Was hilft gegen Gelsen? Die besten Tipps gegen die lästigen Quälgeister

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Die besten Tipps gegen Gelsen

Allein das unangenehme Surren der kleinen Biester lässt Schlimmes erahnen und tatsächlich können einen simple Gelsenstiche durch den Juckreiz fast in den Wahnsinn treiben.


Gelsen, Stechmücken, Moskitos – es gibt viele Namen und noch mehr unterschiedliche Arten der kleinen Plagegeister. Allein in Österreich sind an die vierzig verschiedene Arten bekannt. Doch was hilft wirklich gegen Gelsen, wie schützt man seine Nachtruhe wirkungsvoll? Wir haben für sie die besten Tipps & Tricks für effektiven Gelsenschutz recherchiert.

Was hilft gegen Gelsen? – Artikelübersicht:


Große Feuchtigkeit im Frühling, gefolgt von längeren Hitzeperioden im Sommer, das sind die optimalen Zutaten für eine große Gelsenplage. Wenn heftige Regenfälle Ende Mai und Anfang Juni viel feuchte Erde und zahlreiche kleine stehende Gewässer in Überschwemmungsgebieten produziert haben, sind ideale Brutvoraussetzungen für die kleinen Biester geschaffen.

Immer wieder schlüpfen aus den Larven Millionen Plagegeister und nerven uns dann extrem. Die Gelsenplage ist in manchen Gebieten Österreichs so heftig, dass sogar Hubschrauber zur Bekämpfung der lästigen Tiere eingesetzt werden.

Entlang der March in Niederösterreich wurde auf einem etwa 2.000 Hektar großen Gebiet ein spezielles – biologisch abbaubares – Insektenschutzmittel abgeworfen, welches bereits die Brut effektiv bekämpfen soll. Die Methode ist naturschutzrechtlich zwar genehmigt aber nicht unumstritten und stellt – auch wegen der hohen Kosten – eine absolute Ausnahme dar, wie Verantwortliche beteuern.

Kleiner Stich, großer Ärger

„Weibliche Stechmücken, wie die Gelsen auf Hochdeutsch heissen, benötigen Blut, damit sie sich fortpflanzen können. Sie werden angelockt durch unsere Körperwärme und den Körpergeruch“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Homey, Direktor der Klinik für Dermatologie und Sprecher des UniversitätsAllergieZentrums Düsseldorf.

Ausgelöst wird der Juckreiz durch den Speichel der Mücken, der in kleinen Mengen über den Saugrüssel der Tiere in unsere Haut gelangt. Da der Speichel betäubt, merken wir häufig gar nicht, dass wir gestochen werden – das körpereigene Immunsystem reagiert aber auf den körperfremden Speichel und löst eine Immunreaktion aus. Die Einstichstelle rötet sich und beginnt zu jucken. Was tun?

„Kurzfristig hilft Kühlen, um die Schwellung und den Juckreiz zu lindern. Das geht mit feuchten Umschlägen, einem Kühlpad oder mit einem Eiswürfel in einem dünnen Tuch. Glukokortikosteroid-haltige Cremes und Gelpräparate aus der Apotheke mindern zusätzlich zu diesem kühlenden Effekt noch die Immunantwort des Körpers ab“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Homey.

Der Experte appelliert: „Bitte nicht kratzen! Das macht den Juckreiz langfristig nur schlimmer und der Stich kann sich entzünden. Menschen mit sehr heftigen Reaktionen – dazu gehören Rötungen von mehr als zehn Zentimetern Durchmesser, Kreislaufbeschwerden oder Atemnot – sollten auch einen Hautarzt oder Allergologen aufsuchen.“

Gelsen – Gefahr für die Gesundheit?

Der Juckreiz nach einem Gelsenstich wird von den Proteinen ausgelöst, welche die Stechmücke in die Saugstelle einspritzt, um das Gerinnen des Blutes zu verhindern. Zum Juckreiz gesellt sich an der Einstichstelle für einige Stunden ein mehr oder weniger großer Dippel der durch die Ausschüttung von körpereigenem Histamin in Folge einer begrenzten allergischen Reaktion verursacht wird.

