Pitt Hopkins Syndrom

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Pitt Hopkins Syndrom, Gendefekt

Das Pitt Hopkins Syndrom (PHS) ist eine äußerst seltene, unheilbare genetische Erkrankung. Ursache des PHS sind Mutationen im TCF4-Gen, welches auf dem Chromosom 18 liegt. Durch diesen Gendefekt bleiben die Patienten häufig geistig und motorisch zurück, leiden nach der Geburt unter verzögertem Wachstum und mangelndem bzw. komplett fehlendem Sprachvermögen. Erst 2007 wurde das für die Erkrankung verantwortliche Gen entdeckt. Die Therapie erfolgt multidisziplinär und umfasst Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie ebenso wie Hippotherapie und Musiktherapie.


Das Krankheitsbild des PHS wurde erstmals im Jahr 1978 von Pitt und Hopkins beschrieben und besteht aus folgenden Symptomen:

  • mittlere bis schwere geistige mentale Retardierung
  • postnatale Wachstumsretardierung
  • schlechte bis fehlende Sprachentwicklung
  • Hyperventilationsepisoden
  • postnatale Mikrozephalie
  • beschränktes Gehen
  • Ataxie
  • Hypotonie
  • Schlafstörungen
  • Epilepsie
  • schwere Obstipation
  • Strabismus
  • Skoliose
  • Genitalanomalien

Da das Pitt Hopkins Syndrom bei jedem Patienten anders ausgeprägt ist, lassen sich Entwicklungsprognosen nur schwer treffen. Bisherige Beobachtungen zeigen, dass die Symptome keinen abnehmenden Verlauf nehmen, sondern im Gegenteil von einem progredienten Verlauf und zunehmender Verschlechterung gekennzeichnet sind.

Diagnose und Ursache

Zwei Forschergruppen haben 2007 Mutationen im TCF4-Gen bei Pitt Hopkins-Patienten beschrieben: die Gruppe um Anita Rauch in Erlangen und jene um Jeanne Amiel in Paris. Seit Vorliegen dieser Arbeiten kann das Pitt Hopkins Syndrom zuverlässig diagnostiziert werden. Dies ermöglicht auch die Abgrenzung gegenüber im Erscheinungsbild ähnlichen Syndromen wie dem Rett-Syndrom, dem Angelman-, dem Goldberg-Shprintzen- und dem Mowat-Wilson-Syndrom.

Da die gesicherte Differenzialdiagnose erst seit kurzer Zeit möglich ist, ist das Syndrom nicht nur bei Laien, sondern auch in medizinischen Fachkreisen noch relativ unbekannt und vermutlich unterdiagnostiziert. Weltweit wurden erst rund 150 Fälle bestätigt. Geschätzt wird, dass das PHS etwa einmal unter 34.000 bis 41.000 Geburten auftritt.

Als Ursache des Pitt Hopkins Syndrom gelten Mutationen im TCF4 Gen, welches auf dem Chromosom 18 liegt. Dabei kommt es entweder zu einer kompletten Streichung des TCF4 Gens oder zu einer Mutation in einem der Exons 1-20. Die Krankheit wird im Erbgang autosomal dominant vererbt, d. h. dass das betroffene Gen auf einem Autosom liegt. Als Autosome werden in der Genetik jene Chromosomen bezeichnet, die nicht zu den Geschlechtschromosomen (Gonosomen) gehören.

Für eine Person mit dem PHS besteht ein Risiko von 50 %, die Krankheit weiter zu vererben. Praktisch hat dies aber kaum Bedeutung, da die Betroffenen in der Regel ohne Nachkommen bleiben.

In der Mehrheit der Fälle entsteht das Syndrom de novo, d. h. dass beide Elternteile gesund sind und keine Mutation im TCF4 Gen aufweisen. In diesem Fall liegt das Wiederholungsrisiko, in nachfolgenden Schwangerschaften ein weiteres vom PHS betroffenes Kind zu bekommen, bei unter 1 %. Dennoch raten Ärzte zu einer genetischen Pränataldiagnostik bei einer Folgeschwangerschaft.

Therapie

Eine vollständige Heilung ist derzeit nicht möglich. Es wird vor allem symptomorientiert therapiert, Ziel ist es, das Kind oder die erwachsene Person zu größtmöglicher Selbständigkeit zu führen. Bei Vorliegen gewisser Symptome, etwa Verstopfung oder Epilepsie, wird häufig eine medikamentöse Behandlung verordnet.

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Quellen:

¹ Pitt Hopkins Syndrom – Plattform für Schweiz, Österreich und Deutschland
² Orpha.net – das Portal für seltene Krankheiten

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Linktipps

– Smith-Magenis-Syndrom (SMS) | Krankheitslexikon
– Yusho Krankheit | Krankheitslexikon
– Erbkrankheiten
– Was ist eigentlich Epilepsie?

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