Tuberkulose | Krankheitslexikon
Die Tuberkulose zählt zu den schweren Infektionserkrankungen und beginnt oft nur mit diffusen Symptomen. Deshalb wird sie häufig erst spät erkannt. Obwohl sie vor allem die Lunge befällt, kann sie auch an anderen Orten wie dem Darm, den Knochen und sogar dem Gehirn vorkommen. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem stecken sich verhältnismäßig leicht an ihr an. Tuberkulose kommt in Zentraleuropa heute nur mehr relativ selten vor. Trotzdem sollten Warnzeichen erkannt werden können, um mögliche Langzeitfolgen zu vermeiden.
Tuberkulose – Artikelübersicht:
- Das Wichtigste über die Tuberkulose auf einen Blick
- Ursachen der Tuberkulose
- Wege der Ansteckung
- Typische Symptome der Tuberkulose
- Diagnose der Tuberkulose
- Verbreitung der Tuberkulose
- Therapie
- Vorbeugung
- Linktipps
Tuberkulose – Infos auf einen Blick
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• Die Tuberkulose ist eine schwerwiegende Infektionserkrankung und bedarf immer einer ausgedehnten Therapie.
• Symptome sind Müdigkeit, Schwäche, nächtliches Schwitzen und Fieber, aber auch Husten und atemabhängige Schmerzen.
• Die Tuberkulose befällt hauptsächlich die Lunge, kann aber auch andere Organe betreffen und ist dann besonders gefährlich.
• Vor allem immungeschwächte Menschen erkranken leicht an Tuberkulose.
• Die klassische Therapie besteht in der Einnahme von zunächst vier dann zwei verschiedenen Antibiotika über insgesamt sechs Monate und sollten von spezialisierten Lungenfachärzten durchgeführt werden.
• Eine Impfung existiert momentan in Österreich nicht.
• Bei Kontakt mit Tuberkulose-Kranken sollten gefährdete Gruppen eine prophylaktische Therapie mit Anti-Tuberkulose-Medikamenten erhalten.
Ursachen der Tuberkulose
Die Ursache der Tuberkulose liegt in den sogenannten Mykobakterien. Ob man wirklich erkrankt, ist von einer Vielzahl von Faktoren wie dem Ernährungszustand, anderen Erkrankungen oder auch der Anzahl an Bakterien abhängig, die in die Lunge gelangen. Erkrankt man, bilden sich zunächst in der Lunge Entzündungen um die Bakterien.
Diese Entzündungen sind Abwehrreaktionen des Immunsystems und sorgen durch die Bildung einer Kapsel um den infizierten Bereich dafür, dass die Tuberkulose-Bakterien sich nicht ungehindert fortpflanzen können. Mykobakterien sind aber so resistent gegen die menschlichen Immunzellen, dass sie jahrelang in diesen Kapseln verbleiben und sich sogar zu einem späteren Zeitpunkt weiter vermehren können.
Diese Resistenz der Tuberkulose machte sie über lange Zeit zu einer nahezu unbesiegbaren Seuche. Nicht umsonst wurde sie früher „Schwindsucht“ genannt: An Tuberkulose Erkrankte schwanden oft so schnell dahin, dass man ihnen dabei zuschauen konnte und kaum jemand überlebte die Erkrankung. Erst die Erfindung des Antibiotikums hat die Tuberkulose besiegbar gemacht.
Wege der Ansteckung
In den meisten Fällen wird die Tuberkulose als Tröpfcheninfektion weitergegeben: Die Tuberkulose-Bakterien gelangen hierbei in winzigen Tröpfchen im Atem einer erkrankten Person an die Luft und können dort von anderen Menschen eingeatmet werden. In den Atemwegen werden sie aber häufig sofort vom Immunsystem abgewehrt, weshalb nur ungefähr zehn Prozent der Menschen, die sich schon einmal mit Tuberkulose infiziert haben, auch wirklich daran erkranken.
Eine Ansteckung an Tuberkulose-Kranken ist außerdem nicht immer möglich: Nur wenn die Tuberkulose-Kapseln platzen und die Bakterien so über die Atemwege zurück an die Luft gelangen, sind Betroffene ansteckend. Dann spricht man von einer sogenannten „offenen Tuberkulose“. Weil die Ansteckungsgefahr dann so hoch ist, ist eine offene Tuberkulose meldepflichtig.