In unseren Breiten sind Gelsenstiche in der Regel vollkommen harmlos und können nur in seltenen Ausnahmefällen eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten. Nach offiziellen Angaben haben sich zwischen 2009 und 2012 lediglich drei Patienten in Österreich mit dem sogenannten West-Nil-Fieber angesteckt. Bei dieser durch Stechmücken übertragenen Krankheit handelt es sich um eine Virusinfektion mit grippeähnlichen Symptomen, die aber auch eine Gehirnhautentzündung verursachen kann.

Wenngleich bei uns Krankheitsübertragungen selten sind, stellen Stechmücken in anderen Weltgegenden eine große Gefahr als Krankheitsüberträger dar. Beim Stich können mit dem Speichel der Stechmücke nämlich auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasiten) übertragen werden, welche die Mücke bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme aufgenommen hat. Vor allem in Asien und Afrika sind sie für die Verbreitung vieler Krankheiten verantwortlich.

Zu den wichtigsten von Stechmücken übertragenen Krankheiten gehören Malaria, virale Erkrankungen wie Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Chikungunya-Fieber, weiters parasitäre Würmer und bakterielle Erkrankungen.

Viele Mittel und Systeme, wenig Wirkung

Doch wie verhindert man die Insekten-Invasion im eigenen Haus und Garten? Es gibt mittlerweile unzählige Schutzmittel und Systeme um sich gegen die Plagegeister zur Wehr zu setzen. Die Konsumentenschutzabteilung der Oberösterreichische Arbeiterkammer (AK) hat sich einige der beliebtesten Mittel genauer angesehen.

Das Ergebnis dieses Tests war ernüchternd: weder natürliche ätherische Öle noch High-Tech-Ultraschallgeräte haben die beste Wirkung erzielt, sondern Sprays, Gels und Lotionen mit den Wirkstoffen Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin (enthalten in Autan). Diese chemischen Insektenschutzmittel haben allerdings einen gravierenden Nachteil: sie sollten unter keinen Umständen längere Zeit angewendet werden, da sie Haut und Schleimhäute reizen und mitunter heftige allergische Reaktionen auslösen können. Zudem wird schwangeren Frauen sowie Kindern unter 2 Jahren von der Anwendung abgeraten.

Ultraschallgeräte und Anti-Gelsen Apps die die Mücken akustisch in die Flucht schlagen sollten, haben sich hingegen als wirkungslos erwiesen. Nicht empfohlen werden Gelsenschutzstecker, diese erzielen zwar eine Wirkung, die im Raum freigesetzten Insektizide reizen aber ebenfalls die Augen und Schleimhäute.

Gänzlich ungeeignet und ethisch eigentlich nicht mehr vertretbar sind UV-Licht-Fallen in privaten Haushalten. Diese töten Insekten durch Elektroschock, ziehen aber viele Nützlinge wesentlich stärker an als Gelsen. Die Quote liegt nach Einschätzungen von Experten bei nur 1,4 Prozent Gelsen, die restlichen 98,6 Prozent der getöteten Insekten waren großteils harmlose Zweiflügler und Nachtfalter. Der Deutsche Naturschutzbund rät jedenfalls vom Einsatz dieser Geräte ab, auch weil rund 800 Nachfalterarten auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen.

DEET, Icaridin oder Permethrin – Wirkung mit Nebenwirkung

Im Bereich der Repellents, Sprays und Gels mit synthetischen Wirkstoffen, bestätigt die aktuelle Forschung den Test: DEET gilt weltweit als das wirksamste Insektenabwehrmitteln für die Haut. Auch die Wirkung von Icaridin-Präparaten ist wissenschaftlich belegt. Doch diese Mittel haben auch – mitunter erhebliche – Nebenwirkungen.

Die Anwendung von Produkten mit DEET wird Schwangeren, Stillenden und Kindern unter drei Jahren nicht empfohlen, da DEET plazentagängig ist und in die Muttermilch ausgeschieden wird. Der Wirkstoff kann auch die Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigen und Gemütsschwankungen erhöhen.

Icaridin (auch Picaridin oder Bayrepel) hingegen ist besser verträglich und weist eine geringere Reizwirkung auf Haut uns Schleimhäute auf, es wird auch kaum resorbiert. Allerdings ist auch die Wirkung geringer – Mückensprays mit Icaridin hat bei gleicher Konzentration i.d.R. eine kürzere Wirkungsdauer als Mückenspray mit DEET, das wurde in zahlreichen Tests belegt.

