Demenz | Krankheitslexikon

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Demenz | Krankheitslexikon

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Der Begriff Demenz bezeichnet eine krankheitsbedingte Hirnleistungsstörung, die zu Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung, des Denkvermögens und der Sprache führt.


Diese Veränderungen bedeuten für Betroffene und deren Angehörige massive Beeinträchtigungen in der Bewältigung alltäglicher Aufgaben. Bisher gibt es keine Heilungsmöglichkeiten, allerdings lässt sich durch frühzeitiges Erkennen das Fortschreiten der Krankheit in einem gewissen Umfang aufhalten.

Demenz – Artikelübersicht:

Demenzerkrankungen zählen mittlerweile zu den häufigsten und folgenschwersten Alterserkrankungen. Experten schätzen, dass bereits zehn Prozent der Menschen über 65 Jahren unter einer mehr oder weniger schwer wiegenden Demenz leiden.

Während in Österreich die Zahl jener Personen, die an Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen leiden, mit über 100.000 angegeben wird, sind es in Deutschland heute rund 1,1 Mio. Menschen, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind.

Neben nachlassender Gedächtnisleistung und zunehmenden Orientierungsproblemen ist ihnen allen der Verlust bereits erworbener geistiger Fähigkeiten, insbesondere der Denk-, Lern- und Urteilsfähigkeit gemein.

Definition

“Demenz” beschreibt keine Krankheit an sich, vielmehr verschiedene Symptome, die gehäuft und gleichzeitig auftreten. Auslöser können über hundert verschiedene demenzverursachende Krankheiten sein, etwa die Alzheimer-Krankheit. Daneben gibt es aber eben auch zahlreiche andere Ursachen, etwa Stoffwechselerkrankungen, Schilddrüsenprobleme, Depression, Vitaminmangel, übermäßiger Genuss von Alkohol oder auch Nebenwirkungen von Arzneimitteln.

Laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie liegt eine Demenz dann vor, wenn neben einer Gedächtnisbeeinträchtigung noch mindestens eines der folgenden Merkmale zutrifft:

  • Sprachstörung (sog. Aphasie),
  • beeinträchtigte Motorik (sog. Apraxie),
  • Unfähigkeit zum Erkennen/Wiedererkennen von Gegenständen (sog. Agnosie), oder
  • Störung der zur Ausführung von Handlungen über mehrere Stufen hinweg nötigen Hirnleistungen (sog. Exekutivfunktionen), wie Planung, Organisation, Einhaltung von Reihenfolgen.

Es handelt sich dabei also um weit mehr als eine „einfache“ Gedächtnisstörung – vielmehr zieht die Demenz die gesamte Bewusstseinsebene des Menschen in Mitleidenschaft: seine Wahrnehmung, sein Erleben und sein Verhalten.

Ursachen

Die Hintergründe von Demenzen sind sehr unterschiedlich und äußerst vielfältig. Über hundert unterschiedliche Ursachen sind derzeit bekannt, die mit Abstand häufigste Form der Demenz ist allerdings die mit der Alzheimer-Krankheit einher gehende Alzheimer-Demenz, gefolgt von der gefäßbedingten vaskulären Demenz und selteneren Formen, die meist mit anderen Krankheitsbildern (etwa Epilepsie, Multipler Sklerose bzw. Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) einhergehen.

In Europa wird nach dem Krankheitsursprung (Genese) zwischen

  • primären und
  • sekundären

Formen der Demenz unterschieden.

Während bei erstgenannten Formen neurodegenerative (Morbus Alzheimer) oder vaskuläre Veränderungen (also gefäßbedingte Durchblutungsstörungen im Gehirn) vorliegen, handelt es sich bei den sekundären Formen um Folgeerscheinungen anderer, meist außerhalb des Gehirns angesiedelter Grunderkrankungen wie z. B. von Stoffwechselerkrankungen (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus) und chronischen Vergiftungserscheinungen durch Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch.

