Pflanzliche Hilfen im Alter – Weißdorn & Co.

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Pflanzliche Hilfen im Alter

Die gute Nachricht: Unsere Lebenserwartung steigt ständig – um genau zu sein alle zwei Jahre um drei Monate. Die schlechte Nachricht: je älter wir werden, desto größer ist das Risiko zu erkranken oder pflegebedürftig zu werden. Doch statt ausschließlich der Pharmaindustrie zu vertrauen, setzen immer mehr Menschen auf pflanzliche Hilfen im Alter.


Pflanzliche Hilfen im Alter – Artikelübersicht:

Sowohl Mediziner als auch Betroffene vertrauen bei altersbedingten Gesundheitsbeeinträchtigungen (auch) auf natürliche Arzneimittel. In vielen medizinischen Bereichen können pflanzliche Hilfen vorbeugen und bei altersbedingten Beschwerden Erleichterung bringen. Wir haben einen Überblick über die wichtigsten pflanzlichen Hilfen im Alter erstellt.

Altern ist ein natürlicher Vorgang

Auch wenn niemand es gern gehört – Altern ist ein natürlicher Vorgang und niemand bleicht vor den Folgen des Alterungsprozesses verschont. Die Alternative wäre jung zu sterben, aber das will ja schließlich auch niemand.

Kennzeichen des Alterungsprozesses sind abnehmende Leistungsfähigkeit und ein sinkender Grundumsatz des Energiestoffwechsels. Ähnlich einem Auto, mit dem schon viele 100.000 Kilometer gefahren wurden, ist auch der menschliche Körper diversen Verschleißerscheinungen ausgesetzt.

Körpersysteme und -funktionen werden fehleranfällig – sie funktionieren eben nicht mehr „wie geschmiert“. Wie schnell oder wie langsam der Alterungsprozess fortschreitet, ist aber von Mensch zu Mensch verschieden und auch stark vom individuellen Lebensstil beeinflusst.

Alterstypische Veränderungen im Körper

Wenn man älter wird, ändert sich einiges: Die Haut verliert an Elastizität und Festigkeit, Muskeln werden kraftloser, Härte und Festigkeit der Knochen werden geringer, das Immunsystem wird schwächer und die Wundheilung verlangsamt sich. Auch Herz und Gefäße altern und die Lunge verliert an Elastizität.

All das bewirkt, dass es leichter zu Infektionen, Wucherungen oder (Autoimmun-) Erkrankungen kommt. Ein älterer Mensch wird einfach leichter krank, als ein gesunder, und auch häufigere Knochenbrüche sind im Alter keine Seltenheit.

Ebenfalls zum normalen Alterungsprozessen zählen eine leichte Abnahme der Gehirnmasse sowie Veränderungen im Hirn und an den Nervenzellen. Das führt dazu, dass sich die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung verlangsamt.

Aufmerksamkeit sowie Konzentrationsfähigkeit sinken mit zunehmendem Alter, häufig begleitet von inneren Unruhezustände und Schlafstörungen – Depressionen und depressive Verstimmungen nehmen zu.

Darüber hinaus leiden Ältere auch oft unter Appetitlosigkeit und Verdauungsschwächen. Die Zähne werden porös, die Sensitivität der Geschmacksrezeptoren lässt nach und bedingt durch die Abnahme der Leistungsfähigkeit des Margen-Darmtrakts kommt es auch zu Verdauungsbeschwerden.

All diese Entwicklungen können sich natürlich negativ auf die Lebensqualität auswirken. Doch die Natur hat vorgesorgt! Hier ein Überblick über die wichtigsten pflanzlichen Hilfen im Alter.

Pflanzliche Hilfen im Alter für Kopf & Herz

Pflanzliche Hilfen bei Gedächtnis/Demenz:

Ginkgoblätter (Ginkgo biloba folium)

Die Pflanze wirkt nootrop, also “gehirnaktivitätsteigernd”. Die nootropen Substanzen des Ginko sollen höhere integrative Hirnfunktionen wie Gedächtnis-, Lern-, Auffassungs-, Denk- und Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Unerwünschte Wirkungen sind selten: manchmal können leichte Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen oder Kopfschmerzen auftreten.

Indikationen: demenzielle Erkrankungen leichteren und mittleren Schweregrades, vaskuläre Demenz sowie Mischformen.

Herz-Kreislauf-Störungen & arteriosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen:

Weißdornblätter und -blüten (Crataegi folium cum flore)

Beim sogenannten „Altersherz“ (Herzinsuffizienz oder auch Herzschwäche genannt – rund 2% der über 65 Jährigen leiden darunter) sind die Symptome einer schulmedizinischen Therapie oft wenig zugänglich, bzw. sind die Nebenwirkungen gravierend.

