Die zehn größten Alkohol-Mythen
Alkohol gehört nach wie vor zum gesellschaftlichen Alltag in Österreich. So ranken sich eine Vielzahl an Mythen und vermeintlichen Weisheiten um den Stimmungsmacher Alkohol. Wir sind den gängigsten Alkohol-Mythen nachgegangen und haben versucht Licht ins Dunkel zu bringen. Was ist wahr, was ist falsch? Was Sie über weit verbreitete Tipps und Ratschläge zum Trinken wissen sollten.
Video über Alkohol-Mythen: Welche stimmen, welche nicht?
https://youtu.be/DZSIfRO5hFc
Macht Bier dick? Vertragen Frauen weniger Alkohol als Männer? Ist Rotwein gut fürs Herz? Regt Schnaps tatsächlich die Verdauung an? Macht Kaffee nüchtern? Solche und ähnliche Mythen geistern herum, doch was stimmt, was nicht?
Wenn ich viel und fett esse, vertrage ich mehr Alkohol – Mythos 1
Das ist falsch. Reichhaltiges Essen verzögert zwar die Aufnahme von Alkohol ins Blut, zu guter letzt kommt der getrunkene Alkohol aber doch dort und damit im Gehirn an. “Wer vor dem Trinken viel isst, erreicht also nur, dass die Promille langsamer steigen. Keinesfalls sollte man sich auf die “gute Unterlage” verlassen, wenn es ums Autofahren geht!” warnt Univ.-Prof. Prim. Dr. Reinhard Haller, der Chefarzt der Stiftung und Leiter des Krankenhauses Maria Ebene.
Mit Bewegung kann ich den Alkohol wieder ausschwitzen – Mythos 2
Stimmt nicht. “Alkohol kann man nicht durch Bewegung, also zum Beispiel beim Tanzen, ausschwitzen”, so Prof. Haller, “Den Abbau des Alkohols übernimmt zu 95 Prozent die Leberund die hat′s nicht eilig: Pro Stunde werden durchschnittlich etwa 0,1 bis 0,2 Promille abgebaut.”
Die maximal 5 Prozent Alkohol, die tatsächlich über die Haut abgegeben werden können spielen in der Praxis keine Rolle. Auch andere Brachialmethoden, wie zum Beispiel eine kalte Dusche, sind wirkungslos und verbessern höchstens die subjektive Form.
Kaffee macht nüchtern – Mythos 3
Auch falsch. Prof. Haller: “Möglicherweise fühlt man sich dank der aufputschenden Wirkung des Koffeins nach einem Kaffee subjektiv frischer, am langsamen Alkoholabbau durch die Leber und der eingeschränkten Reaktionsfähigkeit ändert das nichts.”
Das gleiche gilt übrigens auch für Energy-Drinks und für verschiedene “Wundermittel”, die den Alkoholabbau beschleunigen oder den Kater verhindern sollen. Für keines dieser Mittel konnte ein überzeugender wissenschaftlicher Wirknachweis erbracht werden. “Und übrigens: Wer glaubt, mit einem Kaugummi oder Pfefferminzzuckerl den Alkomaten täuschen zu können, liegt weit daneben!”
Ein bisschen Schlaf und es geht schon wieder – Mythos 4
Ein gefährlicher Irrtum. Auch im Schlaf wird nicht mehr als 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde abgebaut. “Mit anderen Worten” sagt Prof. Haller “es dauert zehn Stunden, bis man ein Promille sicher los ist. Und Restalkohol ist genauso gefährlich wie ein frischer Rausch.”
Viele Lenker sind schon in diese Falle gegangen, haben ihren Führerschein verloren oder sind im Falle eines Unfalls sogar im Gefängnis gelandet. Daher sollte man auch am Tag nach reichlichem Alkoholkonsum das Auto stehen lassen.
Alkohol hält warm – Mythos 5
Diese Aussage stimmt ebenfalls nicht. Prof. Haller: “Alkohol erweitert die Blutgefäße, was zu einem angenehmen Gefühl von Wärme führen kann. Doch durch die Erweiterung der Gefäße fließt das warme Blut verstärkt in die Peripherie des Körpers, wo die Wärme an die Umgebung abgegeben wird.”
Pro halbe Flasche Wein – also 50 Gramm Alkohol – sinkt die Körpertemperatur um ein halbes Grad. Wer glaubt, sich im Winter mit Alkohol warm halten zu können, liegt also weit daneben.
