Schutz vor Hirnhautentzündung: Meningokokken-Impfung sinnvoll

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Meningokokken-Impfung sinnvoll

Meningokokken sind Bakterien, die eine gefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis) hervorrufen. Die Erreger werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise durch Husten, Niesen oder Sprechen. Meningokokken-Infektionen sind ein massives Gesundheitsproblem – ein erhöhtes Risiko besteht in der Grippe- und Erkältungszeit, auf Ferienlagern usw. – eine Impfung gegen Meningokokken der C-Gruppe ist aber möglich.


Meningokokken-Bakterien können Gehirnhautentzündung (Meningitis) und/oder Blutvergiftung (Sepsis) hervorrufen, innerhalb weniger Stunden zum Tod führen oder schwerste Folgeschäden und Invalidität verursachen.

“Über diese Risiken aufzuklären, ist das Ziel der ?Initiative Meningokokken?, einer vor etwas mehr als fünf Jahren gegründeten Experten-Plattform”, berichtet Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze (Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Medizinuniversität Wien). “In den Jahren 2002 bis 2007 erkrankten in Österreich nach den Angaben der Nationalen Referenzzentrale für Meningokokken 412 Menschen an einer Meningokokken-Krankheit (123 an Meningokokken C, 289 an Meninkokokken B) das entspricht der Einwohnerzahl eines Dorfes”, so Prof. Kunze.

“Davon verstarben 27 Menschen, und bei rund 20 Prozent der Erkrankten bleiben nach einer Meningokokken-Infektion Schäden wie Schwerhörigkeit, Hirnschäden, epileptische Anfälle oder den Verlust von Gliedmaßen zurück.”

80 Prozent der Betroffenen sind jünger als 20 Jahre

328 der insgesamt 412 von der Meningokokken-Krankheit Betroffenen (2002 bis 2007) in Österreich waren jünger als 20 Jahre, das entspricht rund 80 Prozent. Mit rund 38 Prozent aller Fälle am relativ häufigsten waren Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern unter vier Jahren (157 Fälle).

Eine zweite Hochrisikogruppe sind Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren: Mit insgesamt 94 Fällen machten sie etwa 23 Prozent aller Meningokokken-Krankheitsfälle aus. Prof. Kunze: “Das hat auch mit ihrem Lebensstil und Sozialverhalten zu tun – Partys und Clubbings, gemeinsames Benutzen von Trinkgläsern oder intensives Küssen tragen zur Verbreitung von Meningokokken-Infektionen ebenso bei wie Ferien- und Sprachreisen.”

So gab es in den vergangenen Jahren mehrere lokale Meningokokken C-Epidemien, etwa in England, Spanien, Griechenland, Norditalien oder der Schweiz.

Das Erregerreservoir ist bei Meningokokken ausschließlich der Mensch. In Europa sind etwa 10 Prozent der Bewohner asymptomatische Träger von Meningokokken im Nasen-Rachenraum. Prof. Kunze: “Das bedeutet, dass sie zwar nicht an der Meningokokken-Krankheit erkrankt sind, jedoch die Erreger rasch auf andere Menschen übertragen können: durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen, wodurch das Risiko in der Grippe- und Erkältungszeit steigt. Aber auch beim Trinken aus demselben Glas und bei engen Kontakten wie Küssen.”

Es gibt verschiedene Unterarten der Meningokokken. In tropischen Gebieten tritt meistens die Bakterienunterart A auf, die Epidemien verursacht. In Europa werden die Krankheitsfälle eher durch die Untergruppen B (68 Prozent) und C (22 Prozent) verursacht.

“In Österreich spielen vor allem zwei Serotypen der Bakterien vom Typ der Menigokokken eine Rolle, die Serogruppen B und C”, berichtet Univ.-Prof. Dr. Ingomar Mutz (Präsident des Österreichischen Grünen Kreuzes für Vorsorgemedizin; Vorsitzender des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates). “Gegen die Erreger der Serogruppe C gibt es in Österreich einen Impfstoff, gegen Erreger der Serogruppe B konnte bisher noch kein Impfstoff entwickelt werden.”

Gegen Meningokokken, so Prof. Mutz, stehen grundsätzlich zwei Typen von Impfstoffen zur Verfügung: Zum einen ein tetravalenter Polysaccharid-Impfstoff, der bisher unerlässlich für Reisen in Gebiete von Afrika und Asien ist, wo andere Stämme (vor allem A oder W) eine große Bedeutung haben.

Polysacharidimpfstoffe haben den Nachteil, dass sie keinen auffrischbaren Langzeitschutz gewähren und nur 3 bis 5 Jahre sicheren Schutz bieten. Dafür bietet dieser Impfstoff (tetravalent = gegen 4 Meningokokkengruppen wirksam) nicht nur gegen Erreger der C – Gruppe sondern auch gegen solche der A – Gruppe, der Y – und der W 135 Stämme Schutz. Die Bedeutung des Polysacharidimpfstoffes liegt also vor allem in der Anwendung als Reiseimpfung. Im sogenannten Meningitisgürtel Afrikas und Teilen Asiens sind Infektionen durch Meningokokken der A – Gruppe, der Y und der W 135 – Gruppe die häufigste Erkrankungsursache.

