Pollenallergie – was ist das eigentlich?

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Pollenallergie – was ist das eigentlich?

Bei einer Allergie gegen Pollen nimmt das Immunsystem des Betroffenen die eigentlich harmlosen Pollen als Gefahr wahr und reagiert abwehrend.


Die Folge: eine rinnende Nase, Atemwegsbeschwerden, rote Augen ausgelöst durch eine Pollenallergie, die das Leben eines Allergikers mitunter massiv erschweren.

Pollenallergie – Artikelübersicht:

Pollenallergie – Interview mit Dr. Beatrix Tichatschek und der Pollen-Allergikerin Elke Prähofer

 

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Pollenallergie: Ursachen

Eine Allergie kann unterschiedliche Ursachen haben. Bei einer Pollenallergie (saisonale allergische Rhinitis) handelt es sich um eine inhalative Allergie. Dabei reagiert das Immunsystem des Betroffenen überempfindlich auf natürliche Stoffe (sogenannte aerogene Allergene), die über die Luft verbreitet werden (genauer: bestimmte Eiweiße von Pflanzenpollen).

Der Körper mobilisiert gegen das Fremdeiweiß spezielle Antikörper, sobald die Blütenpollen die Schleimhäute von Nase und Augen berührt haben. Die Antikörper sitzen auf den so genannten Mastzellen, die ihrerseits bestimmte Gewebshormone freisetzen, darunter Histamin, das zu den typischen Beschwerden führt.

Der medizinische Fachausdruck Pollinosis signalisiert es bereits: anders als beim normalen Schnupfen wird der Heuschnupfen, wie die Pollenallergie oft auch genannt wird, nicht durch Viren, sondern eben durch Pollen verursacht. Heuschnupfen ist nicht angeboren, man entwickelt ihn erst durch mehrmaligen Kontakt mit den Allergenen.

Die Veranlagung dazu wird allerdings über die Gene weitergegeben. Warum manche Menschen derart überempfindlich auf eigentlich harmlose Umweltreize reagieren, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt.

Details und wie mit einer Pollenallergie therapeutisch umzugehen ist, erklären Dr. Beatrix Tichatschek (Allergie-Expertin vom Allergiezentrum Wien West) und der Pollen-Allergikerin Elke Prähofer.

Dr. Tichatschek: Die Beschwerden sind dahingehend, dass die Patienten an Schnupfen leiden, eine laufende oder rinnende Nase, juckende oder tränende Augen oder Husten haben. Es können sich auch Ausschläge bilden, die sehr lästig werden und über Wochen andauern. Das ist schon ein sehr großer Hinweis darauf, dass es sich um ein allergisches Bild handelt.

Anmerkung: Für das Immunsystem ist das Eindringen der kleinen Pollen, welche eigentlich Eiweißkörper sind, der Startschuss für eine überschießende Abwehrreaktion im Körper. Dabei werden Unmengen an Histamin freigesetzt, was zu den unangenehmen Symptomen führt. Das Ganze ist ein Irrtum unseres Immunsystems, das die harmlosen Pollen als ernste Gefahr wahrnimmt. Bleibt eine Pollenallergie unbehandelt kann es zum Einen zu Kreuzreaktionen und damit auch zu Lebensmittelallergien kommen, zum Anderen kann sie zu schwerwiegenden und chronischen Krankheiten führen.

Dr. Tichatschek: Bei nicht-behandelten Allergiker besteht die Gefahr, dass sie zu 80% in ein Asthma fallen und das ist eine Zahl, die wir so früh wie möglich versuchen zu vermindern, deshalb ist es auch wichtig, dass die Patienten so früh wie möglich zum Allergietest kommen und nicht erst nach zehn oder 15 Jahren.

Anmerkung: Experten appellieren daher an Betroffene Symptome möglichst rasch abzuklären.

Dr. Tichatschek: Ich glaube es ist wichtig, dass wir so frühzeitig wie möglich daran denken, dass ein Schnupfen, der länger als zwei bis drei Wochen dauert, ein deutlicher Hinweis für eine Allergie ist, und dann sollte man so schnell wie möglich zu einem Facharzt gehen oder zu uns kommen um diese Diagnose durchzuführen und entsprechend behandelt zu werden.

