Stimme und Stimmstörungen (Dysphonie)

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Stimme und Stimmstoerungen (Dysphonie)

Unsere Stimme ist unverwechselbarer Ausdruck unserer Persönlichkeit. Wer schon einmal über einen längeren Zeitraum unter Stimmproblemen, wie Heiserkeit oder gar dem kompletten Verlust der Stimme gelitten hat, weiß wie belastend es sein kann, „keine Stimme zu haben“. Sich nicht zu Wort melden zu können ist aber nicht nur ein gesundheitliches Problem! Lesen Sie hier alles über Stimme und Stimmstörungen!


Stimme und Stimmprobleme – Artikelübersicht:

Stimmprobleme und Stimmstörungen sind nicht nur gesundheitlich relevant. Keine Stimme zu haben macht auf Dauer auch psychisch krank! Was tun?

Meist geht einem (vorübergehenden) Stimmverlust eine Halsentzündung voraus – aber nicht immer. Es gibt auch funktionell bedingte Stimmstörungen die durch Fehlfunktionen beziehungsweise in Zusammenhang mit falscher Haltung und Atmung bzw. mit psychischen Problemen einhergehen. Oder Stimmprobleme haben schwerwiegendere medizinische Ursachen. Doch wie kommt es zum Verlust der Stimme und zu Stimmproblemen – und vor allem, was kann man gegen Dysphonie tun?

Stimme und Stimmstörungen

Vorweg: Unsere Stimme verändert sich im Lauf des Lebens mehrmals. Unsere „Kinderstimme“ haben wir im Schnitt bis zum neunten Lebensjahr. Dann folgen viele Jahre, in denen sich unsere Stimme fortlaufend und abhängig von verschiedenen Faktoren verändert.

Besonders bei Buben ist der sogenannte „Stimmbruch“ eine sehr sensible Phase. Quasi als Vorbote der gesamtkörperlichen geschlechtsspezifischen Entwicklung in der Pubertät verändert sich auch die Stimme. Der Grund dafür sind wachstumsbedingte, anatomische Veränderungen und hormonelle Einflüsse.

Aber auch externe Faktoren, wie Umweltbelastung, Rauchen, vieles und (zu) lautes Sprechen oder sängerische Aktivität beeinflussen unsere Stimme ein Leben lang.

Unsere Stimme ist aber nicht nur Ausdruck unserer Persönlichkeit, sondern auch ein immens wichtiges Alltagswerkzeug. Kaum ein Beruf, der nicht ohne Sprechen auskommt! Doch je mehr wir sprechen, desto mehr beanspruchen und belasten wir unsere Stimmwerkzeuge.

Der Stimm- und Sprechapparat ist eine funktionelle Einheit. Für die Stimmproduktion sind – neben dem Kehlkopf, der als Teil des Atemtrakts den Übergang vom Rachen zur Luftröhre bildet – die Atmung selbst und die lufthältigen Räume oberhalb der Stimmlippen, das sogenannten Ansatzrohr, verantwortlich.

Stimmprobleme können daher viele Ursachen haben und sind entsprechend häufig. Fast jeder Zehnte ist im Lauf seines Lebens wiederholt von Stimmstörungen betroffen. Bei „Stimmberufen“, also Menschen die mit ihrer Sprache arbeiten – sprechend oder singend – beträgt die Prävalenz sogar bis zu 50 %.

Stimmstörungen: Ursache und Diagnose

Das Leitsymptom einer Dysphonie – so der medizinische Ausdruck für ein Stimmproblem – ist Heiserkeit. Weitere Symptome sind eine eingeschränkte stimmliche Leistungsfähigkeit oder eigenartige, fremdartige Empfindungen bei Stimmgebrauch in der vorderen Halsregion.

Heiserkeit ist meist durch eine Erkältung bzw. Halsentzündung verursacht und vergeht bei ausreichender Schonung des Stimmapparates nach einiger Zeit wieder von selbst.

Wer jedoch länger als drei Wochen an andauernden Stimmproblemen leidet, sollte einen HNO Arzt aufsuchen. Dieser wird im Regelfall eine endoskopische Untersuchung der Stimmlippen vornehmen, um eine Diagnose stellen zu können.

Good to know: Wer zusätzlich zur Heiserkeit unter Atemnot oder blutigem Auswurf (Hämoptoe) leidet sollte umgehend einen HNO Arzt aufsuchen!

Mögliche Gründe für Stimmprobleme:

  • hyperfunktionelle Dysphonie mit oder ohne Phonationsverdickungen (vor allem bei Kindern und Jugendlichen). Good to know: Phonationsverdickungen auf den Stimmlippen entstehen bei Überbeanspruchung der Stimme. Sie werden auch Schreiknötchen, Sängerknötchen oder Stimmüberlastungsknötchen genannt
  • organische Ursachen, wie Stimmlippenzysten oder Tumore (zumeist Larynxpapillome)
  • Larynxmalignom (Kehlkopfkrebs)
  • Stimmlippenlähmung
  • Stimmlippen Karzinom
  • degenerative laryngeale Veränderungen (Schleimhauttrockenheit, verminderte Muskelkraft, Stimmlippenatrophie, Stimmlippenschluss)
  • sekundäre Fehlkompensationsmechanismen bedingt durch natürliche Alterungsvorgänge
  • (stiller) Reflux
  • Medikamentennebenwirkungen

Exkurs Altersstimmstörung: Eine Altersstimmstörung, auch Presbyphonie genannt, kommt recht häufig vor. Immerhin jeder Fünfte der über 60-Jährigen leidet unter Stimm/Sprachproblemen, die oft mit Alterschwerhörigkeit einhergehen.

