Heilung mit Tanztherapie: Tanzen als Kunsttherapie

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Tanztherapie: Tanzen als Kunsttherapie

Die Tanztherapie gehört in den Bereich der Kunsttherapien. Durch das freie, improvisierte Tanzen soll der Patient seine Gefühle ausdrücken, verstehen und letztlich verarbeiten. Es gibt verschiedene Ansätze für die Tanztherapie, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte immer weiterentwickelt haben. Die Körperwahrnehmung und die Wahrnehmung der innersten Gefühle können helfen, das Unterbewusstsein zu heilen.


Die Tanztherapie basiert auf dem ganzheitlichen Menschenbild, bei dem Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden und ihre Heilung in Verbindung zueinander stehen.

Körperlicher Ausdruck von inneren Gefühlen beim Tanzen

Bei der Tanz- oder Bewegungstherapie geht es darum, seine emotionalen oder psychischen Probleme durch Bewegungen des Körpers zum Ausdruck zu bringen. Dies hilft vor allem Menschen, die nicht gerne über ihre Probleme reden können oder möchten, da der Tanz in der Therapie ohne Zwang und Worte ausgeführt wird. Verborgenes aus dem Unterbewusstsein wird durch bestimmte Bewegungsabläufe für den Patienten selbst erst sichtbar und erlebbar.

Durch den Ausdruck dieser Gefühle auf tänzerischer Basis kann Unverarbeitetes ans Tageslicht kommen und verarbeitet werden. Durch die Bewegungen wird der Körper bewusster wahrgenommen, was vor allem bei Menschen mit Essstörungen effektive Erfolge erzielen kann. Deshalb wird die Tanztherapie sehr gerne bei Menschen mit Magersucht und Bulimie eingesetzt, sowie bei Beschwerden, die psychosomatischer Art sind.

Vor allem für Menschen, die sich nicht gerne auf verbaler Ebene ausdrücken oder auch für Jugendliche ist die Tanztherapie eine sehr geeignete Therapieform.

Die Körpersprache beim Tanzen

Die Haltung des Körpers, der Gang, der Rhythmus der Atmung, sowie Gestik und Mimik sagen viel darüber aus, was in einem Menschen vorgeht. So zieht ein Mensch mit Angst oft die Schultern hoch oder ein depressiver Mensch lässt sie kraftlos hängen. Meist geschehen diese Bewegungen unbewusst, ein Therapeut kann daraus jedoch die Wirkungen sehen, welche die Emotionen auf den Körper haben und wie dies zusammenhängt.

Wer oft verspannt ist oder sogar verhärtet Muskelpartien hat, trägt evtl. Aggressionen mit sich herum, die er zu unterdrücken versucht. In der Tanztherapie werden die Bewegungsabläufe analysiert, indem ihre Energie und Koordination beobachtet wird. Nachdem dem Patienten seine Gefühle klargeworden sind, hat er die Möglichkeit, etwas zu ändern.

In vielen Fällen bekommt er vom Therapeuten Hilfe zur Veränderung, nachdem die offensichtlich gewordenen Emotionen nochmal verbal durchgearbeitet werden.

Verschiedene Methoden der Tanztherapie

Es gibt verschiedene Ansätze der Tanztherapie, die sich im Laufe der Jahre aus bestimmten psychotherapeutischen Themen heraus entwickelt haben. Die jeweilige Methode wird auf die Patienten abgestimmt, je nach Beschwerdebild oder Persönlichkeitsmerkmalen. Tanztherapie findet oft in Gruppen statt und kann von kreativ-spielerisch, über Analyse der Bewegungen bis hin zur Tiefenpsychologie ihren Ansatz haben. Folgende drei Methoden sind die häufigsten, die in der Tanztherapie Anwendung finden:

Tanztechnik:

Die Bewegungsabläufe werden hierbei vom Therapeuten vorgegeben, um zu erreichen, dass die anfängliche Hemmschwelle beim Patienten schneller sinkt. Zudem gibt es bestimmte Bewegungsabläufe, die sich direkt auf unterdrückte Gefühle auswirken und diese zum Vorschein kommen lassen, um sie danach gemeinsam zu analysieren.

Improvisierter Tanz:

Hierbei werden die Bewegungen nicht vorgegeben, jeder soll sich bewegen, wie es ihm gefällt. Den meisten Menschen fällt dies sehr schwer, da sie sich schämen, unter Zwängen leiden oder sich selbst Verbote auferlegt haben. Sind diese Mauern erst einmal gefallen und die freie Bewegung wird ausgeführt, finden die Patienten Zugang zu ihrem Unterbewusstsein. Dies kann zu heftigen Gefühlsausbrüchen führen von Emotionen, die lang unterdrückt wurden. Es gleicht einer Reinigung der Psyche, wie sie in der Psychologie als „Katharsis“ bezeichnet wird. Sind die verdrängten Emotionen an der Oberfläche, können sie noch einmal erlebt und danach aufgearbeitet werden.

Gestaltungstanz:

Hierbei gibt es für bestimmte Emotionen bestimmte vorgegeben Bewegungsabläufe. Der Patient entscheidet sich, welche Emotion er angeht oder ausdrücken möchte und bekommt die Bewegungen dafür vorgegeben. Dies ist eine Kombination aus Improvisation und Tanztechnik.

Tanztherapie Anleitung: Die Wahl der Methoden

Im Allgemeinen entscheidet der Therapeut je nach Stimmungslage oder vorherrschendem Bedürfnis des Patienten, welche Technik im Moment angebracht ist.

Auch bei vorgegebenen Bewegungsabläufen besteht eine gewisse Freiheit, da sie auch abgewandt oder gespiegelt werden können. Auch dies hilft, unterdrückte Gefühle zu verarbeiten und Beweggründe für manches Handeln aufzudecken. Da vor allem Menschen mit Essstörungen von ihren Gefühlen abgeschnitten sind und ihren Körper nicht wahrnehmen, kann eine Tanztherapie dabei helfen, wieder Körper- und Selbstwahrnehmung zu erlernen.

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Quellen:

¹ Berufsverband für Tanztherapie Österreich
² Definition der Tanztherapie (Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschlands)

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