Trigeminusneuralgie – stechender Gesichtsschmerz
Wer einmal eine Trigeminusneuralgie hatte, der vergisst den Schmerz nie wieder. Eine Art elektrisierendes Stechen von einer Sekunde auf die andere im Gesichtsbereich – manchmal bis zu den Ohren oder den Hinterkopf ausstrahlend. Der Schmerz dauert zwar oft nur Sekundenbruchteile, ist aber an Intensität kaum zu übertreffen. Doch woher kommt der Schmerz und wie kann man eine Trigeminusneuralgie behandeln?
Trigeminusneuralgie – stechender Gesichtsschmerz – Artikelübersicht:
- Nervus trigeminus
- Ursachen einer Trigeminusneuralgie
- Typische Symptome
- Ausprägungen der Trigeminusneuralgie
- Behandlung Trigeminusneuralgie
- Linktipps zum Thema Trigeminusneuralgie
Nervus trigeminus
Der Trigeminusnerv ist der fünfte von zwölf Nerven(strängen), die dem Gehirn entspringen. Dieser Hirnnerv heißt deshalb Trigeminus, weil er sich über die Stirn- und Kieferregionen des Kopfes in drei Äste verzweigt.
Diese drei Äste unterteilt man in
- Augenast
- Oberkieferast
- Unterkieferast
Der Trigeminus leitet Empfindungen aus diesen Gesichtsbereichen ans Gehirn und ist für die Steuerung der Motorik im Gesicht, also z.B. für die Kaumuskulatur zuständig. Bei einer Trigeminusneuralgie können einer oder mehrere Nervenäste betroffen sein.
Trigeminusneuralgien kommen aus heiterem Himmel. Wer dafür anfällig ist, weiß nicht, wann der nächste Anfall bevorsteht – der stechende Schmerz kommt meist völlig unerwartet.
Ursachen einer Trigeminusneuralgie
Wenn der Trigeminusnerv Druck ausgesetzt wird oder durch vorhergegangenen Druck geschädigt ist, kommt es zu einer Spontanentladung des Nervs, was die typischen, starken Schmerzen verursacht. Oft ist ein simpler Kontakt des Trigeminusnervs mit einem Blutgefäß – meist an der Nervenwurzel – für dieses Druckempfinden und in Folge den Schmerz verantwortlich.
In bildgebende Verfahren, also z.B. MRT ist diese pathologische Ursache meist gut erkennbar.
Wer unter dieser Anomalie leidet, kann, aber muss nicht neuralgische Schmerzanfälle haben. Unmittelbare Auslöser für Schmerzattacken können Alltagshandlungen wie Sprechen, Essen oder etwa Zähneputzen sein.
Manche Patienten erleiden Schmerzanfälle auch in Folge von kalter Luft, oder in klimatisierten Räumen. Auch Berührungen oder Anwendungen im Rahmen einer Kosmetikbehandlung oder Haarentfernungen im Gesicht können neuralgische Schmerzen verursachen, ebenso wie Zahnarztbesuche oder Fieberblasen.
Ebenfalls potentiell schmerzauslösend: emotionaler Stress und Kälte allgemein.
Typische Symptome
Trigeminusschmerzen zählen zu den schlimmsten Schmerzen überhaupt. Plötzlich einschießender, stechender, punktueller Schmerz, der von Sekundenbruchteilen bis zu zwei Minuten andauern kann bedeutet eine massive Lebensqualitätsbeeinträchtigung für Betroffene.
Die Schmerzen sind im Gesicht angesiedelt, können aber auch auf den Hinterkopf ausstrahlen. Es sind Fälle dokumentiert, wo Patienten mit einer akuten Neuralgie einen HNO Arzt aufsuchen, weil sie an eine Ohrenentzündung denken, dabei ist es der Trigeminus der die Schmerzen verursacht.
Diese für eine Neuralgie charakteristischen Schmerzattacken können mehrmals pro Minute auftreten und halten manchmal nur ein paar Stunden oder Tage, in seltenen Fällen aber auch über Monate an.
