Vogelgrippe (Virus H5N1) | Krankheitslexikon

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Vogelgrippe

Die Vogelgrippe (Geflügelpest, Avian flu) wird durch ein Influenza-Virus hervorgerufen und kann in seltenen Fällen von Geflügel auf Menschen übertragen werden. Die Infektion erfolgt dabei durch direkten Kontakt, das Einatmen von Kotstaub, sowie den Verzehr von ungekochtem Hühnerfleisch bzw. Eiern. Eine Infektion über gekochtes Hühnerfleisch/Eier wird derzeit sowohl von der WHO als auch von der Europäischen Agentur für Ernährungssicherheit für sehr unwahrscheinlich gehalten. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet äußerst selten statt.


Seit Juli 2005 werden Infektionen von Geflügel und freilebenden Vögeln im asiatischen Teil von Russland sowie in Kasachstan gemeldet. Mittlerweile hat die Vogelgrippe die Türkei erreicht, auch in Rumänien verendete Tiere dürften mit dem gefährlichen Virus H5N1 infiziert gewesen sein. Für Österreich besteht laut dem Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit (noch) keine Gefahr, da weder Geflügel- noch Geflügelprodukte oder Jagdtrophäen in die EU importiert werden dürfen.

Zusätzlich wurde nun auch der Import von Ziervögel sowie unbehandelten Federn aus Russland und – vorsorglich – auch aus Kasachstan verboten. Auch das Risiko einer Einschleppung der Vogelgrippe über Zugvögel (z.B. Wildgänse und -enten) ist gering, da Österreich von den großen Wanderrouten der Zugvögel kaum betroffen ist.

Übertragbarkeit

Die alphanumerische Kombination H5N1 sorgt derzeit weltweit für Aufregung und Nervosität unter den Regierungen. Versteckt sich hinter dieser Buchstaben-/Zahlenkombination doch der hochpatogene sogenannte Vogelgrippevirus, der erstmals Ende des Jahres 2003 in Südostasien aufgetreten ist. Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, die in Einzelfällen von infizierten Vögeln auf den Menschen übertragbar ist, aber bisher nicht als Grippevirus von Mensch zu Mensch weitergegeben werden kann.

Das Virus kann für Menschen – unter besonderen Umständen – tödlich sein, weltweit starben allerdings bisher von nur 117 Infizierten 63 – davon 60 Menschen in Ostasien, die unmittelbar mit der Vernichtung infizierter Vögel zu tun hatten oder mit ihnen unter einem Dach lebten. Die WHO warnt, dass der Vogelgrippevirus zu einem bisher unbekannten, für Menschen besonders gefährlichen Influenza-Virus mutieren könnte. Falls das Virus tatsächlich mutiert, sodass es von Mensch zu Mensch übertragbar wird, dann und nur dann, droht tatsächlich eine weltweite Ausbreitung, also eine sogenannte Pandemie mit möglichweise hunderttausenden Toten.

Was ist eine Pandemie?

Unter Pandemie versteht man den länderübergreifenden oder sogar weltweiten Ausbruch einer Krankheit. Große Pandemien in der Geschichte waren z. B. die Pest im Mittelalter, die Spanische Grippe im 20. Jahrhundert oder die Ausbreitung von Aids seit den 80er Jahren.

Strategie gegen Vogelgrippe in Österreich

Die Bekämpfung der Tierseuche “Vogelgrippe” in Österreich, wird durch einen Tierseuchen-Krisenplan vorbereitet. Seit 2003 wird in Österreich regelmäßig ein Influenza-Screening bei Geflügel durchgeführt. Bis dato wurde nie ein Erreger gefunden. Das letzte Mal ist Vogelgrippe 1946 in Österreich aufgetreten. Die großen Ausbrüche in Europa fanden 2003 statt und betrafen die Niederlande, Deutschland und Belgien. In den Niederlanden mussten 35 Mio. Hühner getötet werden, der volkswirtschaftliche Schaden betrug 400 Mio Euro. In Italien gab es 1999 einen Ausbruch, bei dem 15 Mio. Hühner gekeult werden mussten. Durch umfangreiche Schutzmaßnahmen konnte eine Ausbreitung der Tierseuche auf Österreich bisher verhindert werden.