Zum anderen der “Konjugat-Impfstoff” gegen Meningokokken C, der einen großen Fortschritt brachte: “Er führt zu einem lang anhaltenden Schutz, nahezu 100prozentigem Impfschutz und einem immunologischen Langzeitgedächtnis ohne Immuntoleranz. Außerdem sind Konjugat-Impfstoffe sehr gut verträglich.”

Empfohlene Impfung

Sowohl der Österreichische Impfplan, als auch die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts in Deutschland empfehlen die Impfung für alle Kinder ab dem 12. Lebensmonat. Der Österreichische Impfplan 2008 empfiehlt zum Thema Meningokokken unter anderem:

  • Generell ist die Impfung gegen Meningokokken jedem anzuraten, der sich zuverlässig vor einer Infektion schützen möchte.
  • Die Erstimmunisierung sollte mit einem konjugierten Meningokokken C-Impfstoff erfolgen, sie ist ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat möglich.
  • Besonders empfohlen wird die Impfung bei Jugendlichen vor Eintritt in Gemeinschaftswohneinrichtungen wie Studentenheime oder Kasernen und vor Gruppen- oder Schulveranstaltungen (z.B. Sprachferien, Schüleraustauschprogramme) in Ländern mit erhöhtem Infektionsrisiko.
  • Bei Epidemien wird die Impfung neben der Antibiotika-Prophylaxe für gefährdete Personen empfohlen – unter Berücksichtigung der jeweiligen Empfehlungen der Sanitätsbehörden.
  • Exponiertes Personal (Labor, Intensivmedizin, Pädiatrie) sollte sich ebenso impfen lassen wie gesundheitlich gefährdete Personen mit einem beeinträchtigten Immunsystem.

Die Impfung ist eine sogenannte aktive Impfung, die gespritzt wird. Der Körper bildet nach der Impfung Abwehrstoffe (sogenannte Antikörper) gegen die Bakterien – infiziert man sich später mit echten Meningokokken werden sie von diesen Antikörpern abgefangen und ein Ausbruch der Krankheit lässt sich verhindern. Normalerweise findet die Grundimmunisierung bereits bei Säuglingen zusammen mit den anderen Standardimpfungen statt. Bei Kindern und Erwachsenen ist eine Impfung ausreichend, wobei der Impfschutz dann zwei bis drei Wochen später beginnt.¹

Die Impfung schützt nur vor Hirnhautentzündungen, die durch Meningokokken hervorgerufen werden. Als mögliche Nebenwirkungen werden leichte Reaktionen an der Injektionsstelle und leichte Allgemeinreaktionen wie Abgeschlagenheit, Magen-Darm-Beschwerden oder Temperaturerhöhungen angeführt.

Weil gegen Meningokokken B heute noch keine Impfung möglich ist, ist es umso wichtiger, dass die Krankheitszeichen früh erkannt werden, damit rechtzeitig eine adäquate Behandlung eingeleitet werden kann.

Gerade diese Früherkennung ist nicht immer einfach: Die ersten Anzeichen können einer Erkältung oder Grippe nämlich sehr ähnlich sein: Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Gelenks- und Muskelschmerzen, Krämpfe, Erbrechen, Lichtscheue oder Benommenheit können einzeln oder gemeinsam auftreten, ebenso wie rasch ansteigendes Fieber, Schüttelfrost und ein schweres Krankheitsgefühl. Bei Babys sind Erbrechen, schrilles Schreien und Appetitlosigkeit die ersten Anzeichen, Kopfschmerzen und Fieber nehmen im Verlauf der Erkrankung zu.

“Es ist besonders wichtig, bei hohem Fieber und rapider, massiver Verschlechterung des Allgemeinzustandes auch ohne weitere Symptome an eine Infektion mit Meningokokken zu denken. Bereits beim ersten Verdacht sollten sofort ein Kinderarzt oder Spital aufgesucht werden”, so Prof. Zwiauer.

“Charakteristisch bei einer Meningokokken-Infektion sind rote, punktförmige Flecken auf der Haut, die in rund 70 Prozent der Erkrankungsfälle auftreten, und die auch unter Druck nicht verblassen – zum Beispiel wenn man ein durchsichtiges Trinkglas darauf hält.”²

Quellen:

¹ Robert Koch Institut
² “Initiative Meningokokken” – www.meningokokken.at

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Wie funktioniert impfen? Erklärvideo
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– Meningokokken-Gefahr: Früherkennung lebenswichtig
– Gehirnhautentzündung – Meningitis
– Meningitis bei Kindern
– Kinderärzte Österreich: Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde
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