Medizinlexikon: Anästhesie
Der Begriff Anästhesie steht für Dreierlei: er bezeichnet einerseits den Zustand der Unempfindlichkeit des Nervensystems gegen bestimmte Reize und Empfindungen, andererseits das medizinische Verfahren zur Ausschaltung der Schmerzempfindung, etwa durch eine Narkose.
Der Begriff beschreibt aber auch eine Facharztausbildung, die genaue Bezeichnung lautet Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Ärzte mit dieser Ausbildung (gemeinhin als Anästhesisten bzw. Narkoseärzte bezeichnet) sind für die Allgemein-, Regional- und Lokalanästhesie, sowie deren Vor- und Nachbehandlung verantwortlich. Außerdem sind sie für die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen während operativer Eingriffe verantwortlich.
Medizinlexikon: Anästhesie- Artikelübersicht:
- Wie funktioniert Narkose
- Formen der Narkose
- Die Anästhesie als medizinisches Spezialgebiet
- Linktipps
Anästhesie [griech.anästhissía – die Nicht-Empfindung], bezeichnet
1. den Zustand der Unempfindlichkeit des Nervensystems im weitesten Sinn;
2. das medizinische Verfahren zur Erzielung der Empfindungslosigkeit des Nervensystems, v.a. bei schmerzhaften Eingriffen.
Unter dem Begriff Anästhesie kann sich der medizinische Laie häufig wenig vorstellen, es verwundert daher kaum, dass sich viele Patienten vor der Narkose mehr fürchten als vor der Operation. Aufklärung tut also Not.
Die Allgemein-Anästhesie, auch Narkose genannt, greift am Zentralnervensystem an. Sie ist die Steigerung der Hypästhesie, der Empfindungsverminderung, und steht im Gegensatz zur Hyperästhesie, einem Zustand vermehrter Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit z. B. bei Entzündungen, und zu Parästhesien, meist kribbelnden Missempfindungen, die bei manchen Nervenerkrankungen (Neuropathien) vorkommen.
Wie funktioniert Narkose
Narkotika sind entweder leicht flüchtige Flüssigkeiten und Gase (Inhalationsnarkotika, z.B. Äther, Lachgas usw.), die eingeatmet werden, oder feste Substanzen, deren Lösungen in die Blutbahn injiziert werden können (Injektionsnarkotika, z.B. Abkömmlinge der Barbitursäure); sie führen zu einem schlafähnlichen Zustand mit Bewußtlosigkeit und zentraler Schmerzausschaltung.
Lokalanästhesie (örtl. Betäubung) nennt man die künstliche Schmerzausschaltung (in Form einer sogenannten Narkose) im Bereich nervaler Endapparate oder peripherer Nerven ohne Beeinträchtigung des Bewußtseins. Sie blockiert die Schmerzweiterleitung einer kleineren Fläche direkt an den Nervenenden.
Formen der Narkose
- Kälteanästhesie: durch Aufspritzen einer schnell verdunstenden Flüssigkeit wird der betreffenden Hautstelle Wärme entzogen, so dass sie gefriert und unempfindl. wird.
- Bei der Oberflächenanästhesie werden Lokalanästhetika auf Schleimhautbezirke oder Wundflächen aufgetragen.
- Bei der Infiltrationsanästhesie wird die Lösung des Lokalanästhetikums in das Operationsgebiet injiziert, wodurch auch tiefere Gewebsschichten betäubt werden können.
- Bei der Leitungsanästhesie werden Nervenäste und Nervenstämme, auch ganze Bündel von Nervenstämmen umspritzt.
- Bei der Spinalanästhesie (Rückenmarks-Anästhesie) wird eine Lähmung der Nerven im Bereich ihrer Wurzeln im Rückenmarkssack bewirkt. Sie ist zur Betäubung der gesamten unteren Körperhälfte einschließlich der Beckenorgane geeignet.
Die Anästhesie als medizinisches Spezialgebiet
Die Anästhesie ist als praktisches Arbeitsgebiet ein Teil der Anästhesiologie. Außer der Ausschaltung von schmerzhaften Wahrnehmungen beinhaltet die Tätigkeit des Anästhesisten die Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen (z.B. Atmung, Sauerstoffversorgung, Kreislauffunktion u.a.m.). Dazu gehört auch, den Organismus vor schädigenden Einflüssen des chirurgischen Eingriffs (z.B. Blutverlust) und anderen Stressfaktoren zu schützen.
Die Anästhesie wird in Österreich, Deutschland und der Schweiz durch spezialisierte Ärzte ausgeführt, die je nach Land als Fachärzte für Anästhesie und Intensivmedizin oder als Anästhesisten (auch: Narkosearzt) bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um eine fachübergreifende Tätigkeit mit starken Überschneidungen zu Fachgebieten wie Chirurgie, Innere Medizin, Kinderheilkunde usw.
Die Ausbildung setzt ein abgeschlossenes Medizinstudium voraus und beinhaltet eine mehrjährige Weiterbildung in den Bereichen Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.
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Linktipps
– Fachportal Anästhesie
– Uni-Klinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin AKH Wien
– Die Geschichte der Anästhesie
– Schmerztherapie: Eine junge Disziplin steht vor enormer Herausforderung
– Blutspende | Medizinlexikon
Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!