Hepatitis – eine Erkrankung mit vielen möglichen Ursachen

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Hepatitis - Gelbfärbung der Augen

In dieser Folge unseres Frühjahrs-Schwerpunkts zum Thema Leber befassen wir uns mit den vielfältigen Formen der Hepatitis. Der Begriff Hepatitis bezeichnet generell eine Entzündung der Leber, dass eine solche nicht nur durch die klassischen Hepatitis-Viren ausgelöst werden kann, ist in der Bevölkerung jedoch nur wenig bekannt. Das Fortschreiten einer Hepatitis ist in jedem Fall mit ernsten Folgen für das gesamte Organsystem verbunden.


Kommt es zu einer Entzündung der Leber, erfahren die vielfältigen Aufgaben der größten Drüse im menschlichen Körper ernsthafte Einschränkungen, die in letzter Konsequent lebensbedrohend oder mit der Notwendigkeit einer Transplantation verbunden sein können. Im Laufe der Entzündung treten neben anderen üblicher Weise folgende Symptome auf:

  • Leberzellen sterben ab, Lebergewebe wird durch Bindegewebe ersetzt. Dieser Prozess ist in der Regel nicht umkehrbar.
  • Der Leberstoffwechsel ist gestört, es kommt zur Gelbsucht (Ikterus), zu gestörtem Energiestoffwechsel und höherer Blutungsneigung.
  • Die Leistungsfähigkeit des Betroffenen ist stark eingeschränkt.
  • Erhöhte Entzündungsanzeichen wie Fieber und Blutsenkung treten auf.
  • Es kann zu einem gestörten Abbau von Ammoniak und in weiterer Folge zur Hepatischen Enzephalopathie kommen, was im Extremfall, dem Totalausfall der Entgiftungsfunktion des Organs, in einem Leberkoma münden kann.

Ebenso vielfältig, wie die Ursachen einer Hepatitis sein können, ist deren möglicher Verlauf. Auch der Schweregrad der Symptome variiert in Abhängigkeit von der Ursache, aber auch von individuellen Faktoren des Betroffenen.

Ursachen

Neben den bekannten durch klassische Hepatitis-Viren verursachten Formen, denen wir uns im Anschluss widmen, kann eine Hepatitis aus einer Reihe von Ursachen herrühren:

  • Sie kann als Steatohepatitis Folge einer – alkohol- oder nicht-alkoholbedingten – Fettlebererkrankung sein.
  • Mögliche Auslöser sind Bakterien, Pilze, Parasiten oder andere als die klassischen Hepatitisviren: etwa Herpes-Viren, Salmonellen, oder Spulwurmbefall.
  • Hepatitis kann als Folge einer Vergiftung auftreten. Wichtige in Frage kommende Auslöser sind hoher Alkoholgenuss oder Drogenkonsum, aber auch die langfristige Einnahme von Medikamenten, oftmals von Antirheumatika wie Diclofenac. Selbst Pilzvergiftungen können eine Hepatitis auslösen.
  • Die Autoimmunhepatitis ist eine chronische Hepatitis-Form, bei der das Immunsystem des Körpers die Leberzellen angreift und die Leber mit einer Entzündung reagiert.
  • Auch die sogenannten Speicherkrankheiten, bei denen gewisse Substanzen wie Kupfer oder Eisen nicht ausgeschieden werden können, kommen als Hepatitis-Auslöser in Betracht.
  • Schließlich können Verletzungen der Leber durch mechanische Einwirkung, etwa aufgrund von Unfällen, Auslöser einer Hepatitis darstellen.

Arten der Virushepatitis

Die häufigste Ursache einer Hepatitis ist eines der klassischen Hepatitis-Viren. Die entsprechenden Erkrankungsformen werden mit den Großbuchstaben A bis E bezeichnet. Dies soll jedoch keineswegs darauf hindeuten, dass es sich um gleichartige Erkrankungen handelt, denn Verbreitung, Verlauf und Therapiemöglichkeiten weichen stark voneinander ab.

Lange Zeit waren Virus-Hepatitiserkrankungen nicht therapierbar, erst Ende der 60er Jahre kamen Impfstoffe gegen Hepatitis B auf den Markt. Gleichzeitig begann die Medizin, Hepatitis mit der damaligen „Wunderwaffe“ Interferon zu behandeln, jedoch mit sehr geringer Erfolgswahrscheinlichkeit bei gleichzeitig enormen Nebenwirkungen. Erst in der 1990er Jahren hat man erkannt, dass man eine Kombinationstherapie benötigt, um Hepatitis besser behandeln zu können.

