Latex-Allergie
Die Latex-Allergie ist eine Überempfindlichkeit der Hautzellen auf den Kontakt mit Produkten aus natürlichem Latex (Naturkautschuk). Die Latexallergie ist damit eine spezielle Form der Kontaktallergie. Die Sensibilisierung auf Latex erfolgt auf bestimmte darin enthaltene Proteine. Besonders leicht und in großer Zahl werden die allergieauslösenden Partikel von gepuderten Latex-Handschuhen freigesetzt. Deren stark zunehmender medizinischer Einsatz zum Schutz gegen eine HIV-Infektion seit den 1980er Jahren dürfte ganz wesentlich zum rasanten Anstieg von Latexallergie-Fällen beigetragen haben.
Naturlatex wird aus dem Milchsaft der ca. 20 m hohen tropischen Kautschukbäume gewonnen. Im Milchsaft sind fadenförmige Polyisoprenmoleküle und ebenso wasserlösliche pflanzliche Proteine (Eiweiße) enthalten. Durch eine chemische Reaktion mit Schwefel werden die fadenförmigen Moleküle teilweise vernetzt, wodurch der Kautschuk vulkanisiert.
Unter Zusatz von Weichmachern, Alterungsschutzmittel und Füllstoffen gegen Licht und Lufteinwirkung entsteht das technische Produkt Natur-Latex, das sich durch hohen Tragekomfort und hervorragende Fertigungseigenschaften auszeichnet.
Er wird verwendet für Babyschnuller, Radiergummi, Make-up, Faschingsmasken, Klebstoffe, elastische Textilien wie Windeln oder Unterwäsche, Haushaltshandschuhe, Spiel- und Sportartikel wie Bälle oder Luftballons, Gummimatten, Schaumgummi, Kondome, medizinische Artikel und andere Gummiprodukte. Auch nicht-elastische Produkte können mit Latex ummantelt sein.
Charakteristik
Meistens beginnt eine Latex-Allergie beim Gebrauch von latexhaltigen Handschuhen mit Ausschlag auf den Händen. Andere allergische Symptome sind heuschnupfenartige Reaktionen wie juckende und geschwollene Augen, laufende Nase und Niesen. Es können auch asthmaähnliche Symptome wie Engegefühl in der Brust, Keuchen, Husten und Kurzatmigkeit auftreten. In seltenen Fällen können Latex-Allergiker auf den direkten Kontakt mit dem Allergen auch mit einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reagieren. Symptomatisch dafür sind Nesselausschlag, Atemnot und niedriger Blutdruck. Der anaphylaktische Schock muss sofort mit Adrenalininjektionen behandelt werden (d.h. bei diesen Anzeichen sofort den Notarzt rufen).
Ungefähr 2% der Bevölkerung leiden an einer Allergie gegen Latex, bei der man zwei Allergietypen unterscheidet: eine durch Zusatzstoffe (wie z.B. Farbstoffe, Antioxidantien etc., die dem Latexprodukt hinzugefügt werden) ausgelöste Reaktion, die zu einem Kontaktekzem oder zu Rötungen und Bläschen führt und eine durch Latexproteine ausgelöste allergische Reaktion, die verschieden große, runde und weißliche Hauterhebungen hervorruft und zur Reizung von Nasenschleimhaut und Augenbindehaut, zu Bronchialasthma und sogar bis zu einem lebensbedrohenden Schock führen kann.
Das größte Risiko, eine Latex-Allergie zu bekommen, haben Leute, die bereits von einer anderen Allergie (wie z.B. Heuschnupfen) betroffen sind und die regelmäßig Produkte benutzen, die auf der Basis des natürlichen Latex hergestellt wurden. Besonders gefährdet sind z. B. Personen, die täglich Gummihandschuhe verwenden, wie Ärzte, Krankenschwestern, Zahnärzte, Zahnarzthelferinnen oder Reinigungspersonal.
Man muss davon ausgehen, dass sich die Allergie bei fortgesetztem Kontakt mit Latex verstärkt. Personen, bei denen eine Latexallergie festgestellt wurde, sollten deshalb den Kontakt mit Latexprodukten so weit wie möglich einschränken.
Latexallergie und Sex
Leider gibt es immer mehr Menschen, die auf bestimmte Substanzen allergisch reagieren. Dazu gehören eben auch bestimmte Bestandteile des Gummis (Latex) beim Kondom. Deshalb wurde ein Kondom aus Polyurethan (PU) entwickelt.
- Das PU-Kondom ist nicht so elastisch und dehnbar wie das Latex-Kondom und wird deshalb mit einem größeren Durchmesser hergestellt. (“Normale” Kondome haben einen Umfang von ca 10,2 cm, das entspricht einem Durchmesser von ca. 3,2 cm. – PU Kondome haben einen Umfang von ca. 12,2 cm (Avanti) bzw. 11,4 cm (Supra), das entspricht einem Durchmesser von ca. 3,6 bis 3,9 cm.)
- PU-Kondome sind vergleichsweise teuer aber bei einer Latex-Allergie notwendig
- Offiziell heißt es: “Für PU-Kondome ist nicht bekannt, wie hoch das Risiko von Schwangerschaft und der Übertragung von Krankheiten ist.” Das heißt, es sind noch keine abschließenden Tests gemacht worden, die Hersteller wollen nicht “die Hand ins Feuer legen”. Wir meinen aber: Lieber “so ein” Kondom als gar kein Kondom.
- Das PU-Kondom ist unempfindlich gegen ölige Gleitmittel. Damit man nicht “durcheinander” kommt, sollte man auch hier wasserlösliche Gleitmittel benutzen.
