Osteoporose | Krankheitslexikon

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Osteoporose - Knochenschwund

Als Osteoporose (im Volksmund auch “Knochenschwund”) bezeichnet man eine Skeletterkrankung, die durch eine niedrige Knochenmasse und durch eine Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes mit daraus resultierender Knochenbrüchigkeit und steigendem Fraktur-Risiko charakterisiert ist.


Nach Angaben der WHO handelt es sich dabei um eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates unserer Zeit.

Zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr ist der Knochenaufbau im menschlichen Körper abgeschlossen und es kommt in weiterer Folge zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Knochendichte. Hat jemand in der ersten Lebenshälfte zu wenig Kalzium zu sich genommen, beschleunigt dies den Abbauprozess und kann nicht mehr kompensiert werden.

Ab dem 50. Lebensjahr ist ein steiler Anstieg der durch Osteoporose bedingten Fälle von Knochenbrüchen zu verzeichnen, wobei besonders häufig die vom Patienten oft unbemerkten Wirbelkörperfrakturen auftreten.

In späteren Jahren hingegen sind vor allem die Oberschenkelknochen betroffen.

Das Lebenszeit-Frakturrisiko mit 50 Jahren, also das Risiko eines/r 50-Jährigen, im weiteren Leben eine osteoporosebedingte Fraktur zu erleiden, beträgt für Frauen 40 Prozent, für Männer hingegen 13 Prozent. Allerdings ist die Gesamtmortalität als Folge der Fraktur bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen.

Merkmale der Osteoporose

Jeder Mensch verliert mit zunehmendem Alter an Knochendichte. Betroffen sind davon in erster Linie Frauen: Bei ihnen schreitet der Knochenschwund in Zusammenhang mit der hormonellen Umstellung nach der Menopause schneller voran.

Als Auslöser der Osteoporose bei Frauen gilt allgemein der Ausfall der Östrogenproduktion nach den Wechseljahren. Doch Knochenbrüche beschränken sich keineswegs auf die weibliche Bevölkerung: auch jeder 12. Mann ist betroffen. Hier führt die verminderte Testosteronproduktion zum Abbau der Knochenmasse.

Osteoporose ist eine schleichende Krankheit, die Jahrzehnte lang ohne Symptome verlaufen kann und häufig erst dann entdeckt wird, wenn es zu Knochenbrüchen kommt. Zunächst büßt der Knochen an Dichte ein, das heißt, er wird leichter, schwächer und die Bruchneigung steigt.

Ursache und Risikofaktoren

Die häufigsten Ursachen von Osteoporose sind hormonelle Veränderungen, insbesondere ein Mangel an weiblichen Sexualhormonen (Östrogenen), der bei Frauen nach den Wechseljahren auftritt.

Zu den Hauptauslösefaktoren hormoneller Natur gesellen sich zahlreiche Risikofaktoren, die das Auftreten von Osteoporose begünstigen: eine unzureichende Aufnahme von Kalzium und Vitamin D, Bewegungsmangel, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und eine ungesunde Ernährung.

Weitere Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Osteoporose begünstigen, sind höheres Alter, weibliches Geschlecht, vorangegangene Knochenbrüche, Untergewicht, sowie bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und entzündlich-rheumatische Erkrankungen.

Die Diagnose beruht auf mehreren klinische Merkmalen:

  • Verlust an Körpergröße
  • Ein Knochenbruch (Fraktur) als erster Hinweis
  • Wirbelsäulenverkrümmung
  • Chronische Rückenschmerzen

Diagnostik und Therapie müssen viel intensiver betrieben werden

Obwohl es als medizinisch unumstritten gilt, dass Osteoporose altersassoziiert ist, stellt die “Awareness” für dieses Krankheitsbild jedoch ein trauriges Kapitel der Medizin- und Sozialgeschichte dar. Laut Univ.-Prof. Harald Dobnig von der Medizinischen Uni-Klinik Graz, werden 52 Prozent aller Fälle nicht diagnostiziert und 25 Prozent trotz Diagnose nicht therapiert.

