufstoßen
  • Brennen in der Magengegend
  • ständiges Völlegefühl nach dem Essen
  • Schluckbeschwerden usw.

Besondere Warnsignale für eine Refluxkrankheit sind neben dem Symptom Sodbrennen ungewollter Gewichtsverlust, Erbrechen oder Blutungen und Blutarmut. Bei diesen Alarmsymptomen darf eine endoskopische Untersuchung nicht aufgeschoben werden. Empfehlenswert ist die Endoskopie auch bei älteren Patienten oder Patienten mit positiver Familienanamnese, sowie bei schweren und häufig wieder kehrenden Symptomen, wie z. B.

  • Flüssigkeitsansammlungen an den Knöcheln (Knöchelödeme) oder in der Bauchhöhle (Aszites)
  • Vergrößerung der Leber (Stauungsleber)
  • Ausscheidung von Eiweiß im Urin (Stauungsproteinurie)
  • nächtlicher Harndrang

Diagnose

Die Diagnose der GERD erfolgt in der Regel anhand der Symptome, die häufig auftreten – z.B. Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Mundgeruch, ein Völlegefühl sowie Heiserkeit oder Reizhusten.

Auch eine Endoskopie (Magenspiegelung), bei der eine Kamera in die Speiseröhre eingeführt wird, um den Zustand der Speiseröhre zu untersuchen kann zu Diagnosezwecken durchgeführt werden.

Eine Langzeit-pH-Messung über 24 Stunden kann ebenfalls durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen.

Wenn sich die Symptome nicht eindeutig sind, kann der Arzt auch andere Tests wie Blutuntersuchungen oder Röntgenaufnahmen durchführen, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen

Therapie

Bis vor wenigen Jahren galt Sodbrennen als harmlose Befindlichkeitsstörung und nicht als Ausdruck einer Erkrankung. Inzwischen weiß man, dass Speiseröhrenkrebs der Tumor mit der höchsten Progressionsrate ist, und dass eine sehr enge Beziehung zwischen Dauer und Intensität von Refluxsymptomen und dem Risiko für Krebs besteht.

Deshalb und vor allem auch aus dem Umstand heraus, dass die medikamentöse Behandlung nur die Beschwerden lindern, nicht aber die tatsächliche Ursache beheben kann, muss ein Patient unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle bleiben.

Die Behandlung der Refluxkrankheit kann eine Kombination aus Lebensstiländerungen, Medikamenten und in schweren Fällen chirurgischen Eingriffen umfassen. Ziel ist es, den Rückfluss von Magensäure zu reduzieren und die Symptome zu lindern, um Schäden an der Speiseröhre zu vermeiden.

Es gibt rund 100 Substanzen, die der Speiseröhren-Schleimhaut möglicherweise nicht bekommen, wie Acetylsalicylsäure, Tetrazykline, Kaliumchlorid, Vitamin C und Eisen. Darüber hinaus senken bestimmte Substanzen den Tonus des Speiseröhren-Schließmuskels.

Zu diesen zählen unter anderem das Hormon Progesteron und das Asthmamedikament Theophyllin. Durch den schlaffen Schließmuskel kann Magensäure in die Speiseröhre gelangen und zur Reflux-Krankheit führen.

Entlastende Maßnahmen:

  • Schlafen mit angehobenem Kopf
  • mehrere kleine Gerichte über den Tag verteilt, statt seltenere üppige Mahlzeiten
  • ggf. Gewichtsreduktion (nach Absprache mit dem Arzt)

Medikamentöse Maßnahmen versuchen, die schädigende Säure des Mageninhaltes und das Enzym Pepsin auszuschalten.

  • Antazida sind säurebindende Medikamente. Dieser Ansatz ist aber nicht neu. Bereits vor 2000 Jahren wurden Menschen mit Magenproblemen säurebindende Substanzen verabreicht, damals in Form von geriebenen Korallen, Knochenmehl oder Tonerde.

    Die modernen Antazida sind deutlich leichter zu schlucken und in konzentrierterer Form erhältlich. Der Vorteil dieser Medikamente ist, dass sie schnell wirken. Antazida werden meist im Rahmen einer Selbstmedikation verwendet.

  • H2-Blocker: Magensäure, die in sogenannten Belegzellen des Magens vorrätig sind, werden beim Verdauungsvorgang in den Speisebrei abgegeben. Gesteuert wird dieser Vorgang durch Botenstoffe wie Histamin, Acetylcholin und Gastrin.

    Und genau dort setzt auch die Wirkung von H2-Blockern an. Diese Medikamente besetzen nämlich die Bindestellen für Histamin und hemmen zudem die Wirkung von Gastrin. Es kommt zu einer Reduktion der Magensäuresekretion. Rezeptfreie Säurehemmer eignen sich zur kurzzeitigen Behandlung von Sodbrennen oder saurem Aufstoßen.

    In höherer Dosierung sind sie verschreibungspflichtig. Da die Bildung von Magensäure hauptsächlich nachts stattfindet, nimmt man Säurehemmer vorzugsweise abends ein. Kinder unter 16 Jahren dürfen die Mittel nicht einnehmen.

  • Protonenpumpeninhibitoren – kurz: PPI Die Protonenpumpeninhibitoren wirken am Ort des Geschehens, sie blockieren also die Produktion von Magensäure. Zur Ausheilung werden diese Medikamente über vier bis acht Wochen verabreicht.

    Eine möglichst vollständige Hemmung der Produktion der Magensäure durch moderne PPI hat das Los der Patienten in den vergangenen Jahren bedeutend erleichtert. Doch es handelt sich nicht um eine Heilung, sondern um eine typische Symptombehandlung. Daher treten bei ca. 75 bis 90 Prozent der – erfolgreich mit PPI behandelten – Patienten nach Absetzen der Medikamente wieder die “altbekannten” Beschwerden auf.

    Diese recht unerfreuliche Tatsache ist vor allem bei Personen mit einer sehr ausgeprägten Refluxösophagitis zu beobachten.

    In diesen Fällen muss die weitere Vorgehensweise genau überlegt werden. Zur Wahl stehen die lebenslange Einnahme von PPI oder chirurgische Maßnahmen. Eine dauerhafte Gabe dieser Medikamente bedeutet natürlich einen Eingriff in den physiologischen Haushalt des Körpers. Die Magensäureproduktion wird blockiert und dadurch fehlt auch ein wichtiger Bestandteil des Magensaftes.

Operative Maßnahmen müssen ergriffen werden, wenn trotz 6-monatiger Behandlung mit Medikamenten keine Besserungen eintreten.

Bei ausgeprägtem Sodbrennen kann eine Magenfaltung (Fundoplicatio), die der Arzt schonend über eine Bauchspiegelung vornimmt, das Wohlbefinden entscheidend steigern: In 81 % der Fälle befindet sich die Schleimhaut der Speiseröhre zwei Jahre nach dem Eingriff wieder im Normalzustand, hat eine Studie mit 32 Patienten an der Universität Parma in Italien ergeben.

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Quellen:

¹ Gastroesophageal Reflux Disease. Antunes C, Aleem A, Curtis SA. in: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL) [Updated 2022 Jul 4]
² Katz, P. O., Gerson, L. B., & Vela, M. F. (2013). Guidelines for the diagnosis and management of gastroesophageal reflux disease. American Journal of Gastroenterology, 108(3), 308-328. DOI: 10.14309/ajg.0000000000001538

[Verfasst 06/2011, Update: 02/2023]

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