Hier können Weißdornextrakte – mindestens sechs Wochen verabreicht – Abhilfe schaffen. Die Inhaltsstoffe Procyanidine und Flavonoide bewirken eine Steigerung des Koronardurchflusses und wirken durchblutungssteigernd.

Weissdornbeeren

Auch die Weißdornbeeren sind essbar. Reif sind die Früchte im September und Oktober wenn sie knallrot sind. Roh sind sie wegen der mehligen Konsistenz nicht zum Verzehr geeignet. Aber für die Verwendung als Marmelade, Gelee, Kompott, Sirup oder Tee (getrocknet) sind sie perfekt.

Für die offizielle Droge werden am häufigsten Crataegus laevigata oder Crataegus monogyna verwendet. Aktuell wird davon ausgegangen, dass sowohl OPC (oligomere Pro­cyanidine) also auch Flavonoide für die Wirkung von Weißdorn wichtig sind. Verwendet werden dazu Blätter, Blüten und auch die Beeren.

Kontraindikationen sind nicht bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: selten Magen-Darm-Beschwerden, Schwächegefühl oder Hautausschlag

Schwere Beine

Bei schweren Beinen helfen Rosskastanie und Weinlaub. Der Einsatz der pflanzlichen Helfer bei Venenbeschwerden hat eine lange Tradition, trotzdem sollte man bei chronisch venöser Insuffizienz (typische Beschwerden: Beinödeme, Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen) vor der Anwendung von Phytopharmakas zuerst andere Ursachen für die Beschwerden abchecken. Reine Symptombekämpfung kann hier kontraproduktiv sein!

Ginkgoblätter (Ginkgo biloba folium)

Ginko wirkt nicht nur nootrop, sonder auch positiv bei Frühstadien arterieller Verschlusskrankheit. Hier können die Wirkstoffe der Ginkgo-biloba-Blätter Linderung verschaffen da sie den zellulären Energiestoffwechsels verbessern.

Um Arteriosklerose vorzubeugen, werden zudem Artischockenblätter- und Knoblauchpulverpräparate empfohlen.

Pflanzliches Multitalent Rosmarin

Neben Ginko gibt es noch ein zweites pflanzliches Multitalente, das bei altersbedingten Beschwerden Linderung verschaffen kann.

Rosmarin: Der Lippenblütler Rosmarinus officinalis ist äußerlich und innerlich einsetzbar. Innerlich angewendet wirkt er kreislaufanregend und bei Verdauungsproblemen – insbesondere lindert Rosmarin Blähungen.

Äußerlich angewendet regt er die Durchblutung an und wirkt schmerzlindernd bei rheumatischen Beschwerden sowie bei Muskel- und Gelenkschmerzen.

Rosmarin-Präparate sollte man allerdings nicht am Abend anwenden, da die anregende Wirkung den Schlaf beeinträchtigen könnte.

Unerwünschte Wirkungen sind selten – bei Menschen mit empfindlicher Haut können aber bei äußerlicher Anwendung Hautreizungen auftreten.

Tipp: Achten Sie auf natürliche Präparate ohne künstliche Zusatzstoffe! Außerdem tritt bei vielen pflanzliche Helfern die Wirkung nicht von heute auf morgen ein – also geduldig sein! Die maximale Wirkung ist manchmal erst nach einem halben Jahr erreicht.

Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme

Bei Beschwerden rund um den Verdauungstrakts gibt es eine ganze Reihe von pflanzlichen Helfern:

  • Angelikawurzel (Angelicae radix)
  • Artischockenblätter (Cynarae folium)
  • Benediktenkraut (Cnici benedicti herba)
  • Bitterkleeblätter (Menyanthidis folium)
  • Erdrauchkraut (Fumariae herba)
  • Gelbe Enzianwurzel (Gentianae radix)
  • Kalmuswurzel (Calami rhizoma)
  • Löwenzahnwurzel mit Kraut (Taraxaci radix cum herba)
  • Schafgarbe (Millefolii herba und flos)
  • Schöllkraut (Chelidonii herba)
  • Tausendgüldenkraut (Centauri herba)

Symptome wie Appetitlosigkeit und Verdauungsprobleme sind eine klassische Indikation für pflanzliche Helfer im Alter – diesfalls Bitterstoffpräparate. Die Vielzahl an pflanzlichen Helfern ist umso bemerkenswerter, als chemisch/pharmazeutische Präparate gerade für den Bereich Appetitlosigkeit nicht zur Verfügung stehen.

Bitterstoffpräparate wirken reflektorisch über die Geschmacksknospen der Zunge auf die Sekretion von Speichel und Magensaft. Durch die dadurch bedingte verstärkte Ausschüttung von Enzymen und Verdauungssäften kommt es zu einer Anregung des Magen-Darmtrakts und einer besseren Verarbeitung der zugeführten Lebensmittel.

