Was ist Homöopathie?
Die Homöopathie ist ein Heilsystem, welches auf dem Ähnlichkeitsprinzip gegründet ist. Ihr Namen setzt sich aus den griechischen Wörtern homoion (ähnlich) und pathos (Leiden) zusammen und stammt von dem Entdecker der wissenschaftlichen Homöopathie, dem Arzt, Apotheker und Chemiker Dr. Samuel Hahnemann (geb. 1755 in Meißen, gest. 1843 in Paris). Homöopathie ist eine äußerst beliebte alternativmedizinische Heilmethode, doch immer mehr Studien zweifeln an der Wirksamkeit der komplementärmedizinische Behandlungsmethode. Faktencheck: Humbug oder Hilfe?
Homöopathie als ärztliche Heilmethode
Homöopathie darf in Österreich ausschließlich von Ärzten ausgeübt werden. Alle Homöopathen haben eine “schulmedizinische” naturwissenschaftliche Ausbildung und sind berechtigt, als selbständig praktizierende Ärzte (praktischer Arzt bzw. Allgemeinmedizinier oder Facharzt) zu arbeiten. Anschließend an die medizinische Ausbildung haben alle Homöopathen eine mehrjährige Spezialausbildung (Theorie und Praxis) zu absolvieren.
Der Abschluss der homöopathischen Grundausbildung wird durch das Ärztekammer-Diplom Homöopathie anerkannt. An diese Grundausbildung schließt sich eine regelmäßige ärztliche und homöopathische Fortbildung an. Nur diese ausgebildeten Ärzte dürfen sich rechtmäßig als Homöopathen bezeichnen und auch als Homöopathen selbständig arbeiten. Die homöopathische Grundausbildung in Österreich wird derzeit hauptsächlich von der ÖGHM geleistet. Auch die Diplomansuchen im Ausland ausgebildeter Ärzte werden von der ÖGHM geprüft und über die ÖGHM bei der Ärztekammer eingereicht. Homöopathische Ärzte arbeiten mit Ärzten aller anderen Fachrichtungen zusammen.
Zur fachgerechten homöopathischen Behandlung gehören:
1. die genaue Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte)
2. eine klinische Untersuchung des Patienten
3. eine genaue diagnostische Abklärung der Erkrankung
4. eie klinische Verlaufskontrolle
5. eas ärztliche Gespräch
6. Aufklärung über andere Behandlungsmöglichkeiten sowie Indikationen, Grenzen, Möglichkeiten sowie Verlauf der homöopathischen Therapie
Die homöopathische Anamnese und Behandlung
In einem längeren Gespräch (abhängig von der Problematik, der Erkrankungsdauer, dem Lebensalter des Patienten 1 bis mehrere Stunden) wird ein möglichst genaues Bild des erkrankten Patienten erhoben: seine körperlichen Beschwerden und Krankheiten (jetzt und früher) seine psychische Befindlichkeit, Ängste, Sorgen, Lebensgrundsätze, seine Familienanamnese, sein soziales Umfeld, seine Biographie sowie die genaue Beobachtung (Wahrnehmung) des Patienten. Nur durch diese umfassende Anamnese kann ein genaues individuelles Bild des Patienten gewonnen werden, für das eine Ähnlichkeitsbeziehung zu einer Arznei gefunden werden kann.
In der Arzneifindung (Repertorisation, Arzneimittelwissen) wird diese Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Patient und Arznei gesucht und gefunden. Dieser Vorgang der Arzneimittelfindung dauert ebenfalls oft eine längere Zeit, es gelingt auch nicht immer, sofort die passende Arznei zu finden, besonders dann, wenn doch noch wichtige Informationen über den Patienten fehlen. Anschließend erfolgt
- die Arzneigabe oder Arzneiverordnung
- die Beobachtung einer etwaigen Arzneireaktion
- eine genaue Verlaufskontrolle
- die ärztlich empathische Führung des Patienten
Die weitere Behandlung des Patienten erfolgt in Folgeordinationen, deren Häufigkeit von der Erkrankungsart und der Befindlichkeit des Patienten abhängt. In diesen Folgeordinationen erfolgt eine ganzheitliche Zwischenanamnese und meist auch eine klinische Untersuchung zur Beurteilung der letzten Arzneiwirkung. Daran schließt sich die weitere homöopathische Verordnung.
Indikationen für eine homöopathische Behandlung
REGULATIONSMETHODE: überall, wo Prozesse gestört, d. h. regulierbar sind, ist die Homöopathie wirksam. Zerstörtes und Fehlendes kann homöopathisch nicht ersetzt werden. Zerstörte und fehlende Strukturen ziehen aber immer gestörte Regulationen nach sich, die homöopathisch beeinflussbar sind.
