Fasching und Alkohol am Steuer
Egal ob nun Fasching oder Karneval, in der Ballsaison geht es meist feucht-fröhlich zu. Noch immer scheinen fröhliche Ausgelassenheit und übermäßiger Alkoholkonsum untrennbar verbunden. Dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden, solange man sich der möglichen Folgen bewusst ist und vor allem stets beherzigt, was man unter normalen Umständen wohl selber predigt: Niemals alkoholisiert autofahren!
Bälle, Narrensprünge und Faschingsumzüge, überall wird im Februar gefeiert. Mit genügend Alkohol versteht sich. Deshalb ist die Faschingszeit für die Exekutive auch eine besonders arbeitsreiche Zeit, denn, wie auch im Advent, wird während der Karnevalsaison ganz besonders viel Alkohol konsumiert. Grund genug für die Polizei die Autofahrer durch verstärkte Kontrollen darauf aufmerksam zu machen, dass Alkohol am Steuer nicht nur unverantwortlich ist, sondern die Betroffenen auch finanziell teuer zu stehen kommt. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), ebenso wie die österreichischen Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ möchten durch Aufklärungsarbeit aber dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt.
Alkohol trübt die Sinne
Mit steigendem Alkoholkonsum steigt auch der Grad der Selbstüberschätzung. Reaktions- und Konzentrationsfehler treten ab 0,8 Promille zwei- bis dreimal häufiger auf, als im nüchternen Zustand. Die Risikobereitschaft des Alkolenkers erhöht sich gleichzeitig um 80 Prozent.
Die Leber braucht etwa 1 bis 1,5 Stunden, um den Alkohol aus einem Standardglas eines alkoholhaltigen Getränks abzubauen. Ein solches Standardglas ist ein Glas mit ca. 10-12 g reinem Alkohol, z. B. ein kleines Glas Bier (0,25 l) oder ein Glas Schnaps (0,04 l).
Das bedeutet: Wenn man etwa 3 Krügerl (0,5 l) und ein kleines Glas Bier (0,33 Liter) getrunken hat, braucht man beinahe 11 Stunden, um wieder ganz nüchtern zu werden.
Zudem ist zu bedenken, dass entgegen weitverbreiteter Meinung, die Abbaurate von Alkohol nicht beschleunigt werden kann. Nach wie vor glauben viele Österreicher, dass sie die Abbaurate von Alkohol beschleunigen können. Kaffeetrinken, fettes Essen, Schlaf etc. werden als Ausnüchterungshilfen angesehen. Doch egal welches “Hausmittel” auch angewandt wird, die Abbaurate des Körpers kann nicht beeinflusst werden.¹
Alkoholeinfluss: Zahlen & Fakten
0,2 bis 0,5 Promille: Der Puls und die Atmung werden schneller. Die Blutgefäße, die direkt unter der Haut liegen, werden weiter, wodurch es warm wird. Der Geschmackssinn und die Sehfähigkeit gehen etwas zurück, und auch die Schmerzempfindlichkeit nimmt ab. Der Appetit wird angeregt und man muss öfter aufs Klo.
0,5 bis 1 Promille: Das Verhalten und die Stimmung ändern sich spürbar. Man überschätzt sich leicht und fühlt sich aufgedreht, während man in Wirklichkeit zunehmend betäubt wird. Erinnerungs- und Reaktionsvermögen nehmen ab. Man kann Situationen nicht mehr so gut einschätzen. Die Koordination der Muskeln wird schlechter. Der sogenannte Tunnelblick tritt auf. Darunter versteht man eine Einschränkung des Gesichtsfelds. Das heißt, dass man rechts und links von der Sehachse immer weniger wahrnimmt. Nur Gegenstände in ungefährer Blickrichtung werden noch wahrgenommen, seitlich bzw. darüber oder darunter befindliche Objekte nicht mehr, ähnlich wie beim Blick durch einen dunklen Tunnel, wenn nur Dinge jenseits des Tunnelausgangs zu erkennen sind.
1 bis 2 Promille: Mit diesem Wert gelten Sie als stark betrunken. Alle körperlichen Effekte, die vorher besprochen wurden, werden stärker. Man ist emotionaler als sonst und die Hemmungen verschwinden. Man findet alles, was man macht, super! Meistens ist aber das Gegenteil der Fall. Das Gesicht wird rot und die Pupillen werden größer. Die Wahrscheinlichkeit, dass einem schlecht wird und man sich übergeben muss, steigt enorm.
Bei 2 bis 3 Promille gilt man als schwerst alkoholisiert. Alle Sinne sind in diesem Stadium betäubt. Man ist total orientierungslos und eigentlich nur noch körperlich präsent. Von allem, was man im nüchternen Zustand sehen und hören würde, kommt jetzt nur noch sehr wenig bei einem an.²
Mythen und die Wahrheit über Alkohol am Steuer
Zur Erinnerung: pro Stunde werden 0,1 bis 0,15 Promille Alkohol abgebaut. Nicht mehr und nicht weniger. Ein besonders gefährlicher Trugschluss ist, dass nach der Nachtruhe der Alkoholpegel quasi automatisch wieder auf Null gesunken ist. Dies ist natürlich falsch, denn auch wenn man sich wieder fit fühlt, kann noch eine Restalkoholisierung mit den damit verbundenen Leistungsbeeinträchtigungen vorliegen.