Auch die Gallensekretion kann durch pflanzliche Helfer gefördert werden. Schöllkraut, sowie Löwenzahnkraut und -wurzel wirken cholagog und hemmen die Bildung von Gallensteinen.

Phytopharmaka aus rechtlicher Sicht

Pflanzliche Arzneimittel, auch Phytopharmaka genannt, sind lt. EU Arzneimittel und müssen wie alle Medikamente (im Gegensatz zu Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln) ein Genehmigungsverfahren durchlaufen bevor sie auf den Markt kommen. Die zu erfüllenden Zulassungskriterien gelten für alle Arzneimittel gleich. Anwendungsergebnisse von Phytopharmaka werden zudem von der Schulmedizin geprüft.

Die Verfahren erfolgen auf nationaler oder EU-Ebene – analog zur Zulassung traditioneller Arzneistoffe – nach strikten Zulassungskriterien (Richtlinie 2001/83/EG).

Erstens müssen Unterlagen zum Beleg der pharmazeutischen Qualität, zweitens zum Beleg der Wirksamkeit und drittens bezüglich der Unbedenklichkeit vorgelegt werden. Erleichterungen gibt es nur in Ausnahmefällen – z.B. nach dem „well-established use“ oder in Zusammenhang mit der Registrierung nach dem Prinzip „traditional use“.

Good to know: Neben den Phytopharmaka erobern auch unzählige Nahrungsergänzungsmittel (NEM) den europäischen Markt. Diese sind im EU-Recht den Lebensmitteln zugeordnet und werden durch die Richtlinie 2002/46/EG geregelt. Sie haben nicht die Linderung von Beschwerden zum (vorrangigen) Ziel sondern dienen in erster Linie dazu, Ernährungslücken zu schließen.

Hier finden sich viele Vitamin- und Mineralstoffpräparate, aber es gibt auch auch pflanzenbasierte Angebote. Obwohl diese Nahrungsergänzungsmittel auch in dosierter Form, also als Kapseln, Tabletten, Pulver oder in Sirupform erhältlich sind, wird im Gegensatz zu Phytopharmakas im Beipacktext keine Dosierung, sondern eine sogenannte Verzehrsempfehlung angegeben – an die man sich aber jedenfalls auch halten sollte!

Internationale Entwicklung

Das Thema „botanicals“ sowie „dietary supplements“ ist vor allem in den USA im Vormarsch – auch und gerade was pflanzliche Helfer im Alter betrifft. Verantwortlich dafür ist sicher auch, dass es in den USA kein dem europäischen Regelwerk vergleichbares System für die Prüfung und Zulassung pflanzlicher Arzneimittel gibt.

In den USA werden solche Präparate als Dietary Supplements über die Food and Drug Administration (FDA) reguliert und müssen seit 2010 den „current good manufacturing practice“-Richtlinien folgen. Ein Meilenstein für den US-Markt war die 1994 verabschiedete Regelung der Dietary Supplements, wodurch diese Produktkategorie sowohl von der Regulierung als Nahrungsmittel als auch als Arzneimittel ausgenommen wurde.

Dieser Logik folgend 2017 waren in den USA mehr als 50.000 Präparate in der „Dietary Supplement Label Database“ gelistet – ca. 20 Prozent davon waren „pflanzliche Produkte“. Sehr oft enthielten entsprechende Präparate aber synthetisierte oder aus Pflanzenmaterialien angereicherte Substanzen und sind mit europäischen daher nicht vergleichbar.

In Europa steht die Sicherheit der Patienten im Vordergrund. Das reduziert das zur Verfügung stehende Universum, erleichtert aber auch die Wahl eines Präparates in Bezug auf Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit.

Allerdings haben all die behördlichen Auflagen mit ihren verpflichtenden Angaben aber Auswirkung auf die Kosten. Die vielen Kontrollen wirken sich – neben Entwicklung und Produktion – im Vergleich zu den USA preissteigernd aus. Aber Qualität kostet nunmal, und gerade wenn es um Arzneimittel für ältere Patienten geht, die aus vielerlei Gründen oft mit einem Überangebot überfordert sind, ist die Einschränkung in Europa aus unsere Sicht jedenfalls kein Nachteil!

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Quellen:

¹ Österreichische Gesellschaft für Phytotherapie
² Crataegus: Starkes Herz durch Weißdorn?
³ Gesundheitsguide – Phytotherapie

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Ernährungstipps für ältere Menschen
– Venenerkrankungen
– Schwere Beine
– Heilpflanzenlexikon: Rosskastanie
– Therapie Demezerkrankungen

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