Was tun bei Reflux? Neue OP-Methode verspricht Hilfe

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Was tun bei Reflux?

Bei der Refluxkrankheit fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre. Durch die Säure wird Sodbrennen hervorgerufen. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung leiden unter täglichem Sodbrennen. Dabei empfinden die Betroffenen brennende, stechende Schmerzen im Hals bis zum Magen. Eine neuartige Operationsmethode verspricht nun Abhilfe für Betroffene. Univ. Prof. Dr. Rudolf Pointner erklärt die Op im Video-Interview.


 

Sodbrennen und Refluxkrankheit

Reflux ist eine krankhafte Veränderung der Speiseröhre, die den Rückfluss der Magensäure zur Folge hat und Sodbrennen in der Speiseröhre verursacht. Viele Menschen kennen das unangenehme Brennen hinter dem Brustbein und den stechenden Schmerz im Hals bis zum Magen, der auch oft als Brustschmerz beschrieben wird. Wenn die Beschwerden nur ab und an auftreten ist es zwar unangenehm, hat aber gewöhnlich keine weiteren Folgen. Anders verhällt es sich, wenn die Beschwerden regelmäßig auftreten, denn wenn Magensaft länger auf die Schleimhaut der Speiseröhre einwirkt, kann sich diese entzünden. In diesem fall spricht man bei den Betroffenen von einer Refluxkrankheit.

Menschen mit einer Refluxkrankheit hilft es manchmal, einige Gewohnheiten zu verändern, beispielsweise auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten oder weniger Alkohol zu trinken. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die die Beschwerden lindern können. Reicht dies nicht aus, kann auche eine Operation Abhilfe schaffen.

 

Was tun bei Reflux – Interview mit Univ. Prof. Dr. Rudolf Pointner und dem Refluxpatienten Michael Filbert

 

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Einer der weltweit ersten Chirurgen, der Anfang der 1990er Jahre diese Operation mittels endoskopischer Methode durchgeführt hat, ist Univ. Prof. Dr. Rudolf Pointner, Primarius am Krankenhaus Zell am See, Salzburg-Pinzgau. Er erklärt im Interview Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Refluxkrankheit.

Dr. Pointner: Wenn der Reflux stärker ist, kann man das als regurgitieren, also als Hochrinnen des Mageninhalts empfinden. Wir kennen Lebensqualitätsstudien bei diesen Patienten gut und wissen dass es kaum eine Erkrankung gibt, die Patienten nachhaltig in ihrer Lebensqualität so beeinträchtigt wie die Reflux Krankheit.

Anmerkung: Wenn medikamentöse Möglichkeiten nicht mehr helfen, kann eine Operation in den überwiegenden Fällen Abhilfe schaffen. Einer der ersten Chirurgen, der Anfang der Neunziger Jahre diese Operation mittel endoskopischer Methode durchgeführt hat und heute internationale Reputation auf diesem Gebiet besitzt ist Universitätsprofessor Doktor Rudolf Pointner aus Zell am See. Täglich operieren er und seine Mitarbeiter mehrere Patienten, minimalinvasiv und bei Opernmusik. Die Patienten bekommen davon allerdings nichts mit. Sie sind für eine Stunde in Vollnarkose

Dr. Pointner: Die Operation selbst gibt es schon sehr lang, sie wird Fundoplikatio nach Nissen oder Toupet genannt und ist weit über 50 Jahre alt. Das war früher ein offener Eingriff mit einem Schnitt. Die Probleme in der offenen Chirurgie waren nicht gering, weshalb diese Methode auch nicht häufig durchgeführt wurde. Mit der laparoskopischen Methode und diesem minimalinvasiven Zugang haben sich viel bessere Möglichkeiten ergeben und seitdem hat sich dieser Eingriff entwickelt und standardisiert. Die wesentlichen Punkte beim Eingriff sind erstens die Zwerchfellschenkel als Teil der Antirefluxbarierre zu verschließen und zweitens, den Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen zu verstärken. Letzteres macht man, indem man Magenwand um die Speiseröhre „herum-mantelt“.

Anmerkung: Den jungen Steirer Michael Filbert hat bereits mit elf Jahren heftiges Sodbrennen geplagt und beim Einschlafen gehindert.

Hr. Filbert: Wenn ich was gegessen habe und kurz darauf schlafen gegangen bin, hat sich das durch Sodbrennen geäußert, was sehr unangenehm war. Es hat sich nach einer Abklärung eben herausgestellt, dass ich Reflux habe.

Anmerkung: Säureblockermedikamente halfen zunächst die Beschwerden erträglich zu machen. Der mittlerweile 19-jährige blickt dennoch auf einen langen Leidensweg zurück.

Hr. Filbert: Das muss man sich so vorstellen, dass man auf sehr viele Nahrungsmittel verzichten oder aufpassen muss, was und wie viel man wovon ist. Vor allem vor dem Schlafengehen, da man immer spürt wie es zurück rinnt und Sodbrennen verursacht, wenn man sich hinlegt.

Anmerkung: Nach vielen Gesprächen und einer erneuten endoskopischen Abklärungen im größten Österreichischen Spezialzentrum in Zell am See, bei Professor Pointner, entschied sich der junge Mann für die Möglichkeit einer Operation.

Dr. Pointner: Wenn Sie sich vorstellen, dass sich um die Zwerchfellschenkel das Zwerchfell, die Bauchhöhle und der Brustkorb befinden und durch das Zwerchfell die Speiseröhre durchkommt, kann diese zwischen den Schenkel ein Loch erzeugen, durch das Magensäure in den Brustkorb hinauf rutschen kann. Ich nähe die Zwerchfellschenkel deshalb so zusammen, dass die Speiseröhre bündig drinnen liegt und kein Mageninhalt mehr durchrutschen kann. Anschließend werde ich den Magen um die Speiseröhre herumziehen, sodass ich eine Manschette aus dem Magen um die Speiseröhre bilde und damit die Wand der Speiseröhre mit Magen verstärke.

Anmerkung: So gelingt eine Abdichtung der Speiseröhre. Die Erfolge der weiterentwickelten Methode sind beachtlich.

Hr. Filbert: Ich bin vor einer Woche operiert worden und habe gestern zum ersten Mal wieder in einem Gasthaus gegessen. Da habe ich es natürlich drauf angelegt und versucht ob ich Sodbrennen verursachen kann, habe es aber nicht geschafft.

Anmerkung: Nach dem Test wurde klar: Der junge Mann kann nach fast zehn Jahren seinen Kühlschrank wieder nach Herzenslust plündern, denn der Belastungstest war gründlich.

Hr. Filbert: Ich habe Kasnockerl, Topfenstrudel und Eis gegessen und bin kurz darauf schlafen gegangen und obwohl ich gelegen bin, habe ich keinen spürbare Reflux gehabt.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Sodbrennen – neues Diagnoseverfahren für Reflux-Patienten
– Refluxkrankheiten (Reflux) | Krankheitslexikon
– Die 50 wichtigsten Medikamente

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