In diesen Schmerzphasen ist ohne Behandlung eine normale Bewältigung des Alltags kaum möglich – der Schmerz lässt Menschen unwillkürlich zusammenzucken und ein “Überspielen” der Symptome ist aufgrund der Schmerzintensität unmöglich.
Während der Schmerzattacke kommt es häufig zu einer Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur, auch „Tic douloureux“ genannt. In Folge kommt es zu weiteren typischen somatischen Schmerzreaktionen, wie z.B. Gesichtsrötung und vermehrter Schweiß- und Tränenproduktion.
Ein Drittel der Patienten erleidet nur einmal im Leben eine Trigeminus Neuralgie, bei jenen die häufigere Attacken erleiden werden die Pausen zwischen den Attacken mit zunehmendem Alter tendenziell kürzer. Zwischen den Schmerzattacken besteht allerdings üblicherweise Schmerzfreiheit.
Ausprägungen der Trigeminusneuralgie
Nach der aktuellen Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet man zwei Formen der Trigeminusneuralgie.
Klassische (idiopathische) Trigeminusneuralgie: Diese Form ist die häufigere und der Schmerz tritt v.a. einseitig mit längeren Pausen zwischen den Anfällen auf. Es sind eher Frauen als Männer – generell eher ab dem 40.Lebensjahr – betroffen. Pro 100.000 Personen erkranken jährlich etwa sechs Frauen und drei bis vier Männer. Die Ursache für die Gesichtsnervenentzündung ist meist eine Nerveneinengung bzw. ein krankhafter Gefäß-Nerven-Kontakt.
Symptomatische Trigeminusneuralgie: Diese Form der Neuralgie tritt bei weitem seltener auf und ist meist eine Folge- oder Begleiterscheinung bei anderen Erkrankungen wie z.B. Multipler Sklerose, Krebs oder Augen- bzw. Zahnerkrankungen. Sie tritt oft beidseitig auf und die Pausen zwischen den Attacken sind eher kürzer bzw. gibt es keine Pausen sondern der Schmerz ist permanent.
Trigeminusneuralgien werden oft nach dem Ausschlussverfahren diagnostiziert: Wenn es keine anderen Gründe für die starken Schmerzen im Bereich des Gesichts gibt, dann wird es eine Trigeminusneuralgie sein. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT können dann aber Gewissheit bringen.
Behandlung Trigeminusneuralgie
Die Behandlung erfolgt meist medikamentös mit Schmerzmitteln. Das Problem dabei ist, dass bei sehr kurzen Anfällen die Wirkung des Analagetikums erst einsetzt, wenn die Schmerzattacke schon vorüber ist.
Bei Menschen, die unter häufigen Attacken leiden, ist daher Prävention das Ziel. Zum Einsatz können v.a. Antiepileptika kommen, aber auch eine Kombinationstherapie mit Medikamenten unterschiedlicher Wirkmechanismen kann Erfolg versprechen.
Gegebenenfalls können auch operative Eingriffe Abhilfe schaffen, indem man einfach die Verbindung vom Nerv zum druckausübendendem Blutgefäß kappt. Neben den klassischen chirurgischen Verfahren können auch radiochirurgische Methoden wie z.B. Gamma-Knife oder Linearbeschleuniger zum Einsatz kommen.
Bei einer symptomatischen Trigeminusneuralgie muss sich die Therapie nach der auslösenden Ursache orientieren.
Fazit: Obwohl Trigeminusneuralgien zu den schmerzintensivsten Beeinträchtigungen gehören, unter denen ein Mensch leiden kann, ist durch moderne Therapieverfahren in so gut wie allen Fällen völlige Schmerzfreiheit erzielbar.
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Quellen:
¹ Neurologen und Psychiater im Netz
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Linktipps
– Nervenerkrankungen – Polyneuropathien
– Wundermittel Hanf: vom Rausch- zum Arzneimittel
– Neurologie
– Krankheitslexikon Migräne