Mobbing, Diskriminierung & Co.: Was tun bei Belästigung am Arbeitsplatz?

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Mobbing, Diskriminierung & Co.: Was tun bei Belästigung am Arbeitsplatz?

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Belästigung am Arbeitsplatz ist ein ernstes Thema, das weitreichende Folgen haben kann – für die Betroffenen, das Betriebsklima und die Produktivität eines Unternehmens.


Sticheleien unter Kollegen oder ein rauer Umgangston sind nicht zwangsläufig ein Problem. Doch wann wird aus einem lockeren Spruch eine Grenzüberschreitung?

Belästigung am Arbeitsplatz – HPV

Belästigung am Arbeitsplatz: Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko

Belästigung am Arbeitsplatz ist ein ernstzunehmendes Problem, das nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigt, sondern auch weitreichende Folgen für die gesamte Arbeitsatmosphäre und Produktivität eines Unternehmens haben kann.

Ob verbale Attacken, körperliche Übergriffe oder subtile Formen der Ausgrenzung – jede Art von Belästigung kann die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter nachhaltig schädigen.

In unserem heutigen Arbeitsumfeld, das von Diversität und schnellem Wandel geprägt ist, gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung.

Viele Betroffene leiden still, aus Angst vor beruflichen Nachteilen oder aus Scham. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Belästigung am Arbeitsplatz kein individuelles Problem ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt.

Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Formen von Belästigung, ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und gibt praktische Ratschläge, wie Betroffene und Unternehmen damit umgehen können und welche Anlaufstellen in Österreich Unterstützung bieten.

Denn ein respektvolles und sicheres Arbeitsumfeld ist nicht nur ein Recht jedes Arbeitnehmers, sondern auch die Grundlage für ein gesundes und produktives Berufsleben.

Folgende Fragen sollen beantwortet werden:

– Was zählt schon als Belästigung?
– Wann fängt Belästigung am Arbeitsplatz an?
– Was tun bei Belästigung am Arbeitsplatz?
– Ist Belästigung ein Kündigungsgrund?

Definition von Belästigung am Arbeitsplatz

Belästigung am Arbeitsplatz umfasst alle Formen von unerwünschtem Verhalten, die das Arbeitsklima negativ beeinflussen und Betroffene psychisch oder physisch belasten.

Dazu gehören verbale, nonverbale oder physische Handlungen, die sich wiederholt oder systematisch gegen eine Person richten. Dies kann in Form von beleidigenden Kommentaren, Ausgrenzung oder gar körperlichen Übergriffen geschehen.

Die Relevanz des Themas

Belästigung am Arbeitsplatz ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern betrifft auch Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt.

Sie führt zu erhöhtem Krankenstand, Produktivitätsverlust und kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Betroffenen haben. Ein respektvoller Umgang und klare Regeln in Unternehmen sind daher essenziell, um Belästigung zu verhindern.

Formen der Belästigung am Arbeitsplatz

Sexuelle Belästigung

Sexuelle Belästigung ist jede Form unerwünschten sexuellen Verhaltens, das die Würde einer Person verletzt.

In Österreich ist sie im Gleichbehandlungsgesetz geregelt und kann arbeitsrechtliche sowie strafrechtliche Konsequenzen haben. Arbeitgeber sind verpflichtet, gegen sexuelle Belästigung vorzugehen und Betroffene zu schützen.

Verbale, nonverbale und physische Formen

Sexuelle Belästigung kann sich in verschiedenen Formen äußern:

  • Verbal: Anzügliche Bemerkungen, anstößige Witze, wiederholte Fragen nach Verabredungen.
  • Nonverbal: Starren, obszöne Gesten oder das Zusenden unangemessener Bilder oder Nachrichten.
  • Physisch: Ungewollte Berührungen, Annäherungen oder gar Übergriffe.

Beispiele für sexuelle Belästigung

  • Wiederholte Kommentare über das Aussehen oder die Kleidung einer Person.
  • Versenden von sexuellen Nachrichten oder Bildern ohne Zustimmung.
  • Unerwünschte Berührungen oder Aufdrängen körperlicher Nähe.

Mobbing

Definition und Merkmale

Mobbing bezeichnet systematisches Schikanieren, Ärgermachen oder Ausgrenzen von Mitarbeitenden über einen längeren Zeitraum hinweg. Es ist häufig subtil und steigert sich mit der Zeit, wodurch Betroffene oft erst spät Hilfe suchen.

Formen des Mobbings

  • Bossing: Mobbing durch Vorgesetzte, z. B. durch übermäßige Kontrolle oder gezielte Sabotage.
  • Staffing: Mobbing durch Untergebene gegenüber einer Führungskraft.
  • Kollegiales Mobbing: Soziale Isolation oder Rufschädigung durch Kollegen.

Typische Mobbinghandlungen

  • Verbreitung falscher Gerüchte.
  • Dauerhafte Kritik an der Arbeit, um die Person zu verunsichern.
  • Bewusste Zurückhaltung von Informationen, um Fehler zu provozieren.

