Medizinlexikon: das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber)
Das Epstein-Barr-Virus (EBV), oftmals unrichtig Epstein-Bahr-Virus bzw. Eppstein-Bahr-Virus geschrieben, ist ein weltweit verbreitetes, humanpathogenes Virus aus der Familie der Herpesviren und wurde 1964 in London von M. A. Epstein und Y.-M. Barr entdeckt.
Bei Infektion im Säuglings- oder Kleinkindesalter treten in der Regel keinerlei Symptome auf, die Infektion verläuft unbemerkt. Mit steigendem Alter nimmt die Schwere der Erkrankung zu und führt zum Krankheitsbild der infektiösen Mononukleose.
Diese Erkrankung ist auch unter den Namen Pfeiffersches Drüsenfieber, Studentenkrankheit bzw. Kissing-Disease bekannt. Das Virus wird hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion bzw. Kontaktinfektion auf oralem Wege, also vorwiegend über den Speichel, übertragen. Daher stammt auch die Bezeichnung “kissing disease” – Kusskrankheit. Seltener findet eine genitale Übertragung, z. B. durch Geschlechtsverkehr, statt, noch seltener ereignen sich Übertragungen im Zuge von Transplantationen oder Bluttransfusionen.
Übertragung
In der Regel wird das Virus durch Küssen oder andere Speichelkontakte, wie gemeinsames Benutzen von Gläsern oder Besteck, übertragen. Auch durch Kontakt von Kleinkindern untereinander finden Übertragungen statt, z.B. durch Austausch von Spielzeug, das mit Speichel in Berührung gekommen ist. Diese möglichen Übertragungswege für eine überaus hohe Infektionswahrscheinlichkeit. Im Alter von 4 Jahren sind bereits etwa 50 % der Kinder infiziert, im Alter von 20 Jahren 90 % und im Alter von 50 Jahren 99 %. Somit wird praktisch jeder Mensch im Laufe seines Lebens vom EBV befallen. Eine Infektion mit dem EBV ist also eher der Normalzustand als die Ausnahme und noch keineswegs mit einer “Erkrankung” gleichzusetzen.
Infektionsfolgen
Bei jugendlichen oder erwachsenen Infizierten kommt es in 30 – 60 % aller Fälle zum Ausbruch einer infektiösen Mononukleose, des sogenannten Pfeifferschen Drüsenfiebers. Jeder Infektion folgt im Normalfall eine lebenslange Resistenz gegen diese Krankheit, das Virus verbleibt für das restliche Leben im Körper. Dort liegt es in der Regel in einer Art “Schlummerzustand” (Latenz) vor. Aus diesem Schlummerzustand kann es reaktiviert werden, so dass wieder neue Viren gebildet werden. Dabei treten verschiedenartige mehr oder weniger schwerwiegende Krankheitserscheinungen auf.
Das EBV gilt als eindeutige Ursache der infektiösen Mononukleose, es wird jedoch noch mit verschiedenen anderen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht, wie dem Burkitt-Lymphom, einer Tumorerkrankung, die zu den hochmalignen Non-Hodkin-Lymphomen zählt. Maligne Lymphome sind bösartige Tumore, die aus Lymphozyten, also Zellen des lymphatischen Gewebes, bestehen und werden im Volksmund oft – nicht ganz korrekt – als “Lymphdrüsenkrebs” bezeichnet.
Weitere dem EBV zugerechnete Erkrankungen sind z. B. das Nasopharynxkarzinom (Tumor im Nasen-Rachen-Raum, v. a. in Süd-Ost Asien vorkommend), sowie verschiedene andere Formen von Lymphomerkrankungen (Lymphknotenkrebs). Eine hohe Ausbruchsrate von Folgeerkrankungen aufgrund des Epstein-Barr-Virus ist bei Patienten mit einem schwerwiegend geschwächten Immunsystem gegeben, etwa bei Transplantationspatienten oder solchen mit bereits ausgebrochener AIDS-Erkrankung.
Pfeiffersches Drüsenfieber / infektiöse Mononukleose
Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, meist sind jedoch Kinder zwischen vier und 15 Jahren betroffen. Nur selten ist die Erkrankung gefährlich, meistens verläuft sie mild. Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 7 Wochen und geht häufig mit uncharakteristischen Veränderungen des Allgemeinbefindens wie Abgeschlagenheit einher. Danach treten die Hauptsymptome, Fieber und Lymphknotenschwellungen, auf – letztere waren übrigens ausschlaggebend für die Bezeichnung „Drüsenfieber“. Eine Diagnose kann aufgrund dieser typischen Hauptsymptome sowie einer Laboruntersuchung erstellt werden.
Bei Kindern wird das Pfeiffersche Drüsenfieber oft nicht erkannt, da häufig lediglich schwaches Fieber und Müdigkeit auftreten, und die Krankheit nur relativ kurze Zeit andauert. Bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann sich die Erkrankung allerdings auf einen längeren Zeitraum ausdehnen, wobei sich die Behandlung auf die meist grippeähnlichen Symptome konzentriert. Eine Antibiotika-Therapie ist, da es sich um eine Viruserkrankung handelt, als direkte therapeutische Maßnahme nicht hilfreich. Vielmehr wird üblicher Weise Bettruhe verordnet, allenfalls begleitet von fiebersenkenden Medikamenten. Eine ursächliche Therapie des Pfeifferschen Drüsenfiebers ist bisher nicht möglich. Lediglich gegen bakterielle Folgeinfektionen werden bisweilen Antibiotika eingesetzt.
Eine Infektion mit dem Epstein-Barr Virus kann durch eine Blutuntersuchung (Antikörperbestimmung oder Nachweis des Erbmaterials des Virus) festgestellt werden. Da praktisch alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit dem EBV infiziert werden, kann der Nachweis des Epstein-Barr-Virus als Normalbefund betrachtet werden und sollte nicht weiter beunruhigen. Eine Interpretation eines solchen Befundes jedoch sollte, wie auch bei anderen virologischen Befunden, ausschließlich einem Fachmann überlassen werden.
Einen Impfstoff gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es bisher nicht, Vorbeugung ist – theoretisch – durch Vermeidung des Kontakts mit infizierten Personen möglich.
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Linktipps
– Kleiner Ratgeber für Patienten zu Epstein-Barr-Virus
– Pfeiffersches Drüsenfieber – ein Überblick
– Kinderkrankheiten
– Küssen als Medizin
Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!
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