Luzides Träumen zur Bewältigung von Albträumen

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Träume, Luzides Träumen, Albträume

Der Mensch träumt nicht nur nahezu täglich, sondern fast in jeder Phase des Schlafs. Denn unsere Seele braucht Träume, um das täglich Erlebte zu verarbeiten. Doch nicht nur Albträume, auch mangelnder oder schlechter Schlaf und die damit verbundene Zerstückelung der Traumphasen können unser Leben negativ beeinflussen.


Menschen träumen täglich etwa 2 Stunden lang. Egal, ob sie uns den Schlaf rauben, ob im Traum geheime Fantasien ausgelebt werden, oder einfach nur das Erlebte verarbeitet wird – Träume sind notwendig für unsere psychische Gesundheit. Größtenteils erinnern wir uns ja auch an unsere Träume. Prof. Brigitte Holzinger vom Institut für Bewusstseins- und Traumforschung weiß, dass es unzählige Definitionen für das „Träumen“ gibt und erklärt ihre Sichtweise so: „Ich selber bezeichne Träume gerne als Gefühle, dargestellt in bewegten Bildern unter der Bedingung des (REM-)Schlafs. Meine Ansicht ist, dass Träume eine kleine Psychotherapie sind, die uns dabei helfen, möglichst gut mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden und uns auch dabei helfen, uns zu entwickeln.“, beschreibt die Psychologin.

Was wir im Wachen erleben, verfolgt uns oft bis in unsere Träume. Es gibt aber keine Richtlinien, wie Träume übersetzt werden können, allerdings gehen Traumforscher davon aus, dass, je komplizierter der Traum ist, desto tiefer die Probleme des Träumenden festsitzen. Ob jeder Mensch anders träumt oder sich die Inhalte für spezifische Problemverarbeitungen ähnlich darstellen, ist noch nicht erforscht. „Es gibt vermutlich typische Trauminhalte für typische Situationen. Ob Menschen unterschiedlich träumen, können wir nicht mit Sicherheit beantworten, aber ich denke, dass ein Mensch unterschiedlich träumen kann“, so Holzinger.

Wenn Schlafstörungen aggressiv machen

Wie wichtig Träume für unsere Psyche sind, ist Thema zahlreicher Studien. Immerhin „verschläft“ jeder Erwachsene etwa 30 Prozent seiner gesamten Lebenszeit. Neurophysiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Träume nicht nur in der REM-Phase stattfinden, sondern unseren Schlaf ständig begleiten. Um Träume zu verstehen, muss also die ganze Schlafphase untersucht werden und nicht nur einzelne Abschnitte. Eine der Studien beschäftigte sich mit den Auswirkungen eines regelmäßig unterbrochenen Schlafes. In der Langzeituntersuchung wurden die Testpersonen immer wieder in der REM-Phase geweckt. Bereits nach wenigen Tagen waren die Probanden wesentlich nervöser, aggressiver, wurden zum Teil aber auch depressiv.

Wenn Albträume zum Problem für die Lebensqualität werden

Selbst Albträume sind für die Seele notwendig, um mit dem Erlebten umzugehen, sie können das Leben allerdings auch negativ beeinflussen. Normalerweise treten sie während der REM-Phase auf und finden ihr abruptes Ende zumeist, indem der Träumende völlig verschwitzt, manchmal sogar paralysiert, aus dem Schlaf schreckt. „Albträume sind prinzipiell ein Versuch, Unbewältigtes zu bewältigen. Deren Bewältigung ist entlastend. Es gibt keinen Richtwert, ab wann Albträume krankheitswertig sind, es liegt also am Leidensdruck der Betroffenen, wann sie Hilfe suchen. Unser Zugang zur Bewältigung der Albträume ist das luzide Träumen“, erklärt Holzinger. Die Wissenschaftlerin hat speziell zum Thema Traumverarbeitung und luzides Träumen das Buch „Anleitung zum Träumen“ (Verlag Klett-Cotta, 2007) verfasst.

Ein Eingreifen in das Traumgeschehen ist möglich

Luzides Träumen bezeichnet Klarträume, in denen man die Handlung selbst beeinflussen, also in das Traumgeschehen eingreifen kann. Der Schlafende wird sich im Traum bewusst, dass er träumt und dass es sich keineswegs um die Wirklichkeit handelt. Dies herbeizuführen, ist nach Meinung von Therapeuten wie Brigitte Holzinger erlernbar, es soll mit dieser Technik eine Einflussnahme des Träumenden auf den Trauminhalt ermöglicht werden. In einer Studie mit 32 Personen über einen Zeitraum von sechs Monaten zeigte Holzinger, dass sich bei einer Einflussnahme der Testpersonen auf ihre Träume die Schlafqualität signifikant verbesserte und die Häufigkeit der Albträume abnahm. Bei allen Teilnehmern hat sich die subjektive Schlafqualität deutlich erhöht und die Albtraumhäufigkeit signifikant verringert „Jedoch ist dieser Effekt bei denen, die das luzide Träumen erlernen konnten, deutlicher und vor allem nachhaltiger“, so Holzinger. Mehr als der Hälfte der Versuchspersonen war es möglich, im Zuge der Studie diese Technik für sich nutzbar zu machen.

[ameis]

Quelle:
Institut für Bewusstseins- und Traumforschung

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Traumtherapie
Krankheitslexikon: Schlafstörungen

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