Neuer Mobilfunkstandard 5G gesundheitsgefährdend?

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Neuer Mobilfunkstandard 5G gesundheitsgefährdend?

Für Industrie und Wirtschaft spielen Datenübertragungen und damit das Internet eine zentrale Rolle. „Je schneller, desto besser“ lautet die Devise und wer international wettbewerbsfähig sein will, stimmt ohne Zweifel in den Chor ein.


Schnelle und stabile Verbindungen sind das A & O und der neue Mobilfunkstandard verspricht genau das. Immer häufiger melden sich in Zusammenhang mit 5G aber auch kritische Stimmen. Doch was hat es mit dieser Kritik auf sich?

Neuer Mobilfunkstandard 5G gesundheitsgefährdend?- Artikelübersicht:

„Ist 5G gefährlich?“ war eine der häufigsten Google Abfragen der letzten Monate. Seriöse, aber auch weniger seriöse Medien, Wissenschafter und interessierte Laien stellen sich die Frage, ob der neue Mobilfunkstandard 5G gesundheitsgefährdend sei. Wir haben die aktuelle Lage für Sie recherchiert und die Antworten auf die brennendsten Fragen zum Thema gefunden.

5G in Österreich

Bei der Frequenzauktion 2019 hat A1 mit der Ersteigerung der 3,5 GHz Frequenz die beste 5G Frequenzausstattung erworben. Am 25.01.2020 wurde das 5Giganetz in Österreich schließlich von A1 beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel eingeschaltet.

Damit wurden 350 5G Standorte in 129 Gemeinden in ganz Österreich in Betrieb genommen. Laut Unternehmen, ist damit das vorerst größte 5G Netz in Österreich in Betrieb gegangen. Bisher haben nur “3” und Magenta den neuen Mobilfunkstandard an den Start gebracht, allerdings in wesentlich kleinerem Rahmen auf regionaler Ebene und daher nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Gleichzeitig mit der einführung von 5G wurde von A1 der Verkauf der neuen Geräte und Tarife mit 27. Jänner 2020 verlautbart. Die neue Technologie ist somit bundesweit in ganz Österreich Realität, wenn auch nur punktuell und längst nicht flächendeckend. Bis Ende 2023 sollen nach den Vorgaben der Telekom-Regulierungsbehörde über 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung im Freien Zugang zu schnellem 5G-Internet haben (30 Mbit/s Download und 3 Mbit/s Upload).

Der neue Mobilfunkstandard 5G (für „fünfte Generation des Mobilfunks“) erlaubt es viel mehr Daten gleichzeitig zu übertragen und das mit sehr geringer Verzögerung (Latenz).

Mit der Nutzung höherer Frequenzbereiche sind auch wieder Fragen nach den gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier durch 5G in den Fokus gerückt.

Wie strahlt 5G?

Mobilfunkstrahlung war und ist elektromagnetische Strahlung, daran ändert sich auch bei 5G nichts. Über deren gesundheitsgefährdendes Potential wurden schon hunderte Studien verfasst – allerdings ohne letztgültiges Ergebnis. Dies deshalb, weil es eben noch keine Langzeitstudien gibt, da das Phänomen „Handy“ schlicht noch nicht alt genug ist.

Eine konkrete Gefahr für den Menschen konnte den elektromagnetischen Feldern (EMF) bis dato allerdings nicht nachgewiesen werden – lediglich Wärmestrahlung und deren Auswirkungen waren feststellbar.

Doch mit 5G wird eine neue technische Ebene betreten – sowohl was die Frequenzen als auch was die Anzahl der Sendestationen betrifft. Wie nicht anders zu erwarten poppt daher auch die Debatte über potentielle Gesundheitsgefahren wieder auf.

Wilfried Kühling, Professor für Raum- und Umweltplanung an der Universität Halle-Wittenberg und Vorsitzender des deutschen wissenschaftlichen Beirats beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland meint: “Man weiß viel zu wenig darüber, wie sich die Strahlenbelastung für die Bevölkerung unter 5G erhöhen wird“.

Das ist zwar einerseits richtig, genauso richtig ist aber, dass es bei 5G sehr enge Grenzwerte geben wird, um Risiken – möglichst – auszuschließen.

