Migräne | Krankheitslexikon
Der Begriff “Migräne” kommt aus dem Französischen und bedeutet: “migraine” = Kopfschmerzen. Es handelt sich um heftige pulsierende Kopfschmerzen, die anfallsartig auftreten.
Sie sind oft auf eine Kopfhälfte begrenzt und sind begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und neurologischen Störungen. Man nimmt an, dass bestimmte Faktoren wie z. B. Wetteränderungen, Arzneimittel, Genussmittel oder psychische Belastungen zu einer vorübergehenden Veränderung an den Blutgefäßen im Gehirn führen, was dann die Migräne auslöst.
Die Symptome können Stunden, ja sogar Tage dauern. Auch die Häufigkeit der Anfälle variiert stark. Manche Patienten können mit wenigen Attacken pro Jahr ein völlig normales Leben führen, andere sind mit mehreren Anfällen pro Monat kaum noch arbeitsfähig.
Symptome
Das wichtigste Symptom der Migräne sind Kopfschmerzen, die sehr oft (60 bis 70 %) nur auf einer Seite empfunden werden. Häufig sind die Betroffenen ausgesprochen empfindlich gegen Licht und Geräusche.
Übelkeit und Erbrechen treten ebenfalls in vielen Fällen auf. Ein Migräne-Anfall kann von einer sogenannten Aura eingeleitet werden. Dabei sehen die Patienten vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen beispielsweise flimmernde Lichter oder weiße Flecken. Auch andere neurologische Symptome bis hin zu Lähmungserscheinungen können im Rahmen einer Migräneattacke auftreten.
Behandlung
Migräne ist eine komplexe Krankheit mit vielen möglichen Symptomen, Schweregraden und Ausprägungen. Daher kann es auch kein Patentrezept für eine Therapie geben. Eine Migränebehandlung gehört in die Hand eines Arztes und muss in enger, ständiger und vertrauensvoller Zusammenarbeit von Arzt und Patient geschehen.
Leider gibt es bis heute keine Behandlung, die Migräne zum Verschwinden bringt. Allerdings lässt sich durch die Kombination moderner Medikamente eine deutliche Linderung der Schmerzen sowie eine Reduktion der Anfallshäufigkeit erreichen. Diese Behandlung kann nicht nach Schema erfolgen, sondern muss für jeden Patienten individuell zusammengestellt werden. Daher ist eine genaue Diagnose durch den Facharzt (Neurologen) dringend zu empfehlen.
Dieser muss zunächst auch abklären, ob der Kopfschmerz nicht andere Ursachen (z. B. chronische Verspannungen im Nacken) hat. Leider nützen viel zu wenig Betroffene diese Möglichkeit. Nach Schätzungen besprechen an die 30 Prozent der Migräne-Kranken ihr Problem niemals mit einem Arzt.
Migräneattacken
Gerade bei der Behandlung von mittleren und schweren Migräneattacken stehen heute verschiedene neue Substanzen zur Verfügung, die nicht nur den Kopfschmerz bekämpfen, sondern auch gegen die Begleitsymptome einer Migräne wie zum Beispiel Übelkeit und Licht- bzw. Lärmempfindlichkeit wirken.
Akutbehandlung
Einige Migräneattacken lassen sich oft mit relativ unkomplizierten Maßnahmen behandeln. Beispielsweise hilft es vielen Betroffenen schon, sich in einen abgedunkelten, ruhigen Raum zurückzuziehen und ein wenig zu ruhen oder zu schlafen.
Sind die Schmerzen nicht sehr intensiv, müssen es nicht gleich Medikamente sein: häufig lindert auch ein kühlender Eisbeutel die Beschwerden. Im Berufs- und Familienalltag ist es allerdings vielfach kaum möglich, diese Ruhe und die nötige Zeit zu finden.
Gegen leichte Migräneattacken stehen heute eine ganze Reihe von – auch freiverkäuflichen Medikamenten – zur Verfügung. Doch Achtung: allein die Tatsache, dass die Medikamente ohne Rezept zu erhalten sind, ist kein Freibrief für eine risikolose Selbstbehandlung!
Auch wenn Sie sich Ihre Medikamente selbst kaufen können, gehört die Behandlung einer Migräne in die Hand eines Arztes.
Bei der Behandlung der leichten Migräne bewähren sich vor allem drei Substanzen: Die Acetylsalicylsäure (ASS), das Paracetamol und die Substanz Ibuprofen.
Diese Substanzen sind unter den unterschiedlichsten Präparatenamen im Handel erhältlich. Auf der Medikamentenpackung stehen immer sowohl der Name der Wirksubstanz als auch der Name des Medikaments. In der Praxis haben sich Monopräparate bewährt, das sind Präparate die nur eine Substanz enthalten.
Grundsätzlich kommen folgende drei Medikamentengruppen zur Behandlung von Migräne zum Einsatz:
- Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (entzündungshemmend) und Paracetamol (Acetaminophen)
- Kombinationsanalgetika (also Arzneimittel mit mehreren schmerzstillenden Wirkstoffen)
- Spezielle Migränemedikamente (Triptane und Ergotamine)
- Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika)
Während Acetaminophen und nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente Erstlinientherapien bei leichter bis mittelschwerer Migräne sind, kommen Triptane primär bei mittelschwerer bis schwerer Migräne zum Einsatz.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, wie Antiemetika oder Arzneimittel mit dem Wirkstoff Dihydroergotamin (DHE) werden zur Verwendung als Zweit- oder Drittlinientherapie und bei der Akutbehandlung von Migräneanfällen eingesetzt.
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Quelle:
¹ Migraine (Silberstein SD. in Lancet 2004 Jan 31;363(9406):381-91) PMID: 15070571
² Migräne-Info Deutschland
Informationsstelle:
Selbsthilfegruppe „Kopfweh”
c/o Selbsthilfe OÖ
Dachverband der Selbsthilfegruppen
Garnisonstraße 1 a/2. Stock
4021 Linz, Postfach 61
Fr. Christa Katerl
Gründerin & Betroffene Migräne-Patientin
Vorstandsmitglied seit 2010 der Selbsthilfe OÖ
(Dachverband der OÖ. Selbsthilfegruppen)
shgkopfweh@gmail.com
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