- CHRONISCHE KRANKHEITEN
- AKUTE KRANKHEITEN
- ALLE LEBENSALTER (von der Geburt bis zum Tod) MÄNNER, FRAUEN und KINDER
- KÖRPERLICHE und SEELISCHE KRANKHEITEN
- PSYCHOSOMATISCHE KRANKHEITEN
- KRANKHEITEN, die man HEILEN kann
- KRANKHEITEN, die man “nur” BESSERN kann
“Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (homoion pathos) für sich erregen kann, als sie heilen soll!” Samuel Hahnemann (1755-1843)
Homöopathie als alleinige Methode oder in Kombination mit anderen Methoden
Die Grenzen der Methode liegen:
- in der Art der Erkrankung
- in der Regulationsfähigkeit des Patienten
- im Wissen und Können des behandelnden Arztes
Samuel Hahnemann und die Entwicklung der Homöopathie
Folgende Methoden der Ganzheitsmedizin werden in der Literatur genannt:
Dr.med. Samuel Hahnemann war ein engagierter Arzt, dem es nach jahrzehntelangem Forschen und Suchen gelungen war, ein eigenständiges, auf Gesetzmäßigkeiten beruhendes Heilverfahren zu entwickeln, das in dieser Form seit nunmehr 200 Jahren auf unveränderten Prinzipien beruht. Durch langjähriges Experimentieren und exaktes Beobachten hatte er zwei für das Heilen wesentliche Tatsachen festgestellt:
Nach der Einnahme gewisser Mengen von Chinarindenpulver erkrankte er und bekam für kurze Zeit malaria-ähnliche Symptome. Er folgerte, dass hier ein Zusammenhang bestehen müsse und prüfte mit einer Gruppe von Freiwilligen über Jahre hinweg viele Arzneistoffe, wobei die auftretenden Symptome genau notiert wurden (Arzneimittelprüfung am Gesunden). Auf diese Weise entstanden Arzneimittelkenntnisse, die Aufschluss darüber geben, welche Wirkungen ausgesuchte Substanzen auf den menschlichen Organismus hervorrufen.
In weiteren langjährigen Experimenten stellte er fest, dass nur derjenige Stoff in der Lage ist, später in seiner potenzierten Form einen kranken Menschen zu heilen, dessen Prüfungssymptome dem Krankheitszustand des Patienten ähnlich sind. So kann z. B. ein bestimmter Kopfschmerz nur von einem Mittel geheilt werden, das am Gesunden einen ähnlichen Kopfschmerz erzeugt. Oder ein wässriger Schnupfen kann nur von einer Arznei gebessert werden kann, die einen wässrigen (und nicht etwa einen dicken, schleimigen) Schnupfen hervorbringt.
Zweifel an der Wirksamkeit
Auch wenn alternativmedizinische Anwendungen weiterhin hoch im Kurs stehen, so nimmt die Kritik an bestimmten Methoden zu – immer häufiger gestützt durch valide Daten wissenschaftlicher Studien. Laut einer aktuellen Studie der australischen Gesundheitsbehörde National Health and Medical Research Council (NHMRC) ist “Homöopathie bei jeglicher Anwendung wirkungslos.”
Das NHMRC konnte keine Hinweise dafür finden können, dass Homöopathie besser wirke als Placebomedikamente oder ähnliche Erfolge zeige wie andere Behandlungsmaßnahmen. Die Wissenschafter warnen daher ausdrücklich davor, chronische und schwere Erkrankungen auf diesem Weg zu behandeln.¹
——————
Quellen:
¹ NHMRC releases statement and advice on homeopathy
² Kritik an der Kritik: Klinische Studien und Metaanalysen in der Homöopathie (Dr. Friedrich Dellmour; DZKF 5/6-2006)
Informationsstellen:
Österreichische Gesellschaft für homöopathische Medizin
Mariahilferstraße 110, 1070 Wien
Tel.: 01/526 75 75
Fax: 01/526 75 75-4
E-Mail: [email protected]
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
Was ist ein Placebo, was ist der Placebo-Effekt?
TEM – Traditionelle Europäische Medizin erlebt eine Renaissance
Dolden-Milchstern | Heilpflanzenlexikon
Globuli – was können die kleinen Kügelchen wirklich?
Homöopathie in Österreich
Homöopathie: Warum Alternativmedizin nicht wirkt (Profil)
Kritik an der Wirksamkeit der Homöopathie (DER SPIEGEL)