Tibetische Medizin

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Tibetische Medizin

Ob es am ganzheitlichen Ansatz oder den pflanzlichen Heilmittelrezepturen liegt, lässt sich schwer feststellen, Tatsache ist, dass sich immer mehr Menschen für das Konzept der tibetischen Medizin interessieren. Nach Ayurveda und Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) gibt es nun also einen neuen Trend im Bereich alternativmedizinischer Anwendungen. Dass es sich beim Erfolg derartig exotischer Anwendungen nicht nur um Modeerscheinungen handelt belegen wissenschaftliche Studien. Die Wirksamkeit von tibetischen Pflanzenarzneien etwa ist wissenschaftlich belegt, 2011 wurde das erste Mittel in Österreich als Arznei zugelassen.


Bei der Tibetischen Medizin handelt es sich um ein in sich geschlossenes über 1.200 Jahre altes Heilsystem mit ganzheitlichem Ansatz. Es wird als reine Energiemedizin beschrieben, bei der es darum geht, dass Körper, Geist und und Seele störungsfrei kommunizieren können. Mittels einfachster, nicht-technischer Diagnose von Energieflüssen sollen Blockaden gefunden und aufgelöst werden. Die westliche Schulmedizin steht derartigen Methoden skeptisch gegenüber, da sie wissenschaftlich kaum nachvollziehbar sind. Doch immer mehr Patienten fasziniert die Verbindung von Physiologie, Philosophie und Spiritualität, weshalb auch die Schulmedizin beginnt sich mit der jahrtausendealten Lehre auseinanderzusetzen.

Grundlagen der Tibetischen Medizin

Während die Philosophie der Tibetischen Medizin auf den Ideen des aus Indien stammenden Buddhismus basiert, beruhen ihre medizinischen Grundlagen sowohl auf Ansätzen des indischen Ayurvedas, der Medizin Persiens als auch den Lehren der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Im Unterschied zur klassischen westlichen Schulmedizin spielen in der Tibetischen Medizin spirituelle Faktoren eine elementare Rolle. Nach tibetischem Verständnis entscheidet also die geistige Grundhaltung über Gesundheit oder Krankheit. Die Grundannahme lautet: Wer einen ruhigen Geist besitzt, wird weniger krank, und wenn er krank wird, erholt er sich schneller.

Eine Krankheit ensteht dann, wenn die drei Energien bzw. Grundeigenschaften des Körpers (sanskrit: doshas) Wind (sanskrit: vatta, steht für Gier), Galle (sanskrit: pitta, steht für Zorn, Hass) und Schleim (sanskrit: kapha, steht für Unwissenheit, Verblendung) im Ungleichgewicht sind. Die drei Doshas wiederum können als aktive Verdichtungen der fünf großen Elemente Erde, Wasser, Feuer, Holz und Metall gesehen werden. Der Ansatz der Traditionellen Chinesischen Medizin, dass das harmonische Gleichgewicht unter den Elementen unter anderem mit der Ernährung wieder hergestellt werden kann findet sich auch in der tibetischen Medizin.

Insgesamt werden in den geschichtlichen Aufzeichnungen 84.000 Störungen genannt, die in 404 Krankheiten eingeteilt werden.

Diagnose und Therapie

Die Befragung und die Beobachtung des Patienten sind wesentliche Techniken um eine Diagnose zu erstellen. Darüber hinaus beruht die Diagnose des tibetischen Arztes oder Praktikers fast ausschließlich auf der Pulsdiagnose. Die Tastung der Pulsqualität, also die Interpretation des Pulses wurde in der Tibetischen Medizin bis zur höchsten Fertigkeit gesteigert. Dadurch sollen Rückschlüsse auf Störungen oder Disharmonien der drei Doshas gezogen werden.

Bei der Behandlung spielen vor allem die Analyse und die Änderung von Verhaltensweisen und der Ernährung des Patienten eine große Rolle. Daher wird der richtigen Ernährung auch ein großes Augenmerk in der Heilslehre, mehr noch in der Vorbeugung geschenkt. Ernährungsrichtlinien, die eine der Tages- und der Jahreszeit angepasste, maßvolle Nahrungsaufnahme beinhalten bestimmen die ersten therapeutischen Maßnahmen. Herb- und Bitterstoffe spielen in der tibetischen Diätetik eine große Rolle. Dazu kommen äußerliche Anwendungen wie Schröpftherapie, Massagen, Dampfbäder, aber auch Räucherungen und Moxibustion (auch als Moxa-Therapie bekannt: bezeichnet die Erwärmung von speziellen Punkten des Körpers zu therapeutischen Zwecken).

