Feinstaubbelastung durch Kamine, Kerzen & Räucherstäbchen

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Kamin Feinstaubbelastung

Knisterndes Kaminfeuer, flackerndes Licht – kaum jemand würde bei der heimeligen und romantischen Atmosphäre an Feinstaubbelastung denken. Und doch zählen offene Kamine, neben Zigarettenrauch, Räucherstäbchen und Kerzen zu den häufigsten Feinstaubquellen in Innenräumen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es für Panikmache keinen Grund gibt, zu unterschätzen ist die unsichtbare Gefahr allerdings auch nicht.


Feinstaubbelastung durch Kamine, Kerzen & Co. – Artikelübersicht:

Winter für Winter wiederholen sich die Meldungen über steigende Feinstaubbelastung in Österreichs Städten. Zu den üblichen Industrie- und Verkehrs-Emmissionen gesellen sich dann noch Emmissionen aus Heiztätigkeit, sowie Staubbelastung durch Rollsplit. Das Grenzwerte aber auch in den eigenen vier Wänden zuweilen dramatisch überschritten werden, geht in der öffentlichen Diskussion oftmals völlig unter.

Feinstaub-Fakten

Jeden Winter gehen die Emotionen hoch, wenn sich mit Feinstaub belastete Luft in den Tälern und Becken der Ballungszentren sammelt. Die Meinungen über Ursachen und notwendige Maßnahmen gehen in der Debatte weit auseinander. Oft wird eine Verursachergruppe gegen die andere ausgespielt. Doch wer sind die tatsächlichen Verursacher der Feinstaub-Emmissionen in Österreich?

39,7 % Kleinverbraucher (Haushalte)
38,2 % Industrie und Maschinen
7,5 % Landwirtschaft
5,2 % Diesel-PKW
5,1 % LKW und Busse
4,3 % Heiz- und Kraftwerke

Die Bezeichnung Feinstaub beschreibt winzige (kleiner als zehn Mikrometer) Ruß-, Rauch- und Staubpartikel (PM 10), die oft durch Verbrennung erzeugt werden und – wenn sie tief eingeatmet werden – die Lunge schädigen und Allergien auslösen können. Aufgrund seiner schädlichen Wirkung darf der Anteil von Feinstaub in der Außenluft in Europa nicht über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft steigen (50 µg/m3).

Private Haushalte und Industrie erzeugen fast drei Viertel des Feinstaubs, rund 10 Prozent stammen vom Straßenverkehr. Es zeigt sich also recht klar, dass Verkehrs-Emmissionen einen zwar nicht unwesentlichen, aber nicht überwiegenden Anteil an der Belastungsproblematik haben.

Kamine, Kerzen & Räucherstäbchen

Während der Feinstaubausstoß bei Diesel-PKW durch die Partikelfilter-Technologie weiter zurückgeht, bleiben private Haushalte mit Einsparungen zurück. Völlig unterschätz werden enorme örtliche Belastungen in geschlossenen Räumen, verursacht etwa durch Zigarettenrauch, Ofen- und Kaminfeuer, sowie Kerzen und Räucherstäbchen.

Die mit Abstand stärksten Feinstaubbelastungen in Räumen werden allerdings durch das Rauchen verursacht: Messungen haben gezeigt, dass die durchschnittliche Feinstaubbelastung in Raucherwohnungen bis zu dreimal höher sein kann als die Aussenluftbelastung. Rauchen kann die PM10-Belastung in einer Wohnung langfristig um 20 bis 50 µg/m3 anheben. Kurzfristig können gar Spitzenkonzentrationen von über 1000 µg/m3 auftreten. Das ist das Zwanzigfache des Tagesgrenzwerts für PM10 in der Aussenluft (50 µg/m3).

So stimmungsvoll offene Kamine, Kerzen und Räucherstäbchen gerade in der kalten Jahreszeit auch sein mögen, so sehr kann auch ihr unbedachter Einsatz zu ernsthaften Belastungen für den Organismus werden. Ist man dem Feinstaub, zum Beispiel durch einen Kamin im heimischen Wohnzimmer dauerhaft ausgesetzt, können verschiedene akute und chronische Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und Krebserkrankungen die Folge sein.

Viele oder stark russende Kerzen und ganz besonders Räucherstäbchen belasten die Raumluft ebenfalls mit Feinstaub. Beim Abbrennen von Räucherstäbchen können Spitzenbelastungen bis zu mehreren hundert Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Raumluft entstehen. Zudem können bei vielen Räucherstäbchen durch das langsame Verglühen ihrer Bestandteile (ein Mix aus Sägemehl, Harz und Aromastoffen) zusätzlich auch Schadstoffe wie Benzol und Formaldehyd freigesetzt werden. Damit belasten Räucherstäbchen die Luft ebenso wie Tabakrauch, von einer “Reinigung” der Luft, wie das Abbrennen der duftenden Stäbchen oft bezeichnet wird kann also keine Rede sein.

Auch brennende Kerzen können insbesondere die Anzahl der kleinsten Feinstaubpartikel um das 10- bis 20-fache erhöhen. Außerdem bleibt der durch Kerzen verursachte Feinstaub sehr lange in der Luft, weshalb die Belastung über mehrere Stunden vergleichsweise hoch sein kann. Natürlich muss deshalb nicht vollkommen auf Kerzen & Co. verzichtet werden, es sollten jedoch einige Tipps beachtet werden. Vor allem sollte die Dauer der Belastung möglichst gering ausfallen.

Wie sie die Feinstaubbelastung der Innenraumluft senken können

  • Nutzen sie Räucherstäbchen nicht in kleinsten Räumen (WC) während sie sich selbst darin aufhalten, die Belastungen sind enorm.
  • Wer auf Räucherstäbchen nicht gänzlich verzichten will, muss auf die Qualität der Produkte achten. Vorsicht ist oft bei billigen indischen Räucherstäbchen geboten, denn sie enthalten oft synthetische Geruchsstoffe wie Moschus-Ambrette, die bei Ratten zu Schädigungen des Nervensystems geführt haben und deshalb in Kosmetika mittlerweile verboten sind. Eine Alternative sind teurere japanische Räucherstäbchen, die in der Regel aus sehr edlen Duftstoffen und Hölzern bestehen.
  • Auf heimeliges Kerzenlicht muss man auch in Zukunft nicht verzichten: sehen sie aber vom täglichen Gebrauch ab, gönnen sie sich nur ein- zweimal in der Woche das romantische Lodern für wenige Stunden und lüften sie dannach gut die Räumlichkeiten. Zudem gibt es seit kurzem neben den bekannten “elektrischen Kerzen” auch Wachskerzen mit einem LED-Leuchtmittel an Stelle eines Dochts an. Ob der Einsatz solcher Alternativen hinsichtlich ökologischer Faktoren allerdings ratsam ist bleibt dahingestellt.
  • Lassen sie die Funktion von Raumheizgeräten wie Holzöfen, Schwedenöfen und Kaminen regelmäßig überprüfen: Sind Gerät und Abgasleitungen dicht? Ziehen die Abgase richtig ab? Nehmen sie das Belastungspotenzial dabei nicht auf die leichte Schulter. Holzfeuer-Feinstaubpartikel enthalten kaum lösliche Metalle und ungewöhnlich viele polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese sind nachweislich krebserregend. Außerdem sind die Partikel von Holzfeuer so klein, dass sie besonders leicht tief in die Atemwege eindringen können und dort gehörigen Schaden – vor allem bei Kindern – anrichten können.

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Quellen:

¹ ÖAMTC (Zahlen: 2010)
² Schweizer Bundesamt für Gesundheit BAG

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