Hepatitis A

Die Verbreitung der Hepatitiserkrankungen steht in Zusammenhang mit den Eigenheiten des jeweiligen Virus und dem Lebensumfeld der Menschen. So ist Hepatitis A eine typische „Reisekrankheit“, die vor allem in Ländern mit niedrigem hygienischen Standard auftritt, wo die Trennung von Trinkwasser bzw. Lebensmitteln und Fäkalien nicht ausreichend gewährleistet ist.

„Das ‚Gute’ dabei ist: man kann sich mit einer Impfung schützen“, so Prof. Ludwig Kramer, Leberspezialist und Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses Hietzing in Wien. „Außerdem verläuft die Hepatitis A niemals chronisch und letztendlich zumeist harmlos“. Die Hepatitis A muss in der Regel nicht behandelt werden, weil sie selbstlimitierend ist und keine schwere Folgeerkrankung oder gar Leberzirrhose nach sich zieht.

Hepatitis B

In Mitteleuropa sehr selten, jedoch weltweit die häufigste Virusinfektion überhaupt ist die Hepatitis B. Sie galt früher als typische „Ärztekrankheit“, denn sie wird durch Blut oder Blutprodukte übertragen. Seit den späten 60er-Jahren ist jedoch ein Schutz durch Impfungen möglich, weshalb die Hepatitis B meist nur noch von Einwanderern nach Mitteleuropa „mitgebracht“ wird. Zur Risikogruppe für Übertragungen innerhalb Europas zählen vor allem Drogenabhängige.

„Die Hepatitis B“, so Prof. Kramer, „besitzt den ‚Nachteil’, dass das Virus nicht komplett aus dem Körper eliminiert werden kann, weil es in jeder Leberzelle und in anderen Zellen des Körpers eine Art ‚Sicherheitskopie’ anlegt, die bei Phasen schlechter Immunlage wieder herauskommen kann“. Doch die meisten Fälle zeigen sich letztendlich auch hier selbstlimitierend, wenn die Erkrankung in selteneren Fällen auch chronisch verlaufen kann, was bei hoher Virenkonzentration im Blut zur Leberzirrhose oder einem Lebertumor führen kann. Die Medizin trachtet daher danach, durch den Einsatz von antiviralen Substanzen die Neubildung des Virus entsprechend einzudämmen.

Hepatitis C

Die Hepatitis C ist die in Mitteleuropa häufigste Virus-Hepatitis. Hepatitis C wird meistens durch Blutprodukte, Blutkonserven oder Operationen übertragen und hat eine hohe Neigung, chronisch zu verlaufen. Hepatitis C führt daher häufig zu einer nachhaltigen Zerstörung von Lebergewebe bzw. zu einer Leberzirrhose. Dennoch ist Hepatitis C heute besser behandelbar als früher. Prof. Kramer:

„Bei der Therapie der Hepatitis C ist – im Gegensatz zur Hepatitis B – die komplette Entfernung des Virus und der befallenen Leberzellen das Ziel. Dazu braucht man die Kombination einer Therapie, die den Stoffwechsel des Virus beeinträchtigt mit einer Immuntherapie, dem Interferon bzw. heutzutage dem pegylierten Interferon oder anderen neueren Interferon-Formen, die eine höhere Wirkung gegenüber dem Virus besitzen“. Eine weitere Generation neuer Medikamente, die als dritter Bestandteil der Kombinationstherapie hinzukommt, stoppt die Vermehrung des Virus durch Blockade von Enzymaktivitäten. „In Zukunft wird vermutlich auf Interferon, das auch einige Nebenwirkungen hat, verzichtet werden können. Noch sind wir allerdings nicht ganz soweit“, so Prof. Kramer.

Hepatitis D und E

Hepatitis D ist eine Viruserkrankung, an der lediglich von Hepatitis B Betroffene erkranken können und die nur in bestimmten Regionen stark verbreitet ist. Letzteres gilt auch für Hepatitis E, einer der Hepatitis A ähnlichen, jedoch wesentlich gefährlicheren Viruserkrankung.

Nächste Folge: Leberzirrhose

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Linktipps

– Die Leber: Aufbau, Funktion, Erkrankungen
– Erhöhte Leberwerte
– Lebertumore – Symptome, Diagnose, Behandlung und Prognose
– Leber (Mann) | Körperatlas
– Fettleber
– Leberzirrhose muss nicht vom Alkohol kommen

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