Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) | Krankheitslexikon

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Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch – für Ärzte ein deutlicher Hinweis auf eine Pankreatitis (auch: Bauchspeicheldrüsenentzündung). Diese verläuft meist akut und heilt in den meisten Fällen komplikationslos aus. Kann sich die Bauchspeicheldrüse aber nicht erholen, kommt es zu teilweise schwerwiegenden Folgen.


Pancreatitis – Artikelübersicht:

Pankreatitis – Was ist das?

  • Als Pankreatitis bezeichnen Mediziner die akute oder chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
  • Die häufigsten Ursachen einer Pankreatitis sind übermäßiger Alkoholkonsum und Gallensteine.
  • Ihre Hauptsymptome sind gürtelförmige Schmerzen und Verdauungsbeschwerden.
  • Die Therapie der Bauchspeicheldrüsen-Entzündung besteht vor allem in Schmerzmittelgabe und Flüssigkeitszufuhr, auch der Verzicht auf Alkohol spielt eine wichtige Rolle.
Bauchspeicheldrüsenentzündung

Entzündetes Gewebe der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse, oder das Pankreas, ist ein Organ im Oberbauch und liegt unterhalb von Leber und Darm zwischen den Dünndarm-Schlingen. Hier produziert der Körper zum einen eine Reihe von Enzymen, also körpereigene oder körperfremde Stoffe spaltende Eiweiße, die danach in den Dünndarm abgegeben und zur Verdauung benötigt werden.

Diese Enzyme heißen unter anderem alpha-Amylase und Lipase, letztere spaltet beispielsweise Fettsäuren. Ohne die verdauungsfördernden Enzyme der Bauchspeicheldrüse könnte kein Essen verarbeitet und im Körper aufgenommen werden.

Zudem produziert das Pankreas auch Hormone, die den Zuckerhaushalt kontrollieren und Appetit fördern oder hemmen. Das sicher bekannteste Hormon der Bauchspeicheldrüse ist das Insulin, das die Aufnahme von Traubenzucker, also Glukose, in die Zellen von Leber, Skelettmuskulatur und Fettgewebe fördert.

Bei einer Pankreatitis entzündet sich, ohne spezifische Ereignisse wie eine Infektion, das Bauchspeicheldrüsengewebe und führt zu starken Schmerzen, Fieber, Übelkeit und Verdauungsstörungen.

Ursache

Im Gegensatz zu anderen Entzündungen, deren Ursache bakterielle oder virale Infektionen sind, handelt es sich bei der Pankreatitis in den meisten Fällen um eine Entzündung, die durch den Körper selbst ausgelöst wird. Eine Hauptursache sind Gallensteine, die die gemeinsame Endstrecke von Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang verstopfen, wodurch sich die Verdauungssäfte des Pankreas zurückstauen.

Dort beginnen sie, das Pankreas selbst anzugreifen. Es kommt zu einer sogenannten Autolyse, der Selbstverdauung. Außerdem verätzt auch die zurückgestaute Gallensäure bei einer so verursachten Pankreatitis das Bauchspeicheldrüsen-Gewebe und schädigt es dadurch zusätzlich. Zirka 45% der Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind durch Gallensteine verursacht.

Eine weitere Hauptursache der Pankreatitis besteht in übermäßigem Alkoholkonsum oder chronischem Alkoholmissbrauch. Auch er fördert über eine Veränderung des Ganggewebes die Rückstauung der Verdauungssäfte in die Bauchspeicheldrüse. Alkohol hemmt zudem die Aktivität des Schließmuskels, der am Ende des gemeinsamen Gangs von Bauchspeicheldrüse und Gallenblase liegt. Außerdem greift er die Drüsen des Pankreas auch direkt an.

Während die Ursache einer akuten Pankreatitis in ungefähr 80 % der Fälle in Gallensteinen oder übermäßigem Alkoholkonsum besteht, so gibt es doch einige seltene Ausnahmen. Häufig kann der abschließende Grund für die Entstehung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht festgestellt werden. Allerdings spielen in seltenen Fällen auch Infektion wie Hepatitis, Mumps oder HIV. Schließlich können auch minimalinvasive Operationen in den Gallengängen oder bestimmte Medikamente eine Pankreatitis verursachen.

Die Ursache der chronischen Pankreatitis ist in den allermeisten Fällen Alkohol-Missbrauch. Allerdings kann sie auch durch eine Reihe von Medikamenten verursacht werden, als Folge eines Tumors entstehen oder durch Niereninsuffizienz bedingt sein. Frauen erkranken vor allem an einem spezifischen Typ der chronischen Pankreatitis, die durch eine Autoimmunreaktion entsteht. Hierbei greift das eigene Immunsystem die Bauchspeicheldrüse an.

Risikofaktoren

Für die Entstehung einer Pankreatitis spielen einige Risikofaktoren eine Rolle. Zum einen leiden deutlich mehr Männer als Frauen unter dieser Form der Entzündung, was vermutlich mit der häufigen Verknüpfung der Bauchspeicheldrüsen-Entzündung mit Alkoholmissbrauch einhergeht. Zudem erkranken Afro-Amerikaner häufiger an ihr.

Außerdem spielt die familiäre Neigung zu Pankreatitis oder Gallensteinen als Risikofaktor für die Entstehung dieser Krankheit eine Rolle. Und auch Personen mit hohen Triglyzerid-Fettwerten im Blut neigen verstärkt zu einer Pankreatitis.

Symptome

Eine akute Pankreatitis ist vor allem von starken, gürtelförmigen Bauchschmerzen im Oberbauch geprägt, die von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden. Patienten schildern zudem in vielen Fällen Rückenschmerzen in der unteren Brustwirbelsäule, die sich als Gefühl des „Erstochen-Werdens“ äußern können.

