Colitis ulcerosa (chronische Dickdarmentzündung) | Krankheitslexikon

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Colitis Ulcerosa

“Im Darm sitzen Tod und Leben” sagt ein altes arabisches Sprichwort. Damit wird deutlich, wie wichtig ein gesunder Darm für Gesundheit und Wohlbefinden ist. Solange der Darm funktioniert, ist er ein wenig beachtetes Organ, über dessen Funktionen die meisten Menschen nicht gerne sprechen oder nachdenken. Erst wenn der Darm Probleme macht, merken wir, wie sehr dies unser Leben beeinträchtigen kann.


Der Begriff Colitis ulcerosa leitet sich von Colon = Dickdarm und Ulcera = Geschwür ab und beschreibt eine Krankheit bei der Teile des Dickdarms (genau: der Dickdarmschleimhaut) entzündlich verändert sind. Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die chronisch-rezidivierend (wiederkehrend) oder chronisch-kontinuierlich verläuft. Sie beginnt meist im Enddarm und kann sich gleichmäßig bis zum Anfang des Dickdarms (Coecum) ausbreiten. Häufig gibt es akute Verläufe mit plötzlichem Krankheitsbeginn, der mit starken Krämpfen und Durchfällen, begleitet von Fieber, einhergeht. Die krankheitsauslösende Ursache ist nach wie vor unbekannt, der Krankheitsbeginn liegt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Colitis Ulcerosa versus Morbus Crohn

Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung des Dickdarms und gehört wie der Morbus Crohn zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Im Gegensatz zu Morbus Crohn bleibt der Entzündungsprozess auf den Dickdarm beschränkt und befällt meist nur die oberflächlichen Schichten der Darmwand. Beim Morbus Crohn hingegen sind Teile des Dünn- und/oder des Dickdarmes entzunden, wobei im schlimmsten Fall sogar der gesamte Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betroffen sein kann. Die Entzündung verlaüft dabei von der Darmschleimhaut bis in tiefer Schichten der Darmwand. Wie bei Colitis Ulcerosa, verläuft auch Morbus Crohn zumeist in Schüben und ist nicht heilbar.

Ursachen

Die Ursachen sind nach wie vor unbekannt. Man nimmt aber an, dass mehrere Faktoren zusammen wirken müssen (multifaktorielle Genese). Diese Annahme stützt sich auf folgende Beobachtungen bei Patienten mit Colitis ulcerosa:

  • familiäre Häufung (erbliche Veranlagung)
  • Ernährungsfaktoren und Nahrungsbestandteile

Bei Colitis ulcerosa-Patienten fand man bisher keine eindeutigen Hinweise auf auslösende bzw. begünstigende Ernährungsfaktoren. Spekulativ erwähnt werden Inhaltsstoffe (Eiweiß) der Kuhmilch. Menschen, die als Säugling nicht gestillt und mit Kuhmilch als Ersatz gefüttert werden, erkranken allerdings nachweislich häufiger an Colitis ulcerosa.

  • Störung/Veränderung des Immunsystems
  • Bakterien, Viren
  • psychosomatische Ursachen
  • Umweltfaktoren

Die Colitis ulcerosa kommt in den sogenannten Entwicklungsländern im Vergleich zu westlichen Industrieländern selten vor. In Österreich betrifft Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ca. 7.000 Menschen – immer öfter auch Jugendliche und Kleinkinder.

Symptome

Die Leitsymptome sind ein blutiger Stuhl mit Schleimbeimengungen und Durchfall, in schweren Fällen bis zu 30 Stuhlgängen pro Tag sowie Leibschmerzen. Diese Schmerzen werden im Dickdarm, in der Mitte des Unterbauches oder in der Kreuzbeingegend empfunden. Häufig verspüren die Patienten Schmerzen vor oder unmittelbar nach dem Stuhlabgang, wobei auch Blutabgänge ohne Stuhl auftreten können. Viele Patienten zeigen einen Gewichtsverlust als Folge von Eiweißverlusten über den Darm und verminderter Nahrungszufuhr, fühlen sich müde und abgeschlagen. Fieber und eine Zunahme der weißen Blutkörperchen (sog. Leukozytose) sind relativ häufig.