Aber auch eine Infektion über den Verdauungstrakt ist möglich. Die durch das Mycobacterium bovinis ausgelöste Rinder-Tuberkulose kann zum Beispiel über Rohmilch übertragen werden.
Ebenso kann Tuberkulose über Körperflüssigkeiten wie Blut übertragen werden. Eine besondere Art der Ansteckung kann zudem im Rahmen der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind passieren: Zwar gelangt das Blut nur gefiltert in die Fruchtblase zum Kind, aber auch der Mutterkuchen kann mit Tuberkulose-Bakterien infiziert sein, wodurch sich das Kind anstecken kann. Zum Glück ist dieser Ansteckungsweg aber äußerst selten.
Typische Symptome der Tuberkulose
Die typischen Symptome der Tuberkulose sind zunächst wenig spezifisch. Als klassisch gelten Symptome wie Schwäche, Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen und leichtes Fieber. Die spezifischeren Symptome der Erkrankung sind sehr von den mit Tuberkulose befallenen Organen abhängig.
Bei der Lungentuberkulose können beispielsweise noch Symptome wie Husten und atemabhängige Schmerzen hinzukommen. Weil diese Symptome aber denjenigen einer Grippe so ähnlich sind, wird Tuberkulose in ihren Anfängen häufig nicht erkannt.
Außerdem leiden Betroffene meist nur nach direkter Infektion an diesen Symptomen, im Rahmen der sogenannten „Primärtuberkulose“. Sind die Bakterien einmal von Immunzellen zu sogenannten „Tuberkeln“ verkapselt, bemerken Patienten oft keine spezifischen Symptome mehr.
Im Rahmen von Neuinfektionen oder anderen immunschwächenden Erkrankungen können diese Tuberkel aber wieder aufbrechen und sich die Bakterien im ganzen Körper vermehren. In der Medizin ist dann von einer „Miliartuberkulose“ die Rede. Hierbei bilden sich auch in anderen Organen Entzündungen, wie zum Beispiel im Brustfell, den Nieren oder dem Gehirn. Dementsprechend sorgen diese in den betroffenen Körperregionen für Schmerzen und Funktionsstörungen.
Besonders gefährlich ist eine Tuberkulose-Erkrankung des Gehirns, weil sie zu andauernden Nervenschädigungen führen kann. Aber auch eine Blutinfektion mit Tuberkulose, eine Sepsis, gehört zu den gefürchtetsten Komplikationen. Die Miliartuberkulose ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und bedarf sofortiger Behandlung.
Diagnose der Tuberkulose
In der Regel diagnostiziert der Arzt Tuberkulose mithilfe eines Lungen-Röntgens. Zu sehen sind dabei weiß erscheinende Tuberkulose-Kapseln. Auch mit einem Bluttest, dem sogenannten Interferon-Gamma-Test, lassen sich Hinweise auf eine Erkrankung finden.
Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose-Sicherung der Tuberkulose stellt der Tuberkulin-Test dar. Bei diesem spritzt der Arzt nicht mehr infektiöse Bestandteile der Tuberkulose-Bakterien unter eine Stelle in der Haut. Hatte der Patient schon einmal Kontakt mit Tuberkulose, bildet sich dort innerhalb von wenigen Tagen eine deutliche Schwellung. Immunzellen erkennen die Bestandteile der Bakterien nämlich wieder und reagieren schneller als bei einer Neuinfektion.
Schließlich lassen sich die Bakterien der Tuberkulose auch durch eine Punktion des betroffenen Organs oder im Husten-Schleim feststellen.
Um die Diagnose der Tuberkulose zu sichern und Fehldiagnosen auszuschließen, werden in der Regel verschiedene Tests gemacht und ein Röntgen durchgeführt.
Verbreitung der Tuberkulose
In Österreich kommt die Tuberkulose verhältnismäßig selten vor – nur fünf von 100.000 Menschen stecken sich pro Jahr an. Immungeschwächte Menschen aber, zu denen an Aids Erkrankte genauso zählen wie Krebs-Patienten, sind besonders gefährdet sich mit Tuberkulose anzustecken.