Somit werden nur 23 Prozent von etwa 750.000 Österreichern mit Osteoporose adäquat behandelt. Dobnig: “Die Bedeutung der Osteoporose wird drastisch unterschätzt. Die Folge sind schmerzhafte Frakturen, die oft zur Invalidisierung führen”.

Oft wird die Osteoporose vom Patienten erst nach der ersten Fraktur als Problem erkannt. Zu diesem Zeitpunkt hat jedoch die Immobilität des Patienten und dadurch bereits ein Teufelskreis begonnen. Es gar nicht soweit kommen zu lassen, ließe sich nur durch Früherkennung des Knochenmasseverlustes erreichen.

Prävention

Körperliche Aktivität ist die Grundvoraussetzung zur Prävention von Osteoporose. Durch sie werden die Muskeln gestärkt und der Gleichgewichtssinn trainiert.

Regelmäßiges Gehen auf vorzugsweise unregelmäßigem, eher weichem Boden (ca. 30-50 Minuten pro Tag) vermindert das Risiko von Stürzen ebenso wie gezieltes Training der Rumpfmuskulatur.

Auch möglichen Sturzursachen, in erster Linie den zahlreichen “Sturzfallen” des Haushalts, sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Und Konsumenten von Psychopharmaka und Schlafmittel müssen sich der Gefahr bewusst sein, dass die Einnahme solcher Medikamente zu motorischen Störungen und Stürzen mit Frakturfolgen führen können.

Sinnvolle Präventionsmaßnahmen:

  • Vermehrtes körperliches Training, z.B. ein- bis zwei Mal täglich 20 Minuten Wirbelsäulen-Gymnastik
  • Kalziumreiche Ernährung
  • Ausreichende Vitamin D-Versorgung
  • Rauchverzicht
  • Hormonsubstitution bei Frauen nach den Wechseljahren

Ernährungsempfehlungen zur Osteoporose-Vorbeugung:

Die in Folge angegebenen Mengen sind für “Normalverbraucher” bestimmt, d. h. für Erwachsene, die sich in normalem Ausmaß körperlich betätigen und daher einen im Rahmen des Durchschnitts liegenden Energie- und Nährstoffbedarf aufweisen.

Für andere Personengruppen (z. B. Kinder und Jugendliche, Spitzensportler, Schwangere, usw.) sind die Werte den Umständen anzupassen. Desgleichen sind Mengen- und Portionsangaben als Durchschnittswerte zu betrachten, die selbstverständlich nicht jeden Tag präzise eingehalten werden können.

Fette und Öle: Essen Sie täglich 2 Teelöffel (10 g) eines hochwertigen Pflanzenöls, wie z.B. Sonnenblumenöl, Distelöl, Maiskeimöl, Olivenöl oder Rapsöl in unerhitzter Form

Süßes: Bei Süßigkeiten sollten Sie sich zurückhalten – sie enthalten oft versteckte Fette. Essen Sie täglich nicht mehr als ein kleines Dessert – gute Kalziumspender sind Milch- oder Joghurt-Desserts.

Fleisch, Fisch und Eier: Essen Sie nicht mehr als 2-4 Mal pro Woche jeweils eine Portion möglichst mageres Fleisch (1 Portion = 80-120 g).

Mehr ist unnötig, doch weniger schadet auch nicht! Geräucherte Fleischwaren wie Schinken, Würste und Speck sollten Sie nicht öfter als ein Mal pro Woche an Stelle von Fleisch verzehren. Essen Sie nur 1-3 Eier pro Woche, wobei Sie auch weiterverarbeitete Eier – z. B. in Kuchen, Feingebäck, Soufflés oder Dessertcremen – mitzählen müssen.

