Pilzerkrankungen (Mykosen) | Krankheitslexikon

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Pilzinfektionen (Mykosen)

Pilzinfketionen wie Hautpilz, Nagelpilz und sonstige Mykosen sind häufig. Drei von vier Frauen erkranken mindestens einmal im Leben an Scheidenpilz, viele auch wiederholt. Was tun?


Pilzinfektionen können an unterschiedlichen Teilen des Körpers auftreten. Zumeist sind sie harmlos, Probleme treten nur bei einem geschwächten Immunsystem auf. Im nachfolgenden Artikel geben wir einen Überblick über die häufigsten Pilzerkrankungen, samt Informationen zur Diagnose, Therapie und Vorbeugung.

Grundlagen

Als Pilzinfektion (Fachbegriff: Mykose) bezeichnet man generell eine Infektionskrankheit, die durch einzellige Pilze (Fungi) verursacht wurde. Man kenn weit über 100.000 verschiedene Pilzarten, – sie alle brauchen einen “Wirt” als Lebensgrundlage. Für den Menschen sind allerdings nur etwa 100 von ihnen von medizinischer Bedeutung. Hier vor allem Erreger wie Dermatophyten (Hautpilze), Hefepilze (z.B. Candida) oder Schimmelpilze.

Die Einteilung erfolgt in oberflächliche Pilzinfektionen – als etwa Infektionen der Haut, der Nägel und der Schleimhäute – sowie sogenannte systemische Pilzinfektionen. Pilzerkrankungen, sind oft sehr hartnäckig. Dies liegt auch daran, dass Pilze aus einzelnen Zellen aufgebaut sind, die regelrechte Fäden ausbilden, die Pilzfäden.

Die Pilzfäden verzweigen sich und bilden widerstandsfähige Geflechte, sogenannte Myzel. Die Sporen sind jener Teil des Pilzes, der für die Vermehrung zuständig ist. Sporen haben eine Dauerform und können praktisch ohne Stoffwechsel überleben. Finden sie dann ideale Lebensbedingungen, fangen sie an zu keimen und ein Pilzgeflecht zu entwickeln.

Dabei bevorzugen sie abgestorbenes oder zumindest krankes Gewebe als Nahrungsspender. Die Ausbreitung des Pilzgeflechts und der Sporen erfolgt über die Nahrung, das Blut und die Lymphe zu einem anderen Ort transportiert werden.

Auf der äußeren Haut bevorzugen manche Pilze ein feuchtwarmes Milieu, andere lieben die behaarte Kopfhaut und die Nägel, und die dritte Gruppe befällt wahllos jede vorgeschädigte Hautstelle. Die Pilze der inneren Organe und der Schleimhäute sind oft identisch mit den Hautpilzen, nur verwandeln sie häufig ihre Form und ihre Lebensgewohnheiten, wenn sie von außen nach innen wandern.

Pilzinfektionen der Haut und der Schleimhäute

Pilzinfektionen der Haut (Dermatomykose), der Haare oder der Nägel (Nagelpilz, Nagelmykose) werden bei Menschen mit gesundem Immunsystem meistens durch Dermatophyten hervorgerufen. Der Hautpilz produziert verschiedene Erscheinungsbilder: Er kann schuppig wie Psoriasis sein, nässend wie Neurodermitis oder sich als ein juckendes Ekzem äußern.

Die Mykose kann kleine Bezirke befallen oder sich hemmungslos auf den ganzen Körper ausbreiten. Pilzinfektionen können überall auf der Haut auftreten: am Rumpf, an den Armen und Beinen, im Gesicht, unter oder in den Haaren, in der Leistengegend, an den Fußsohlen, in den Handflächen, zwischen den Fingern oder Zehen etc. – eine der häufigsten Formen des Hautpilzes ist der Fusspilz.

