Medizinlexikon: Haut [Organe]

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Haut, Oberhaut, Lederhaut

Von allen menschlichen Organen ist die Haut mit einer Oberfläche bis zu 2 m² das größte. Je nach Alter, Geschlecht und Körpergröße wiegt sie bis zu 10 kg, was im Schnitt beachtliche 16 % des Körpergewichts ausmacht. Zunächst erfüllt die Haut wichtige Funktionen als Sinnesorgan: Druck- und Temperatur-Rezeptoren verschaffen uns einen ausgeprägten Tastsinn und ein komplexes Temperaturempfinden. Auch Vibrationen oder Schmerz werden über die Haut wahrgenommen, außerdem transportiert sie über Pheromone Geruchsbotschaften. Durch Erröten oder Erblassen ist sie schließlich ein Teil der Mimik und somit der Kommunikation.


Doch zu allererst fungiert die Haut als Schutzmantel des menschlichen Körpers: Sie schützt vor Kälte wie vor Hitze und – umgekehrt – vor Wärme- und Wasserverlust. Durch ihren Säureschutzmantel beugt sie dem Eindringen von Mikroorganismen vor. Außerdem bildet sie eine Barriere gegenüber mechanischem Druck, Stößen, Reibung und chemisch bedingten Gefahren.

Die Durchblutung der Haut unterstützt die Regulation von Kreislauf und Körperwärme, das Ausscheiden von Schweiß über Drüsen verhindert eine Überhitzung des menschlichen Körpers. Reparaturzellen setzten bei Verletzungen sofort mit der Wiederherstellung der betreffenden Stellen ein.

Die Haut setzt sich aus mehreren Schichten zusammen. Von außen nach innen betrachtet sind dies:

Die Epidermis (Oberhaut)

An der dünnsten Stelle erreicht die Epidermis eine Dicke von gerade einmal 0,03 mm, an Schwielen von Fußsohlen und anderen dicken Stellen hingegen bis zu zwei Millimeter. Die Oberhaut besteht in sich aus fünf Schichten: Hornschicht, Glanzschicht, Körnerzellschicht, Stachelzellschicht und Basalschicht.

In der Basalschicht finden sich Melanozyten, Merkelzellen, Langerhanszellen und T-Lymphozyten. Die Melanozyten sind für die Pigmentbildung (Hautfärbung) verantwortlich. Die Merkelzellen sind mit Nervenfasern verbunden und bilden einen Teil des Tastsinns. Die Langerhanszellen und T-Lymphozyten schließlich sind Teil des Immunsystems der Haut. Die beiden innersten Schichten („Keimschichten“), also Basal- und Stachelzellschicht bilden stets neue lebende Zellen und sorgen für Nachschub in die drei darüber liegenden Ebenen.

In der Körnerzellschicht wird Keratohyalin hergestellt, das sich in der Glanzschicht als fettähnliche Masse ausbreitet. Aus der Glanzschicht wiederum schieben sich verhornte Zellen in die Hornschicht, aus der diese stetig abgestoßen werden. Auf diese Weise entsteht etwa alle 30 Tage eine komplett erneuerte oberste Hautschicht.

Corium oder Dermis (Lederhaut)

Die Lederhaut ist eine elastische Hautschicht, die neben Haarbläschen, Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen sehr viel locker verwobenes Bindegewebe enthält. Sie unterteilt sich in Zapfenschicht und Netzschicht. Bis zur Zapfenschicht reicht das Lymphsystem, und diese versorgt die Epidermis mit Nährstoffen. Die Zapfenschicht beherbergt zudem Rezeptoren für Wärme, Kälte und den Tastsinn und enthält wichtige Zellen der Immunabwehr.

Die Netzschicht basiert auf einem dichten Netz aus Kollagenfasern, gefüllt mit elastischem Bindegewebe und sorgt so für Festigkeit und Elastizität der Haut. Bindegewebe und Kollagenfasern verlaufen immer in eine bestimmte Richtung („Langersche Spaltlinien“). In diese Richtung weist die Haut die geringste Dehnbarkeit auf. Bei Operationen werden Schnitte daher nach Möglichkeit entlang dieser Linien gesetzt, um Narbenbildungen zu minimieren.

Subcutis (Unterhaut)

Die Unterhaut besteht aus lockerem Bindegewebe, in das Fettpolster eingelagert sind, die für die Wärmeisolierung sorgen. Sie reicht nach innen bis zu der aus sehr festen Kollagenfasern bestehenden Körperfaszie, die die Abgrenzung zur Muskulatur bildet. Gleichzeitig laufen von dort Fasern nach außen bis zur Lederhaut, die für einen festen Halt der Haut sorgen. Abhängig von der Stärke dieser Fasern ergibt sich die „Verschiebbarkeit“ der Haut.

Entwicklung der Haut mit zunehmendem Alter

Mit zunehmendem Alter wird die Haut dünner, die Fettschichten, Kollagenfasern und die elastischen Fasern nehmen ab und auch die Zahl der eingelagerten Schweißdrüsen wird geringer. Ebenso geht die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen durch geringere Durchblutung zurück. Folge: Die Haut wird weniger elastisch und dadurch leichter verletzbar, Wunden haben ein höheres Infektionsrisiko und heilen langsamer.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Körperatlas (body browser): die Haut – das größte menschliche Organ
– Liste der Hauterkrankungen
– Blutschwämmchen und Feuermale
– Tattoo & Piercing
– Neurodermitis
– Nesselsucht
– Akne

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Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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