Botulismus | Krankheitslexikon

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Botulismus

Botulismus ist eine durch das Bakterium Clostridium botulinum verursachte Nahrungsmittelvergiftung. Die Bakterien können unter Luftabschluss, zum Beispiel in Einmachgläsern oder Büchsen, reifen, sich vermehren und Nervengifte (Neurotoxine) bilden. In Deutschland ist Botulismus dank guter hygienischer Lebensmittelbedingungen mit 50 bis 100 Fällen pro Jahr eine eher seltene Erkrankung.


Wie bekommt man Botulismus?

Die Erreger des Botulismus, die Clostridien, bilden sich unter luftarmen Bedingungen. So können sie sich in Nahrungsmitteln, die man selbst eingeweckt hat, z. B. selbstgemachter Marmelade, oder in verunreinigter Dosennahrung sowie in Räucherwaren befinden und durch deren Verzehr aufgenommen werden. Verdächtig sind “bombierte” Konserven, deren Deckel sich wölben. Die Nahrung selbst sieht unauffällig aus und riecht und schmeckt auch normal. Die von den Clostridien gebildeten Gifte (Toxine) werden durch 15-minütiges Kochen, also Erhitzen auf 100 Grad Celsius, abgetötet.

Die Clostridien können sich aber nicht nur in Nahrungsmitteln, sondern auch im Darm (vor allem bei Säuglingen) oder in Wunden vermehren. Der Nahrungsmittelbotulismus kommt allerdings wesentlich häufiger vor als der Säuglings- und Wundbotulismus.

Welche Beschwerden treten bei Botulismus auf?

Wenige Stunden bis Tage nachdem die verunreinigte Nahrung verzehrt wurde, beginnt der Botulismus mit Magen-Darm-Beschwerden. Es kommt zu Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfen. Dann treten durch das Nervengift der Clostridien verursachte Lähmungen auf. Zunächst sind meist der Sehnerv und die Augenmuskeln betroffen, was zu weiten Pupillen, Doppelt- und Verschwommensehen führt. Die Augenlider hängen schlaff herunter. Sprech- und Schluckstörungen kommen hinzu. Schreiten die Lähmungen weiter fort, können sie schließlich das Zwerchfell betreffen und Atemnot bis hin zum Atemstillstand verursachen. Daneben leiden die Erkrankten oft unter einem trockenen Mund, Verstopfung und können nicht mehr Wasser lassen. Das Bewusstsein und die Empfindung sind allerdings nicht beeinträchtigt.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die typischen Symptome, die durch das Nervengift verursacht werden, lassen eine Nahrungsmittelvergiftung durch Clostridium botulium vermuten. Vor allem dann, wenn mehrere Personen nach dem Verzehr eingemachter Speisen, wie einer Konserve oder selbst hergestellter Marmelade, gleichzeitig erkrankt sind. Der Arzt wird eine gründliche körperliche sowie eine neurologische Untersuchung durchführen. Das Gift kann in Nahrungsresten, im Erbrochenen, im Magensaft, im Stuhl oder im Blut nachgewiesen werden. Der Tierversuch mit Mäusen dauert ein bis zwei Tage, ist nicht immer aussagekräftig und wird deshalb heutzutage in der Regel nicht mehr durch geführt. Beim Wundbotulismus findet man das Bakterium auch im Wundsekret.

Wie behandelt man Botulismus?

Eine Behandlung ist unbedingt notwendig, denn unbehandelt versterben bis zu 70 Prozent der Betroffenen an Botulismus. Unter intensivmedizinischer Behandlung überleben unter zehn Prozent die Nahrungsmittelvergiftung nicht.

Zunächst sollte man versuchen, das Gift aus Magen und Darm zu entfernen. Dazu wird mit Abführmitteln, Darmspülungen und ggf. auch Magenspülungen abgeführt. Schon beim Verdacht auf Nahrungsmittelbotulismus sollte der Betroffene ein Gegengift (Antitoxin) vom Pferd erhalten. Dieses bindet das noch im Blut befindliche Botulinusgift und macht es unschädlich. Allerdings kann dieses tierische Gegengift allergische Reaktionen auslösen, deshalb muss vorher dessen Verträglichkeit getestet werden. Dies geschieht, indem man eine kleine Menge des Antitoxins auf die Bindehaut des Auges aufträgt (Konjunktivaltest). Ist diese daraufhin übermäßig gerötet, schmerzhaft und entzündet, deutet dies auf eine Unverträglichkeit hin.

Beim Wundbotulismus wird die Wunde durch den Chirurgen gereinigt und ggf. ausgeschnitten. Außerdem erhält der Betroffene Penizillin, ein Bakterien-abtötendes Medikament (Antibiotikum). Sollten bereits schwerwiegende Lähmungen, z. B. eine Atemlähmung, eingetreten sein, muss der Erkrankte auf einer Intensivstation behandelt und ggf. sogar künstlich beatmet werden.

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