Anmerkung: Mit heutzutage einfachen Allergietestverfahren wird festgestellt, welche Allergene Probleme bei den jeweiligen Patienten auslösen, denn diese führen bei den Betroffenen zu einer Verminderung der Lebensqualität.

Fr. Prähofer: Es ist schon furchtbar, wenn man ständig niesen muss, die Augen jucken und man keine Luft mehr bekommt.

Anmerkung: Wichtig ist es zu wissen, dass es sich bei Allergien um keine starre Erkrankung handelt.

Dr. Tichatschek: Allergien sind sehr variabel. Wenn man auf Gräser und Pollen allergisch ist, kann es genauso gut sein, dass man auch noch eine Birken- oder Hausstauballergie entwickelt. Deshalb ist es wichtig, dass man Patienten, die in Therapie sind, einmal im Jahr Kontrollen macht.

Anmerkung: Die Therapie ist zum einen symptomatisch ausgerichtet, das bedeutet den Einsatz von anti-allergischen Medikamenten, zum Anderen setzt man heute sehr oft auf der ursachlichen Ebene an. Mit der sogenannten Immuntherapie kann man im Idealfall mittlerweile auch in schwerwiegenden Fällen eine Symptomfreiheit erreichen.

Dr. Tichatschek: Die Immuntherapie, die spezifische Hypersensibilisierung ist die einzige kausale Therapie, die es derzeit gegen allergische Beschwerden gibt. Dabei wird in eine kleine Gabe, die sich immer wieder verdoppelt, durch eine Injektion subkutan unter die Haut in den Oberarm gespritzt und der Patient entwickelt durch diese ständige Gabe des Allergens eine Abwehr, eine Toleranz.

Das heißt ich kann diese Allergie nicht löschen, so wie manche es gerne hören würden oder ich kann sie auch nicht heilen. Ich kann nur eine Toleranz gegenüber der Konzentration, die um uns herum herrscht, aufbauen.

Anmerkung: Wissenschafter entwickelten in den letzten Jahren Impfstoffe, die heute so gut sind, das bei vielen Patienten eine Symptomfreiheit erreicht werden kann.

Fr. Prähofer: Ich hab schon im ersten Jahr eine totale Besserung bemerkt. Hin und wieder hat man schon noch Schnupfen oder die Augen jucken, aber es war wirklich schon von Anfang an eine Besserung zu sehen.

Anmerkung: Mittels der heute zur Verfügung stehenden Depotspritzen kann eine rasche Immunisierung innerhalb nur weniger Wochen noch vor der Pollensaison erreicht werden.

Pollenallergie: Neue Services für Allergiker und Ärzte

Um Verbesserungen in der Diagnose und Therapie von Pollenallergien zu erreichen, wurden nun beim Österreichischen Pollenwarndienst neue Services für Ärzte gestartet: „Über die Plattform www.pollenallergie.at können behandelnde Ärzte auf Symptom-Informationen ihrer PatientInnen zugreifen und eine Verbindung zum Pollenflug in der jeweiligen Region der Betroffenen herstellen“, erklärt Markus Berger vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung und Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien.

Basis für diesen Service sind die regelmäßigen Einträge der Patienten zu ihren Allergie-Beschwerden in das Pollentagebuch, das auf www.pollentagebuch.at zu finden und Teil der Pollen-App ist.

„Dieser Service bringt ÄrztInnen wertvolle Information und spart Zeit“, ist Wolfram Hötzenecker sicher. „Denn wenn die BehandlerInnen wissen, auf welches Allergen ihre PatientInnen reagieren, können sie ein zielgerichtetes Anamnesegespräch führen und ihre Therapieentscheidung zusätzlich absichern. Zudem kann damit über die Jahre der Behandlungserfolg evaluiert werden.“

Je mehr NutzerInnen ihre Beschwerden in das Pollentagebuch eintragen, desto zielgerichteter können die Angebote des Österreichischen Pollenwarndienstes ausfallen. So gibt die Pollen-App stets einen raschen und individuellen Überblick, wo und in welchem Ausmaß die zwölf wichtigsten Allergieauslöser gerade in der Luft sind.

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Polleninformation
– Pollensaison – wann die Belastung am höchsten ist
– Hilfreiche Tipps und Tricks für Pollenallergiker
– Die Pollen fliegen wieder – Heuschnupfen im Anflug
– Allergien: Entgleisung des Immunsystems
– Histaminintoleranz (Histaminose)

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