Quendel | Heilpflanzenlexikon
Der Quendel war eine jener Heilpflanzen, die von Hildegard von Bingen am meisten geschätzt wurde. Sie meinte: „Ein Mensch, der krankes Fleisch (Hautkrankheiten) hat, sollte Quendel essen, und sein Körper wird innerlich gereinigt und geheilt.“
Der Quendel war aber schon lange vor Hildegard von Bingen bekannt. So schrieb etwa Plinius, dass der Quendel schon um 200 v.Chr. Bestandteil des Theriaks, einem Antidot (Gegengift), war.
Heute findet der Quendel vor allem in Kräutersäften zur Behandlung von Husten Verwendung, oder er wird in Hautcremes wie einst bei Hildegard von Bingen gegen Hautunreinheiten eingesetzt.
Der Quendel ist ein immergrüner, bodenbedeckender Halbstrauch und gehört zur Familie der Lippenblütler. Sein Geschmack ist würzig und bitter, sein Geruch leicht zitronartig.
Der botanische Name „Quendel“ ist genau genommen nicht eindeutig, denn Quendel bezeichnet keine Art, sondern eine Gattung. Der Quendel selbst wird botanisch als Thymus bezeichnet. Unter Thymus gibt es nun die verschiedensten Thymian-Arten, welche man früher unter der Bezeichnung Thymus serpyllum zusammenfasste. Spricht man von dem Quendel, so ist auch heute zumeist die Thymus-Art „Sand-Thymian“ mit dem wissenschaftlichen Namen „Thymus serpyllum“ gemeint. Eine weitere bedeutende Art ist der „Gemeine Thymian“, „Thymus pulegioides“.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name (der Gattung): Thymus
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Wuchshöhe: bis zu 20 cm, in Ausnahmefällen bis zu 60 cm
- Farbe der Blüten: Rosa, Purpurrot bis Violett
- Sammelzeit: Mai bis September
- Vorkommen: fast in ganz Europa, Nordafrika
- Standorte: sonnig; trockene, felsige oder sandige Böden
- verwendete Pflanzenteile: Blätter, Kraut
Synonyme
Arznei-Thymian, Bergthymian, Betony, Chölm, Breitblättriger Thymian, Feldbulla, Feldkümmel, Feldpoley, Feldpolle, Feldthymian, Froschpoley, Geismajoran, Gemeiner Thymian, Geschwulstkraut, Gewöhnlicher Thymian, Grundling, Gundel, Gundelkraut, Hollaien, Hühnerbolle, Hühnersalbe, Immenkraut, Kandelkraut, Kandlkraut, Keale, Kinderkraut, Kostenz, Kounala, Kranzlkraut, Kuddelkraut, Kudelkraut, Kückenkümmel, Kümmlingskraut, Kundelkraut, Kundenkraut, Kunderle, Kunela, Liebfrauenbettstroh, Marienbettstroh, Quandl, Quendelthymian, Quendel-Thymian, Quenula, Rainbadkraut, Rainkinderle, Rainkümmel, Rauschkraut, Sandthymian, Sand-Thymian, Violetter Bohler, Wilde Meron, Wilder Polei, Wilder Thymian, Wilder Zimt, Wurstkraut, Zitronenquendel, Zymsi
Wirksame Inhaltsstoffe
ätherische Öle und deren Bestandteile (Borneol, Camphen, Carvacrol, Citronellol, Geraniol, Pinen, Terpineol, Thymol), Bitterstoff, Flavonoide (Flavone), Gerbsäure, Gerbstoffe
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Der Quendel wirkt antibakteriell, appetitfördernd, beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, geburtserleichternd, krampflösend, menstruationsfördernd, schleimlösend und schweißtreibend. Ebenso wirkt er sich positiv auf die Atemwege, die Haut, das Nervensystem und den Bewegungsapparat aus. Auf folgenden Gebieten findet der Quendel daher Anwendung:
- Asthma
- Blähungen
- Blasenleiden
- Bronchitis
- Durchfall
- Ekzeme
- entzündete Wunden
- Epilepsie
- Erkältung
- Erysipel (Rotlauf)
- Frauenheilkunde
- Gelenkschmerzen
- Gicht
- Gürtelrose
- Katarrhe der oberen Atemwege
- Halsentzündung
- Heiserkeit
- Husten
- Hustenkrampf
- Keuchhusten
- Koliken
- Luftröhrenkatarrh
- Magenbeschwerden
- Mundgeruch
- Nierenerkrankungen,
- Periodenkrämpfe
- Prellungen
- Quetschungen
- Reizhusten
- Rheuma
- Schlaflosigkeit
- schlecht heilende Wunden
- Schnupfen
- Sodbrennen
- Unterleibskrankheiten
- Verdauungsschwäche
- Verdauungsstörungen
- Verrenkungen
- Verstauchungen
- Wechseljahrsbeschwerden
Dosierung und Anwendung
Der Quendel findet als Tee oder als Tinktur Verwendung. Auch als Küchengewürz (z. B. als Salatbeigabe oder als Gewürz für fette Speisen) kann er genutzt werden. Insbesondere bei schweren Fleischgerichten erleichtert der Quendel die Verdauung.
Tee:
1 EL Kraut mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten abseihen. Davon täglich 3 x 1 Tasse trinken.
Tinktur:
20 g Kraut mit 150 ml 70 %-igem Alkohol übergießen, in ein gut verschließbares Gefäß füllen und nach 10 Tagen abseihen. Davon nimmt man 2 x täglich je 20 Tropfen verdünnt ein.
Warnhinweise
- Während der Schwangerschaft und Stillzeit, sowie bei Kindern unter 12 Jahren nicht ohne ärztlichen Rat anwenden.
- Nicht bei Überempfindlichkeit gegenüber Thymian oder Lippenblütengewächsen anwenden.
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
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