Apotheke Meer – Meerestiere produzieren heilende Wirkstoffe
Schwämme sind pflanzenähnliche Tiere, die mit ihrem Immunsystem Stoffe wie Entzündungs- und Wachstumshemmer produzieren. Diese Wirkstoffe haben Vorbildcharakter im Kampf gegen Krankheiten wie Krebs oder AIDS. Forscherteams versuchen nun herauszufinden, wie Schwämme sich schützen.
Schwämme gehören zu den ältesten, vielzelligen Organismen. Sie können von einem Millimeter bis zu mehreren Metern lang werden. Sie besitzen weder Sinnesorgane noch Muskeln und sind dennoch Tiere. Bis zu 3000 Jahre können die “Strudler” alt werden, die täglich vier bis fünf Tonnen Wasser durch ihre Poren pumpen und damit Schwebepartikel aus dem Meer filtern.
Apotheke am Meeresgrund?
Schwämme haben ein ausgeklügeltes Immunsystem, das dem des Menschen ähnelt. 600 Millionen Jahre haben sie schon überlebt – festgewachsen auf Felsen oder an Riffen. Über die lange Zeit haben sie Stoffe wie Entzündungs- und Wachstumshemmer sowie Antipilzstoffe entwickelt, um sich gegen Bakterien, Viren und Fressfeinde zu wehren.
Schwämme könnten eine große Chance für die Heilung von Krebs sein, zum Beispiel Leukämie. Wie der menschliche Körper besitzen sie ein Schlüsselenzym, das für die Entstehung von Tumoren verantwortlich ist. Doch im Gegensatz zu Menschen bilden die Meerestiere auch Substanzen, die diese abtöten. Deshalb bemühen sich Forscher auf der ganzen Welt, mehr über das Phänomen Schwamm mit seinen heilenden Wirkstoffen herauszufinden. Im Schwefelschwamm (Verongia aerophoba) wurden zum Beispiel Substanzen entdeckt, die das Wachstum von Krebszellen verhindern.
Suche nach AIDS-Medikament
Die Forschung kommt auch bei AIDS weiter. Durch die Stoffe der Dysidea avara, der Höhlenschwämme, wird die Vermehrung von HI-Viren gehemmt. 9000 Schwammarten kennen die Wissenschaftler schon, sie vermuten weitere 60.000 in den Meeren und hoffen auf weitere Heilkräfte.
Züchtung von Schwämmen
Unmengen von Schwämmen müssten geerntet werden, um nur eine Messerspitze der Wirkstoffe zu gewinnen. Das Abernten der Meerestiere wäre eine ökologische Katastrophe, einzelne Arten wären stark gefährdet. Daher versuchen Forscher, Schwämme zu züchten, um die Nachhaltigkeit der Schwämme in der Natur zu garantieren. An der Küste Kroatiens finden sich beispielsweise optimale Bedingungen, um die Strudler zu züchten. Der Gewinn der Wirkstoffe ist jedoch nicht ganz einfach, da Schwämme die Gifte oft nur dann produzieren, wenn sie Feinden wirklich ausgesetzt sind.
Das Erbgut entschlüsseln
Die Forscher sind bereits auf dem Weg, einige Wirkstoffe chemisch herzustellen. Sie versuchen, diejenigen Gene zu finden, die die heilenden, abwehrenden Substanzen produzieren. Dann werden eines Tages die Meerestiere selbst dafür nicht mehr benötigt.
Linktipp:
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