Sollte der Verdacht von Geflügelpest bestehen, tritt unverzüglich ein entsprechender Krisenplan in Kraft, in dem unter anderem folgende Maßnahmen festgelegt sind:

  • Einrichtung nationaler, regionaler und lokaler Krisenzentren
  • Arbeitsanleitungen für Amtstierärzte
  • Untersuchung des Tierbestandes
  • Sperre von betroffenen Stallanlagen und Gebieten
  • Impfung von Geflügelbeständen
  • Handlungsanweisungen für Tierärzte, Landwirte und die Bevölkerung

Eine Übertragung des Vogelgrippevirus von Geflügel auf den Menschen ist zwar selten aber möglich, wohingegen gilt eine anschließende Übertragung von Mensch zu Mensch zwar als wissenschaftlich möglich, konnte bei der aktuellen Ausbreitung von Vogelgrippe bisher aber nicht nachgewiesen werden. Die WHO warnt, dass der Vogelgrippevirus aber zu einem bisher unbekannten, für Menschen besonders gefährlichen Influenza-Virus mutieren könnte und sich dann wegen der leichten Übertragbarkeit rasch ausbreiten könnte.

Aufgrund des Auftretens von Vogelgrippe bei Geflügel und Wildvögeln in Russland und Kasachstan haben die österreichischen Veterinärbehörden bereits jetzt umfassende Überwachungs- und Informationsmaßnahmen in die Wege geleitet. So werden z.B. verstärkte Probennahmen an Rast- und Brutstätten von Zugvögeln wie dem Neusiedlersee bzw. dem Bodensee durchgeführt.

Strategie gegen eine Influenza-Pandemie

Der Influenza-Pandemieplan, der dem Ministerrat vorgestellt wurde, schützt die österreichische Bevölkerung vor einer Grippe-Pandemie. Diese ist nur möglich, wenn der derzeit bekannte Vogelgrippevirus zu einem Grippevirus mutiert, der von Mensch zu Mensch übertragen wird. Eine solche Mutation ist wissenschaftlich möglich, bis jetzt jedoch noch nicht erfolgt.

Die Influenza-Impfung ist die einfachste und effizienteste Schutzmaßnahme. Daher muss bei Ausbruch einer Influenza-Pandemie sofort mit der Impfung der Bevölkerung begonnen werden. Wenn allerdings ein neuer Grippevirus auftritt, benötigt die Pharmaindustrie 2-3 Monate, bis sie einen entsprechenden Impfstoff gegen diesen Erreger entwickelt hat. Zur Vorsorge gibt es zusätzlich Neuraminidasehemmer in Tablettenform, die den Ausbruch der Krankheit verzögern bzw. die Symptome vermindern können.

Zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens wird das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen Rahmenverträge für die Lieferung entsprechender Kontingente dieser Medikamente für den Krisenfall abschließen. In den Bundesländern wurden parallel zur österreichweiten Strategie mit den Vorbereitungen länderspezifischer Maßnahmen begonnen, die den Bedarf und das Distributionskonzept für Neuraminidasehemmer, ein Impfkonzept sowie die Zusammensetzung und Aufgabendefinition der Krisenstäbe beinhalten. Die Landesregierungen werden für ihren Wirkungsbereich eine entsprechende Vorsorge gemäß den Vorgaben des Influenza-Pandemieplans treffen. Internationale Wissenschaftler/innen und Experten/innen empfehlen Vorsorgemaßnahmen für bis zu 20 Prozent der Bevölkerung. Österreich wird sich an diesem Richtwert orientieren.

Diese Informationen entstammen dem Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit und Frauen – Details unter www.sozialministerium.at

Panik unangebracht, Vorbeugungsmaßnahmen aber wichtig

Zwei jüngst in den renommierten Wissenschaftsjournalen “Science” und “Nature” veröffentlichte Studien kamen zum Ergebnis, dass eine etwaige Grippe-Pandemie relativ wirkungsvoll eingedämmt werden könnte, wenn rasch gehandelt würde. Relevant dafür sei, dass nach dem Auftauchen eines neuen Virus binnen weniger Monate ein Impfstoff dagegen entwickelt und produziert werden kann, um die Bevölkerung vorbeugend in großem Umfang zu schützen. Bis dahin sollten antivirale Medikamente wie Tamiflu bzw. Relenza (das inhaliert werden muss und daher bisher nicht so nachgefragt wird) wie folgt eingesetzt werden:

So müssten die ersten Erkrankungsfälle bereits binnen 48 Stunden nach Auftreten der Erkrankung gesetzt werden und mindestens 90 Prozent der Erkrankten müssten das Medikament erhalten. Dadurch und mit strikten Isolierungsmaßnahmen ließe sich eine aufkeimende Seuche zu 90 Prozent eindämmen.

