Biologika gegen Schuppenflechte
Psoriasis ist nicht nur ein simples kosmetisches Problem, sondern beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Viele Betroffene mussten bisher leidlich erfahren, dass ihre Erkrankung hartnäckig den geläufigen Behandlungsmethoden trotzt. Für diese Patienten scheint ein Licht am Ende des Tunnels gefunden. Der Einsatz von Biologika liefert erstaunliche und vielversprechende Therapieerfolge.
Die im weltweiten Schnitt etwa 2 % von Schuppenflechte betroffenen Menschen, die diese chronisch verlaufende dermatologische Erkrankung ertragen müssen, erfahren nicht nur seelisches Leid, sondern ebenso erhebliche körperliche Behinderungen. Und sie müssen mühevolle Therapien mit etlichen Nebenwirkungen über sich ergehen lassen. Patientenbefragungen ergaben gar eine gefühlte beeinträchtigte Lebensqualität, die jener der Typ-2-Diabetes oder chronischen Lungenerkrankungen um nichts nachsteht.
Menschen, die von dieser Erkrankung betroffen sind, befinden sich nicht unbedingt im Zentrum gesellschaftsmedizinischer und öffentlicher Wahrnehmung. Doch der soziale Druck der Stigmatisierung durch Psoriasis und die damit verbundenen schweren Auswirkungen auf die Psyche der Patienten werden oftmals unterschätzt.
Nur etwa ein Viertel der Patienten spricht mit hoher Zufriedenheit auf Therapiemaßnahmen an, für etwa 20 – 30 % (manche Studien sprechen gar von 40 %) besteht eine Noncompliance bezüglich der Medikamenteneinahmen bzw. eine bereits erfolgte “Ausbehandlung”, also ein Nicht-Ansprechen auf herkömmliche Therapieformen. Es handelt sich hierbei vor allem um folgende Therapien (nach Stärke und Ausprägung der Erkrankung gereihte Basistherapien):
- Leicht: Topische Therapie – Anwendung wirkstofffreier Salbengrundlagen, Laser, Teer, Vitamin D, u. a.
- Mittel: Begleitend – Klima / Balneotherapie , Psychosoziale Therapie, UV-Behandlung
- Schwer: Ergänzend – Systemische Therapie: Medikamentöse Behandlung, Fototherapie
Zu letzterer Kategorie zählen sich auch die in der EU seit geraumer Zeit zugelassenen Biologika. Sie erweisen sich für die von schwerer Psoriasis gezeichneten High-Need-Patienten oftmals nicht nur als letzte Hoffnung, sondern als erstaunlich wirksames Mittel im Kampf gegen die Schuppenflechte.
Unter Biologika oder “Biologics”, die Kurzform von “Biological Products”, versteht man biotechnologisch hergestellte Viren, Seren, Impfstoffe, Toxine, Antitoxine, Allergene, Blut, Eiweiße und weitere Produkte, die unter Verwendung lebender Zellen gewonnen werden. In dieser unübersichtlichen, weitläufigen Gruppe der Biologika, grenzt sich eine Untergruppe ab, die gezielt zur Behandlung von Psoriasis und anderen Krankheitsbildern entwickelt wurde. Präparate der Bezeichnung “Biological Response Modifiers” (BRM), unter dem Oberbegriff “Therapeutics”, dienen der Steigerung oder Wiederherstellung der Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung von Erkrankungen und Infektionen.
Unter diesen BRMs finden sich die “Disease Modifying Anthirheumatic Drugs” (DMARDs). Und eben diese Biologics, die therapeutische Antikörper, Fusionsproteine oder Zytokine (natürliche Botenstoffe/Proteine zur Kommunikation zwischen den Körperzellen) enthalten, erweisen sich gegen Psoriasis als äußerst wirkungsvoll. Sie werden dem Körper durch Infusion oder Injektion zugeführt. Letzteres kann – subkutan – durchaus auch vom Patienten selbst durchgeführt werden, der dadurch ab und zu den Weg zum Arzt einspart.
Biologika kämpfen wesentlich effizienter und gezielter gegen die Erkrankung an als herkömmliche systemische Medikamentenbehandlungen. Die Wirkung tritt äußerst schnell ein, die Behandlung verschont den Patienten vor umständlicher Methodik und der Erfolg ist beachtlich. Bei schweren Fällen tritt eine Reduktion (bis beinahe völliger Rückgang) der sichtbaren Erkrankung ein, die (nach Studien, der zur Zeit in der EU zugelassenen vier angewandeten “Biologics” gegen Psoriasis) bei immerhin etwa 30 % liegt. Die zur Zeit zugelassenen DMARDs sind:
- “Raptiva©”, für chronische Plaque-Psoriasis
- “Enbrel©”, für chronische Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis
- “Remicade©”, für chronische Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis, gilt im Allgemeinen als das “schnellste” Medikament zur Eindämmung
- “Humira©”, für Psoriasis-Arthritis
Die Einsatzdauer variiert, ebenso die Rebound-Wirkung (Wiederkehr der Erkrankung nach Ende der Behandlung). Zu den Nebenwirkungen zählen vor allem Infektionen, wie etwa Grippe.
Einen dicker Wermutstropfen trübt jedoch ein wenig die Freude über die Behandlungserfolge: Biologika sind hochpreisige Arzneimittel (etwa 1.500 bis 2.000 Euro pro Monat) und unterliegen in ihrer Verordnung dem Wirtschaftlichkeitsgebot. Patienten, die also auf herkömmliche Therapiemethoden ansprechen bzw. diese noch nicht erfolglos durchlaufen haben, kommen meist nicht in deren Genuss.
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Quelle: S3 Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris
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Linktipps
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