Wie findet man eine gute Ordination?

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (45 Bewertungen, Durchschnitt: 4,51 Sterne von 5)

Arztgespräch in der Ordination

Erkrankungen schaffen Stress und Ungewissheit und stellen daher für den Patienten eine Ausnahmesituation dar. Deshalb ist ein solides Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten besonders wichtig.


Denn nur durch ein gutes kommunikatives Zusammenspiel ohne Vorbehalte und Tabus zwischen Arzt und Patienten ist ein schneller und effizienter Diagnose- und Therapieprozess überhaupt erst möglich. Leider trifft dies in der Praxis weniger häufig zu als wünschenswert. Sind auch Sie auf der Suche nach dem zu Ihnen passenden Arzt? Hier einige Qualitätskriterien, die Ihnen dabei helfen sollen, eine Ihren Bedürfnissen entsprechende Ordination auszuwählen.

Wie findet man eine gute Ordination? – Artikelübersicht:

  • Einleitung
  • Patienten informieren, Ärzte zur Reflexion ermutigen
  • Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?
  • Tipps für den Arztbesuch
  • Linktipps zum Thema Arztpraxis-Check

Noch nie waren die Voraussetzungen für mündige Patienten besser als heute: Zeitschriften, Radio, Fernsehen, aber auch die neuen Medien bieten eine Fülle an Informationen, die sowohl für Ärzte als auch Patienten von großem Nutzen sein könnten.

Allerdings trägt bereits der schiere Umfang an Informationen bei beiden Gruppen eher zur Verunsicherung als zur Aufklärung bei, denn alleine die Unterscheidung von relevanten und unnötigen Auskünften nimmt viel Zeit in Anspruch. Zudem sind gerade in Onlinemedien oftmals widersprüchliche Informationen enthalten, weswegen Patienten nicht selten mit völlig falscher Wissenslage einen Arzt aufsuchen.

Vielleicht ist auch dieser Umstand dafür verantwortlich, dass die heimische Standesvertretung der Ärzteschaft nur sehr zaghaft Initiativen zur Förderung der Mündigkeit von Patienten setzt. Während die deutsche Ärztekammer bereits vor geraumer Zeit ein Internet-Portal eingerichtet hat, in dem Patienten Ärzte bewerten können, sucht man in Östereich Ähnliches von offizieller Stelle noch vergebens.

Doch verstärkte Aktivitäten von Patientenanwälten, aber auch vom Gesundheitsministerium zeigen Wirkung und dürften langsam zu einem Meinungsumschwung bei den Ärztevertretern führen.

Die Mehrheit der niedergelassenen Ärzte weiß längst um die Vorteile aufgeklärter, mündiger Patienten Bescheid, denn letztlich entscheidet die Patientenzufriedenheit auch über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg einer Arztpraxis. Freilich können Falschinformationen oder für Laien unverständliche Fachpublikationen im Internet dazu führen, dass die Kompetenz des Arztes völlig zu unrecht vom Patienten angezweifelt wird.

“Das Risiko besteht zweifellos, doch diese Irrtümer und Missverständnisse sind vom Arzt leicht aufzuklären, und das dadurch entstandene Gespräch kann dann sogar vertrauensbildend wirken”, meint Gerald Bachinger, Leiter der Niederösterreichischen Patienten- und Pflegeanwaltschaft und Sprecher der Patientenanwälte Österreichs.

Patienten informieren, Ärzte zur Reflexion ermutigen

Aus seiner Tätigkeit weiß Bachinger, wo die meisten Probleme entstehen und hat deshalb eine deutsche Initiative vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin aufgegriffen und nach Österreich gebracht. Formuliert wurde ein detaillierter Fragenkatalog, aus dem dann eine praktische Checkliste erarbeitet wurde, die es Patienten ermöglichen soll, die für sie “richtige” Ordination auswählen zu können.