Milch und Milchprodukte: Jugendliche, junge Erwachsene bis 24 Jahre sowie stillende Mütter: 3 – 4 Portionen täglich
Erwachsene: 2 -3 Portionen täglich Senioren über 65 und Frauen über 50 (ohne Hormonersatztherapie): 4 Portionen täglich (1 Portion = 2 dl Milch oder ein Becher Joghurt oder 30 g Hartkäse oder 60 g Weichkäse).

Getränke und Alkoholika: Trinken Sie jeden Tag zumindest 1,5 Liter (6 Tassen oder Gläser) Flüssigkeit, vorzugsweise ungesüßte und alkoholfreie Getränke, insbesondere kalziumreiche Mineralwässer. Alkohol fördert die Kalzium-Ausscheidung, trinken Sie also so wenig Alkohol wie möglich. Gesunde Erwachsene sollten nicht mehr als 1-2 Glas Wein oder Bier pro Tag trinken.

Therapie

Einem Verlust an Knochenmasse, der zu Osteoporose führt, kann durch Bewegung und richtige Ernährung optimal vorgebeugt werden.

Beides ist jedoch auch nach der Diagnose eines Knochenschwunds unerlässlich.

Vor allem Kalzium und Vitamin D sind die wichtigsten Komponenten zur Verhinderung eines weiteren Abbaus des Knochengerüsts beim alternden Menschen.

Jede Osteoporose-Therapie baut daher auf einer Basismedikation, bestehend aus Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr, auf. Häufig wird dies durch eine medikamentöse Therapie ergänzt, wobei Substanzen, wie:

* SERMs
* Calcitonin
* Östrogene
* Bisphosphonate
* Tibolon
* Fluoride

Wie weiß man, ob man an Osteoporose erkrankt ist?

Es gibt viele Indizien, die auf eine mögliche Osteoporose-Erkrankung hinweisen können. Dazu zählen chronische  Rückenschmerzen ebenso wie Knochenbrüche.

Alle durch Osteoporose verursachten Beschwerden sind im Prinzip die Folge von Brüchen, die bereits stattgefunden haben. Diese Knochenbrüche werden aber eben nicht unbedingt immer vom Patienten als solche erkannt, da sie oft wenig dramatisch und ohne erkennbare äußere Ursache (wie z.B. Unfall oder Sturz) zu Stande kommen.

Solche Brüche sind z.B. kleinste Frakturen in den Wirbelkörpern, die besonders häufig zu Beginn einer sich manifestierenden Osteoporose stattfinden können. Weitere Anzeichen der Erkrankung sind ein Rundrücken und ein Größenverlust von mehr als 4 cm.

Eine Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) kann frühzeitig Aufschluß geben, ob ein Osteoporose-Risiko besteht. Dazu sind Messungen an der Lendenwirbelsäule und im Hüftbereich notwendig. Die Knochendichtemessung ermittelt den Mineralstoffgehalt der Knochen per DEXA-Verfahren (dual energy x-ray absorptiometry), einer speziellen Art der Röntgenuntersuchung.

Inzwischen hat sich zwar herausgestellt, dass dieser Wert allein nicht ausreicht um das Risiko für eine Fraktur umfassend beurteilen zu können, dennoch liefert die Knochendichtemessung wertvolle Ergebnisse, die zusammen mit anderen Parametern (z.B. Alter usw.) das Risiko insgesamt recht gut beurteilen lassen.

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Quellen:

¹ www.osteoporose.co.at – fundierte Informationen über Osteoporose
² Osteoporose-Selbsthilfe Wien

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Fotohinweis: Bild von Dr. Manuel González Reyes & Gerd Altmann auf Pixabay.com

Linktipps

– Patientenbericht Osteoporose
– Ernährungstipps für ältere Menschen
– Erhöhtes Osteoporose-Risiko nach Brustkrebstherapie
– Wachstumsschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
– Drospirenon-only-Pille: Sichere Verhütung ohne Östrogene
– Azidose: Störung des Säure-Basen-Haushalts

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