Auch die Schleimhäute bieten Pilzen einen idealen Nährboden. Die Einnahme von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, begünstigt dabei die Entwicklung von Pilzen! Dies gilt auch für die Entstehung von Scheidenpilzen (Vaginal-Mykosen) – hier spielen außerdem die Antibabypille sowie häufiger Partnerwechsel eine entscheidende Rolle.

Blähungen, Sodbrennen, und die Unverdaulichkeit von manchen Nahrungsmitteln, unerklärliche Schmerzen im Bauchraum, sowie schleimiger Stuhl weisen nicht selten auf eine Pilzerkrankung des Darmtraktes hin. Die Gründe dafür finden wir sehr oft in einer Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente und ganz besonders die vielen erlaubten und unerlaubten chemischen Zusätze (Lebensmittezusatzstoffe).

Hefepilzinfektionen: Als Soor oder Kandidose bezeichnet man alle Infektionen, die durch Pilze der Gattung Candida, besonders ihren Hauptvertreter Candida albicans, verursacht werden. Erkrankungen durch diesen Hefepilz äußern sich besonders in Körperfalten, am Nagelwall und an Schleimhäuten.

Candida albicans gehört bei 30-50% der Menschen zur physiologischen Haut- und Schleimhautflora. Aus diesem Grund kommt es zum Ausbruch von Soor nur, wenn sich das gesunde Gleichgewicht der Haut verändert. Obwohl sie Kandidose auch so vorkommt, tritt sie viel öfter als Folgeerkrankung auf, z. B. bei Breitbandantibiotika- oder Cortison-Therapie, Diabetes mellitus oder geschwächter Immunabwehr.

Typische Anzeichen einer Pilzinfektion der Mundschleimhaut (Candida, Soor) sind etwa:

  • Juckreiz
  • Brennen
  • Schmerzen im Mundhöhlenbereich
  • weißliche, punktförmige Stellen, die bei fortschreiten der Infektion flächenhafte, mäßig abstreifbare Beläge bilden

Bei Diabetes kann eine Pilzinfektion an den Füßen zu schweren chronischen Wunden führen. Deshalb ist eine regelmäßige Inspektion der Haut, besonders an den Füßen erforgerlich.

Beim Mundsoor befällt der Pilz Candida die Zunge und die Mundschleimhaut. Der Mund-Soor kommt häufig bei Säuglingen und Kindern vor. Pilztötende Cremes und Suspensionen helfen hier ebenso wie beim Genital-Soor. Wie bei allen Genital-Erkrankungen ist auch bei der Kandidose die Behandlung des Partners von größter Bedeutung, um einen “Ping-pong-Effekt”, bei dem sich beide immer wieder gegenseitig anstecken, zu vermeiden.

Ein hohes Risiko an einer Pilzinfektion jeglicher Art zu erkranken, tragen Menschen, deren Immunsystem – etwa durch einen allgemeinen schlechten gesundheitszustand, durch Autoimmunerkrankungen, die einnahme von Antibiotika, oder durch Faktoren wie Schwangerschaft, Alkoholmißbrauch oder schwere Grunderkrankungen (z.B. Diabetes) – geschwächt ist.

Ausbreitung, Diagnose, Therapie

Gerade in den vergangenen Jahren haben sich die Pilzerkrankungen in den westlichen Industrieländern dramatisch vermehrt, wobei es zu den unterschiedlichsten Formen kommen kann.

Dies liegt einerseits an der Zunahme antibiotischer Mittel, deren Bakterien tötende Wirkung die Hauptfeinde der Pilze vernichtet und somit einer Weiterverbreitung förderlich ist, sondern in großem Maße auch an zahlreichen Errungenschaften der modernen Technik und den Entwichlungen im Freizeitverhalten. Vor allem in Whirlpools, vielen Thermalbädern, Saunen, Duschen, Fitness-Studios und anderen feuchtwarmen Räumen fühlen sich die meisten Pilzarten sehr wohl.

