Kamille | Heilpflanzenlexikon

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Kamille, Echte Kamille, Naturheilmittel

Die (Echte) Kamille gehört mit Sicherheit zu den beliebtesten und bekanntesten heimischen Heilpflanzen. Bereits in der Antike nutzten die Ägypter die Kamille zur Behandlung von Erkältungen, Fieber, Schmerzen und in der Frauenheilkunde. Im alten Rom wurde sie zur Beruhigung bei Depressionen oder Schlafstörungen eingesetzt, sowie als Mittel gegen Schlangenbisse.


Die Kamille wurde sowohl von den Ägyptern als auch von den nordischen Völkern dem jeweiligen Sonnengott (Ra bzw. Baldur) gewidmet, wobei es sich in Ägypten wahrscheinlich nicht um die Echte Kamille, sondern um die Römische Kamille gehandelt haben dürfte.

Die Kamille ist eine einjährige Pflanze, die Stängel stehen aufrecht und kahl und sind im oberen Bereich stark verzweigt. Ihre Blüten, die ausgeprägt duften, bestehen aus goldgelben Röhrenblüten und weißen Zungenblüten.

Von der Kamille verwendet werden die Blüten, und zwar vorwiegend zur Herstellung von Tees. In freier Natur ist die Kamille kaum mehr anzutreffen, da sie die Nähe von Getreide liebt, aber in der Landwirtschaft als Unkraut bekämpft wird. Kamillentee ist aber in nahezu jedem Supermarkt (als Beuteltee) erhältlich.

Die Kamille wurde in Deutschland vom VDD (Verband deutscher Drogisten) zur Arzneipflanze des Jahres 1987 gewählt.

Kenndaten

  • Wissenschaftlicher Name: Matricaria chamomilla
  • Familie: Korbblütler (Asteraceae)
  • Wuchshöhe: bis zu 50 cm
  • Farbe der Blüten: goldgelbe Röhrenblüten mit hellweißen Zungenblüten
  • Sammelzeit: Mai bis Juli
  • Vorkommen: ursprünglich aus Süd- und Osteuropa, heute in ganz Europa, Nordamerika, Asien und Australien
  • Standorte: sonnig; durchlässige und sandige Böden
  • verwendete Pflanzenteile: Blüten

Synonyme

Apfelblümlein, Apfelkraut, Feldkamille, Ganille, Garmille, Garnille, Gramillen, Haugenblume, Helmergen, Helmriegen, Hermel, Hermelin, Herminzel, Kamelle, Kammerblume, Kornkamille, Kühmelle, Kummerblume, Laugenblume, Mägdeblume, Mariamagdalenakraut, Mueterchrut, Muskatblume, Mutterkraut, Remi, Romerei

lateinische Synonyme: Chamomilla recutita, Matricaria recutita

Wirksame Inhaltsstoffe

Anissäure, Apiin, ätherisches Öl (Chamazulen), Azulen, Bestandteile von ätherischen Ölen (Farnesol, Borneol, Salicylate, Thujon, Bisabolol), Bitterstoffe, Cumarine (Aesculetin, Herniarin, Isoscopoletin, Scopoletin, Umbelliferon), Flavonoide (Apigenin, Quercetin, Chrysoeriol, Rutin, Hyperosid, Cosmosiin), Gerbsäure, Gerbstoff, Harz, Kaffeesäure, Oleanolsäure, Schwefel, Sesquiterpenlactone (Matricin), Syringasäure, Vanillinsäure, Werg

Heilwirkung und Anwendungsgebiete

Die Kamille gilt als antibakteriell, austrocknend, beruhigend, blutreinigend, harntreibend, krampflösend, menstruationsfördernd, milchbildend, schmerzlindernd, schweißtreibend und tonisierend. Sie findet auf folgenden Gebieten Anwendung:

  • Abszesse
  • Afterjucken
  • Allergien
  • Asthma
  • Aufstoßen
  • Bauchweh
  • Blähungen
  • Blasenentzündung
  • Blasenschwäche
  • Brechreiz
  • Darmkoliken
  • Darmkrämpfe
  • Darmschleimhautentzündung
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • entzündete Wunden
  • Entzündungen des Mund-, Nasen- und Rachenraumes
  • Entzündungen im Genital- oder Afterbereich
  • Erkältungskrankheiten
  • Erysipel (Rotlauf)
  • Fieber
  • Furunkel
  • Gallenkolik
  • Gastritis
  • Geschwüre
  • Gicht
  • grippale Infekte
  • Gürtelrose
  • Halsentzündungen
  • Hämorrhoiden
  • Hautleiden
  • Hexenschuss
  • Husten
  • Ischias-Schmerzen
  • Juckreiz
  • Kopfschmerzen
  • Lymphknoten-Schwellungen
  • Magen- und Darmschleimhautentzündung
  • Magenkrämpfe
  • Mandelentzündung
  • Menstruationsbeschwerden
  • Mundgeruch
  • Nagelbettentzündung
  • Nebenhöhlenentzündung
  • Nervenschmerzen
  • Nervosität
  • Neuralgien
  • Nierenkolik
  • Reizdarm
  • Reizmagen
  • Rheuma
  • Schlaflosigkeit
  • Schnupfen
  • Sodbrennen
  • Stress
  • Übelkeit
  • Unterleibserkrankungen
  • Verdauungsschwäche
  • Verdauungsstörungen
  • Verstopfung
  • Weißfluss
  • Wundheilung
  • Zahnfleischentzündungen
  • Zwölffingerdarmgeschwür


Dosierung und Anwendung

Aus der Kamille werden vorwiegend Tees zubereitet, sie eignet sich aber auch zur Herstellung von Tinkturen oder als Badezusatz.

Tee:
2 TL getrocknete Blüten mit ¼ Liter heißem Wasser aufgießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Dieser Tee ist auch zum Gurgeln geeignet.

Tinktur:
20 g getrocknete Blüten in 150 ml 70 %-igem Alkohol ansetzen, 7 Tage lang ziehen lassen, abseihen und in einer dunklen Flasche lagern.

Bei akuter Gallen- oder Nierenkolik: 20 Tropfen einnehmen, alle 10 Minuten bis zum Nachlassen der Schmerzen wiederholen.
Bei Gastritis und Magengeschwür: zumindest 4 Wochen hindurch 15 Tropfen jeweils nach den Mahlzeiten einnehmen
Bei Hals- und Rachenentzündung: Tinktur mit Wasser 1 : 2 verdünnen, damit regelmäßig gurgeln.
Bei Menstruationsbeschwerden: 3 Tage vor der Regel beginnend, jeweils 15 Tropfen nach den Mahlzeiten einnehmen.

Badezusatz:

50 g Blüten mit einem Liter heißem Wasser übergießen und abgedeckt 15 Minuten stehen lassen, bevor man diese Mischung ins Badewasser gießt.

Warnhinweise

Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern. Nicht im Augenbereich anwenden, da die Kamille reizend auf die Augen wirken kann.

Die Echte Kamille kann leicht mit der Hundskamille verwechselt werden; diese ist zwar nicht giftig, aber als Heilpflanze wertlos. Unterscheiden kann man sie am besten am Blütenkopf, der im Gegensatz zur Hundskamille bei der Echten Kamille hohl ist. Außerdem duftet die Hundskamille nicht.

Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.

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Linktipps

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– Baldrian | Heilpflanzenlexikon
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