Bachinger sieht in der Checkliste auch ein geeignetes Instrument für Ärzte, um die Kommunikation mit dem Patienten zu verbessern: “Es nutzt schlussendlich allen, wenn der Patient sich verstanden fühlt und dadurch bereit ist, zu tun, was der Arzt für richtig hält. Niemand sollte sich heute noch vom Expertenstatus einschüchtern lassen und bei schwierigen Entscheidungen unbedingt eine zweite Meinung einholen.”

“Compliance” – also die Bereitschaft des Patienten, sich kooperativ zu verhalten und verordnete Therapien auch wirklich zu absolvieren – ist im heutigen Gesundheitsmanagement von zentraler Bedeutung und fordert nicht nur vom Arzt sondern auch vom Patienten Vertrauen und Disziplin.

Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?

Nachfolgend haben wir die wichtigsten Fragen zusammengefasst, die bei der Beurteilung Ihres Vertrauensarztes behilflich sein sollen. Die gesamte Checkliste samt Erläuterungen finden Sie unter checkliste Arztpraxis – www.patienten-information.de

– Nimmt der Arzt mich und mein gesundheitliches Problem ernst?
– Erhalte ich von meinem Arzt eine ausführliche und verständliche Information und Beratung?
– Erhalte ich von meinem Arzt Hinweise auf weiterführende Informationsquellen und Beratungsangebote?
– Bezieht mich mein Arzt in alle Entscheidungen bezüglich meiner gesundheitlichen Situation ein?
– Werde ich von Arzt und Praxispersonal freundlich und respektvoll behandelt?
– Erhalte ich ohne Probleme Zugang zu meinen Patientenunterlagen?
– Akzeptiert mein Arzt, dass ich im Zweifelsfall eine zweite Meinung einholen möchte?
– Wird in der Praxis der Schutz meiner Person und Intimsphäre gewahrt?
– Wird in der Praxis der Schutz meiner persönlichen Daten gewahrt?
– Kann ich Arzt und Arztpraxis gut erreichen?
– Ist die Arztpraxis/Ordination barrierefrei?

Tipps für den Arztbesuch¹

  • Stellen Sie eine Liste mit den Medikamenten zusammen, die Sie gerade einnehmen. Notieren Sie dabei auch frei verkäufliche Präparate (Vitamine, pflanzliche Präparate usw.).
  • Wenn Sie bereits Befunde von einem anderen Arzt haben, nehmen Sie diese zum aktuellen Arztbesuch mit.
  • Schreiben Sie sich die Fragen auf, die Sie Ihren Arzt fragen möchten.
  • Soferne Sie medizinische Unterlagen besitzen (Röntgenpass, Impfpass, Diabetikerpass oder ähnliches), nehmen Sie diese ebenfalls zum Arztbesuch mit.
  • Sagen Sie beim Arztbesuch sofort, wenn Sie etwas nicht verstehen.
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und welche kommen für Ihre persönliche Situation in Frage?
  • Mit welchen Risiken und Einschränkungen muss gerechnet werden?
  • Welche Neben- oder Wechselwirkungen können die verordneten Medikamente haben?
  • Vertragen sich die neuen Medikamente mit jenen, die gegebenfalls bereits eingenommen werden?
  • Werden sich die Behandlungen auch auf meinen Lebensalltag auswirken, und wenn ja, wie?
  • Welche Behandlungsalternativen gibt es?
  • Müssen regelmßige Kontrollen erfolgen? wenn ja, welche und wie häufig?

Beachten Sie, dass die vertrauensvolle Beziehung von Arzt und Patient aber letztlich nicht durch Checklisten und Fragenkataloge, sondern durch das vertrauensvolle Miteinander entsteht.

—————

¹ Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin – äzq Schriftenreihe Band 34

--------------------------

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Barrierefreie Ordinationen
– Österreichs Patienten mit Ärzte-Wartezimmern wenig zufrieden
– Das große Geschäft mit Patientendaten

Das könnte Ihnen auch gefallen …