Karde | Heilpflanzenlexikon
Die (Wilde) Karde ist eine zweijährige, krautige Pflanze. Ihrer Ähnlichkeit mit der Distel verdankt sie wohl ihren deutschen Namen (lat. carduus = Distel), mit der sie jedoch nicht verwandt ist.
Den wissenschaftlichen Namen (Dipsacus), abgeleitet vom griechischen „dipsa“ (Durst), erhielt sie vermutlich daher, weil sich in ihren verwachsenen Blattachseln Regenwasser sammelt, das vor allem von Vögeln zum Trinken genutzt wird.
Die abgeblühten Köpfe der Karde wurden bis ins 20. Jahrhundert zum Kämmen von ungesponnener Wolle genutzt. Inzwischen werden dafür jedoch Maschinen eingesetzt.
In der Homöopathie wird die Karde bei Hautkrankheiten verwendet. Die Naturheilkunde nutzt sie auch bei Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Kopfschmerzen.
Nach neuesten Erkenntnissen soll die Wurzel der Karde auch als Heilmittel bei Borreliose helfen. Dies ist jedoch wissenschaftlich nicht erwiesen. Bisher findet die Karde in der Schulmedizin keine Verwendung.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name: Dipsacus fullonum
- Familie: Kardengewächse (Dipsacaceae)
- Wuchshöhe: bis zu 180 cm
- Farbe der Blüten: Violett, selten Weiß
- Sammelzeit: Herbst und Frühjahr
- Vorkommen: in Europa und in Teilen Afrikas und Asiens
- Standorte: sonnige Lage; stickstoffhaltige, kalkreiche, humose Böden
- verwendete Pflanzenteile: Wurzel
Synonyme
Igelkopf, Immerdurst, Kämme, Kardätschendistel, Kratzkopf, Krempeltestel, Raukarde, Schuttkarde, Strähl, Tuchkart, Venusbecken, Wald-Karde, Walkerdistel, Weberdistel
Wirksame Inhaltsstoffe
Bitterstoffe, Gerbstoffe (Tannin), Glykoside (Saponin, Scabiosid), Inulin, Iridoide, Kalisalze
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Die Karde (Dipsacus fullonum) wird in der Naturheilkunde vor allem bei Infektionen und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt, insbesondere bei der begleitenden Behandlung von Borreliose. Sie besitzt angeblich immunstimulierende und entgiftende Eigenschaften, was auf die in der Wurzel enthaltenen Bitterstoffe und sekundären Pflanzenstoffe zurückgeführt wird.
Die Karde wirkt adstringierend, antibakteriell, blutreinigend sowie harn- und schweißtreibend.
Außerdem stärkt sie das Immunsystem und regt das Lymphsystem an.
Auf folgenden Gebieten findet die Karde Anwendung:
- Arthritis
- Borreliose
- Durchfall
- Fettleibigkeit
- Fingerwunden
- Furunkel
- Gallenbeschwerden
- Gallenschwäche
- Gelbsucht
- Gicht
- Hautkrankheiten
- Kopfschmerzen
- Magenschwäche
- Ödeme
- Rheuma
- rissige Haut
- Sommersprossen
- Verdauungsschwäche
- Warzen
- Wassersucht
Dosierung und Anwendung
Aus der Kardenwurzel kann man Tee zubereiten und diesen beispielsweise bei Verdauungsproblemen oder Kopfschmerzen trinken.
Hierfür lässt man 1 TL zerkleinerte (frische oder getrocknete) Wurzeln mit 150 ml Wasser aufkochen und seiht den Aufguss ab. Davon trinkt man 3 Mal täglich 1 Tasse vor den Mahlzeiten.
Äußerlich kann man die Abkochung auch zur Behandlung von Hautkrankheiten verwenden.
Warnhinweise
- Die Anwendung von Kardenwurzeln kann Auslöser von Hautausschlägen sein.
- Das Auftreten von Kreislaufproblemen, Herzrasen, Angstzuständen, oder Schüttelfrost ist in seltenen Fällen beobachtet worden.
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
Getrocknete wilde Distel: Karde als Dekorpflanze
Neben ihrer Anwendung als Heilpflanze findet die Karde auch als dekorative Pflanze immer mehr Anklang. Die getrockneten Blütenstände der wilden Karde, die durch ihre außergewöhnliche Form und Struktur auffallen, sind in der Floristik besonders beliebt.
Die schönen Pflanzen sind als Trockenblumen heiß begehrt aber doch ziemlich teuer. Ein Kauf ist aber gar nicht unbedingt notwendig, denn Karde finden sich bei uns auch in der Natur.
Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) ist in Österreich vor allem in sonnigen, nährstoffreichen Standorten anzutreffen. Sie wächst bevorzugt an Böschungen, Wegrändern, auf Brachflächen und an Ufern von Flüssen und Bächen.
Besonders im Sommer und Herbst ist die Wilde Karde gut zu erkennen: Die hochgewachsenen, stacheligen Stängel und die purpurnen Blüten ziehen dann auch Insekten wie Schmetterlinge und Bienen an.
Ihre markanten, stacheligen Köpfe mit den feinen Borsten und die kräftigen sehr langen Stängel verleihen herbstlichen Gestecken oder Trockensträußen eine rustikale, wilde Ästhetik.
Besonders in Kombination mit Gräsern, Eukalyptus oder anderen Trockenblumen entfalten sie eine besondere Wirkung und lassen sich harmonisch in moderne, natürliche Wohnkonzepte integrieren.
Aufgrund ihrer robusten Struktur und der langen Haltbarkeit bleiben Kardendisteln in getrocknetem Zustand über viele Monate ansehnlich und benötigen keinerlei Pflege. Auch als Einzelstücke in einer Vase wirken sie eindrucksvoll und bringen ein Hauch von wilder Natur ins Zuhause.
Beim Sammeln der Kardendisteln aus der freien Natur ist jedoch auf den Naturschutz zu achten. Da die Pflanze nicht überall reichlich vorkommt, ist jedenfalls Zurückhaltung angebracht und nicht mehr als drei bis vier Stück gepflückt werden.
Zudem unbedingt an Handschuhe denken, denn die Disteln verfügen über bereits erwähnte kleine Dornen bzw. Stachel und können auf ungeschützten Händen damit unangenehme kleine Verletzungen hervorrufen.
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Linktipps
– Was ist Homoeopathie?
– Mistel gegen Verdauungsschwäche
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– Vorsicht im Umgang mit Heilpflanzen
– Heilpflanzenlexikon – Index
[Verfasst 06/2011, Update: 10/2023]