Mariendistel | Heilpflanzenlexikon
Viele Krankheiten und Beschwerden werden auch heute noch mit Hilfe von Heilkräutern bekämpft. Doch noch immer gibt es zahlreiche Pflanzen, deren Wirkung auf die Gesundheit gar nicht oder nur unzureichend bekannt ist. Die Mariendistel ist eine solche Pflanze, die mehr verspricht, als viele überhaupt wissen.
Schon vor vielen Jahrhunderten wurde die Mariendistel als Heilpflanze verwendet und ist nicht nur für die Leber sehr von Vorteil. Verantwortlich dafür sind vor allem die sogenannten Flavonolignane und Flavonoide, wobei der wichtigste Inhaltsstoff Silymarin ist.
Synonyme
Christi Krone, Donnerdistel, Fieberdistel, Fechdistel, Frauendistel, Heilandsdistel, Stechkraut, Venusdistel, Weißdistel
Die Mariendistel in der Natur
Ursprünglich kommt die Mariendistel aus warmen Gefilden. Sie ist vor allem im Mittelmeerraum, auf den Azoren, den Kanaren und auf Madeira zu finden, wächst aber mittlerweile auch bei uns. Bei einem Streifzug durch die Natur findet man sie wildwachsend auf vielen Wiesen oder an Wegrändern wieder. Auch in unseren Gärten kann die Mariendistel, welche die Nationalblume Schottlands ist, immer wieder auftreten. Wenn Sie wild wächst, entfernen viele diese Heilpflanze. Allerdings wird sie auch bewusst in Ziergärten angebaut.
Die ein- bis zweijährige Pflanze kann bis zu 3 Meter hoch werden. Vorsicht, sie hat an den Blättern spitze Dornen, die bei Unachtsamkeit schnell zu blutenden Wunden führen können. Besonders die Blüte erfreut nicht nur den Heimgärtner, sondern zieht auch zahlreiche Bienen und Hummeln an. Sie blüht von Juni bis September in einer purpurroten Farbe. Die Früchte, die rund 7 cm lang werden und in den Farben Schwarz, Braun und Gelb marmoriert sind, sind ab September zu finden. Aufgrund dieses Aussehens wird die Mariendistel auch gerne „wilde Artischocke“ genannt.
Verwendet werden für die Zubereitung von Tees zum einen die Früchte, die im Spätsommer bzw. Frühherbst abgenommen werden können, aber auch das Kraut, das wiederum zur Blütezeit geerntet wird.
Die Mariendistel – Jahrtausende alte Heilpflanze
Die Wirkungsweise der Mariendistel auf die Gesundheit wurde bereits von Jahrtausenden entdeckt. Schon in der griechischen Antike gibt es Aufzeichnungen über die Verwendung der Pflanze. Im Mittelalter wurde sie in Klostergärten angepflanzt und in Kräuterbüchern aus dem 16. Jahrhundert ist die Mariendistel ebenfalls zu finden. Wurde die Pflanze früher gegen weitere Leiden, wie etwa Wassersucht oder Gelbsucht angewandt, geht die heutige Verwendung auf den Mediziner Gottfried Rademacher zurück, der eine Therapie bei Lebererkrankungen entwickelte.
Wirksame Inhaltsstoffe
Als relevante Inhaltsstoffe werden in erster Linie die Flavonolignane angesehen. Das Gemisch Silymarin besteht aus dem Hauptbestandteil Silibinin (= Silybin), Isosilybin, Silychristin und Silydianin.
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Die Wirkungsweise dieser hübschen Pflanze, die viele als Kulturpflanze im Garten haben, ist erstaunlich. Ihr werden folgende Wirkungsweisen zugesprochen:
• anregend
• krampflösend
• harntreibend
• schweißtreibend
• entgiftend
• adstringierend
• tonisierend
• leberstärkend
Als die wichtigsten Anwendungsgebiete werden genannt:
- Aufstoßen
- Blähungen
- Fieber
- Völlegefühl
Mariendistel bei Leberbeschwerden
Vor allem die Leber soll von den Wirkungsstoffen der Mariendistel profitieren:
• Durch die Stärkung der Regenerationsfähigkeit der Leberzellen können Giftstoffe nicht mehr in die Zellen eindringen und Leberenzyme gehen nicht mehr verloren.
• Einsatzgebiete sind vor allem chronisch-entzündliche Lebererkrankungen, Leberschäden, die durch Gifte auftreten, Hepatitis, Fettleber und Leberzirrhose.
Zubereitungen aus der Mariendistel bzw. ihren Früchten werden zur unterstützenden Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen, Leberzirrhose und toxischen (durch Lebergifte verursachten) Leberschäden verwendet. Die leberschützende und antitoxische Wirkung wurde zwar in zahlreichen Leberschädigungsmodellen nachgewiesen, die Studien, die die Wirksamkeit von Silymarin nachweisen sollen, gelten aber unter Fachleuten als mangelhaft.¹
Daneben wird die Mariendistel in folgenden Bereichen/bei folgenden Beschwerden eingesetzt:
• Magenbeschwerden
• Gallenbeschwerden
• Darmbeschwerden
• Milzbeschwerden
• Migräne
• Krampfadern
• Übelkeit
• Schwindel
• Blähungen
• Cholesterin
Während sich die meisten Untersuchungen mit der Wirkweise der Mariendistel bei Leber- und Gallenerkrankungen beschäftigen, haben Wissenschaftler des Cancer Centers an der University of Colorado entdeckt, dass die Inhaltsstoffe der Heilpflanze offenbar auch bei Lungenkrebs und Darmkrebs wirken können. Beim Versuch mit Mäusen konnte das Wachstum eines Tumors gestoppt werden. Verantwortlich dafür dürfte der Wirkstoff Silibinin sein. Es stehen allerdings noch zahlreiche Nachuntersuchungen an, es wäre falsch, aus diesen Ergebnissen voreilige Schlüsse für den Einsatz in der Humanmedizin zu ziehen.
Die Mariendistel und ihre Anwendung
Trotz zahlreicher offener Fragen und noch ausstehender Studienergebnisse, werden die Wirkstoffe der Mariendistel auf zahlreichen Seiten im Internet heftig beworben.
Als maximale Tagesdosis werden zumeist 400 Milligramm Silymarin angegeben. Ein solcher Wert wird bei einer üblichen Nutzung der Mariendistel kaum erreicht. Daher sind Fertigpräparate aus der Apotheke mehr zu empfehlen, da hier die Inhaltsstoffe konzentrierter vorhanden sind. Vor Einnahme sollte aber immer mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden.
Alternativ kann man sich von den Mariendistelfrüchten einen Tee zubereiten. Dazu werden 1 bis 2 gehäufte Teelöffel (ca. 3-5 Gramm) zerstoßene Früchte mit rund 150 ml kochendem Wasser übergossen. Den Tee 10 Minuten ziehen lassen und dann heiß trinken. Die Anwendung kann bis zu 4 Mal pro Tag erfolgen und sollte immer rund eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
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Quellen:
¹ Mariendistel zur Leber-Erholung unklar
² mariendistel.info – Umfangreiche Infoseite zur Mariendistel
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Linktipps
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