Der Sinn der Therapie bzw. Prophylaxe mit Oseltamivir / Tamiflu© liegt vor allem in einer Überbrückung der Zeitspanne bis zum Vorhandensein ausreichender Mengen eines wirksamen Impfstoffes, zuzüglich der Zeit bis zur Entwicklung einer schützenden Immunität. Ein breiter Einsatz von Oseltamivir im Falle einer Pandemie scheint daher notwendig um Mortalität und Morbidität in der Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. Da davon ausgegangen werden muss, dass beim Eintreffen der ersten Pande-miewelle in Österreich noch kein bzw. in noch nicht ausreichender Menge Impfstoff vorrätig ist, stellt Oseltamivir somit den einzigen pharmakologischen Schutz gegen eine Pandemie in der Anfangsphase dar und ist daher von wichtiger Be-deutung.

Prophylaxe und Therapie mit Tamiflu©

Aus epidemiologischer Sicht ist es notwendig, besonders sensible oder disponierte Bevölkerungsgruppen (ältere Menschen, Kinder, Ärzte, Krankenhauspersonal usw.) zum ehest möglichen Zeitpunkt vor einer Influenzainfektion zu schützen. Um den zeitlichen Abstand zwischen dem Bekanntwerden einer Pandemie, der Identifizierung und Bereitstellung des Virus durch die WHO, der Herstellung eines adäquaten Impfstoffes, der Impfung der Bevölkerung bis hin zum Aufbau einer ausreichenden Immunität des Einzelindividuums zu überbrü-cken und um während dieses Zeitraumes (der voraussichtlich etwa 12 Wochen betragen könnte) bereits prophylaktische als auch therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können, ist der breite Einsatz von geeigneten Virostatika zu überlegen.

Eine ausreichende und frühzeitige Prophylaxe mit Oseltamivir ist vor allem für besonders exponierte oder gefährdete Personengruppen notwendig. Insbesonde-re ist auch eine breite Prophylaxe bei Personen zum Erhalt der Infrastruktur an-zustreben, wie auch Krankenhaus- und Pflegepersonal. Letztere sind nicht nur für die Versorgung der bereits Erkrankten notwendig und haben dadurch ein erhöhtes Eigenrisiko, sondern stellen auch ihrerseits eine nicht zu unterschätzende In-fektionsquelle dar. Oseltamivir ist zur Prophylaxe bei Erwachsenen und Jugendlichen über 13 Jahre zugelassen.

Bei der Therapie bietet Oseltamivir (Tamiflu©) bei Personen, bei denen die Krankheit bereits ausgebrochen ist, die Möglichkeit, kausal-therapeutisch tätig zu werden. Allerdings muss das Medikament so früh wie möglich (innerhalb von 48 Stunden) nach Auftreten der ersten Symptome zur Anwendung kommen. Der Effekt der Behandlung liegt in einer Abschwächung der Krankheitssymptome (wie z.B. Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien, Husten) sowie in einer Verkürzung der Erkrankungsdauer. Darüber hinaus werden typische Komplikationen (z.B. bakterielle Infektionen der unteren Atemwege, hauptsächlich Bronchitis) verringert.

Tamiflu© steht in zwei bioäquivalenten Darreichungsformen zur Verfügung, als Hartkapsel sowie als Pulver zur Herstellung einer Suspension. Oseltamivir ist zur Therapie bei Erwachsenen und Kindern ab einem Jahr zugelassen.

Die begleitende Behandlung bei bereits ausgebrochener Infektion richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem Allgemeinzustand des Betroffe-nen. Überwiegend wird man (neben dem bereits oben beschriebenen Einsatz von bestimmten Virostatika) mit einer symptomatischen Therapie das Auslangen finden: Schmerzlinderung und Fiebersenkung mit entsprechenden Mmenten, Anwendung von Expectorantien oder Antitussiva (nicht in Kombinund vor allem ausreichende Bettruhe und Schonung).

Vorsicht ist bei der fiebersenkenden Behandlung von Kindern geboten: Hier darf während einer Influenza-Infektion keinesfalls Acetylsalicylsäure (ASS) zur Fiebersenkung verwendet werden, da bei Gabe von ASS ein so genanntes Reye-Syndrom auftreten kann: es handelt sich dabei um eine seltene schwere En-zephalopathie mit Verfettung der Leberzellen und Symptomen wie Erbrechen, Fieber, Benommenheit bis hin zu Koma und einer Letalität von ca. 25 %. Daher ist ASS bei Virusinfektionen für Kinder bis zur Pubertät kontraindiziert

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Linktipps

– Was ist Virologie?
– Vogelgrippe-Impfstoff H5N1
– Coronavirus Live-Karte
– Schweinegrippe H1N1
– Schutzimpfungen bei besonderer Gefährdung
– Österreichischer Influenza Pandemieplan

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