In einer Konzentration von 30 bis 50 % ist DEET Icaridin angeblich deutlich überlegen. Die WHO empfiehlt aber Icaridin als das Repellent der Wahl zur Vorbeugung einer Malariainfektion (KBR3023 = Icaridin).¹

Permethrin wiederum ist ein hochwirksames Muskel- und Nervengift für Insekten und Spinnentiere (Läuse, Flöhe, Zecken) und wird in Insektensprays und Pflanzenschutzmittel aber auch zur Behandlung von Krätze (Scabies) eingesetzt. Es ist auch ein beliebter Wirkstoff in Flohmittel für Hunde, da es die lästigen Tierchen rasch und zuverlässig abtötet. Bei Katzen dürfen Mittel mit dem Wirkstoff Permethrin aber keinesfalls eingesetzt werden, da dieser für sie toxisch wirkt, weil Katzen ein zum Abbau des Stoffes notwendiges Enzym fehlt.

Im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung von 2014 wurde Permethrin als nicht genotoxisch und nicht krebserregend bewertet. In Deutschland hat das Bundesministerium für Risikobewertung auch den Hautkontakt mit imprägnierten Textilien für Menschen als unbedenklich einegstuft. Obwohl Nebenwirkungen in wesentlich geringerem Umfang beim Menschen auftreten, kann es auch hier zu allergischen Reaktionen und Hautirritationen kommen. Bei Schwangeren und Babys wird daher der unmittelbare Einsatz nicht empfohlen, da es bisher noch zu wenige aussagekräftige Untersuchungen zu Auswirkungen gibt.

Auch nicht zu vergessen der Umstand, dass Permethrin alle Insekten gleichermaßen tötet, z.B. auch die wertvollen Bienen und Hummeln. Außerdem ist der Wirkstoff für viele Wasserorganismen (u.a. Fische, Amphibien) hochgiftig. Der weltweit verwendete Handelsname von Permethrin ist Ambush, der Wirkstoff wird aber auch in bekannten Insektenschutzmitteln wie etwa NoBite bei der Kleiderimprägnierung eingesetzt.

Auszug der Hauptwirkstoffe ausgewählter Insektenschutzmittel

NOBITE Hautspray, 100 ml: Diéthyltoluamide (DEET) 50%.
AntiBrumm DEET 30%
Autan DEET 15% bzw. 25%

NOBITE Haut Sensitive, 100 ml Spray: Icaridine (KBR 3023) 30%.

NOBITE Kleidung, 100 ml Spray: Permethrin 2% + Piperonyl butoxide (PBO) 0.5%.

Gelsenschutz für Innen

Gott sei Dank ist die Chemiekeule längst nicht die einzig wirkvolle Maßnahmen gegen lästige Insekten. Für Haus und Wohnung ist das gute alte Fliegengitter nach wie vor unschlagbar um die eigenen vier Wände frei von den summenden Quälgeistern zu halten. Erwünschter Nebeneffekt: auch andere Insekten, wie Bremsen, Wespen, Hornissen und natürlich Fliegen lassen sich damit einfach und bequem aus den Wohnräumen verbannen.

Beim gelsenfreien Ausbau von Hütte, Haus und Wohnung mittels Insektengitter stehen mittlerweile zahlreiche Systeme zur Auswahl. Am günstigsten, schnellsten und einfachsten sind die Fliegengitter aus Kunststoffgewebe, die sich mitb einem einfachen Klettband mit wenigen Handgriffen am Fensterrahmen befestigen lassen. Diese Insektengitter für den Selbsteinbau findet man in jedem Baumarkt, außerdem führen auch die meisten Drogeriemärkte und größere Supermärkte diese praktische Do-it-yourself-Klassiker.

Nachteil bei dieser preisgünstigen Lösung: die Montage ist zwar grundsätzlich simpel, das lückenlose und gleichmäßige Anbringen des Netzes am Klettband erfordert jedoch einige Übung und ist für Neulinge etwas mühsam. Auch die rückstandsfreie Entfernung des Klettbandes nach der Sommersaison ist auf Holzrahmen meist nicht möglich, da das Klebeband oftmals beim Entfernen den Holzanstrich beschädigt.

