Milzbrand-Medikament wird knapp

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Milzbrand

Weil der Bayer-Konzern die sprunghaft angestiegene Nachfrage nach dem Anthrax-Medikament Ciprobay nicht befriedigen kann, wird nun die US-Regierung aktiv. Andere Hersteller sollen loslegen – Patentrecht hin oder her.


Ein vorzeitiges Auslaufen des Patentschutzes für das Milzbrand-Antibiotikum Ciprofloxacin, wie es US-Senator Charles Schumer gefordert hatte, komme nicht infrage: “Wir konnten schon bisher alle Anforderungen erfüllen. Und da wir trotz stark erhöhter Nachfrage auch in Zukunft lieferfähig sein werden, besteht für uns kein Grund, den Patentschutz derzeit aufzuheben”, erklärte Christina Sehnert, Sprecherin des Arzneimittelproduzenten Bayer AG.

Nach den Anschlägen mit Anthraxerregern in den USA ist es zu Hamsterkäufen von Ciprofloxacin gekommen, das US-Gesundheitsministerium gewährte umgerechnet knapp neun Milliarden Schilling (650 Millionen Euro) für den Ankauf von Cipro, das als einziges Antibiotikum in den USA zur Behandlung von Lungenmilzbrand zugelassen ist. “Aber nur gegen Lungenmilzbrand, nicht gegen Hautmilzbrand, der nach den Anschlägen auch aufgetaucht ist”, schränkte Sehnert ein.

Momentan werden zwei Auswege diskutiert: Zum einen könnte der Patentschutz unterlaufen werden, den Bayer in den USA bis Ende 2003 genießt. Zum anderen könnte die Wirksamkeit anderer Medikamente für die Anthrax-Behandlung überprüft werden.

Alternativen

Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, reaktiviere Bayer derzeit ein stillgelegtes Werk in Deutschland, in zwei Wochen werde die Produktion des weltweit vertriebenen Wirkstoffes um 25 Prozent angehoben. Und die Antibiotikaproduktion in den USA soll dann verdreifacht werden – von derzeit 60.000 Pillen in drei Monaten auf vorerst 200.000 Stück.

Gegen Anthrax helfen neben Cipro auch von anderen Herstellern angebotene Tetrazykline, Penicillin und Breitbandantibiotika wie Erythromycin oder Chloramphenicol – die auch in Österreich zugelassen sind.

“Es gibt keine Hinweise, dass die anderen Medikamente weniger wirksam sind”, sagte die FDA-Medizinerin Sandra Kweder der “New York Times”. Bereits in den fünfziger Jahren wurden Penizilin und Doxizyklin auch für die Milzbrand-Behandlung zugelassen. Es gibt allerdings Anthrax-Sporen, gegen die nur Cipro etwas ausrichten kann, deshalb wurde die Zulassung für andere Mittel nicht mehr erneuert. Nach Angaben von Kweder töten Penizilin und Doxizyklin aber zuverlässig die Anthrax-Bakterien ab, die in Washington gefunden wurden.

© www.derstandard.at/ © www.der.spiegel.de

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