Pflanzenarzneien, Phytopharmaka

Der zweifellos bekannteste Teil der Behandlung ist die Medikation mittels Heilkräutern. Diese Arzneien (sogenannten Phytopharmaka) werden aus echten Pflanzenteilen nicht aus Extrakten hergestellt. Hinsichtlich der Wirksamkeit tibetischer Mehrstoffgemische gilt das Prinzip eines Gleichgewichts von Wirkung und Nebenwirkung: ein Drittel betrifft die Hauptwirkung, ein Drittel die Unterstützung der selbigen und ein Drittel der Bekämpfung etwaiger Nebenwirkungen der Kräuter.

Zu den typischen Heilkräutern zählen Aloe, Schafgarbe, Spitzwegerich, Vogelknöterich und Akelei-Kräuter. Diese natürlich vorkommenden Substanzen, die entzündungshemmend wirken (Polyphenole) werden mit anderen Substanzen kombiniert, die die heilende Wirkung verstärken. Dazu gehören etwa Gerbstoffe (z.B. Tannine), Flavonoide (pflanzliche Farbstoffe, die für die Zelle gefährliche Sauerstoffradikale binden), ätherische Öle, die reinigen und Gefässwände schützen und auch Weihrauch.

Die Tibetische Kräutermedizin Padma Circosan® ist das erste traditionell pflanzliche Arzneimittel der Asiatischen Medizin, das als österreichisches Arzneimittel 2011 zugelassen wurde. Die Kräuterkapseln basieren auf Rezepten der Tibetischen Medizin und werden unter Einhaltung der internationalen Arzneimittelstandards in der Schweiz hergestellt. Unter dem Namen Padma Basic® war das Produkt bisher bloß als Nahrungsergänzungsmittel in den Apotheken und Fachdrogerien erhältlich, nun wurde die medizinische Wirksamkeit im Zulassungsverfahren belegt.

Das Arzneimittel besteht aus 19 verschiedenen getrockneten und gemahlenen Kräutern, Naturcampher und Calciumsulfat. Von Goldfingerkraut über Ringelblumenblütenköpfchen und Baldrianwurzel bis hin zu den berühmten Myrobalanenfrüchten. Das rein pflanzliche Medikament greift sichtbar an jenen Stellen ein, wo Gefäßverkalkungen auftreten und verhindert diese auch. Gemäß der Jahrzehnte langen medizinischen Erfahrung aus der Schweiz fördert das Zusammenspiel dieser Wirkstoffe die Durchblutung bei Beschwerden wie kalten Händen und Füßen mit Kribbeln.

Ausbildung

Die medizinische Ausbildung ist in traditionellen Chagpori-Medizinschulen sowie am Tibetischen Medizin und Astrologiezentrum (Men-Tsee-Khang) in Lhasa (Volksrepublik China) und Dharamsala (Himachal Pradesh, Nordindien) zentralisiert. Tibetische Jungmediziner studieren im Regelfall fünf bis sechs Jahre und arbeiten zwei Jahre praktisch, ehe sie diplomiert werden.¹

Tibetische Medizin ist mittlerweile der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Exiltibeter geworden. Da tibetische Medizin sowohl im Westen als auch in Asien immer beliebter wird und beträchtliche Verdienstmöglichkeiten eröffnet, gibt es immer mehr Ärzte und Wellness-Anbieter, die tibetische Medizin auch außerhalb der Men-Tsee-Khang-Kliniken praktizieren. Die zunehmende Kommerzialisierung und Profitorientierung wird von Tibetern selbst heftig diskutiert.

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Quellen:

¹ tibetischemedizin.org – Informationszentrum für Tibetische Medizin
² science.orf.at – Tibetische Medizin: Alte Heilkunde – neue Hoffnung

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Weihrauch – altes Naturheilmittel als Medikament neu entdeckt
– Was ist Ayurveda?
– Chinesische Medizin (TCM) | Suche
– Heilpflanzenlexikon – Heilung aus dem Garten der Natur
– Akademie der Wissenschaften: Traditionelle Tibetische Medizin

Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Informationslage inzwischen geändert.
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