Expertentipps bei Hämorrhoiden

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Expertentipps bei Hämorrhoiden

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Hämorrhoiden sind schwellkörperartige, knotige Erweiterungen von Venen und Arterien in der Schleimhaut des Analkanals, ein wenig oberhalb der Schließmuskeln des Afters (Anus).


Hämorrhoidalleiden sind eine weit verbreitete Erkrankung doch nach wie vor ein absolutes Tabuthema. Blut im Stuhl, heftiges Brennen und Jucken sind die häufigsten Krankheitsanzeichen.

Was tun gegen Hämorrhoiden – Artikelübersicht:

Erst wenn sich Hämmorhoiden erweitern und nach unten sinken, kann es zu Beschwerden kommen – dann sprechen Mediziner von einem Hämorrhoidalleiden. Prof. Dr. Max Wunderlich beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit diesem Volksleiden.

Hämorrhoiden und Hämorrhoidalleiden

Hämorrhoiden sind Gefäßpolster im Enddarm, die helfen, den Stuhlgang zu kontrollieren. Sie können sich entzünden und vergrößern, was zu inneren und äußeren Hämorrhoiden führt.

Hämorrhoiden erfüllen bestimmet Funktionen im unteren Darmbereich, sie sind etwa gemeinsam mit dem Schließmuskel für die Abdichtung des Afters zuständig. Durch unterschiedliche Ursachen (Übergewicht, hauptsächlich sitzenden Tätigkeit, wenig Sport usw.) können sich Hämorrhoiden krankhaft verändern und Betroffenen unangenehme beschwerden bereiten.

Unterschieden werden:

Innere Hämorrhoiden:

Diese befinden sich im inneren Bereich des Enddarms und sind normalerweise schmerzlos, da sie weniger Nervenenden haben. Sie können jedoch Blutungen während des Stuhlgangs verursachen.

Symptome: Blut im Stuhl, Juckreiz, Schmerzen oder Brennen im Analbereich.
Erkennung: Normalerweise werden sie durch eine rektale Untersuchung oder Koloskopie erkannt.

Äußere Hämorrhoiden:

Diese bilden sich unter der Haut um den Anus herum. Sie können schmerzhaft sein, da sie mehr Nervenenden haben.

Symptome: Schmerzen, Schwellungen, Juckreiz, Blutungen.
Erkennung: Äußere Hämorrhoiden sind oft leicht zu sehen oder zu fühlen.

Hämorrhoidenleiden werden oft nach Stadien unterteilt, um ihre Schwere zu klassifizieren. Die Einteilung nach Stadien berücksichtigt verschiedene Faktoren wie die Größe der Hämorrhoiden, ob sie innerlich oder äußerlich sind, sowie das Vorhandensein von Symptomen wie Blutungen oder Schmerzen.

Die Bedeutung von inneren und äußeren Hämorrhoiden in diesen Stadien liegt darin, dass äußere Hämorrhoiden tendenziell schmerzhafter sind, da sie mehr Nervenenden haben und sich unter der Haut um den Anus herum befinden. Innere Hämorrhoiden können dagegen Blutungen verursachen und weniger offensichtliche Symptome haben, sind aber möglicherweise schwerwiegender, wenn sie sich zu fortgeschritteneren Stadien entwickeln.

Wenngleich detaillierte Zahlen fehlen, gelten Hämorrhoidalleiden als ausgesprochen häufig – es wird vermutet, dass in den westlichen Industrienationen zumindest die Hälfte aller über 50-Jährigen bereits einmal ein Hämorrhoidalleiden hatte.

Experteninterview mit Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich

Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich, ehemaliger Leiter der Chirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien erklärt im Interview Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Hämorrhoidalleiden.

Dr. Wunderlich: Jeder Mensch hat von Natur aus eine Hämorrhoidalzone, das ist eine Gefäßzone am Übergang vom Mastdarm in den Analkanal, also im Schließmuskelbereich unseres Kontinenzorganes. Das ist von Natur aus in dieser Weise angelegt. Wenn man von dort nichts spürt, kann man auch nicht sagen, dass jemand Hämorrhoiden hat, somit hat er schlicht nur Hämorrhoidalgefäße.

Anmerkung: Ganz entgegen der gängigen Meinung, gibt es jedoch keinen eindeutigen Zusammenhang mit bestimmten Auslösern.

Dr. Wunderlich: Im Volksmund verbreiten sich viele falsche Theorien, warum es zu Hämorrhoiden kommt. Dazu gehört auch die Assoziation mit dem Symptom der Verstopfung. „Wer verstopft ist muss zu stärker Stuhl pressen und dadurch entstehen Hämorrhoiden”.

Das ist nicht war! Es gibt auch keinen Erbgang. “Der Großvater und die Großmutter haben es schon gehabt”. Nein! Das existiert alles nicht. Es gibt nur einen einzigen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Hämorrhoiden und einer Vorbedingung, die aber keine Krankheit ist und das ist Schwangerschaft und Geburt.

Anmerkung: Die Diagnosestellung von Hämorrhoiden sollte immer durch einen erfahrenen Koloproktologen erfolgen.

Dr. Wunderlich: Die Diagnostik von Hämorrhoiden erfolgt den gleichen Diagnoseschritten wie jede Erkrankung. Dies beginnt mit der sogenannten Anamnese, also mit dem ärztlichen Gespräch.

