Schlafforschung: Schmerzen kennen keine Nachtruhe

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Schlafforschung: schmerzbedingte Schlafstörungen

Bis zu 90 Prozent der Schmerzpatienten klagen auch über chronische Schlafstörungen, wobei sich Schmerzen und Schlafprobleme gegenseitig aufrecht halten können, berichtet die Schlafforscherin Prof. Saletu-Zyhlarz. Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen sei sowohl eine adäquate Schmerztherapie, als auch eine angemessene Behandlung der Schlafstörungen mit Medikamenten erforderlich, die die Schlafkontinuität verbessern und eine Zunahme von Tiefschlafstadien ermöglichen.


“Schmerzen und Schlafstörungen halten sich gegenseitig aufrecht”, berichtete Univ.-Prof. Dr. Gerda Saletu-Zyhlarz, Universitätsklinik für Psychiatrie, Medizinische Universität Wien, auf dem 11. Internationalen Wiener Schmerzsymposium. “Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Schmerzen und Schlafstörungen, was seinen Niederschlag darin findet, dass 50 bis 90 Prozent der Schmerzpatienten auch über chronische Schlafstörungen klagen.”

Schlafstörungen & Schmerztherapie

Etwa 25 Prozent der Bevölkerung leiden an Schlafstörungen, berichtet die Schlafforscherin. Insgesamt werden Schlafstörungen in sechs verschiedene Kategorien eingeteilt:

– physikalische, z.B. Lärm, helles Licht
– physiologische, z.B. Schichtarbeit
– psychologische, z.B. Ärger, Stress
– psychiatrisch-neurologische, z.B. Depression, Manie, Epilepsie
– organische (Schmerzen, Herzkrankheiten, Ruheloses-Bein-(Restless Legs) Syndrom, Schlafapnoe)
– pharmakologische, z.B. Konsum von Kaffee, Alkohol, Nebenwirkung von Medikamenten (z.B. Appetitzügler).

Was schmerzbedingten Schlafstörungen gemeinsam ist, sind erhöhte nächtliche Aufwachereignisse, ein Mangel an Tiefschlafstadien und eine Übererregbarkeit des Sympathischen Nervensystems. “Als Folge der Schlafstörungen klagen die Patienten in weiterer Folge über erhöhte Tagesmüdigkeit und -schläfrigkeit, sowie reduzierte Leistungsfähigkeit, Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit und verstärkte Angstausprägung”, erklärt Prof Saletu-Zyhlarz, “was wiederum einen negativen Einfluss auf die Schmerzausprägung und die Schmerzempfindung hat.”

Um den Teufelskreis zu unterbrechen sei einerseits eine adäquate Schmerztherapie, aber auch eine adäquate Behandlung der Schlafstörungen erforderlich. Prof Saletu-Zyhlarz: “Hinsichtlich der Schlafstörungen heißt das, vorzugsweise Medikamente einzusetzen, die nicht nur die Schlafkontinuität verbessern, sondern auch eine Zunahme von Tiefschlafstadien bewirken.”

Als Schlafmittel werden synthetische und pflanzliche Arzneimittel eingesetzt. Bei Schlafstörungen werden meistens Benzodiazepine verordnet. Dabei wird unterschieden in schlaferzwingende und schlaferleichternde Wirkstoffe. Ein Teil der Benzodiazepine wirkt relativ kurzfristig (bis zu fünf Stunden), es gibt aber auch langwirkende mit einer Wirkungsdauer von über acht Stunden.

Diese Substanzen verändern die physiologische Schlafstruktur. Sie verkürzen Einschlafzeit und die Zahl der nächtlichen Aufwachphasen und unterdrücken den REM- und Tiefschlaf. Sie haben unter anderem folgende Nebenwirkungen: Schlafstörungen nach plötzlichem Absetzen, Toleranz mit Dosissteigerung und Abhängigkeit oder nächtliche Stürze durch Muskelrelaxationen. Wegen des Missbrauchspotentials sind alle Wirkstoffe verschreibungspflichtig.

Schlafmittel, die Diphenhydramin und Doxylamin enthalten, sind rezeptfrei erhältlich. Sie sollten nur bei mittelschweren, kurzfristigen Schlafstörungen eingesetzt werden. Auch einige Heilpflanzen haben eine beruhigende Wirkung, vor allem Baldrianwurzel, Melissenblätter und Passionsblumenkraut. Daneben gibt es Kombinationspräparate, denen Johanniskraut, Kava-Kava-Wurzeln oder Lavendelblüten beigefügt wurde. Der Einsatz all dieser Mittel muss mit dem behandelnden Schmerztherapeuten abgeklärt werden um die optimale Kombination von Schmerz- und Schlafmittel für den Patienten, die Patientin finden zu können.”

Wiener Schmerzsymposium: Revolutionäre Schwachstrom-gesteuerte Opioid-Pflaster, innovative Lutscher und Nasensprays gegen starke Schmerzen

Eine Reihe von Innovationen bei der Opioid-Schmerztherapie wurden auf dem “11. Internationalen Wiener Schmerzsymposium” vorgestellt. “Ganz neu und noch nicht auf dem Markt ist die so genannte iontophoretische Abgabe von kleinen Dosen des synthetischen Opioids Fentanyl über ein besonderes Pflastersystem, das Elektrotransportsystem (ETS)”, berichtet Kongresspräsident Univ.-Prof. Dr. Hans Georg Kress, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin (B) mit Schmerzzentrum, Medizinische Universität Wien. “Dabei wird durch ?Knopfdruck′ mit Hilfe von Schwachstrom (170 µA) alle 10 Minuten eine definierte Fentanyl-Dosis über die Haut in den Blutkreislauf abgegeben”.

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