Blutzucker | Laborwerte

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Blutzucker Laborwerte

Blutzucker ist chemisch gesehen Traubenzucker, auch als Glukose bekannt. In Kohlehydraten wie Kartoffeln, Nudeln, Brot, etc. ist Glukose komplex, also in vielschichtiger Form enthalten. Der komplexe Zucker aus der Nahrung wird im Darm zu chemisch einfacher Glukose umgewandelt und ins Blut abgegeben, wo Glukose als wichtiger Energieträger für unsere Zellen dient. Die Messung des Blutzuckers kann entweder im Labor oder mit Hilfe von Blutzuckermessgeräten durch den Arzt oder durch den Patienten selbst erfolgen.


Blutzucker – Artikelübersicht:

Blutzucker ist der wichtigste Laborwert zur Diagnose bzw. Kontrolle von Diabetes mellitus (umgangssprachlich: Zuckerkrankheit) und wird – wie der Name schon sagt – im Blut bestimmt. Bei der Messung des Blutzuckerspiegels ist es wichtig, dass der Patient zum Zeitpunkt der Blutabnahme ‘nüchtern’ ist – sprich keine Kalorienzufuhr in den letzten acht Stunden vor der Blutabnahme erfolgt ist.

Regulierung des Blutzuckerspiegels

Der Körper reguliert den Blutzuckerspiegel mithilfe von Hormonen, genauer mit Hilfe der Bauchspeicheldrüsenhormone Insulin (wirkt blutzuckersenkend)und Glukagon (wirkt blutzuckersteigernd). In der Leber existiert ein weiterer ‘Zuckerspeicher’ in Form von Glykogen. Bei Gefahr einer Unterzuckerung kann aus dem Glykolen über das Hormon Glukagon unmittelbar Glukose ins Blut abgegeben.

Der Blutzuckerwert gibt die Konzentration an gelöstem Traubenzucker (Glukose) im Blut an. Er wird in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) angegeben und der Normwert liegt bei etwa 70-120 mg/dl. Der Blutzuckerwert verändert sich im Laufe des Tages gering – am Morgen nach dem Aufstehen ist er am niedrigsten, und nach dem Essen steigt er üblicherweise an.

Referenzwerte

Die folgenden Referenzwerte beziehen sich auf Nüchternblutzucker(keine Kalorienzufuhr in den letzten acht Stunden vor Blutabnahme):

Referenzwerte Blutzucker

Bei einem Blutzuckerwert, der niedriger als der Normwert ist, spricht man von Hypoglykämie, liegt er über dem Normwert, spricht man von Hyperglykämie.

Glukosewerte außerhalb der Norm

Von einer grenzwertigen Erhöhung des Blutzuckerspiegels spricht man also bei einem Wert zwischen 110 und 125 mg/dl – in diesem Fall muss eine weiterführende Diagnose durchgeführt werden. Wenn der Nüchternblutzucker bei mehrmaliger Messung konstant über 125 mg/dl liegt, so ist die Diagnose Diabetes mellitus sehr wahrscheinlich.

Erhöhter Blutzuckerwerte

Erhöhte Blutzuckerwerte können folgende Ursachen haben:

  • Diabetes mellitus Typ I
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • fehlende Reaktion der Zellen auf Insulin: Die Glukose bleibt in der Blutbahn
  • Pankreatitis
  • Morbus Cushing
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs

Doch auch manche Medikamente können als unerwünschte Nebenwirkung zu einer Erhöhung des Blutzuckerwertes führen.

Unterzucker

Ein zu niedriger Blutzucker tritt meist in Folge falscher Medikation bei Zuckerkrankheit auf. Doch auch seltene Krankheiten, ein Tumor oder übermäßiger Alkoholkonsum können die Ursache für Hypoglykämie sein:

  • Überdosierung von Insulin
  • Überproduktion von Insulin bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
  • Überdosierung von anderen Diabetes-Medikamenten
  • bei Insulin-produzierenden Tumoren
  • Störungen des Hormonhaushalts durch Unterfunktion der Hypophyse
  • Störungen des Hormonhaushalts durch Unterfunktion der Schilddrüse
  • Morbus Addison
  • nach übermäßiger körperlicher Arbeit ohne ausreichende Nahrungszufuhr
  • Mangelernährung
  • Funktionsstörungen der Leber
  • übermässiger Alkoholgenuss – besonders auf nüchternen Magen

Wer Zeichen einer Unterzuckerung verspürt, sollte sofort schnell ins Blut gehende Kohlenhydrate zu sich nehmen, etwa Traubenzucker. Zwei bis vier Plättchen Traubenzucker oder Traubenzucker Gel aus der Apotheke reichen im Regelfall aus. Mehr als diese Menge, die in etwa vier Broteinheiten entspricht, braucht man selten. Da Diabetiker aufgrund ihrer Medikamentation dauerhaft hypoglykämie-gefährdet sind, sollten sie für Notfälle stets Traubenzucker dabei haben.