Good to know: Elektromagnetische Felder „strahlen“ in unterschiedlichen Frequenzen. Sonnenbrand ist z.B. das Ergebnis einer Strahlung mit Frequenzen im Petahertz-Bereich, niederfrequente Felder, wie sie das Stromnetz produziert, können Nerven und Muskeln reizen und der Effekt von Handystrahlen ist vergleichbar mit dem einer Mikrowelle. Hierbei geraten Wassermoleküle und andere Teilchen in Schwingung und die dabei entstehende Reibungswärme erhöht die Temperatur.

Fakt ist, dass in Tierversuchen nachgewiesen werden konnte, dass sich Gewebe, das dauerhaft um mehr als ein Grad Celsius erwärmt wird, verändert. Forscher beobachteten dann Stoffwechsel- und Embryonalentwicklungsstörungen sowie Verhaltensänderungen bei Versuchstieren.

Um eben diese Gefahr auszuschließen wurden extrem strenge Grenzwerte für Mobilfunk-Basisstationen eingeführt. Selbst bei einer permanenten Ganzkörperbestrahlung – also wenn man rund um die Uhr nackt der Strahlung ausgesetzt wäre – würde sich der Körper nur um etwa 0,02 Grad erwärmen. Zum Vergleich: beim Telefonieren mit dem Handy am Ohr erwärmt sich die lokale Ohrumgebung im Vergleich zur Maststrahlung um rund das Fünf- bis Zehnfache, nämlich um 0,1 bis 0,2 Grad.

Fazit: Ja, es gibt einen thermischen Effekt, aber dieser ist vergleichsweise klein und nach jetzigem Informationsstand nicht gesundheitsrelevant.

Ist 5 G krebsfördernd?

Sarah Drießen vom Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit an der RWTH Aachen meint, das die elektromagnetische Strahlung im Mobilfunk (bisher) nicht genug Energie besitze, um DNA-Brüche – und damit ein Krebsrisiko – hervorzurufen.

Aber: Ratten, die lange starken elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren, hatten häufiger Tumore, als eine Kontrollgruppe. Das heißt, dass Mobilfunkfrequenzen eventuell doch Tumore verursachen könnten – vor allem in sehr hoher Dosis und in Wechselwirkungen mit anderen schädlichen Faktoren. Hier werden oxidativer Stress und freie Radikale genannt, die allerdings auch ohne Strahlenbelastung dem Erbgut schaden können.

In Wahrheit fehlt es einfach noch an aussagekräftigen Langzeitstudien, meinen viele Experten und da haben sie wohl nicht unrecht. Diese wird man erst im Echtbetrieb durchführen (können).

SAR Wert

Die Strahlung von Mobilfunkgeräten wie Smartphones oder Tablets wird in SAR gemessen. SAR steht für spezifische Absorptionsrate. Der SAR Wert wird in Watt pro Kilogramm angegeben und er gibt an, wie viel Energie ein Körper aus einem elektromagnetischen Feld aufnimmt.

Als Wirkungsschwelle für den ganzen Körper wurde ein Wert von 4 Watt pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Das entspricht einem Anstieg der Körpertemperatur von etwa 1 Grad Celsius innerhalb von 30 Minuten. Unterhalb dieser Schwelle treten nach Expertenurteil keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf.

Mobilgeräte wie Handys bis zu einem Wert von 2 sind laut Experten kein Gesundheitsrisiko, bei einem Wert von unter 0,6 sprechen Experten von strahlungsarmen Geräten. Es gibt eine Reihe von offiziellen Seiten unter denen Sie den SAR Wert Ihres Geräts abrufen können. Der Wert muss übrigens auf Basis zweier Messungen angegeben werden.

SAR Werte findet man in Deutschland gesetzlich verplichtend in den Bedienungsanleitungen der Mobilgerätanbieter. Für Österreichg präzesiert Gregor Wagner, Pressesprecher des Forum Mobilkommunikation (FMK): “Die in Österreich zwingend anzuwendenden Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation entsprechen dem Fünfzigstel der so genannten biologischen Wirkschwelle, ab dem eine – übrigens völlig ungefährliche – Temperaturerhöhung um 1 Grad gemessen werden kann. Mit dem Faktor 50 wird sichergestellt, dass auch alle anderen möglichen Effekte ausgeschlossen werden.”

Die empfohlenen Grenzwerte schützten also nicht nur vor „Hitze“, wie 5G Kritiker behaupten, sondern sehr wohl auch vor „biologischer Wirkung und Strahlung“ – übrigens ein recht ominöser Begriff, wie uns Wissenschafter bestätigen.