Etwas robuster sind leichte Rahmenkonstruktionen aus Kunststoff oder Aluminium, die mit speziellen Einhängewinkeln am Fenster oder an der Balkon- bzw. Terrassentür befestigt werden. Vorteil: diese Konstruktionen lassen sich bei Bedarf einfach wieder entfernen. Nachteil: diese ebenfalls vergleichsweise günstige Variante zum Selbsteinbau erfordert zumeist handwerkliches Geschick und eine Portion Improvisationsvermögen.

Wer auf Nummer sicher gehen will und einige Jahre Ruhe haben will, wählt professionelle Lösungen von einem ausgewiesenen Fachbetrieb. Derartige Insektenschutzgitter sind zwar um einiges teurer, dafür spielen diese Produkte hinsichtlich Material und Verarbeitung qualitativ aber auch in einer anderen Liga. Die Konstruktionen sind individuell den Fenstern und Türen angepasst, die Rahmen stabil und das Gewebe ungleich robuster und der Luftdurchlass wesentlich besser als bei Konkurrenzprodukten aus dem Baumarkt. Die neuesten Gewebe sind außerdem mittlerweile nur mehr 0,13 Millimeter dünn und damit beinahe unsichtbar. Auf Wunsch lassen sich sogar Spezialgewebe montieren, die dann nicht nur Schutz vor Insekten sondern auch vor Pollen bieten und damit auch noch Allergikern das Leben wesentlich vereinfachen.

Pro Fenster sind Kosten von zumindest 120.- EUR zu kalkulieren, bei Insektenschutzrollos oder Dreh- oder Schiebetüren sind entsprechend höhere Kosten zu berücksichtigen. Die Montage durch den Fachbetrieb dauert üblicherweise nur wenige Minuten pro Fentser bzw. Tür. Bei Neubauten empfehlen Fachleute Sonnenschutzsystem mit integrierten Insektengittern.

Gelsenschutz für Terrasse, Balkon und Garten

Stehende Gewässer und seien sie auch noch so klein dienen Mücken als Brutstätte. Deshalb gilt die Aufmerksamkeit bei der Gelsenbekämpfung im Aussenbereich vor allem Regentonnen, Gießwasser, kleinen Teichen und Lacken. Um sich im eigenen Garten möglichst vor den tyrannischen Insekten zu schützen, sollten offene Gewässer möglichst abgedeckt werden. Nur so wird verhindert, dass Gelsen Ihre Brut in unmittelbarer Nähe ablegen.

Zusätzlich lassen sich die Stechmücken-Larven in Regentonnen oder Gartenteichen sehr wirkungsvoll mit Tabletten bekämpfen. Auch wenn Tabletten nach chemischer Keule klingen, ist die Methode doch rein biologisch. Als Wirkstoff kommt dabei ein spezieller Bazillus zum Einsatz (Bacillus thuringensis israelensis – Bti).

Das mikrobiologische Mittel wird sowohl in Tablettenform als auch flüssig in Baumärkten oder dem Gartenfachhandel angeboten und kommt sogar zur großflächigen Mückenbekämpfung in Naturschutzgebieten zum Einsatz. Da ausschließlich bestimmte Mückenarten auf das Mittel reagieren, werden keine anderen Tiere oder gar Menschen geschädigt. Das Wasser kann anschließend auch bedenkenlos zum Gießen verwendet werden.

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Quellen:

¹ World Health Organization: Report of the fourth WHOPES working group meeting : WHO/HQ, Geneva, 4-5 December 2000 : review of : IR3535; KBR3023; (RS)-Methoprene 20% EC, Pyriproxyfen 0.5% GR; and Lambda-Cyhalothrin 2.5% CS. 2001
² Nebenwirkungen inklusive: Mückenschutz im Check – wie Mückenmittel wirken (WDR Quarks; mp3-Audiodatei)
³ www.deutschesgesundheitsportal.de [Update 08/2021]

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Linktipps

– Naturmittel gegen Gelsen
– Gelbfieber – Was ist das?
– Insektengiftallergie: Impfung möglich
– Juckreiz: Auslöser, Entstehung, Behandlung
– Was tun bei Juckreiz?
– Ideales Raumklima im Sommer
– Gartenkalender – was ist wann zu tun?

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