Leichte Pilzerkrankungen werden oft nicht ernst genommen. Viele Menschen versuchen, den Pilzen mit frei erhältlichen Antipilzmittel auf den Leib zu rücken. Nicht immer ist das von Erfolg gekrönt. Jede Pilzinfektion hat die Tendenz der Ausbreitung und Zersetzung, das ist ihre eigentliche Aufgabe. Aus diesen Gründen kann sich eine unbehandelte Pilzerkrankung für jeden Menschen durchaus lebensbedrohend entwickeln.

Oberflächliche Mykosen sind auch häufig nicht von bakteriellen Hauterkrankungen zu unterscheiden. Deshalb ist eine Diagnosestellung oft gar nicht einfach, zudem können die gleichen Pilze verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen. Umgekehrt gilt dasselbe. Gleiche Krankheitsbilder werden oft von verschiedenen Pilzen verursacht. Das macht Mykosen zu oft sehr hartnäckigen und schwer therapierbaren Erkrankungen. Sie sollten deshalb bei Verdacht auf eine solche Erkrankung einen Arzt aufsuchen.

Zur Therapie stehen Antimykotika zur Verfügung. Bei Pilzinfektionen der Haut werden sie als Creme oder Salbe lokal auf die Haut aufgetragen. Antimykotika, haben ein breites Wirkspektrum, deshalb wirken sie auch oft, ohne eine genaue Bestimmung der Pilzart.

Es sollten vor allem Antimykotika verwendet werden, die nicht in den Blutkreislauf gelangen, um die Nebenwirkungen gering zu halten. Eine systemische Behandlung – d.h. eine Behandlung mit Antimykotika, die in den Blutkreislauf gelangen – sollte nur angewendet werden, wenn die lokale Therapie nicht wirkt.

Bei systemischen Pilzinfektionen müssen die Antimykotika meist intravenös verabreicht werden. In diesem Fall sind sie aber relativ toxisch, d. h. sie sind mit Nebenwirkungen verbunden und können – je nach dem verwendeten Präparat – Leber und Nieren schädigen.

Achtung: Pilzmittel müssen unbedingt so lange eingenommen oder angewendet werden, wie der Arzt oder die Ärztin es verordnet hat. bei vorzeitigem Abbruch der Therapie können Erreger überleben und wieder zu einer Infektion führen.

Wie kann man Pilzinfektionen vorbeugen?

  • Auf richtige Hygiene achten: Duschen ist günstiger als ein Vollbad, den Intimbereich nur mit Wasser und einer alkalifreien Seife waschen, Intimsprays oder -puder enthalten häufig Substanzen, die die natürliche Hautflora stören und sollten daher nicht verwendet werden.
  • Verzicht auf eng sitzende, scheuernde synthetische Kleidung und das sofortige Wechseln des nassen Badeanzugs im Schwimmbad.
  • Der Genitalbereich sollte nur mit einer milden pH-neutralen Seife gereinigt werden.
  • Gelegentlich wird auch eine “Antipilzdiät” empfohlen, bei der die auf Süßes versessenen Hefepilze quasi ausgehungert werden sollen. Auf alle zuckerhaltigen Lebensmittel wird hierbei weitgehend verzichtet und auch Kohlenhydratlieferanten wie Nudeln und Weißbrot stehen nur in kleinen Mengen auf dem Speiseplan.

Besonders wichtig ist, dass man sich nach erfolgreicher Therapie nicht gleich wieder irgendwo ansteckt. Pilzsporen können auf Handtüchern, Waschlappen und Unterwäsche überleben. Diese Wäsche sollte während einer akuten Pilzinfektion täglich gewechselt werden. Abkochen oder spezielle Desinfektionsmittel sind aber nicht notwendig. Ein 60-Grad-Waschgang mit Vollwaschmittel bringt alle Pilzsporen zur Strecke.

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Linktipps

– Ganzheitliche Hautbehandlung
– Hauterkrankungen durch Pilze
– Scheidenflora (Vaginalflora)
– Medikamente: Informationen über Arzneimittel als Kapseln, Pillen, Säfte, Spritzen
– Hautpflege im Sommer
– Was sind Antibiotika?

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