Myrte | Heilpflanzenlexikon
Myrte – die wichtigsten Infos zu Inhaltsstoffen, Heilwirkung und Anwendungsgebiete der Heil- und Gewürzpflanze im Überblick.
Myrte ist ein immergrüner Strauch, dessen Blätter zumeist gegenständig angeordnet sind und die beim Zerreiben intensiv aromatisch duften.
Myrtensträucher wachsen in mediterranem Klima, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom nordwestlichen bis östlichen Mittelmeerraum bis nach Zentralasien. Bei uns sind die Sträucher als dekorative Topf- und Kübelpflanzen erhältlich.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name: Myrtus communis
- Familie: Myrtengewächse = Myrtaceae
- Wuchshöhe: durchschnittlich bis zu 3 Meter
- Farbe der Blüten: Weiß
- Farbe der Beeren: Dunkelblau (seltenere Sorten auch cremeweiß)
- Sammelzeit: Blüten Mai-August, danach Beeren; Blätter ganzjährig
- Vorkommen: im gesamten Mittelmeerraum
- Standorte: feuchtere, steinige, kalkfreie Böden in Wäldern und Macchien
- verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Beeren
Synonyme
Echte Myrte, Gemeine Myrte, Brautmyrte, Duftende Myrte
Wirksame Inhaltsstoffe
Atherische Öle (Cineol, Myrtenol, αPinen, Myrtenol, Linalool und Myrtenylacetat), Gerbstoffe, Bitterstoffe, Tannine, Myrtucommulon A
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Myrte ist seit der Antike als Heilpflanze bekannt. Sie wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, hautreinigend, schmerzlindernd, auswurffördernd und schleimlösend bei Erkrankungen der Atemwege.
Myrtenblätter kommen aufgrund ihrer adstringierenden, tonisierenden und antiseptischen Eigenschaften bei der Wundheilung zum Einsatz. Wirkstoffe aus Myrtenblättern sind auch in Medikamenten gegen Erkrankungen der Bronchien enthalten (rektifiziertes Myrtenöl ist Bestandteil eines Arzneimittels zur Sekretolyse bei Bronchitis und Sinusitis).
Zudem soll das ätherische Öl von Myrtus communis bei der Behandlung von Hämorrhoiden helfen. Klinische Studien belegen die lindernde Wirkung bei der Anwendung von bei Patienten mit Hämorrhoiden Typ I und II bei Schmerzen während des Stuhlgangs, Analreizungen, Analjuckreiz durch Nässen sowie Blutungen. Auf grund des hohen Gerbstoffgehalts der Blätter finden diese auch Verwendung bei unspezifischem Durchfall.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Wirkstoff Myrtucommulon A, vor allem wegen seiner starken antibakteriellen, schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkung. Außerdem gibt es Hinweise, dass er Apoptose, also den programmierten Zelltod von Tumorzellen auslösen kann und weckt so Hoffnung bei der Entwicklung von Arzneimitteln zur Behandlung von Krebs-Tumoren.
Auf folgenden Gebieten findet Myrte Anwendung:
- Atemwegserkrankungen
- bakterielle Infektionen
- gegen Herpesbläschen
- Durchfall
- Hämorrhoiden
- Entwurmen
- Entzündungen
- weißlicher Scheidenausfluss (Leukorrhoe)
- Harnröhrenentzündung (Urethritis)
- Nasenbluten (Epistaxis)
- Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- bei starkem Schwitzen (Hyperhidrose)
- Hauterkrankungen (z.B. Akne)
Der Geruch der zerriebenen Blätter bzw. des ätherischen Öls erinnert entfernt an Weihrauch und Eucalyptus.
Verwendung als Gewürz
Im Mittelmeerraum wird Myrte gerne zum Würzen von Speisen verwendet. Die Beeren werden zu aromatisiertem Wein, Likör und Marmelade verarbeitet, die ziemlich bitteren Blätter werden sparsam zum Würzen deftiger Fleischspeisen (Braten und Schmorgerichte). Wegen ihrer Bitterkeit sind die Blätter allerdings vor dem Verzehr zu entfernen.
Über Myrtenrauch gegrillte Speisen erhalten ein ganz besondres Aroma, das vor allem in ländlichen Regionen Italiens und ganz besonders auf Sardinien überaus beliebt ist. Die dafür notwendigen getrocknete Myrtenblätter sind in einigen Mittelmeerländern käuflich zu erwerben – man streut einfach einige Blätter auf die Glut und aromatisiert so das Grillgut. Übrigens sind auch Thymian, Rosmarin und Eucalyptuslaub für diesen Zweck wunderbar geeignet.
Verwechslung wegen Namensgleichheit
Zahlreiche Pflanzen tragen in der deutschen Bezeichnung den (griechischen) Wortstamm “myrt”, dennoch ist längst nicht jede dieser Pflanzen mit der Echten Myrte verwandt. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Myrtenweide, Myrtenaster, Myrtenstrauch, Sandmyrte und Torfmyrte genannt.
Verwirrung und häufige Verwechslung gibt es auch mit dem Begriff Myrrhe – dabei handelt es sich um das Harz des Myrrhenbaums (Commiphora myrrha), einer Pflanzenart innerhalb der Familie der Balsambaumgewächse. Da das Harz ebenfalls ein bewährtes Heilmittel, das zur Wundheilung, gegen Entzündungen und Schmerzen sowie diversen Infektionen eingesetzt wird, kommt es wegen des ähnlichen Namens oftmals zu Unsicherheiten.
Wegen des breiten Wirkungsspektrums von Myrrhe, hat der interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde den Myrrhenbaum übrigens zur Arzneipflanze des Jahres 2021 gewählt. Er ist trotzdem nicht mit Myrte verwandt.
Auch die französische Bezeichnung myrtilles für Heidelbeeren bzw. Waldbeeren birgt nicht nur wegen des selben Wortstammes, sondern auch wegen der äußerlichen Ähnlichkeit der Früchte Verwechslungsgefahr. Zudem gibt es von beiden Beerensorten Liköre (Mirto Rosso bzw. Mirto Bianco auf Sardinien stammen von der Echten Myrte, der französische Crème de Myrtille bzw. die fruchtige Österreichische Likörkreation Mirtillo, stammen aber aus echten Heidelbeeren.
Warnhinweise
Bei einer Überdosierung des ätherischen Öls der Myrte sind Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit möglich. Vor der Verwendung von Myrte sollte man vor allem auf Vorerkrankungen und Allergien achten. Es empfiehlt sich daher, vor der Anwendung die passende Dosierung mit einem Arzt oder Apotheker abzusprechen.
Gegen die Verwendung als Gewürz bestehen keine Bedenken.
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
——–
Quellen:
¹ Mitochondrial Chaperonin HSP60 Is the Apoptosis-Related Target for Myrtucommulone (in Cell Chem Biol. 2017 May 18;24(5):614-623.e6. Epub 2017 Apr 28.) doi: 10.1016/j.chembiol.2017.04.008. PMID: 28457707
² Totalsynthese von Myrtucommulon A (H. Müller M. Paul D. Hartmann et al. in Angewandte Chemie; First published: 03 March 2010) https://doi.org/10.1002/ange.200903906
Linktipp:
– Phytopharmazie: von der Heilkraft der Pflanzen
– Phlebotonika – pflanzliche Mittel zur Behandlung gegen Hämorrhoiden
– Teebaumöl – das natürliche Hausmittel
– Die Kraft der Kräuter nutzen