- Eine Alternative sind die sogenannten Female-Kondome (“Femidom”), die auch aus PU bestehen und die sich die Frau in die Vagina einführt. Sie kleiden die Vagina aus und verhindern so den direkten Hautkontakt. Die Femidome gibt es in der Apotheke.
- Die Polyurethan-Kondome “Avanti” der Marke Durex, gibt es inzwischen in der Apotheke (5 Stück ca. 15.- EUR).
- Neu: Trojan “SUPRA” aus Polyurethan
Diagnose und Therapie
Besonders gefährdete Personen und Personen mit den Symptomen einer Latex-Allergie sollten sich von einem auf diesem Gebiet spezialisierten Allergologen testen lassen. Der Prick-Hauttest liefert dabei zuverlässige Ergebnisse. So kann auch festgestellt werden, ob man allergisch auf natürlichen Latex selbst oder nur auf die in Latex enthaltenen chemischen Zusatzstoffe reagiert.
Bisher gibt es noch keine Behandlungsmethode bei Latex-Allergien. Die beste “Behandlung” ist, den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden. Lediglich die Symptome können durch Medikamente gelindert werden.
Wichtige Verhaltensregeln
– Eine unerkannte Latexallergie kann tödliche Folgen haben (so traten in den USA mindestens 15 tödliche Anaphylaxien im Zusammenhang mit Bariumkontrasteinläufen auf, zurückzuführen auf latexhaltige Darmrohre). Meistens allerdings wird der Zusammenhang mit einer zugrundeliegenden Latexallergie nicht hergestellt. Und so schätzt auch die US-amerikanische FDA, dass nur etwa 1% aller schwerwiegenden Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Latexallergie als solche erkannt und auch wirklich an sie gemeldet wurden.
– Von der Latexallergie sind bis zu 17% des medizinischen Personals betroffen, gefährdet sind besonders Atopiker.
– Bis zu 70% der Spina Bifida Patienten sind latexallergisch.
– Weit wichtiger und gefährlicher als die lange bekannte Kontaktdermatitis auf Gummiinhaltsstoffe (Typ-IV-Allergie) ist die häufig noch verkannte Soforttypallergie auf Naturlatex (Typ-I-Allergie).
– Die allergischen Symptome reichen von lokalen Hautaffektionen bis hin zu tödlich verlaufenden systemischen Reaktionen.
– Vor allem über drei Wege der Exposition gelangt das Allergen in den Körper: über die Haut, z. B. beim Tragen von Latexhandschuhen, inhalativ über aerogene Latexpartikel, die hauptsächlich bei der Verwendung gepuderter Latexhandschuhe freigesetzt werden, bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen mit Schleimhautkontakt, hier insbesondere intraoperativ.
– Zahllose medizinische Produkte und Artikel des täglichen Lebens enthalten Naturlatex, z.B. Untersuchungs- und OP-Handschuhe, Haushaltshandschuhe, Gesichtsmasken, Einmalkittel, Kofferdam (im zahnärztlichen Bereich), Guttapercha, Luftballons, Autoreifen und viele, viele andere.
Latex-Allergiker sollten die folgenden Regeln befolgen:
- Vermeiden Sie den Kontakt mit latexhaltigen Produkten. Für die gebräuchlichsten Produkte aus Naturlatex gibt es Ersatzprodukte aus synthetischem Latex.
- Weisen Sie beim Besuch eine Arztes oder Zahnarztes auf Ihre Latex-Allergie hin. Bestehen Sie darauf als erster Patient am betreffenden Tag behandelt zu werden, um sicherzustellen, dass die Anzahl der sich in der Luft befindlichen Latex-Partikel möglichst gering ist.
- Beachten Sie, dass einige Latex-Allergiker auch Lebensmittel-Allergien haben. Die bisher mit Latex-Allergien in Zusammenhang gebrachten Lebensmittel sind Bananen, Avokados und Kastanien. Sollten nach dem Genuss dieser Lebensmittel Symptome wie Jucken im Mundbereich, lokale Schwellungen, Nesselsucht oder Kurzatmigkeit auftreten, sollten Sie diese meiden.
- Patienten die auf Latex sehr stark reagieren – die beispielsweise bei nur kurzer Berührung mit einem Ballon oder Handschuhen heftig reagieren – sollten zusätzlich folgende Regeln beachten: Tragen Sie ein Notfall-Armband mit der Aufschrift “Schwere Allergie auf natürlichen Latex”.
- Sollten Sie in Gegenden reisen, in denen medizinische Produkte nur bedingt erhältlich sind, sollten Sie eine Auswahl von sterilen Handschuhen aus künstlichem Latex in unterschiedlichen Größen mitnehmen für den Fall, dass Sie dringend ärztliche oder zahnärztliche Hilfe benötigen.
- Machen Sie sich damit vertraut, sich selbst Epinephrine (Adrenalin) zu injizieren. Die Indikation und Selbstbehandlung sollte Ihnen von Ihrem Arzt erläutert werden.
Vor einer Operation sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen und mit ihm die Notwendigkeit eines latexfreien Operationssaales besprechen.
Allergiegefahr durch Ficus Benjamini
Mehreren Veröffentlichungen in der allergologischen Literatur der letzten Zeit läßt sich entnehmen, dass für Latexallergiker die allseits beliebte Zimmerpflanze Ficus Benjamini eine ernstzunehmende Gefahr bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen darstellt. Bis zu 50% der Latexallergiker sollen auch gegen Ficus Benjamini sensibilisiert sein.
Daher kann jedem Latexallergiker, der in seinen Wohnräumen noch eine derartige Pflanze stehen hat, nur dringlich empfohlen werden, diese schleunigst daraus zu verbannen.
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Linktipps
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