Fazit: Bis jetzt fand man keine Belege dafür, dass die Strahlung von Handys Krebs auslöst. Allerdings kann die Frage, ob speziell von 5G eine andere Bedrohung ausgehen kann, erst beantwortet werden, wenn man wissenschaftlich erfasst, was erstens den neuen Standard von den bestehenden Netzen unterscheidet und zweitens in welcher Dichte beziehungsweise Frequenz die neuen Sender installiert werden.

Mehr Mobilfunkanlagen – höheres Risiko?

Nun, die Frage ob mehr Mobilfunkanlagen auch ein höheres Risiko bedeuten, kann mit einem eindeutigen „Jein“ beantwortet werden. Denn einerseits werden zwar mehr Sender installiert, diese haben aber andererseits jeweils geringere Sendeleistungen als „alte Masten“.

Deswegen geht man auch davon aus, dass man sie näher an Orten errichten kann, an denen sich mehr Menschen aufhalten. Wer sich jetzt wiederum dafür fürchtet, dass unzählige neue Handymasten die Landschaft verschandeln werden, kann zumindest in dieser Hinsicht beruhigt werden. Bei den neuen Sendeanlagen handelt es sich nicht um Masten im herkömmlichen Sinn, sondern um kleine Basisstationen, WLAN-Routern vergleichbar, die in Haltestellen, Straßenlaternen, Kanaldeckeln oder in anderer öffentlicher Infrastruktur verbaut werden können.

Wie hoch die Strahlung sein wird, der sich dann jeder einzelne aussetzt, hängt in Folge stark von individuellen Lebensgewohnheiten – und auch Zufall – ab. Gefordert wird jedenfalls, dass die neuen Sendegeräte gekennzeichnet werden sollen.

Eigenverantwortung

Eine Expertengruppe der WHO, die 2011 alle bis dato veröffentlichten Studien zusammenfassend bewertet hat, kam zur Einschätzung, dass Mobilfunkstrahlung „möglicherweise krebserregend“ ist, was aber nicht bedeutet, dass Mobilfunkstrahlung tatsächlich krebserregend sei – so die Aussage frei übersetzt.

Endgültig kann die Frage, ob und wie gesundheitsschädlich 5G sein könnte, heute wohl noch nicht beantwortet werden. Tendenziell nein, aber wie gesagt, wissenschaftliche Langzeitstudien gibt es noch nicht.

Information und Desinformation zu 5G

Durch diese vage Informationslage ist es durchaus verständlich, wenn Technologiegegner gegen 5G zu mobilisieren versuchen, die Argumente und Methoden sollten vom Konsumenten aber ebenfalls kritisch hinterfragt werden. Die meisten Kritiker arbeiten mit Desinformation und argumentieren mit ungeprüften bzw. falschen Fakten. Weder wurden bei mehr Strahlung – z.B. im Wiener Ballungsraum nach Ausbau der Mobiltechnologie – höhere Krebsraten festgestellt, noch gibt es wissenschaftliche Studien, die die Gefährlichkeit von 5G beweisen.

5G ist schlichtweg keine neue Technologie, sondern eine Bezeichnung für ein neues Übertragungsprotokoll. Die dahinterstehende „Technologie“ ist und bleibt „Funk“, eine Technologie, die seit über 100 Jahren verwendet wird. In keiner einzigen der bisher 28.000 Studien zu diesem Thema konnte ein kausaler Zusammenhang zwischen Funkwellen und einer Gesundheitsgefährdung gefunden werden.

Fakt ist aber auch: es gibt keine Langzeitsstudien. Dies ist allerdings ein Totschlagargument, dass sich gegen jede – nicht nur technische – Neuerung ins Spiel bringen lässt.

= Update 10.1.2021 =

Seit einiger Zeit hält sich das Gerücht, das neue 5G-Protokoll würde auf „höheren Frequenzen“, die noch dazu „völlig unbekannt“ seien, senden. Manche Wissenschaftler und selbsternannte „Mobilfunk-Experten“ stellen diese Behauptung immer wieder auf. Das FMK stellt diesen Irrtum richtig, denn die Mär der viel zitierten, angeblich „höheren Frequenzen“ ist falsch und verunsichert die Bevölkerung.

