Gesundheitsversorgung – Allgemeinmediziner als Manager

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Gesundheitsversorgung

Integrierte Gesundheitsversorgung bedeutet die Vernetzung zwischen den einzelnen medizinischen Versorgungssektoren. In diesem Sinne arbeiten niedergelassene Haus- oder FachärztInnen beispielsweise mit stationären Einrichtungen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Einerseits das Zusammenspielen des interdisziplinären Teams für eine rasche Behandlung am richtigen Ort, andererseits die Qualitätsoptimierung.


Eine integrierte Versorgung ist nicht zuletzt deshalb ein relevantes Thema, weil laut Berechnungen von Gesundheitsökonomen 15 bis 20 Prozent der öffentlichen Gesundheitsausgaben durch die Schnittstellenproblematik verloren gehen. “Das wichtigste für den Erfolg der integrierten Versorgung ist das flexible Eingehen auf den einzelnen Patienten, die einzelne Patientin, eine koordinierte PatientInnenführung und ein kontinuierliches PatientInnenmanagement insbesondere bei chronischen Krankheiten”, betont Univ.-Prof. Dr. Anita Rieder vom Verein “Altern mit Zukunft”.

Wie die Integrierte Gesundheitsversorgung bei chronischen Krankheiten, wie Demenz und COPD, angewendet werden kann, beschrieben die medizinischen Vertreter im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich des ersten Kongresses zur Integrierten Gesundheitsversorgung in Wien.

Integrierte Gesundheitsversorgung & Demenz

Chronische Krankheiten, wie Demenz, werden die MedizinerInnen in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen stellen, vor allen aus Sicht der immer älter werdenden Gesellschaft. Zur optimierten PatientInnenbetreuung werden fachübergreifende Standards und Leitlinien sowie Versorgungs- und PatientInnenpfade gehören. So definiert sich das Ziel des Vereins “Altern mit Zukunft” in der ganzheitlichen Gesundheitsförderung und -vorsorge im gesamten Lebensverlauf. Derzeit leiden in Österreich rund 100.000 Personen an einer Demenzerkrankung, davon 70.000 an Alzheimer-Demenz.

“Es ist offenkundig an der Zeit, integrative Konzepte zur Bewältigung der menschlichen, ärztlichen, sozialmedizinischen und ökonomischen Herausforderung zu entwickeln. Dafür ist eine kontinuierliche Aus- und Weiterbildung in der Demenzversorgung für ÄrztInnen, Pflegeberufe und BetreuerInnen der sozialen Dienste, insbesondere der Angehörigen Vertretung, ebenso Voraussetzung wie die Förderung von Memorykliniken und Gedächtnissprechstunden,” erklärt Rieder.

Integrierte Gesundheitsversorgung & COPD

“Die Behandlungsmöglichkeiten im fortgeschrittenen Stadium der COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) sind begrenzt. Daher kommt der frühzeitigen Diagnose enorme Bedeutung zu. Durch eine gezielte Behandlung ist eine Verbesserung des klinischen Verlaufs der Krankheit möglich, womit die Lebensqualität des Patienten, der Patientin gehoben wird,” erklärt Dr. Reinhold Glehr, Vorstandsmitglied der ÖGAM. In diesem Sinne hat die ÖGAM gemeinsam mit ExpertInnen der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) einen Konsensus erarbeitet, der die richtige interdisziplinäre Betreuung berücksichtigt. Die Voraussetzung für eine optimale Leistungserbringung muss auf der jeweiligen Versorgungsebene gegeben sein.

“Die für COPD gefährdeten PatientInnen kommen oft aus anderen Beratungsanlässen zuerst zur HausärztIn und werden nicht von sich aus bei einer LungenfachärztIn vorstellig. Die HausärztIn hat die Chance der Früherkennung und wird dann die weitere Betreuung des chronisch Kranken in konsequenter Zusammenarbeit mit der FachärztIn durchführen. Ziel des Konsensus war es, in einer intensiven Kommunikation eine gemeinsame Sichtweise auf die optimale Betreuung dieser PatientInnen zu finden und die gemeinsame Verantwortung für die Verbesserung der Versorgung zu finden”, führt Glehr aus.

Pro und Contra der Integrierten Gesundheitsversorgung aus Sicht der Selbsthilfegruppen

Die Selbsthilfe in ihren unterschiedlichen Organisationsformen unterstützt chronisch kranke Menschen bei der Bewältigung des Lebens mit der Krankheit. An die Stelle von Resignation, Verleugnung und gesellschaftlicher Isolation, die als zusätzliche Krankheitsrisikofaktoren wirken, tritt Aktivität, das Sprechen über Ängste und Belastungen, Enttabuisierung von Krankheiten und ein selbst bestimmender Umgang mit einer schwierigen Lebenssituation. “Das Hauptproblem in der integrierten Versorgung besteht meines Erachtens darin, dass viele unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Interessen am Prozess beteiligt sind. Die integrierte Gesundheitsversorgung wird nur dann erfolgreich sein, wenn eine offene Diskussion unter Beteiligung aller Akteure und damit auch der PatientInnen geführt wird”, erklärt Mag. Monika Maier von der Selbsthilfe Kärnten. Maier sieht die Funktion der Selbsthilfegruppen im Prozess der Integrierten Gesundheitsversorgung in erster Linie in der Mittlerfunktion: “Wir stehen als PartnerInnen zur Verfügung, wenn es um eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung geht, die effizient und damit auch finanzierbar ist.”

Integrierte Versorgung – ein Gebot der Stunde

Erste Ergebnisse aus Pilotprojekten zeigen eindrucksvoll, dass durch die integrierte Gesundheitsversorgung nicht nur das subjektive Wohlbefinden der PatientIn erheblich gesteigert werden konnte. Auch der objektive Gesundheitszustand der PatientInnen konnte gesteigert werden. Langfristig bedeutet dies, dass dadurch die steigende Qualität der Behandlung das gesamte Gesundheitssystem entlastet wird.

Rückfragen an:
ÖGAM & Verein Altern mit Zukunft
Tel.: 01-402 13 41-24 | E-Mail: [email protected]

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