Zudem sind Müdigkeit, Leistungsabfall und Symptome einer Mangelversorgung mit Nährstoffen, v.a. Eiweiß, Eisen, Zink, Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D häufige Begleitsymptome.

Diagnose

Das Ziel der diagnostischen Untersuchungen ist die Sicherung der Diagnose sowie die Verlaufskontrolle mit der Feststellung möglicher Komplikationen. Zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen entzündlichen Darmerkrankungen vor allem gegenüber dem Morbus Chron bedarf es bildgebender und laborchemischer Untersuchungsverfahren. Die Diagnostik erfolgt also zum einen aufgrund der Symptomatik und zum anderen durch folgende Untersuchungen:

  • Darmspiegelung ( Koloskopie) – endoskopische Bilder der Darmschleimhaut tragen hauptsächlich zur Sicherung der Diagnose bei.
    Häufig ist jedoch nur schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Colitis ulcerosa oder aber einen Morbus Crohn handelt.
  • Biopsien – Entnahme von Gewebeproben während einer Darmspiegelung.
  • Röntgen (Kolonkontrasteinlauf)
  • Sonographie (Untersuchung mit Ultraschall)
  • bakteriologische Stuhldiagnostik zum Ausschluss einer infektiösen Darmkrankheit.

Therapie

Die Behandlung der Colitis ulcerosa erfolgt am besten durch eine Diät und die Anwendung entzündungshemmender Medikamente. Die bisher durchgeführten klinischen Studien und die praktische Erfahrung zeigen, dass eine medikamentöse, entzündungshemmende Therapie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn insbesondere während des akuten Entzündungsschubes unerlässlich ist.

Für die Ernährung gilt allgemein die so genannte Vermeidungsdiät, das heißt, dass der Patient das essen soll, was ihm bekommt und alles andere meiden soll. Weiterhin sollte die Kost eiweißreich, ballaststoffreich sowie blähungsarm sein. Ausgenommen ist die Ernährung während eines akuten Schubs, da in diesem Fall eine derartige nicht bzw. schwer lösliche Kost die entzündeten Dickdarmschleimhäute zusätzlich reizen würde.

Die medikamentöse Therapie erfolgt mit Kortikosteroiden oder Salizylaten. Kortikosteroide werden oral (als Tabletten ), parenteral (intravenös) oder als Zäpfchen bzw. Klysmen (rektal) eingesetzt. Bei einer leicht bis mäßig aktiven Colitis ulcerosa ist in den meisten Fällen eine Therapie mit 5-Aminosalicylsäure (Mesalazin) ausreichend. Gegebenenfalls können zusätzliche Cortisongaben, die über maximal drei Wochen in absteigender Dosierung verabreicht werden, zu einer schnelleren Besserung der Krankheitssymptome beitragen. Die meisten Patienten sprechen auf diese Kombination schnell an, allerdings können auch Nebenwirkungen durch das Cortison auftreten.

Die hochaktive Colitis ulcerosa bedeutet immer eine akute Gefahr für den Patienten. Eine Therapie mit Tabletten ist oft nicht ausreichend und Einläufe können aufgrund der häufigen Durchfälle nicht ausreichend lange gehalten werden. In diesen Fällen ist immer eine stationäre Behandlung mit intravenöser Gabe von hohen Corticosteroiddosen erforderlich. Im beschwerdefreien Intervall sind 5-Aminosalicylsäurepräparate die Mittel der ersten Wahl. Corticosteroide sollten als Erhaltungstherapie nicht eingesetzt werden, um irreversible Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Notwendigkeit einer operativen Therapie besteht, wenn Komplikationen auftreten. Da bei der Colitis ulcerosa die Entzündung auf den Dickdarm beschränkt ist, kann durch eine Entfernung des gesamten Dickdarmes eine Heilung erreicht werden. Allerdings ist ein solcher radikaler Eingriff nur besonders schweren Fällen vorbehalten. Durch die große psychische Belastung des Patienten, sollte eine begleitende Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.

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Quelle:

¹ Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa – Vereinigung

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