Dazu muss mit einem weiteren Irrtum aufgeräumt werden: Kräftige Menschen vertragen nicht automatisch mehr als schmächtigere Personen. Denn der Alkohol verteilt sich nur im Blut, ausschlaggebend für den Promillewert ist daher die Blutmenge, über die sich der Alkohol verteilt, und die ist nicht vom Körpergewicht abängig.
Der Promillewert allein sagt außerdem über den Grad der Beeinträchtigung gar nichts aus. Denn diese ist von vielen Faktoren abhängig, die sich ständig ändern. So haben Nikotin, Medikamente, körperliche Verfassung, seelische Verfassung oder Art und Menge der vor dem Alkoholkonsum verzehrten Speisen eine nicht berechenbare Auswirkung auf die Beeinträchtigung durch Alkohol. Es ist daher überhaupt nicht sinnvoll, sich an eine Promillegrenze heran zu trinken.
Selbst wenn kein Unfall passiert – Alkohol am Steuer ist ein Vormerkdelikt mit teuren Folgen. Mit Schwerpunktkontrollen und gezieltem Anhalten von “verdächtigen” Autofahrern wird die Polizei auch heuer zur Ballsaison und Faschingszeit viele Lenker aus dem Verkehr ziehen. Grundsätzlich gelten 0,5 Promille als gesetzliche Obergrenze. Für Probeführerschein-Besitzer sowie Lkw- und Busfahrer sind es sogar nur 0,1-Promille. Wer jeweils darunter liegt, darf weiterfahren.
Saftige Strafen
Wer den Wert erreicht oder darüber liegt, wird wie folgt geahndet: Zunächst wird in der Regel ab einem Wert von 0,8 Promille der Führerschein vor
Ort abgenommen. Ist man alleine unterwegs, muss man sich irgendwie um eine Heimfahrgelegenheit bemühen. Einige Zeit später folgt ein Verwaltungsstrafverfahren und ein Verfahren vor der “Führerscheinbehörde”.
Zwischen 0,5 – 0,79 Promille: Verwaltungsstrafe zwischen 218 Euro und 3.633 Euro. Bereits beim ersten Vergehen gibt es eine Vormerkung im
Führerscheinregister. Wird man neuerlich alkoholisiert hinterm Steuer erwischt, kann die Behörde außerdem Maßnahmen wie zum Beispiel eine
Nachschulung durch Psychologen anordnen. Beim dritten Verstoß innerhalb von zwei Jahren ist der Führerschein für mindestens drei Monate weg.
Zwischen 0,8 – 1,19 Promille: Verwaltungsstrafe mindestens 581 Euro. Die Höchststrafe liegt auch hier bei 3.633 Euro. Allerdings ist bereits bei der ersten Alkofahrt der Führerschein für ein Monat weg.
Zwischen 1,2 – 1,59 Promille: Verwaltungsstrafe zwischen 872 und 4.360 Euro. Den Führerschein ist man sofort für mindestens drei Monate los, eine Nachschulung ist unausweichlich.
Ab 1,6 Promille: Verwaltungsstrafe zwischen 1.162 und 5.813 Euro. Außerdem folgt ein sofortiger Führerscheinentzug von vier Monaten. “Weiters blühen dem Alkolenker eine Nachschulung, ein Termin beim Amtsarzt, der eine eventuelle Alkoholabhängigkeit feststellen könnte, und eine verkehrspsychologische Untersuchung”, fasst der ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer zusammen.³
Auf Initiative des Verkehrsministeriums BMVIT mit Unterstützung von der Wiener Städtischen, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) und Allgemeine Unfallversicherungsanstalt wurde ein drastisches Video zum Thema “Alkohol am Steuer” produziert. Die 40 Sekunden langen TV- und Kinospots der Kampagne zeigen auf drastische Art und Weise die möglichen Folgen von Alkohol am Steuer und werden heftig diskutiert – den Link zum Spot finden Sie in unseren Linktipps.
Quellen:
¹ Kuratorium für Verkehrssicherheit: Alkohol im Straßenverkehr – kein Platz für Mythen
² RP online – Die Wahrheit über Alkohol am Steuer
³ ÖAMTC – Alkohol am Steuer
[red]
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Bier und Gesundheit
– Die Top-Mythen über Alkohol
– Sucht beginnt im Alltag, Prävention auch
– Tipps gegen Kater & Katzenjammer
– Umfrage: Alkoholkonsum in Österreich stagniert auf hohem Niveau
Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Informationslage inzwischen geändert.
Unsere Artikel werden laufend durch unsere Redaktion aktualisiert.