5G-Protokoll auf 0,7 bis 3,8 GHz – TV-Satelliten, Richtfunk und WLAN auf höheren FrequenzenMobilfunk nutzt derzeit Funkfrequenzen für 5G, LTE und GSM zwischen 0,8 und 3,8 GHz. 2020 wurde zusätzlich das 0,7 GHz-Band vergeben.

Zum Vergleich: Fernsehsatelliten senden beispielsweise im Bereich um 12 GHz, W-LAN im Bereich bis 5,9 GHz, Richtfunk-Anlagen beispielsweise auch im Bereich 38 GHz bis 86 GHz, Radaranlagen für Wetter und Flugsicherung beispielsweise im Bereich von 60 GHz und die in nahezu allen Neuwagen eingebauten Assistenz-Systeme im Bereich 77 GHz.

Falschinformationen sogenannter „Experten“

Immer wieder werden in Foren und auf bestimmten Websites von (selbsternannten) Experten Behauptungen aufgestellt, die nicht einmal einfachsten Internet-Recherchen standhalten?

Wer behauptet, 5G sende auf „höheren Frequenzen“ irrt nicht nur, sondern muss sich auch den Vorwurf der Vermutung gefallen lassen, auf einfachste Internet-Recherchen verzichtet zu haben. Der österreichische Frequenznutzungsplan bis 300 GHz ist online im Rechtsinformationssystems RIS abrufbar.

5G-Protokoll hat keine definierte Sendefrequenz

Der Einsatz eines Daten-Protokolls, also die Sprache, mit der Daten übertragen werden, hat nichts mit der genutzten Frequenz zu tun. 5G – so wie übrigens auch GSM, UMTS und LTE – würde auch auf niedrigeren Bändern, etwa dem UKW-Radioband funktionieren.

Allerdings sind diese Frequenzen von Radioprogrammen belegt, außerdem wären entsprechende Endgeräte wegen der viel größeren Antennen (Hinweis: Je niedriger die Frequenz, desto größer ist die Wellenlänge) relativ unhandlich.

5G ist also ein neues Protokoll, doch die „Technologie“ bleibt gleich. Lediglich die Sprache, mit der die Endgeräte kommunizieren hat sich geändert. Die „Technologie“ ist und bleibt die seit über 100 Jahren eingesetzte „Funktechnologie“, also Funkwellen, die zur Übertragung von Informationen genutzt werden.

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Quelle: Forum Mobilkommunikation – FMK (2021)

= Update Ende =

Expertentipps zu 5G und Handystrahlung

Nun, 5G oder nicht – es schadet jedenfalls keinesfalls, einige einfache Tipps zu berücksichtigen.

So empfehlen Experten, besser Headphones oder die Lautsprecherfunktion zu benutzen, anstatt das Handy direkt ans Ohr zu halten. Auch das Ausschalten über Nacht ist ein Tipp, der recht einfach zu beherzigen ist und ein wenig virtuelle soziale Abstinenz und Nicht-Erreichbarkeit tut ohne Zweifel der Seele – und der Gesundheit – gut.

Die wichtigsten Tipps gegen Handystrahlung

    1. Halten Sie sich beim Telefonieren möglichst kurz.
    2. Achten beim Kauf auf einen niedrigen SAR-Wert. Handys mit niedrigem SAR-Wert strahlen weniger.
    3. Nutzen Sie zum Telefonieren die Lautsprecherfunktion, oder noch besser ein Headset, dann ist das strahlende Handy weiter vom Kopf entfernt.
    4. Tragen sie das Mobiltelefon nicht ständig nah am Körper sondern lieber in einer Tasche oder einem Rucksack.
    5. Auch wenn es absurd klingt: verwenden Sie keine Strahlenschutzfolie. Diese beeinträchtigt den Empfang und dann strahlt das Handy umso stärker, um eine Verbindung aufzubauen.
    6. Schalten Sie das Handy über Nacht aus oder stellen Sie es in den Flugmodus, dann produziert es auch keine Handystrahlung.

= [abo] =

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Quellen:

¹ EMF Portal
² Krebsinformationsdienst – 5G Krebsrisiko?
³ Forum Mobilkommunikation: SAR Werte
&sup4; WHO: electromagnetic fields and public health

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Linktipps

– Handystrahlen – Experten raten zu verantwortungsvollem Umgang mit Mobiltelefonen
– Telemedizin – Handys als Gesundheitswächter
– Nacktscanner – Gesundheitsrrisiko?
– Smartphones & Internet – Elternguide für Kids und Teens
– Forum Mobilkommunikation

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