Symptome

Die Symptome einer Demenz sind meist eindeutig und betreffen vor allem die kognitive Beeinträchtigung. Diese äußert sich etwa in nachlassendem Erinnerungsvermögen, Sprachstörungen sowie Störungen der Gefühlskontrolle.

Daneben sind oftmals Verhaltensstörungen und Wesensveränderungen, wie etwa leichte Reizbarkeit, übertriebene Ängstlichkeit und völlige Teilnahmslosigkeit (Apathie), sowie psychische Störungen zu beobachten, die häufig kaum von denen einer Depression unterschieden werden können. Aus diesem Grund ist eine Differenzialdiagnose durch den Arzt zur Abgrenzung äußerst wichtig.

In der Literatur werden typischerweise drei Stadien der Erkrankung genannt:

Im 1. Stadium ist meist das Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Die Betroffenen vergessen Namen, verlieren im Gespräch den Faden, werden teilnahmsloser. Datum und Uhrzeit können nicht mehr genannt werden. Auf ihren Zustand angesprochen, reagieren sie oft mit Verleugnung, Beschämung, aber auch Aggression.

Im 2. Stadium bereiten alltägliche Tätigkeiten wie Körperpflege, Anziehen und Essen immer größere Mühe und können schließlich nur noch mit fremder Hilfe ausgeführt werden.

Im 3. und letzten Stadium sind die Betroffenen schließlich völlig auf fremde Hilfe angewiesen, und eine Kontaktaufnahme ist nur noch schwer möglich. Dazu macht der fortschreitende körperliche Verfall die Patienten bettlägerig und sehr anfällig für Infektionen.

Warnsignale beachten

Folgende Signale können auf eine Demenzerkrankung hindeuten:

  • Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
  • Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
  • Sprachstörungen
  • Antriebslosigkeit
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte
  • andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
  • Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
  • Verlust des Überblicks über finanzielle Angelegenheiten
  • bislang nicht gekannte Stimmungsschwankungen
  • hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen

Behandlung

Leider sind viele der Krankheiten, die Demenz verursachen, bisher nicht heilbar, allen voran die Alzheimer-Krankheit.

Wenngleich Demenz bislang als unheilbar gilt, erhöht eine möglichst frühe Diagnose die Chancen, den Krankheitsverlauf zumindest hinauszuzögern. Und dies ist in Hinblick auf die dramatischen Auswirkungen der Krankheit nicht nur für den Patienten, sondern auch für Angehörige beziehungsweise betreuende Personen extrem wichtig, da die Symptome meist extrem belastend sind.

Die Behandlung von Demenz ist grundsätzlich abhängig von der Ursache. Die Kombination von Medikamenten mit einer nichtmedikamentösen Behandlung kann jedenfalls den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Bei der Medikation werden zumeist Wirkstoffe eingesetzt, die auch bei Alzheimer zum Einsatz kommen

  • Cholinesterase-Hemmer (z.B. Donepezil, Galantamin, Rivastigmin)
  • Glutamat-Antagonist (Memantin)

Bei der nichtmedikamentösen Therapie gibt es zahlreiche Formen, die für die Behandlung von Demenzen infrage kommen:

  • Musik- oder Kunsttherapie
  • Ergotherapie
  • Physiotherapie
  • Logopädie
  • Gedächtnistraining

Wichtig ist, dass die Aktivität den Vorlieben der Betroffenen entspricht, denn damit wird auch das seelische Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl der Betroffenen gestärkt. So schreitet die Krankheit langsamer voran und die geistige Leistungsfähigkeit kann länger aufrecht erhalten werden.

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Quellen:

¹ Deutsche Gesellschaft für Neurologie
² Koordinationsstelle Demenz – Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol: Medikamente bei Demenz

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Linktipps

– Therapie von Demenzerkrankungen
– Ginkgo | Heilpflanzenlexikon – Ginkgo biloba zur Demenzprävention
– Alzheimer und Psychoenergie-Therapie
– Neuroimaging – Bilder aus dem Gehirn
– Sudoku – Gehirnjogging mit Zahlen
– Ergotherapie – was ist das?
– Caritas Wien – Demenz Alltagstipps

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