Die Ursache für eine Stimmstörung bei einem an sich gesunden Erwachsenen ist meist eine banale Erkältung, einhergehend mit einer Infektion der oberen Atemwege. Sollte die Heiserkeit aber nach zwei bis drei Wochen nicht gemeinsam mit der Erkältung abklingen, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen. Nur ein HNO Fachmann kann eine banale von einer ernsthaften Erkrankung unterscheiden und eine passende Behandlung initiieren.

Therapie bei Dysphonie

Eine Therapie bei Stimmstörungen muss in jedem Fall ganzheitlich ausgerichtet sein. Das betrifft Stimmstörungen in der Jugend und im Erwachsenenleben, aber ganz besonders auch im Alter.

Besonders bei älteren Menschen mit Stimmproblemen steht am Anfang oft zunächst die Verbesserung des Hörvermögens (gegebenenfalls mit Hörgerät). Denn wer gut hört spricht auch besser und leichter.

Als nächster Schritt erfolgt oft eine logopädische Stimmtherapie und/oder die Behandlung diverser anderer Grunderkrankungen – manchmal auch psychischer Natur (Stichwort: Vereinsamung, Depression, soziale Isolation).

Man sollte nie vergessen: Sprechen ist Übungssache, und wer zu wenig Sozialkontakte hat, vergisst nicht nur Worte, sondern verliert manchmal im wahrsten Wortsinn auch seine „Stimme“.

Sollte das alles nichts nutzen, kann eine Elektrostimulation der Stimmlippenmuskulatur oder eine Stimmlippenunterfütterung Linderung bei Problemen mit der Stimme verschaffen.

Bei Kindern und Jugendlichen heißt der ärztliche Tipp aber oft zunächst „mal abwarten“ bzw. „watchful waiting“. Manche Stimmprobleme legen sich schließlich ganz von selbst. Falls nicht, wird weiter untersucht….

Sollten Stimmprobleme psychische Ursachen haben, kann psychologische Intervention bzw. einfache (Eltern-) Beratung empfohlen werden. Als weitere Varianten gibt es logopädische Therapie. Sollte das alles keine Besserung bringen, wäre eine Mikrolaryngoskopie, umgangssprachlich eine mikroskopische Untersuchung des Kehlkopfs, angeraten.

Auf Basis eines Kehlkopfbefundes wird über die Notwendigkeit einer weiteren bildgebenden Diagnostik des Larynx und/oder des weiteren Halsgebietes mittels Computertomografie oder Kernspintomografie entschieden.

Bei banalen Infekten als Ursache für Stimmprobleme empfehlen sich Stimmschonung und Inhalationstherapie – eventuell unterstützt durch Nasentropfen.

Wichtig ist auch Stimmhygiene! Dazu zählen Nikotinabstinenz, Kehlkopfdiät (kein Alkohol, Vermeidung von heißen, scharfen und kalten Speisen und Getränken), ausreichende Befeuchtung (Luftfbefeuchter) sowie Stimmschonung (Flüstern und lautes Schreien oder Sprechen vermeiden).

Wissenswertes für die Praxis

  • Jede länger als 2–3 Wochen andauernde Heiserkeit muss HNO-ärztlich abgeklärt werden
  • Es folgt in der Regel eine Laryngoskopie, idealerweise eine Videolaryngostroboskopie im Rahmen der Stimmdiagnostik
  • Die Therapie richtet sich nach Ursache und Ausmaß der Störung sowie nach Alter und Ansprüchen des Patienten.
  • Neben einer logopädischen Therapie und einer stimmverbessernden Chirurgie (Phonochirurgie) können auch medikamentöse, physikalische und apparative Maßnahmen zum Einsatz kommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Therapien von Stimmstörungen in den meisten Fällen multimodal sind und logopädische, medikamentöse, physikalische (z.B. Inhalationstherapie) oder chirurgische Methoden umfassen können.

Und nicht vergessen: einmal mehr gilt auch bei Stimmproblemen das Motto „Wer rastet, der rostet!“. Unser Stimmgebrauch hat nicht nur Einfluss auf unsere Kehlkopffunktion, sondern psychosozial bedingt auf unser gesamtes Immunsystem. Wer mit seiner Umwelt nicht kommuniziert, riskiert nicht nur Stimmprobleme, sondern auch Vereinsamung und soziale Isolation mit allen damit zusammenhängenden psychischen Problemen.

Fazit: Wenn wir mit anderen in Kontakt treten – und wenn wir miteinander sprechen tun wir das – steigert das unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Achten Sie also auf Ihre Stimme und tun Sie ihr Gutes! Nehmen Sie Stimmbeschwerden ernst und suchen Sie einen Fachmann auf, wenn sich Ihre Heiserkeit über Wochen hinzieht. Ihre Stimme ist Ihr wichtigstes Kommunikationstool und gute Gespräche tragen zur Erhaltung Ihrer Lebensqualität bis ins hohe Alter bei!

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Quelle:

¹ Österreichisches Gesundheitsportal: Mund-Rachen-Kehlkopf

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Heiserkeit
– Kehkopfkrebs
– Mittelohrentzündung
– Hörverlust. Ursachen für die Verringerung des Hörvermögens

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