Sollte ein Diabetiker in Folge einer schweren Unterzuckerung das Bewusstsein verlieren, ist professionelles und rasches Handeln angesagt: die Unterzuckerung sollte durch Injektion einer Glukoselösung in die Vene rasch durchbrochen werden; eine Glukagon-Spritze in die Haut oder in den Muskel kann lebensrettend sein. Unterzucker-gefährdete Diabetespatienten können sich ein solches Glukagon-Set vom Arzt verschreiben lassen! Das Glukagon mobilisiert Zucker aus den Zuckerspeichern der Leber, sodass der Blutzuckerspiegel sehr rasche steigt. Nach dem Aufwachen aus der Bewußtlosigkeit muss der Diabetiker weitere zwei bis drei Broteinheiten Kohlenhydrate zu sich nehmen, damit der Blutzucker nicht erneut sinkt.

Alternative Zuckermessungen

Harnzucker

Bei gesunden Menschen ist der Harn frei von Glukose. Erst bei einem Blutzucker von über 180 mg/dl wird Glukose über den Harn ausgeschieden. Bei Zuckerkranken macht die Messung des Harnzuckers für Kontrollzwecke also Sinn – doch Achtung: ein positiver Harnzuckertest ist noch kein Beweis für das Vorliegen einer Zuckerkrankheit! Die häufigste Ursache für eine vermehrte Ausscheidung von Glucose im Harn ist zwar die Zuckerkrankheit, aber auch Erkrankungen der Niere können die Ursache von erhöhten Harnzuckerwerten sein.

Auch im Verlauf einer Schwangerschaft wird der Harnzucker regelmäßig gemessen. Zwar ist die Nierenschwelle, die für die Abgabe von Glucose in den Harn verantwortlich ist, in der Schwangerschaft meist herabgesetzt, was heißt, dass auch bei relativ niedrigen Blutzuckerwerten schon Glucose im Harn ausgeschieden wird, aber dennoch: Um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren, wird bei jedem positiven Harnzuckerbefund durch entsprechende weitere entsprechende Blutuntersuchungen der Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes abgeklärt.

Oraler Glukosetoleranztest

Beim oralen Glukosetoleranztest (oGGT) wird die Reaktion des Organismus auf eine bewusst herbeigeführte Glukosebelastung – Trinken von 75 Gramm Glukoselösung – überprüft. Wenn der Organismus auf die Glukosebelastung mit einer überschießenden Blutzuckererhöhung reagiert, spricht man von einer „gestörten Glukosetoleranz“. Das heißt, dass ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Zuckerkrankheit besteht. In diesem Fall kann durch Präventivmaßnahmen, wie bewusste Ernährung, Gewichtsabnahme sowie vermehrte körperliche Betätigung Vorsorge getroffen werden. Der oGTT ist auch Teil der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen in der Schwangerschaft.

HbA1/HbA1c-Bestimmung

Die tägliche Bestimmung des Blut- oder des Urinzuckers ist jedoch immer nur eine Momentaufnahme, abhängig von der Tageszeit, der Wirkung von Medikamenten und der Ernährung. Für Diabetiker ist es aber wichtig, zu überprüfen, ob Sie ‘richtig eingestellt sind’, Ihre Medikation also passt. Die Güte und Qualität der Blutzuckereinstellung kann über die Messung des HbA1c-Wertes, eines Langzeit-Blutwertes erfolgen.

„Hb“ steht dabei für Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff. Dieser ist in den roten Blutkörperchen enthalten und dient der Beförderung von Sauerstoff. Der Mensch hat vier Untergruppen von Hämoglobin: HbA0, HbA1, HbA2 und HbF, wobei HbA1 wiederum aus Untergruppen besteht. Lagert sich an HbA0 ein Zuckerteilchen an, so entsteht HbA1/HbA1c und man spricht von einer „Verzuckerung“ des Hämoglobins.

Je höher der Blutzucker ist, desto mehr Zuckerteilchen lagern sich an, und umso mehr also steigen der HbA1-Wert und der HbA1c-Wert an. Da die Lebensdauer eines roten Blutkörperchens und des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in der Regel drei Monate beträgt spiegelt der HbA1c-Wert die durchschnittliche Blutzuckereinstellung der letzten drei Monate wider; man spricht auch vom „Gedächtnis der Blutzuckereinstellung“. Ein hoher Anteil von HbA1c spricht also kurz gefasst für eine schlechte medikamentöse Einstellung bei Zuckerkrankheit.

[abo]

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Linktipps

– Blutbild, Blutbefund, Blutwerte
– Bauchspeicheldrüse
– Was ist Hämophilie
– Insulin
– Diabetes
– Antikörper (Immunglobuline) | Laborwerte

Zur Information: Von einzelnen Laborwerten darf niemals auf das Vorliegen einer Krankheit geschlossen werden. Denn leichte Abweichungen vom Referenzbereich kommen auch bei Gesunden vor. Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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