Gerade HIV-Kranke sterben häufig an einer im Rahmen von Aids entwickelten Tuberkulose. Besonders tragisch ist, dass manche Diagnose-Tests für Tuberkulose bei Aids-Patienten häufig negativ ausfallen. Diese testen nämlich die Antwort des Immunsystems, das aber bei Aids stark gehemmt ist.
Insgesamt ist ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung mit Tuberkulose infiziert. Erkrankungen sind aber in ärmeren Ländern weit häufiger und auch gefährlicher, weil teure Antibiotika nicht verfügbar sind und die Lebensumstände der Erkrankten keine Therapie zulassen.
Therapie
Mykobakterien teilen sich sehr langsam, haben sich gut an die Umstände im Körper angepasst und entwickeln schnell Resistenzen gegen antibiotische Medikamente.
Deshalb sind für die Therapie der Tuberkulose spezielle Antibiotika, sogenannte Tuberkulostatika, nötig und die Behandlung sehr langwierig. Sie gehört deshalb in die Hände von auf Tuberkulose spezialisierten Lungenfachärzten. Zunächst muss der Patient eine vierfache Kombination von Isoniazid, Rifampicin, Etambutol und Pyrazinamid über zwei Monate einnehmen. Danach wird die Behandlung mit Isoniazid und Rifampicin für weitere vier Monate fortgeführt.
Mit dieser Langzeit-Therapie ist die Tuberkulose normalerweise gut zu behandeln. Resistente Erreger werden allerdings immer häufiger, weshalb eine schnelle und ausreichend lange dauernde Behandlung sehr wichtig ist.
Vorbeugung
Weil Tuberkulose eine so gefährliche Erkrankung ist, ist es wichtig ihr rechtzeitig vorzubeugen. In vielen Ländern geschieht dies mit Hilfe einer Impfung, die BCG-Impfung heißt. Schon vor einhundert Jahren entwickelt, schützt sie jedoch nicht vor der generellen Infektion mit Tuberkulose. Allerdings können mit ihr die besonders gefährliche Miliartuberkulose und eine Tuberkulose-Gehirnentzündung verhindert werden.
Dies spielt vor allem in Hochrisiko-Ländern eine Rolle, wo dies oft die einzige Möglichkeit der Vorsorge ist. In solchen Ländern erhalten alle Kinder nach der Geburt die BCG-Impfung. In Österreich ist die Impfung aber wegen der vielen Nebenwirkungen, die von starken Entzündungen der Impfstelle bis zu Hirnentzündungen reichen, nicht verfügbar. Außerdem ist das Ansteckungsrisiko hier deutlich geringer, eine Impfung wird also nicht mehr empfohlen.
An neuen, besser wirksamen und nebenwirkungsärmeren Impfstoffen forschen Ärzte auf der ganzen Welt.
Was aber tun, wenn man mit einem Tuberkulose-Infizierten in Berührung kommt? Bei Erwachsenen mit einem normal funktionierenden Immunsystem erledigt der Körper die Bekämpfung in den meisten Fällen von selbst. Kinder unter fünf Jahren und HIV-Patienten, sowie Menschen mit einer anderweitigen Immunschwäche, sollten aber eine sogenannte Chemoprophylaxe erhalten.
Experten empfehlen solchen besonders gefährdeten Gruppen nach Kontakt mit Erkrankten für mindestens zwei Monate eine prophylaktische Therapie mit einem Antibiotikum gegen Tuberkulose einzunehmen.
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Quellen:
¹ Tuberkulose Leitlinien
² Tuberkulose-BCG-Impfung (aerzteblatt.de)
= [rebekkakühn] =
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Linktipps
– Tuberkolose – WHO warnt vor resistenten Stämmen
– Was sind Antibiotika?
– Milzbrand (Anthrax) | Krankheitslexikon
– Medizinlexikon: Lunge
– Lungenkraut | Heilpflanzenlexikon
– Fieber | Krankheitslexikon
Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!Medikament Adcirca: Tadalafil zur Behandlung von pulmonaler arterieller Hypertonie