Zusätzlich gehören auch Verstopfung und Fieber, sowie bläuliche oder rötliche Flecken am Bauch zu den Symptomen. Letztere haben auch einen besonderen diagnostischen Wert: Als Cullen-Zeichen unterhalb des Bauchnabels und Grey-Turner-Zeichen an den Flanken sind diese Flecken ein deutliches Zeichen für eine schwere akute Pankreatitis.

Bei einer starken Entzündung kann sich zudem Wasser im Bauch ablagern, es kommt dann zu Aszites, der Bauch-Wassersucht.

Drückt die durch die Entzündung vergrößerte Bauchspeicheldrüse die Gallenwege ab, kann auch eine Gelbsucht zu den Symptomen gehören. Das gelbe Bilirubin – ein Stoff, der in der Gallensäure enthalten ist – kann sich dann über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilen und sich in der Haut, den Nägeln und den Augen ablagern.

Patienten mit chronischer Pankreatitis zeigen abweichende Symptome. Das Hauptsymptom ist aber auch bei der lang-anhaltenden Bauchspeicheldrüsen-Entzündung wiederkehrende starke Schmerzen. Durch den Mangel an Verdauungsenzymen kommt es aber außerdem zu Durchfällen, Fettablagerung im Stuhl und einem Verlust der Pankreasfunktion. Letzteres bedeutet, dass sich bei diesen Patienten zumeist Diabetes durch Insulinmangel entwickelt.

Diagnostik

Schon die Symptome können deutlich auf eine Pankreatitis hinweisen, allen voran der gürtelförmige Schmerz. Während der körperlichen Untersuchung zeigt sich bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenentzündung zudem ein druckschmerzhafter, luftgefüllter Bauch.

Dieses Symptom des ballonartig nach vorne gewölbten Bauchs nennen Mediziner Meteorismus. Im Blutbefund können mitunter auch die Elektrolyte deutlich erhöht sein, natürlich steigen auch die Entzündungswerte im Blut an.

Diese diagnostischen Hinweise sind allerdings relativ unspezifisch und können viele Ursachen haben. Beweisend für eine Pankreatitis ist schließlich ein bildgebendes Verfahren. Ist die Pankreatitis ausgeprägt oder die Bauchspeicheldrüse im Ultraschall gut zu erkennen, kann der Arzt mit diesem die Diagnose feststellen. Sonst können CT oder MRT verwendet werden.

Therapie

Auch die Behandlung der Pankreatitis unterscheidet sich deutlich zwischen der akuten und chronischen Form.

Die Therapie der akuten Pankreatitis besteht vor allem in Flüssigkeitsgabe und Schmerztherapie. In der Regel heilt sie von selbst aus. Ist ein Gallenstein die Ursache, muss dieser chirurgisch entfernt werden.
Nur in schweren Fällen werden gelegentlich Antibiotika empfohlen. Bildet sich im Rahmen der Bauchspeicheldrüsen ein Erguss im Bauchraum, so sollte dieser zudem angestochen und abgeleitet werden.

Da die Ursache der chronischen Pankreatitis mit Abstand am häufigsten in langem Alkoholmissbrauch besteht, ist die einzige ursächliche Therapie gegen sie konsequenter Verzicht auf Alkohol. Auch Rauchen wirkt sich hinderlich auf den Therapieerfolg auf, weshalb Patienten auch darauf verzichten sollten. Die Abstinenz kann medikamentös unterstützt werden, damit sich der Entzug weniger schwer gestaltet.

Um die Symptome dieser chronischen Form zu bekämpfen, spielen auch hier Schmerzmittel die wichtigste Rolle. Da die chronische Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung oft zu starker Einschränkung der Pankreasfunktion führt, müssen die fehlenden Hormone und Enzyme zugeführt werden. Vor allem der Blutzucker muss regelmäßig kontrolliert werden, um eventuell eine Insulintherapie einzuleiten.

Komplikationen

Die Komplikationen der akuten sowie chronischen Pankreatitis können schwerwiegend sein und unter Umständen zum Tod führen. Im Rahmen der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung können sich benachbarte Organe wie Leber und Dünndarm ebenfalls entzünden.

In der Pfortader können sich außerdem in seltenen Fällen Gerinnsel bilden, die ins Herz und die Lunge weitergeleitet werden. Kommt es zu einer Ausbreitung der Entzündung auf den gesamten Blutkreislauf, so ist von einer Sepsis, der Blutvergiftung, die Rede. Diese kann alle Organe angreifen und ist lebensbedrohlich.

Zu den Komplikationen der chronischen Pankreatitis gehört die Bildung von Zysten, abgekapselten, wassergefüllten Strukturen um die Bauchspeicheldrüse, sowie der Verschluss des Gallengangs und eine Stauung der Pfortader. Letztere beeinträchtigt in der Folge auch die Leberfunktion. Als eine Spätkomplikation kann sich zudem der sehr bösartige Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln.

Vorbeugung

Die beste Strategie zur Vorbeugung einer Bauchspeicheldrüsenentzündung besteht in der Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum und Rauchen.
Da in Studien eine deutliche Verbindung zwischen hohen Fettwerten im Blut und der Pankreatitis gefunden wurde, empfiehlt sich zudem eine ausgewogene, fettarme Diät.

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Quellen:

¹ National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases
² Akute Pankreatitis (www.gesundheit.gv.at)

= [rebekkakühn] =

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Linktipps

– Bauchspeicheldrüsenkrebs: Was ist ein Pankreaskarzinom?
– Gallensteine
– Blutzucker
– Sonographie (Ultraschalluntersuchung) | Medizinlexikon
– Die Bauchspeicheldrüse
– Hyperlipidämie

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