Das ist sehr wichtig, weil man den Patienten ja bei der Untersuchung nicht ins Gesicht sieht, dass man ihm vorher erklärt dass man nicht die Absicht hat ihm weh zu tun, dass es keine unangenehmen Überraschungen geben wird, dass man ihn ganz behutsam untersuchen wird. Das macht die Menschen auch lockerer. Dann wird zunächst die Analöffnung inspiziert.

Der nächste Schritt der Untersuchung ist die digitale Palpation, da wird mit dem handschuhbekleideten Zeigefinger der Analkanal und der unterste Teil des Mastdarms ausgetastet, dabei spürt man wie kräftig der Schließmuskel ist, sowohl in Ruhe als auch bei Kontraktion.

Hier kann man Tumore tasten, wenn welche da sind. Hämorrhoiden kann man nicht tasten, das ist weiches Gewebe, das fühlt sich genauso an wie die umgebende Schleimhaut. Die nächsten Schritte sind Endoskopien.

Anmerkung: Hämorrhoidalleiden mit sporadischen Beschwerden sind unbedenklich und bedürfen keiner Behandlung. Sind die Symptome jedoch ausgeprägter, wird ein bedarfsgerechtes Therapiekonzept erstellt.

Dr. Wunderlich: Liegen lediglich vergrößerte Hämorrhoiden ohne Symptome vor, so werden diese nicht behandelt. Wenn jemand unter seinen Symptomen leidet und ich würde das mal beziffern mit mindestens einem Zeitraum von insgesamt drei Monaten innerhalb eines Jahres und Beschwerden hat die ihm so lästig sind, oder ihn so beeinträchtigen, dass die Lebensqualität schlecht ist, dann kann man an eine Behandlung denken.

Die muss aber überhaupt nicht gleich eine Operation sein, selbst bei großen Hämorrhoiden nicht, sondern man kann immer versuchen mit dem was die Patienten ohnedies selbst ausprobieren, Erfolge zu erzielen.

Die Patienten gehen in die Apotheke, sie besorgen sich Zäpfchen und Salben, sie probieren eben alles durch. Wenn das nichts nützt kann man auch von Anfang an Präparate verschreiben, wie zB. Diosmin oder Flavonoide. Das sind ganz harmlose, natürliche Substanzen, die man schlucken kann. Diese wirken bei vielen Leuten Wunder.

Anmerkung: Durch einen vertrauensvollen Arzt-Patientenkontakt und geeigneter Therapiemaßnahmen kann den Betroffenen so der Leidensdruck genommen werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Basis jeder Behandlung ist es, beim Patienten für einen weichen Stuhl zu sorgen, der ohne übermäßiges Pressen ausgeschieden werden kann. Dies kann mit einer Ernährungsumstellung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr erreicht werden.

Speziellen, gut verträgliche natürliche Mittel wie etwa Flohsamenschalen oder Weizenkleie können ebenso hilfreich sein und den Stuhl weicher und „geschmeidiger“ machen. Darüber hinaus bieten sich – je nach Grad des Leidens – folgende Therapiemöglichkeiten an:

  • Medikamentöse Therapie
  • Veröden von Hämorrhoiden
  • Operative Eingriffe

Hausmittel gegen Hämorrhioden

Das Problem mit Hämorrhoiden ist entweder erblich bedingt oder tritt durch verstärktes Pressen beim Stuhlgang auf. Vor allem Menschen mit Verstopfung (Obstipation) neigen bei Darmträgheit dazu beim Stuhlgang zu stark zu pressen, womit sich das Problem manifestieren kann. Daher ist es sinnvoll Darmträgheit vorzubeugen und damit Hämorrhoiden erst gar keine Chance zu geben.

Das funktioniert am besten mit ballaststoffreicher Ernährung, viele Flüssigkeitszufuhr (Wasser, ungesüßte Säfte und Tees), sowie viel Bewegung, denn damit wird der Darm in Schwung gebracht.

Um den Stuhl aufzuweichen und Probleme beim Stuhlgang zu verhindern sind Flohsamenschalen, Weizenkleie und Leinsamen sehr geeignet. Die dauerhafte Einnahme von Abführmitteln ist allerdings nicht ratsam, da dies die Darmflora nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen kann.

Hilfreich bei Hämorrhoiden sind auch Sitzbäder mit entzündungshemmenden Gerbstoffen wie zum Beispiel Eichenrinde oder Kamille. Bei akuten Beschwerden ist zudem ein Hämorrhoiden-Kissen – ein Ring aus Schaumstoff oder Gel – das die betroffene Region beim Sitzen nicht belastet empfehlenswert. Diesen bekommen Sie in jedem Orthopädiefachgeschäft.

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Quelle:

¹ Treatment of hemorrhoids: A coloproctologist’s view (Lohsiriwat V. in World J Gastroenterol; 2015) PMID: 26309351

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Linktipps

– Hämorrhoiden | Krankheitslexikon
– Myrte | Heilpflanzenlexikon
– Proktologie und Kolorektale Chirurgie | Experten-Interview
– Linderung bei Analfissuren: Tipps und Strategien für Betroffene
– Flohsamen bei der Behandlung von Hämorrhoiden
– Medikamente: Informationen über Arzneimittel als Kapseln, Pillen, Säfte
– Intimhygiene – Tipps & Tricks

[Verfasst 02/2016, Update: 04/2023]

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