Alkohol ist gut für den Schlaf – Mythos 6
Auch falsch. Alkohol dämpft und betäubt. Das führt zwar dazu, dass man unter Alkoholeinfluss leichter einschläft, doch ist Alkohol auch schlecht für die Schlafqualität. Am nächsten Morgen ist man dann schlechter ausgeschlafen und weniger erholt. Die Störung des gesunden Schlafes ist auch an der Entstehung der Kater-Symptome beteiligt. “Wer glaubt, Schlafprobleme mit Alkohol bekämpfen zu können, riskiert übrigens, rasch süchtig zu werden” warnt Prof. Haller.
Alkohol verdunstet beim Kochen – Mythos 7
Ein typisches JEIN! Alkohol hat einen geringeren Siedepunkt als Wasser, kocht also bereits bei niedrigerer Temperatur. Man dachte deshalb, dass Alkohol beim Kochen verdunstet. 1992 wurde jedoch in einem Experiment widerlegt, dass der gesamte Alkohol verdunstet. Je nach Rezept und Zutaten verblieben vier bis zu 80 Prozent im Essen.
Die unterschiedlichen Prozentzahlen des verbliebenen Alkohols waren nicht nur von der Kochtemperatur und der Dauer, sondern auch von den weiteren Zutaten oder dem Kochgefäß abhängig. Sie haben haben einen wesentlichen Einfluss auf den verbliebenen Alkoholgehalt.
Schnaps kurbelt die Verdauung an – Mythos 8
Ziemlich sicher ist diese geläufige Annahme ebenfalls falsch. Ein Schnaps nach einem deftigen Essen fördere die Verdauung, sagt man.
Aber was sagen die Studien zu diesem Mythos: In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde verglichen, wie verschiedene Getränke die Entleerung des Magens beeinflussen. Dabei wurde beobachtet, wie sich das Trinken von Wein, schwarzem Tee oder Schnaps nach einer deftigen Mahlzeit auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Mengen an Alkohol die Entleerung des Magens verlangsamen, anstatt sie zu fördern. Möglicherweise verschafft Schnaps kurzzeitig ein angenehmes Gefühl, da er das Völlegefühl betäubt.
Alkohol macht dumm – Mythos 9
Doch einer der zahlreichen Alkohol-Mythen ist leider richtig: Alkohol tötet wirklich Gehirnzellen. Alkohol ist ein Nervengift und man schätzt, dass pro Rausch 20.000 bis 30.000 Gehirnzellen verloren gehen. Zusätzlich stört Alkohol die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, was sich negativ auf Konzentration und Gedächtnis auswirkt.
„Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rate ich dir“ – Mythos 10
Haben die Art und Reihenfolge des Konsums bestimmter alkoholischer Getränke tatsächlich Einfluss auf einen möglichen Kater? Auch hier ist die landläufige Meinung falsch.
Jedenfalls bei (normalem) Lagerbier und Weißwein – hier macht die Reihenfolge keinen Unterschied. Zu dem Ergebnis kam eine randomisiert-kontrollierte Studie aus Deutschland. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass weder die Art noch die Reihenfolge dieser beiden alkoholischen Getränke die Stärke des Katers beeinflussten.
Mehr Spaß mit Maß!
Mit seiner aktuellen Informations-Offensive unter dem Motto “Mehr Spaß mit Maß!” sensibilisiert der Fonds Gesundes Österreich Jugendliche für einen maßvolleren Umgang mit Alkohol. In den kommenden Monaten wird diese Informationsoffensive vor allem durch gemeinsam mit Jugendlichen entwickelte TV-Spots sowie Inserate die jugendlichen ÖsterreicherInnen für mehr Bewusstsein im Umgang mit Alkohol sensibilisieren.
“Der Kampagnentitel “Mehr Spaß mit Maß!” macht schon deutlich, worauf es uns bei dieser Aktion ankommt”, so Beck. “Nicht den Spaßverderber zu spielen und schon gar nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu arbeiten. Sondern Jugendliche zu einem selbständigen und reflektierten Umgang mit Alkohol anzuregen und deutlich zu machen, dass der Spaß dabei nicht auf der Strecke bleibt.”
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Quellen:
¹ Was ist an gängigen Mythen über Alkohol dran? (Stiftung Gesundheitswissen)
² Köchling J, Geis B, Wirth S, Hensel KO. Grape or grain but never the twain? A randomized controlled multiarm matched-triplet crossover trial of beer and wine. Am J Clin Nutr 2019;109(2):345–52.
³ Sjölund S, Hemmingsson T, Allebeck P. IQ and level of alcohol consumption – findings from a national survey of Swedish conscripts. Alcohol Clin Exp Res 2015;39(3):548–55.
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Linktipps
– Stress & Sucht
– Alkohol am Steuer
– Sodbrennen und Alkohol
– Glühwein, Punsch & Co. – Genuss ohne Reue
– Tipps gegen Kater & Katzenjammer
– Alkoholsucht
– Anton-Proksch Institut Kalksburg