Andere Formen der Belästigung

Diskriminierung

Eine Form der Belästigung, die oft übersehen wird, ist Diskriminierung. Sie äußert sich durch Ungleichbehandlung aufgrund von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Religion. Auch subtile Formen wie das Ignorieren oder Nichtberücksichtigen einer Person gehören dazu.

Psychische Belästigung

Dazu gehören Einschüchterung, Drohungen oder übertriebene Kontrolle durch Vorgesetzte oder Kollegen. Oft geschieht dies durch ständige Abwertung oder Ausgrenzung.

Cybermobbing am Arbeitsplatz

Durch digitale Kommunikation sind neue Formen der Belästigung entstanden. Beleidigungen per E-Mail oder Messenger, öffentliche Bloßstellung in sozialen Netzwerken oder absichtliches Ignorieren von Nachrichten gehören dazu.

Rechtliche Aspekte

Ist Belästigung ein Kündigungsgrund?

Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. In Österreich kann Belästigung zur fristlosen Entlassung führen, wenn sie nachweisbar und schwerwiegend ist.

Beispiele:

  • Sexuelle Belästigung: Nachgewiesene Übergriffe oder wiederholte anzügliche Bemerkungen können zur Entlassung führen.
  • Mobbing: Wenn Mobbing systematisch und nachweislich geschieht, kann es für den Täter arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.
  • Diskriminierung: Diskriminierende Aussagen oder Handlungen können je nach Schweregrad zu einer Kündigung führen.

Beratung und Unterstützung bei Gewalt, Gewaltprävention in der Arbeitswelt

Thema Details
gewaltinfo.at Website des Bundeskanzleramtes zum Thema Gewalt im sozialen Nahraum, mit Links zu Beratungsstellen österreichweit (Kinder, Jugendliche, Frauen, Ältere).
Hilfe bei Gewalt Von Gewalt betroffene Menschen können sich, auch bei Hass im Netz, rund um die Uhr kostenlos und anonym an die Nummer +43 800 112112 wenden, um psychologische und juristische Unterstützung zu erhalten. Beratung per Chatfunktion ist zu bestimmten Zeiten möglich.
Gleichbehandlungsanwaltschaft: (Sexuelle) Belästigung Die Gleichbehandlungsanwaltschaft bietet kostenfreie Beratung und Unterstützung für Betroffene von Diskriminierung in der Arbeitswelt. Auf der Website der Gleichbehandlungsanwaltschaft finden sich zahlreiche Informationen und Materialien zum Thema Diskriminierung und Belästigung. Betroffene und Zeuginnen und Zeugen können Vorfälle melden und sich beraten lassen: Online mittels Kontaktformular, telefonisch unter 0800 206 119 oder auch via E-Mail oder App.
Arbeiterkammer: Mobbing am Arbeitsplatz Mobbingberatung: Ob Mobbing vorliegt wird anhand des konkreten Falls ermittelt. Hierzu kann beispielsweise Beratung bei der Bundesarbeiterkammer in Anspruch genommen werden.
Frauenhelpline: 0800 / 222 555 – Muttersprachliche Beratung in Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Englisch, Rumänisch, Spanisch, Türkisch und Dari-Farsi.
– Erreichbarkeit von 0 – 24 Uhr an 365 Tagen im Jahr, kostenlos.
– Für Frauen jeglicher Herkunft, sexueller Orientierung, Religion und in allen Lebenssituationen.
Männerspezifische Helpline: 0800 / 400 777 – Erreichbarkeit von 0 – 24 Uhr an 365 Tagen im Jahr.
– Bei Bedarf auch gedolmetschte Beratung.
Trainingsfilm – Schau nicht weg Mit diesem interaktiven Film gegen Mobbing am Arbeitsplatz kann in einem Training erarbeitet werden, wie sich Mobbing im Betrieb zeigt und vor allem wie man es erkennen kann.
Internet Ombudsstelle: Hass im Netz Eine Meldestelle für Hass im Netz und eine Übersicht häufig gestellter Fragen bietet die Internet Ombudstelle. Sie erfahren, wie Sie beleidigende Inhalte im Netz am besten dokumentieren und wie Sie etwa eine Strafanzeige erstatten oder eine Privatanklage erheben können. Diese Plattform ist eine Kooperation zwischen dem ÖIAT, dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, der AK und der EU.

Fazit und Ausblick

Belästigung am Arbeitsplatz betrifft viele, doch sie muss nicht hingenommen werden. Unternehmen und Mitarbeitende tragen gemeinsam Verantwortung für ein respektvolles Miteinander.

Mit klaren Regeln und offener Kommunikation kann ein sichereres Arbeitsumfeld geschaffen werden.

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Quellen:

¹ Gewalt am Arbeitsplatz (arbeitsinspektion.gv.at)
² Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (PDF)

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Linktipps

– Mobbing | Krankheitslexikon
– Wirksam Stress und Burnout entgegenwirken
– Frauenspezifische Gesundheitsvorsorge
– Benimmregeln für die Weihnachtsfeier
– Mobbing im Internet – was tun gegen Cyber-Mobbing?
– Psychosomatische Beschwerden erkennen und ernst nehmen

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