Hämorrhoiden | Krankheitslexikon
Nur wenige wissen, wie man sie schreibt – und für viele sind sie ein Buch mit sieben Siegeln: die Hämorrhoiden. Gerade weil dieses Thema aber so tabuisiert wird, tut Information Not, denn Hämorrhoidal-Leiden sind alles andere als selten. Was viele nicht wissen: jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Nur, wofür ?
Hämorrhoiden – Artikelübersicht:
- Interview mit Prof. Dr. Max Wunderlich
- Was sind Hämorrhoiden?
- Problem verstärktes Pressen beim Stuhlgang
- Die häufigsten Ursachen für Hämorrhoiden
- Vorsicht bei Blut im Stuhl!
- Therapie: Was kann man gegen Hämorrhoidn tun?
- Linktipps
Hämorrhoiden – Interview mit Prof. Dr. Max Wunderlich
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Was sind Hämorrhoiden?
Der menschliche Enddarm hat ein dreifaches Verschlußsystem. Es besteht aus dem äußeren Schließmuskel, den wir willentlich anspannen, wenn wir den Po zusammenpressen. Damit wir das nicht ständig müssen, gibt es zudem den inneren Schließmuskel, der automatisch geschlossen ist. Oberhalb dieses Ringmuskels sitzen sie: die Hämorrhoiden. Diese stark durchbluteten, aufgeschwemmten Gefäße dichten den Darm zusätzlich ab. Wenn wir sie falsch behandeln, fangen wir uns allerdings schnell ein Hämorrhoidalleiden ein.
Hämorrhoiden sind ein natürlicher Teil der Afterregion eines jeden Menschen. Erst wenn die knotenförmigen Ausstülpungen im Enddarm vergrößert sind, sodass Symptome auftreten – etwa Juckreiz am After, Stechen und Brennen im Afterbereich, Absonderung von Schleim, der die Unterwäsche verschmutzt, ein permanentes Fremdkörpergefühl im Afterbereich, Blutungen, Schmerzen – haben sie auch einen Krankheitswert.
Problem verstärktes Pressen beim Stuhlgang
In der Hektik unseres Alltags muss eben alles schnell gehen. Vorbei sind die Zeiten, als uns für unsere Geschäfte noch reichlich Ruhe blieb. Und so hat sich bei vielen von uns ein völlig falsches Stuhlverhalten eingeschlichen: nämlich das, was wir loswerden wollen, möglichst schnell herauszupressen. Und das ist fatal. Normalerweise entsteht bei genügender Stuhlmenge entsprechender Stuhldruck. Der innere Schließmuskel öffnet sich daraufhin reflexartig, die Hämorrhoiden können sich verkleinern – und alles flutscht problemlos heraus.
Bei zu wenig Stuhl bleibt der innere Schließmuskel zu und schnürt auch den Hämorrhoiden den Blutabfluß ab. Sie können sich also nicht entleeren und verkleinern. Pressen wir jetzt, drückt der Stuhl in Richtung Afterausgang auf die Hämorrhoiden, dehnt sie und beschädigt ihr Aufhängesystem.
Die Folge: ein Hämorrhoidal-Leiden ersten Grades. Die Hämorrhoiden vergrößern sich, ihre Schleimhaut ist oft entzündet, es kommt zu Blutungen. Beim 2. Grad haben sich die Hämorrhoiden nicht nur weiter vergrößert, sondern auch weiter zum Afterausgang verlagert, bis hin zum 3. Grad, bei dem sie während des Stuhlgangs sogar vor den Afterausgang treten können. Beim 4. Grad liegen sie ständig vor dem Anus.
Die häufigsten Ursachen für Hämorrhoiden
Die häufigsten Ursachen für Krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden) sind:
- Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten,
- Chronische Verstopfung, und damit verbunden starkes Pressen beim Stuhlgang,
- erbliche und altersbedingte Bindegewebsschwäche,
- weiters Übergewicht
- Schwangerschaften
- chronische Anwendung von Abführmitteln
Als Hauptursache für das Entstehen von Hämorrhoiden sind vor allem unsere Essgewohnheiten mit ballaststoffarmer Ernährung zu nennen. Oft besteht dazu eine Bindegewebsschwäche mit einer gleichzeitigen Neigung zu Krampfadern. Durch die kleinen Stuhlmengen wird der Enddarm nur mäßig gefüllt und die Darmwand dabei nur wenig gedehnt.
Dadurch wird die Neigung stark zu pressen verstärkt. Dies führt zu einer Erhöhung des Druckes der Blutgefäße des Darmes, und zu einer Stauung. Auch eine überwiegend sitzende Tätigkeit, Übergewicht und zu wenig Bewegung verstärken diese Faktoren.
Vorsicht bei Blut im Stuhl!
Blutungen sind zwar meist durch Hämorrhoiden bedingt, können manchmal aber auch Symptome anderer Erkrankungen des Darmtraktes, einschließlich des Mastdarmkrebses sein, und müssen entsprechend abgeklärt werden. Wer beim Stuhlgang Blutungen bemerkt und nicht zum Arzt geht, landet statt in dessen Praxis womöglich auf dem Friedhof! Denn Blut am oder im Stuhl kann immer auch ein Hinweis auf Darmkrebs sein – der unerkannt und somit unbehandelt meist tödlich endet.
Therapie: Was kann man gegen Hämorrhoidn tun?
Leichte Beschwerden durch Hämorrhoiden lassen sich gut durch Zäpfchen, Gels und Salben behandeln. Zusammen mit einer gründlichen Analhygiene – möglichst durch Säuberung mit Wasser nach dem Stuhlgang – lassen sich die Beschwerden schnell lindern. Auf feuchte Tücher oder Intimhygienemittel sollten Sie allerdings verzichten, um die Analregion nicht zusätzlich zu reizen.
Bei anhaltenden schwereren Beschwerden kommen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung in Betracht, ein Gang zum Arzt ist allerdings in jedem Fall unerlässlich. Von der Abbindung (Gummibandligatur) über Verödung (Sklerosierungstechnik) bis hin zur operativen Entfernung durch einen chirurgischen Eingriff reicht dabei die Pallette.
Um Analfissuren, Analfisteln und Abszesse zu verhindern ist eine rechtzeitiger Behandlung erforderlich. Falsche Scham ist absolut unangebracht, denn grundsätzlich gilt: je früher Sie bei Anzeichen von Hämorrhoiden und Analbeschwerden einen Arzt aufsuchen, desto besser!
Informationsstellen:
Proktologische Ambulanz für Erkrankungen des Enddarms
Franziskus Spital (ehem. KH St. Elisabeth und Hartmannspital)
1050 Wien, Nikolsdorfergasse 26-36
Telefon: 01/54 605-0
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Quelle:
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